Am Dienstagmorgen um kurz nach sieben Uhr war es so weit: Die erste Ryanair-Maschine hob vom Flughafen Frankfurt-Main aus ab in den Himmel. Es war der Beginn des Flugbetriebs für die irische Billiglinie auf dem größten deutschen Flughafen. Im November 2016 hatte Ryanair angekündigt, künftig auch von Rhein-Main aus starten zu wollen, Fraport und das Land Hessen machten Anfang Dezember den Weg dafür mit satten Rabatten frei. Inzwischen kündigte Ryanair an, zum Winterflugplan sogar sieben Flugzeuge in Frankfurt stationieren und damit insgesamt 24 Routen anbieten zu wollen – deutlich mehr und zwei Monate früher als ursprünglich geplant.

Nun fliegen die Ryanair-Maschinen auch von Frankfurt ab – hier eine Maschine am Flughafen Hahn. – Foto: gik

Zwei Maschinen, vier Ziele in Spanien und Portugal, und das ab dem Sommer 2017, so hatte Ryanair ursprünglich im November 2016 seine Pläne für Frankfurt Rhein-Main benannt. Schon das war ein schwerer Schlag für den Hunsrück-Flughafen Frankfurt-Hahn, bislang das Zuhause der irischen Billiglinie in Deutschland. Doch der Hahn schwächelt seit Jahren, die Passagiere fliegen inzwischen lieber von zentraler gelegenen Flughäfen – und Ryanair baute sein Angebot in Luxemburg und Köln-Bonn eifrig aus. Bis dahin hatten die Iren den Gang nach Rhein-Main gescheut, der hohen Landegebühren wegen.

Das änderte sich, als die Fraport im Herbst 2016 ein unwiderstehliches Angebot machte: Der Frankfurter Flughafen-Betreiber lockte auf einmal gleich mehrere Billigfluglinien mit satten Rabatten für neue Flieger. Die neue Entgeltordnung musste jedoch vom hessischen Verkehrsministerium genehmigt werden – am Ende kam ein Rabattsystem heraus, das die Fluglinien stark bevorzugt, die ihre Passagierzahlen massiv steigern können. Das aber wiederum bevorzugt neue Fluglinien, entsprechend sauer äußerte sich die Lufthansa, deren Heimatflughafen immerhin Frankfurt-Rhein-Main ist. Die Fraport feierte den Erfolg als positiv für die Zukunft des Flughafens, Kritiker schimpften hingegen, das Unternehmen wechsele offenbar aus lauter Verzweiflung seine Strategie und befördere mit den Billigairlines den Fluglärm in der Region.

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Das Gewusel von Flugzeugen in Frankfurt nimmt zu, dank der Billigflieger. Die Lufthansa is not amused. – Foto: Lufthansa

Nun sind die Billigflieger da, am 28. März feierte Ryanair Basiseröffnung in Frankfurt – mit dem ersten Flug nach Mallorca. Der für 6.50 Uhr geplante Start habe sich gleich mal um 19 Minuten verzögert, der Jungfernflug sei aber bis auf wenige Plätze ausgebucht gewesen und gegen 9.00 Uhr auf der Balearen-Insel gelandet, berichtete die Hessenschau. Ab sofort gebe es täglich morgendliche Flüge nach Mallorca und Malaga, am Nachmittag nach Alicante und Faro und jeweils zurück. „Mehr Ryanair heißt: Mehr Landungen kurz vor 23.00 Uhr“, schreibt der Kollege Frank van Bebber weiter und bestätigte damit Befürchtungen von Fluglärm-Gegnern, die Billigflieger würden ausgerechnet den Lärm in den Nachtrandstunden verstärken.

