Am 28. Oktober 2018 sind Landtagswahlen in Hessen, und der Urnengang im Nachbarland birgt durchaus auch Spannendes für die Mainzer: Seit vier Jahren regiert in Hessen Schwarz-Grün, und unter dem grünen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir wurden immerhin Lärmpausen und ein Lärmdeckel für den Frankfurter Flughafen eingeführt. Ein Novum in der hessischen Politik, auch wenn Fluglärmgegnern die Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen. „Wir haben die Richtung der Verkehrspolitik geändert“, heißt es bei den Grünen stolz: Grün baue den Nahverkehr aus und investiere in Radwege – und das soll auch nach der Wahl so weiter gehen: In ihrem Verkehrskonzept wollen die Grünen im hessischen Landtag einen S-Bahn-Ring um Frankfurt, mehr Flatrate-Tickets und langfristig die Einführung elektronischer Fahrkarten.

S-Bahn auf der Kaiserbrücke nach Wiesbaden – die hessischen Grünen wollen das S-Bahn-Netz um Frankfurt herum ausbauen. – Foto: gik

„Wir haben in den vergangenen vier Jahren in der Regierung gezeigt, dass wir wissen, wie wir Ideen Wirklichkeit werden lassen“, heißt es in dem Mobilitätskonzept stolz, „wir wollen auch weiterhin tatsächlich etwas verändern.“ Manches dauere allerdings „etwas länger“, heißt es gleichzeitig, „manchmal muss man Umwege gehen, entscheidend aber ist, dass die Richtung stimmt.“

Und die soll auch nach der Wahl fortgesetzt werden: Mehr ÖPNV, mehr Radschnellwege, das wollen die Grünen auch ab 2019 fortsetzen. „Wir wissen, wie moderne Mobilität für alle funktionieren kann“, betonte die Grünen-Verkehrsexpertin Karin Müller: „In einem System mit unterschiedlichen und möglichst emissionsarmen Verkehrsmitteln, dank Digitalisierung gut vernetzt, das jede und jeden schnell, sicher und klimaschonend an sein und ihr Ziel bringt.“

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Für das Rhein-Mainz-Gebiet heißt das konkret: Ein S-Bahn-Ring um Frankfurt soll die S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet durch einen Ring um Frankfurt entlasten. Das S-Bahn-Netz im Rhein-Main-Gebiet sei „ein Nadelöhr des Schienenverkehrs“, das Land unterstütze bereits den Bau der Regionaltangente West, heißt es. „Wir sprechen uns für weitere tangentiale Schienenverbindungen im Osten des Rhein-Main-Gebiets aus“, sagte Müller. Eine stärkere Nutzung des Bahnhofs Frankfurt-Süd für den Regional- und S-Bahn Verkehr könne zusätzliche Kapazitäten schaffen und die Belastungen des Frankfurter S-Bahn-Tunnels senken. Bis ein S-Bahn-Ring realisiert sei, könnten Busverbindungen die Tangenten stärker abdecken. Auch für die Citybahn zwischen Mainz und Wiesbaden sprechen sich die Grünen mit großem Nachdruck aus.

Radschnellwege sollen Metropolen verbinden, das wollen die hessischen Grünen. – Foto: Stadt Mainz

Dazu sollen Radschnellwege künftig Metropolen miteinander verbinden, erste Strecken würden die Grünen aber eher in der Mitte oder im Norden von Hessen realisieren – etwa zwischen den Unistandorten Gießen und Marburg. „Bequeme Mobilität für alle bedeutet eine bessere Lebensqualität: mit möglichst wenig Lärm und Abgasen, Staus und Verspätungen“, sagte Müller bei der Vorstellung des Konzepts.

 

Kernpunkt des Mobilitätskonzepts sind aber vor allem Flatrate-Tickets nach dem Vorbild des von Al-Wazir geschaffenen Schülertickets: Damit können alle Schüler, Azubis und Beschäftigte im Bundesfreiwilligendienst für einen Euro am Tag in ganz Hessen Bus und Bahn fahren. Das Land Hessen lässt sich das Schülerticket pro Jahr rund 20 Millionen Euro kosten, dafür zahlen die Kunden nur 365 Euro für ein ganzes Jahr.

Für alle 135.000 Angestellten und Beamte des Landes führten die Grünen zudem ein Landesticket ein. „Wir wollen die erfolgreichen Flatrate-Tickets weiterentwickeln und ein Seniorenticket für ganz Hessen einführen“, sagte Müller. Das langfristige Ziel sei sogar ein preiswertes Bürgerticket – allerdings nur für alle Hessen. „Wer ein günstiges Flatrate-Ticket in der Tasche hat und nicht mehr über Tarifzonen, Waben und Anschlusstickets nachdenken muss, für den werden Bus und Bahn zur bequemen und kostengünstigen ebenso wie umweltfreundlichen Alternative“, sagte Müller.

Dazu wollen die Grünen bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode – also bis 2023 – kostenfreies W-Lan in Bussen und Bahnen. Und auch „offline“ müsse ein vergleichbares Qualitätsniveau von Informa­tions-, Buchungs- und Bezahlsystemen gewähr­leistet werden, betont die Partei. Und so träumen die Grünen von der bundesweiten Einführung eines E-Tickets, das entweder per Smartphone oder mit elektroni­scher Chipkarte bedient würde. „Wir haben eine Idee vom Hessen von morgen“, unterstrich Grünen-Fraktionschef Mathias Wagner.  „Wir arbeiten weiter beharrlich mit Leidenschaft und Realitätssinn daran, aus dem Wünschbaren das Machbare zu machen“, fügte er hinzu. Der Frankfurter Flughafen kam in dem Verkehrskonzept übrigens nicht vor.

Info& auf Mainz&: Wir wollten Euch nicht das gesamte Konzept vorbeten und haben deshalb nur die aus unserer Sicht spannendsten Punkte für die Rhein-Main-Region  herausgesucht. Das gesamte Konzept könnt Ihr hier im Internet herunterladen.

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