Noch immer kommen jeden Tag Flüchtlinge zu uns, durch Wüsten, durch Stacheldrahtzäune, über das Mittelmeer. Und jeden Tag sterben dabei Menschen, sterben bei dem Versuch, für sich und ihre Familien ein Leben zu erkämpfen. An diese Menschen, die auf der Flucht gestorben sind, will am heutigen Montagabend, den 30. November, ein Schweigemarsch gedenken. „Fallschirm Mensch“, ein Flüchtlingshilfeverein, ruft zu „Mainz im Lichtermeer“ auf – und zwar bewusst an einem Montag, an „Pegida-Tag“, und genau dort, wo vor neun Tagen die AfD demonstrierte.

Lichter an der Lesselallee
Mainz ein Lichtermeer: ein Schweigemarsch will heute an die Menschen erinnern, die auf der Flucht zu uns gestorben sind – Foto: privat

„Wir wollen diesen ‚Neuen Rechten‘ zumindest für den einen Tag ihren größten Vorteil zu nehmen: die mediale Präsenz“, sagt Paul Schweickhardt von „Fallschirm Mensch“. Denn in den Medien sehe man größtenteils
nur die, die aufgrund von Angst, Fremdenfeindlichkeit und teilweise offenem Hass auf die Straße gingen und ihre Meinung äußerten. „Das ist ja auch ihr gutes Recht, aber mit Parolen wie ‚Wir sind das Volk‘ diese Meinung auf uns alle zu projizieren, ist eine Frechheit“, sagt Schweickhardt . Deshalb müsse man diesen Rechten aber auch anderen Städten zeigen, „dass es anders ist, dass Weltoffenheit, Mitgefühl und Liebe die Straßen bevölkern.“

In Mainz tun sie das bestimmt, zumindest was die Weltoffenheit angeht 😉 Da zeigten vor neun Tagen rund 1.200 Mainzer mit ihren Füßen, was sie von rechten Parolenklopfern wie der Alternative für Deutschland (AfD) halten: nichts. Während rund 300 AfD-Anhänger zur groß angelegten Kundgebung ihrer Partei kamen, hielten mehr als 1.000 Mainzer dagegen.

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Wir sind dann auch mal gespannt, was dieses Mal das Staatstheater macht – das hatte am 21. November die AfD-Kundgebung mit dem lautstarken Singen von Beethovens „Ode an die Freude“ gestört. Mit den bekannten Folgen: Anzeige von der Polizei wegen Störung der Versammlungsfreiheit, Shitstorms und eine Welle von Solidarität und Anerkennung. Sogar die BBC, als auch Medien aus Frankreich und Italien haben inzwischen berichtet – und das ist nur das, was wir gesehen haben.

Dieses Mal wird es auf jeden Fall ruhiger zugehen: Ein schweigendes Gedenken soll an die erinnern, an die sich kaum einer erinnert: die Toten im Mittelmeer und sonstwo auf der Flucht. „Es geht es uns darum, das Schicksal derer in den Mittelpunkt zu stellen, die es aufgrund des politischen Trauerspiels auf europäischer Ebene nicht zu uns geschafft haben. Sie finden in der allgegenwärtigen Diskussion keinen Platz“, sagt dazu Florian Kowalewski, 1. Vorsitzender von „Fallschirm Mensch“.

Logo Schweigemarsch Flüchtlinge Fallschirm Mensch„Fallschirm Mensch“ wurde übrigens einfach von Schülern und Studierenden aus Mainz und dem Umland gegründet, um Flüchtlingen beim Ankommen in Deutschland und beim Eingewöhnen zu helfen. Die Flüchtlinge kommen in ein fremdes Land, eine fremde Kultur, bei schlechten Startbedingungen, heißt es auf der Homepage des Vereins – „sie fallen also buchstäblich in unsere Gesellschaft und unser System.“ Der Verein will deshalb „den menschlichen Fallschirm bilden, um den Fall der Flüchtlinge in Deutschland abzufedern.“ Was für ein tolles Bild! Fallschirm hilft mit Spenden, aber auch mit praktischer Integrationsarbeit.

Nun also hat „Fallschirm“ die Aktion Schweigemarsch gestartet – und alle kommen, um zu unterstützen: das evangelische und das katholische Dekanat in Mainz, SPD, Grüne, Linke, die Piratenpartei aber auch der deutsch-marokkanische Kultur- und Integrationsverein, Amnesty International Mainz/Wiesbaden, Jusos, Grüne Jugend und Linksjugend Rheinland-Pfalz sowie die Flüchtlingshilfe Mainz, die evangelische Jugend Mainz, das PENG Community College, PlatzDa Mainz, sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Mainz-Bingen – auch sie alle rufen zu dem Schweigemarsch auf. Wow.

Um der Flüchtlinge zu gedenken, aber auch „an dem symbolträchtigen Montag der sogenannten ‚Neuen Rechten‘ um AfD und Pegida Paroli zu bieten.“ Es dürften viele werden, rund 2.000 haben sich auf Facebook bisher angemeldet.

Info& auf Mainz&: „Mainz im Lichtermeer“, Schweigemarsch für auf der Flucht gestorbene Menschen und gegen „Neue Rechte“ am Montag, den 30, November in Mainz. Beginn und Treffpunkt ist um 19.00 Uhr am Mainzer Gutenbergplatz, von dort geht es zum Schillerplatz Richtung Münsterplatz, die Große Bleiche hinunter, in die Flachsmarktstraße ein und übers Höfchen zurück auf den Gutenbergplatz. Dort soll es dann auch noch Reden geben.

 

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