Am Montag beginnt in Mainz das neue Schuljahr 2017/2018 und für viele Erstklässler ist es der Start in einen aufregenden, neuen Lebensabschnitt: Schulbeginn! Damit aber tummeln sich auf unseren Straßen auch Hunderte unerfahrene junge Verkehrsanfänger – der Schulweg kann da durchaus schon mal zum Risiko werden. Aber keine Angst: Es gibt gute Möglichkeiten, dem vorzubeugen. Den Schulweg unbedingt mit dem Kind trainieren, rät etwa das Landeskriminalamt: Sicheren Weg festlegen und die Kinder souverän im Umgang mit Straßenverkehr machen. Dann klappt das auch mit dem Schulweg ganz alleine – das Elterntaxi ist nämlich eine leider weit verbreitete Unsitte. Experten warnen: Kinder werden so zur Unselbstständigkeit erzogen – und leben damit viel gefährlicher.

Begleiten, trainieren, zutrauen – das rät das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz in Sachen Schulwegvorbereitung. Foto: LKA RLP

„Es gibt meist keinen Grund, Kinder morgens mit dem Auto in die Schule zu chauffieren“, sagt Claudia Neumann, Expertin für Spiel und Bewegung beim Deutschen Kinderhilfswerk. Das nämlich führe zu teils chaotischen Verkehrssituationen vor den Schulen: „Eltern, die ihr Kind bis vor das Schultor fahren, gefährden dabei oftmals andere Kinder“, warnt die Expertin. Hektisch geparkte Autos erzeugen nämlich gerade für Kinder unübersichtliche Situationen, zu Fuß gehende Schüler müssten sich nicht selten durch ein wahres Autolabyrinth drängen – das erhöht die Unfallgefahr enorm. „Viele Gefahren entstehen erst durch den Elternverkehr“, warnte die Mainzer Polizei schon 2014, „die Eltern tun ihren Kindern dadurch nichts Gutes.“

Laut einer Studie des ADAC 2014 ist das Elterntaxi sogar gefährlicher als der Schulweg zu Fuß: 2013 seien allein 10.363 Kinder unter 15 Jahren im Auto ihrer Eltern zu Schaden gekommen – deutlich mehr als Kinder, die zu Fuß unterwegs waren. Gleichzeitig gehe durch die regelmäßigen Hol- und Bringdienste die selbständige Mobilität von Schulkindern immer mehr verloren. „Den Kindern, die auf der Rückbank sitzen, wird das Erfolgserlebnis verwehrt, den Schulweg eigenständig bewältigen zu können“, sagt auch Neumann. Studien zeigten, dass es in der Entwicklungsphase der Kinder wichtig sei, selbstständig Entscheidungen zu treffen und positive Erfahrungen zu machen, sagt Michael von Focht von der Mainzer Polizei. Sein Sohn  laufe morgens „mit Stolz geschwellter Brust in die Schule – weil, man ist ja schon groß.“

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Experten aller Couleur betonen nämlich vor allem eines: Sicher ist der Schulweg dann, wenn Kinder sich souverän im Straßenverkehr bewegen und den besten Weg zu ihrer Schule genau kennen. Das müsse gar nicht immer der allerkürzeste Weg sein, betont das LKA: Verkehrsreiche Kreuzungen, unübersichtliche Straßenabschnitte und andere Gefahrenpunkte sollten nach Möglichkeit nicht zum Schulweg gehören. Deshalb gilt: Unbedingt den Schulweg vorher testen und mit dem Kind mehrfach einüben! „Erklären und zeigen Sie Ihrem Kind, wie es sich beim Überqueren der Fahrbahn verhalten soll“, raten die Experten: „Tauschen Sie mal die Rollen: Lassen Sie sich von Ihrem Kind führen und auf richtiges Verkehrsverhalten aufmerksam machen.“

Aktion Bitte kein Elterntaxi 2014 im Polizeipräsidium Mainz. – Foto: gik

Die Stadt Mainz hat auf ihrer Homepage Schulwegpläne im interaktiven Stadtplan zum ansehen, natürlich geben auch die Schulen selbst Tipps dazu. In verschiedenen Stadtteilen gibt es dazu an verschiedenen Stellen gelbe Füße auf den Fußböden – in Bretzenheim startete gerade eine weitere Aktion dazu. Die gelben Füße markieren auf dem Boden geeignete Stellen, um die Straße zu überqueren, ein guter Hinweis für Kinder, wo sie gut über die Straße gehen können. Eine weitere gute Möglichkeit sind Laufgemeinschaften: „Kinder lernen, auf sich und andere aufzupassen, wenn sie allein oder in einer Gruppe zur Schule gehen“, sagt Marion Laube vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Etwas selbst bewältigen zu können stärke zudem die Eigenverantwortung und das Selbstbewusstsein – „und diese Souveränität hilft den Kindern auch in anderen Situationen“, sagt Laube.

Natürlich kann es Situationen geben, wo die Fahrt zur Schule nicht zu vermeiden ist – etwa, wenn es keinen Schulbus gibt – was in Mainz nicht der Fall sein dürfte – oder der Schulweg exorbitant lang ist. Dann raten VCD und das Deutsche Kinderhilfswerk Fahrgemeinschaften zu gründen, denn auch die trügen dazu bei, das Verkehrsaufkommen vor den Schulen erheblich zu mindern. Dabei können in einiger Entfernung zur Schule eine Elterntaxihaltestelle eingerichtet werden, so könnten die Kinder immerhin die letzten 300 bis 500 Meter gemeinsam zu Fuß gehen.

Eltern fahren vor allem auch dann Kinder zur Schule, weil sie Angst um deren Sicherheit haben, dem aber kann man auch ohne Auto auf die Sprünge helfen: Bei Dunkelheit, Dämmerung und schlechten Wetterverhältnissen helfen helle Kleidung und reflektierende Accessoires an Schuhen und Jacken sowie am Schulranzen. Außerdem rät die Polizei: Ein gesundes Frühstück und ein kleiner Zeitpuffer sorgen für die nötige Konzentrationsfähigkeit auf dem Schulweg. Schulleiter bestätigen: Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen, sind tatsächlich meist ausgeglichener und können sich besser konzentrieren. Nun wisst Ihr Bescheid 😉

Info& auf Mainz&: Infos und Tipps zum sicheren Schulweg gibt es unter anderem beim VCD Deutschland auf dieser Internetweite. Ende September gibt es zudem bundesweite Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“, mehr dazu findet Ihr hier. Zu den Schulwegplänen der Stadt Mainz geht es hier auf der Homepage der Stadt. Unseren ausführlichen Bericht zu den Probleme mit dem Elterntaxi findet Ihr hier.

 

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