Es kam, wie es kommen musste: Am ersten Tag nach der Wiedereröffnung der Schiersteiner Brücke haben sich natürlich schwere Lkws in den Schranken auf die Brücke festgefahren. Rund ein Dutzend Mal gingen in Hessen und Rheinland-Pfalz die Schranken runter – in Mainz waren es fünf Ereignisse dieser Art. Jaja, die Wiesbadener brauchen eben ein bisschen länger 😉

Schranke für Lkws auf Schiersteiner BrückeTrotzdem war die Polizei auf dieser und der anderen Rheinseite mit dem Verlauf von Tag 1 sehr zufrieden: „Sie sehen mich entspannt“, sagte uns der Mainzer Polizeisprecher Achim Hansen am frühen Nachmittag. Die langen Staus im morgendlichen Berufsverkehr auf der A60 – wie weggeblasen. Auch in der Mainzer Innenstadt rollte der Verkehr wieder. „Wir mussten nicht mal eingreifen“, sagte Hansen.

40-Tonner fährt sich fest

Das ist echt erstaunlich: Kaum ist die Brücke wieder auf, und alles rollt? Ganz so rosig wird die Welt in den kommenden Wochen nicht werden, glauben wir: Auf die Brücke führt aus jeder Autobahnrichtung bekanntlich nur noch eine Spur, die zweite kommt aus der jeweiligen Auffahrt Mombach und Äpellallee dazu. Und die eine Fahrspur von den Autobahnen wurde auf ganze 2,20 Meter verengt – sorry, da hatten wir gestern einen falschen Wert genannt.

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2,20 Meter – das ist eng. Wer da nicht durchpasst, steckt in den Betonseitenwänden fest, und genau das passierte am Morgen einem Lkw aus Ungarn: Der 40-Tonner fuhr sich in den Schranken und Begrenzungen so fest, dass 45 Minuten lang auf hessischer Seite gar nichts mehr ging. Auch auf Mainzer Seite aber mussten zwei Lkw von der Polizei wieder rückwärts aus den Schranken heraus und dann auf die Abfahrt Mombach gelotst werden. „Die hatten sich auf die linke Fahrspur gesellt, wo sie nicht hingehören“, sagte Hansen uns – die Schiersteiner Brücke bleibt bis auf Weiteres für Lkw über 3,5 Tonnen Gewicht gesperrt. Schiersteiner Brücke wieder frei - Engstelle gegen Lkw

Pfeilerbasierte Umgehung für Lkws?

Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) traf sich am Montag mit Vertretern von Wirtschaft und Logistikunternehmen – für die ist die anhaltende Sperrung der Schiersteiner Brücke ganz besonders übel. Rund 1,4 Millionen Euro muss die Wirtschaft seit der Brückensperrung pro Tag drauflegen, das ist keine kleine Summe. Lewentz sagte anschließend, der Landesbetrieb Mobilität solle nun prüfen, wie die Brücke auch für Lkw wieder nutzbar gemacht werden könne. Vorschläge dazu soll es binnen der kommenden drei Wochen geben. Da sind wir aber gespannt 😉

Vertreter der Industrie- und Handelskammer sagten, Lewentz habe Ihnen „eine pfeilerbasierte Umgehungstrasse“ vorgestellt, auf der auch Lastwagen die gerade reparierte Bruchstelle in der Brücke umfahren können sollten. „Sie soll umgesetzt werden, wenn ein entsprechendes Teilstück des rheinabwärts entstehenden Brückenneubaus im Laufe dieses Jahres fertiggestellt wird“, heißt es in der Mitteilung weiter. Wir werden da noch mal nachfragen, wie das genau aussehen soll 😉

Grafik Beschränkungen Schiersteiner Brücke für Lkw - Grafik Hessen MobilAuch dieser Lösung werde aber die frühere Tageskapazität von mindestens 6.000 schweren Lkws nicht wieder ermöglichen können, kritisiert die IHK weiter und fordert, es brauche dringend „weitere und kurzfristig umsetzbare Maßnahmen für einen flüssigen Warentransport im westlichen Rhein-Main-Gebiet.“ Bei andauernder Sperrung stiegen die Kosten für manche Betriebe nämlich bis zur Existenzbedrohung, für die Unternehmen „zählt jetzt jeder Tag!“

System inpretiert zwei Pkw als Lkw

In Mainz wurden indes am Morgen nicht nur zwei Lkws auf der Fahrt zur Brücke gestoppt, auch zwei Sprinter lösten die Schranken aus: Sie dürfen eigentlich über die Brücke, waren aber mit mehr als 3,5 Tonnen überladen und mussten ebenfalls vor der Brücke runter. Ansonsten gab es Fehlalarm, weil die Gewichtswaage zwei eng auffahrende Pkws im Berufsverkehr als einen Lastwagen interpretierte. Die Messanalage sei nachjustiert worden, versicherte uns Ottmar May vom Landesbetrieb Mobilität, überhaupt seien seine Mitarbeiter rund um die Uhr vor Ort.

„Wir werden sicher in den nächsten Tagen Nachjustieren, dafür ist die komplette Anlage einfach zu neu und einmalig“, sagte May. Es wäre „vermessen gewesen zu erwarten, dass das Ding ab dem ersten Tag störungsfrei läuft.“ Da hat der gute Mann Recht 😉 Im Großen und Ganzen funktionierte das System ja auch sehr gut. Und es zeige sich dabei ja auch, wie wichtig die ganzen Sperren seien, betonte May: „Eine reine Beschilderung hätte nicht gereicht.“ Schiersteiner Brücke wieder frei - Verkehr rollt wieder 2

In der Tat: Auf hessischer Seite ignorierte ein ungarischer Lkw-Fahrer alle Hinweise und Beschränkungen so hartnäckig, dass er sich in den Betonwänden regelrecht festfuhr. 45 Minuten ging gar nichts mehr, bis die Polizei den Lkw wieder frei hatte. Der Mann habe gedacht, bei der 2,20 Meter-Begrenzung werde schon noch ein bisschen Kulanz dabei sein, berichtete der Wiesbadener Polizeisprecher Markus Hoffmann Mainz&, und alkoholisiert war der Mann auch noch. Tja, liebe Lkw-Fahrer: Nein, es gibt keine Kulanz, also testet das doch bitte nicht aus!

„Wir werden sehr präsent sein, um im Fall von Sperrungen und Störungen eingreifen, und die Leichtigkeit des Verkehrs wieder herzustellen“, versicherte uns Hoffmann, und das gilt natürlich auch für die Mainzer Kollegen. Die werden in den kommenden Tagen die Lage weiter mit Argusaugen beobachten – und mit einem Hubschrauber aus der Luft. Denn vorbei ist die ganze Sache noch nicht: Die Schiersteiner Brücke bleibt noch auf Monate, wenn nicht Jahre ein Nadelöhr. Und möglicherweise kommt der große Ansturm erst morgen: Heute könnten viele erst einmal noch abgewartet werden, befürchtet Hansen: „Morgen ist vielleicht ein neuer Tag…“

Info& auf Mainz&: Infos zur Staulage, den Link zu den Webcams und Infos, wie es weiter geht findet Ihr nach wie vor auf www.verkehr.rlp.de.

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