Habt Ihr Euch schon gefragt, warum die Kuppel der Christuskirche in blauem Licht erstrahlt? Die Illumination ist Teil eines Kunstprojekts: ein schwebendes Labyrinth hängt seit dem 1. März im Inneren der Christuskirche zwischen Altar und Kuppel. Das lila-blau leuchtende Labyrinth misst sechs Meter im Durchmesser und schwebt in 20 Metern Höhe im Kirchenraum. Das Werk des Künstlers Michael Wolff ist bis zum 25. November zu sehen, die offizielle Vernissage findet am 7. März statt – und während der gesamten Aktion wird die Kuppel der Christuskirche in blaues Licht getaucht sein. Flankiert wird die Aktion mit zahlreichen Veranstaltungen.

Schwebendes Labyrinth in der Kuppel der Mainzer Christuskirche. – Foto: Loreen Fetthauer

„Mein Labyrinth ist nur mit den Augen begehbar“, sagt Wolff selbst dazu: Es schwebe als Lichterscheinung auf der Ebene des Kuppelkranzes und „teilt den Raum, wie ein Diaphragma, in ein Darunter und ein Darüber.“ Der offene Kreis im Mittelpunkt, zentral über dem Altar, verbinde die beiden Räume. Es ist nicht das erste Projekt Wolffs in Zusammenarbeit mit der Christuskirchengemeinde. „Das Labyrinth ist bereits meine vierte Installation in der Christuskirche“, berichtet Wolff: „Seit 13 Jahren bin ich mit dem Kirchenraum sehr vertraut. Diese Achse zwischen Altar und Kuppel fasziniert mich.“

Die 1896 bis 1903 erbaute Christuskirche ist eine Kuppelkirche, also ein Bau, in dem sich das Kirchenschiff unter der Kuppel befindet. In der Mainzer Christuskirche ordnet sich das Kirchen“schiff“ so rund um den Altar in der Mitte an, über den Köpfen entfaltet sich ein lichter Kirchenraum mit besonderer Atmosphäre. Genau in diesem Zwischenraum hängt nun Wolffs schwebendes Labyrinth. Das stehe von alters her für die Suche nach einem höheren Sinn und sei ein seit Ende des 4. Jahrhunderts im Christentum häufig verwendetes Symbol. „Es hat seine metaphorische Wirkung im Laufe der Zeit bis heute nicht eingebüßt“, sagt der Künstler. Die Idee für das Kunstwerk sei, Menschen durch dieses Jahrtausende alte und universell verbreitete Symbol „einzuladen, auch über ihr eigenes Leben, ihre Suche nach Lebenssinn und ihren Glaubensweg neu nachzudenken.“

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Rasenlabyrinth in der Burgruine Reichenfels in Thüringen, ein solches Rasenlabyrinth findet sich auch auf dem Disibodenberg – solche Labyrinthe sind heute auch Treffpunkte für feministische Gruppen. – Foto: Wikimedia CTHOE

 

Labyrinthe sind ein uraltes Muster der Menschheit, erste Felsritzungen wurden etwa auf Sardinien aus der Zeit zwischen 3.500 und 2.500 vor Christus gefunden. Berühmt ist natürlich das Labyrinth des Palastes von Knossos, in dem der Legende nach Theseus den Minotaurus erlegte, und aus dem er Dank des Wollknäuels der Ariadne wieder herausfand. Die verschlungenen Wege des Labyrinths scheinen die Menschen schon immer fasziniert zu haben: Labyrinthe finden sich bei den Griechen, den Römern und später in den Fußböden zahlreicher mittelalterlicher Kirchen.

Da war das Labyrinth bereits zu einem Symbol der Spiritualität und vom Christentum übernommen geworden. Heute wird das Symbol des Labyrinths von feministischen Bewegungen als Zeichen für weibliche Fruchtbarkeit und Schönheit reklamiert. Entsprechende Rasenlabyrinthe werden für moderne Meditationen benutzt – eines findet Ihr etwa auf dem Disibodenberg an der Nahe.

Auch das Labyrinth in der Christuskirche soll zum Nachdenken und Meditieren anregen und Aufmerksamkeit wecken. „Wir möchten einladen, nachzudenken und ins Gespräch zu kommen“, sagte die Christuskirchen-Pfarrerin Bettina Klünemann. Das schwebende Labyrinth werde noch bis November in der Kuppel hängen, „und sicher viele Menschen zum Staunen und Nachdenken bringen.“ Schon der seit der Woche vor Fastnacht blau leuchtende Kirchturm habe viele Passanten „nachfragen lassen, was hier geschehe“, sagte Klünemann.

Künstler Michael Wolff beim Aufbau des schwebenden Labyrinths in der Christuskirche. – Foto: Loreen Fetthauer

Geschehen soll rund um das schwebende Kunstwerk noch so einiges: Neben Konzerten und Workshops mit Kindern und Jugendlichen soll es „blaue Stunden“ mit Musik und Texten aus Literatur und Wissenschaft, aber auch thematische Gottesdienste und Angebote über meditativen Tanz, Körpererfahrungen sowie zur Stille und Meditation geben. Die Vernissage findet am Mittwoch, 7. März, um 19.00 Uhr statt. Ab dann bis zum 25. November kann das Labyrinth in der täglich bis 18.00 Uhr geöffneten Christuskirche besichtigt werden. Die Kirchengemeinde plane aber auch Sonderöffnungszeiten am Abend, sagte Klünemann weiter.

Auch zur Nacht der offenen Kirchen am 7. September wird die Christuskirche geöffnet sein, um Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Kunstwerk auseinanderzusetzen: Schon bei der „Himmelsleiter“ von Michael Wolff im Jahr 2015 sei die Resonanz enorm gewesen, sagte Klünemann, das sei das Besondere an den Werken des Künstlers: „Dass sie Menschen in ihrem Fühlen und Denken über sich selbst hinausführen und sie ‚Neuland‘ für sich entdecken – außen und in ihrem Innern. Das hat für mich viel mit christlicher Freiheit zu tun.“

Info& auf Mainz&: Schwebendes Labyrinth in der Mainzer Christuskirche, Kunstwerk von Michael Wolff. Die Vernissage findet am Mittwoch, 7. März 2018, um 19.00 Uhr statt. Das Labyrinth kann dann bis zum 25. November täglich bis 18.00 Uhr besichtigt werden. Sonderöffnungszeiten an den Abenden sind geplant, checkt dafür mal die Homepage der Christuskirche – genau hier.

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