In Sachen Schiersteiner Brücke lassen die Umweltschützer vom Mainzer Sand nun mit einem ungewöhnlichen Vorschlag aufhorchen: Ein schnelles Baurecht für eine neue Vorlandbrücke auf Mainzer Seite sei möglich, sagt Jürgen Weidmann vom Bündnis „Nix in den (Mainzer) Sand setzen“ – und zwar ganz ohne Klagen von Seiten der Umweltverbände. Dafür müsse nur das Planverfahren für die Vorlandbrücke vom übrigen Verfahren abgetrennt werden, so könne schnelles Baurecht für den Neubau der Vorlandbrücke geschaffen werden.

Schiersteiner Brücke PK vom 2 April 2015 3
Die Vorlandbrücke schneller ausbauen, das wollen die Umweltschützer vom Mainzer Sand – Foto: gik

Das ist ein echter Knüller, klagte die Politik doch stets, ein schneller Ausbau der angrenzenden Autobahn A 543 an die Schiersteiner Brücke werde sich um Jahre verzögern – durch Klagen von Umweltschützern. Mainz& hatte daraufhin ja die Umweltschützer besucht, war mit ihnen durch den Mainzer Sand gestiefelt, und hatte zum großen Erstaunen festgestellt: Blockierer sind die nicht. Nur Leute, die ein Stück einmalige Naturwelt erhalten – und trotzdem die Autos nicht im Stau stehen lassen wollen. Könnt Ihr in der Mainz&-Reportage „Wir waren nie die Verhinderer“ nachlesen.

Zu dieser Haltung passt nun dieser Vorschlag: „Man sollte den nächsten Bauabschnitt in zwei aufteilen, dann können wir für die Vorlandbrücke realativ problemlos und schnell Baurecht schaffen“, sagte Weidmann Mainz&, und betont: „Da wären auch alle dafür – und wir Umweltschützer müssten nicht klagen, weil das Kerngebiet des Mainzer Sands nicht berührt würde.“ Danach könne man in Ruhe über den Rest reden, den restlichen Ausbau der A 643 bis zum Autobahndreieck nämlich.

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Ihr wisst ja, dass der Bund als Bauträger die An 643 unbedingt sechssuprig ausbauen will, obwohl die Autobahn quer durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand verläuft. In Mainz hatten sich deshalb alle Parteien mit den Umweltschützern und dem Land Rheinland-Pfalz auf einen „4+2“-Ausbau geeinigt, also einen Ausbau mit zwei Fahrspuren plus einer Standspur, die in Hochzeiten als dritte Fahrspur genutzt werden kann.

Weidmann auf der Brücke über die A 643 im Mainzer Sand
Naturschützer Jürgen Weidmann auf der Brücke über die A 643 – Foto: gik

Bundesweit gibt es solche Modelle, der Bund baut sie eigentlich gerne, weil sie Platz und Kosten sparen. Und die A 643 ist tatsächlich eine Autobahn, deren Benutzung stark Zeitpunkjts abhängig ist: Im Berufsverkehr voll, sonst aber herrscht hier auch gerne mal gähnende Leere.

Die Umweltschützer sagen nun: Mit einem sechsspurigen Ausbau der Vorlandbrücke habe man keine Probleme, dann könne der Verkehr mit sechs Spuren von der Schiersteiner Brücke weiter geführt werden, und zwar ohne Hindernisse wie die S-Kurven-Verschwenkung. Danach würden die beiden Vorlandbrücken hinter der Straße von Mombach nach Budenheim nach Vorstellung der Naturschützer zu einer 2+4-Autobahn zusammengeführt werden.

Mainzer Sand mit Hochhäusern der Elsa - Foto Kirschstein
Den Mainzer Sand schützen, das wollen die Umweltschützer – Foto: gik

„Das ist technisch möglich“, betont Weidmann, „und alle Haupt-Staupunkte wären entschärft.“ Dazu zählt Weidmann die Auffahrt von Mombach Richtung Brücke sowie das Schiersteiner Kreuz auf hessischer Seite, beide werden ja derzeit ausgebaut. Gleichzeitig aber würde die Autobahn vor dem Kerngebiet des Mainzer Sands wieder auf zwei Spuren verengt, was das Gebiet schützen würde. Wenn der Ausbau ein kleines Stück ins Gebiet reinreiche, „na gut“, sagt Weidmann außerdem – nein, verbohrte Naturschützer sind das wirklich nicht 😉

Dabei gäbe es in Hochzeiten durch die 4+2-Lösung ja noch immer drei Fahrspuren, in den anderen Zeiten mache die Verengung von drei auf zwei Spuren nicht viel aus, sagt Weidmann. „Wir müssten gegen den Bau der Vorlandbrücke nicht klagen“, betont er, „der Industrie und den Autofahrern wäre gedient.“

Das Land sei übrigens für diese Lösung, sagt Weidmann weiter, der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) habe schon vergangenes Jahr in Berlin die Trennung der Genehmigungsverfahren vorgeschlagen – ohne Erfolg. Und so fordert der Naturschützer denn auch vor allem den Bundesverkehrsminister auf, sich zu bewegen. „Wir brauchen jemanden, der einfach mal zuhört und hier hinkommt und sich das ansieht“, sagt Weidmann: „Unsere Einladung steht.“

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