Doch das Geschäft boomt offenbar: Am 21. März gab Ryanair bekannt, man werde wegen der hohen Buchungsnachfrage seine Flüge im Winterflugplan ab Frankfurt zwei Monate früher als geplant starten. 17 neue Strecken des Winterflugplans würden bereits im September gestartet, sagte Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs. Drei weitere Strecken sollen Ende Oktober aufgenommen werden, zudem würden weitere fünf Flugzeuge in Frankfurt stationiert. Ryanair werde damit in Zukunft mit 24 Routen rund 2,3 Millionen Kunden pro Jahr am Flughafen Frankfurt am Main befördern, sagte Jacobs stolz. Auch die vier Verbindungen im Sommerflugplan verzeichneten Rekordbuchungen, sagte Jacobs – die Fluglinie lockt derzeit die Kunden mit Schnäppchenpreisen.

Kritiker befürchten durch die Billigflieger noch mehr Fluglärm – wie hier auf unserer Karikatur zur 200. Montagsdemo am Frankfurter Flughafen. – Grafik: Bianca Wagner

Angeflogen werden sollen ab Herbst neben Spanien, Mallorca und Portugal auch Italien, Polen, Griechenland, Frankreich, die kanarischen Inseln und Großbritannien – so soll etwa zweimal täglich eine Maschine nach London gehen, tägliche Verbindungen etwa nach Athen, Madrid und Venedig. Damit greift Ryanair die großen Platzhirsche wie die Lufthansa frontal an. Die ist entsprechend sauer: Hessen subventioniere den schärfsten Gegner des größten Arbeitgebers in Hessen, klagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr laut Hessenschau – nicht ausgeschlossen, dass die Airline sogar noch gegen die neuen Gebühren vor Gericht zieht. Zum Vergleich: Der Hessenschau zufolge hat die Lufthansa 190 Flugzeuge in Frankfurt stationiert und befördert im Jahr 39,2 Millionen Passagiere zu 165 Zielen.

Neben Ryanair will auch die Billigfluglinie Wizzair ab Sommer nach Sofia und Budapest fliegen, 2018 soll die Lufthansa-Billigtochter Eurowings nach Frankfurt kommen. Das hat Auswirkungen auf die Kapazitäten am Flughafen: Laut Hessenschau will die Fraport ab Winter die Zahl der in einer Stunde möglichen Zahl von Starts und Landungen von 100 auf 104 hochsetzen lassen.

Das Bündnis der Bürgerinitiativen kritisiert unterdessen, dass es der Fraport schon jetzt nicht gelinge, trotz sinkender Flugbewegungen den Fluglärm zu reduzieren: Die Zahl der Flugbewegungen sei 2016 im Vergleich zum Sommer 2015 laut Fraport-eigenem Schallschutzbericht um 2,5 Prozent zurückgegangen, leiser geworden sei es aber laut Fraport-Messungen dadurch nirgendwo, sagte Bündnis-Sprecher Thomas Scheffler. Tatsächlich schreibt die Fraport selbst in ihrem Bericht, es gebe nur wenig Änderungen an den Dauerschallpegeln der Messstationen – und die seien durch wetterbedingte Abweichungen zu erklären. Der Lärm stagniere oder wachse sogar noch, kritisiert Scheffler und befürchtet: Das geänderte Geschäftsmodell mit den Billigfliegern „wird uns mit Lärm in bisher nicht gekanntem Ausmaß überfluten.“

Info& auf Mainz&: Eine sehr schöne Übersicht zu Ryanair am Frankfurter Flughafen mit Zahlen sowie Pro und Kontra findet Ihr hier bei der Hessenschau. Mehr zu Ryanairs Ankündigung, ab Frankfurt zu fliegen, und was das für den Hahn und die Rhein-Main-Region bedeutet, lest Ihr hier bei Mainz&. Einen ausführlichen Bericht über die neue Gebührenordnung in Frankfurt gibt es hier bei Mainz&. Warum die Fluglärm-Kritiker weiter jeden Montag in Frankfurt demonstrieren, lest Ihr übrigens in diesem Mainz&-Bericht zur 200. Demo in sechs Jahren. Die Schallschutz-Berichte der Fraport findet Ihr hier.

 

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