Seit Köln ist es DAS Megathema der Sicherheitsbehörden: Wie die Sicherheit beim kommenden Rosenmontag sichern? Drohen auch in Mainz Männergruppen, die Jagd auf Frauen machen? Sagen wir so: Betatschen und An-den-Po-Fassen, in der Fastnacht gab es das schon lange. Nun will die Polizei noch genauer ein Auge auf sexuelle Belästigungen haben: Mobile Einsatztruppen sollen an Rosenmontag die Innenstadt sichern – auch gegen Attentäter. Dazu geplant: mehr Videoüberwachung, Bodycams bei Polizisten, Frauenschutzräume. Die Botschaft ist klar: Es werde alles Denkbare für die Sicherheit der Menschen an Fastnacht getan.

Wagen der Metzger am Schillerplatz - Foto: gik
Sicherheit an Rosenmontag, das ist eine Herausforderung. Nun stellten Polizei und Politik das Konzept vor – Foto: gik

„Wir werden alles tun, damit Sie sicher feiern können“, versicherte der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm am Mittwoch auf einer großen Pressekonferenz von Landesregierung und Mainzer Polizei: „Wir sind für die bevorstehenden Einsätze sehr gut gerüstet.“ Rheinland-Pfalz sei ein sicheres Land, „und wir setzen alles daran, dass es ein sicheres Land bleibt“, versicherte Ministerpräsidentin Malu Dreyer höchstpersönlich.

Rheinland-Pfalz sie aber auch „ein Land der Lebensfreude“, gerade die Fastnacht sei „ein großes Stück Lebensqualität und rheinland-pfälzische Identität“, sagte Dreyer weiter. Bei vielen sei die Vorfreude auf die Großveranstaltungen aber durch die Vorfälle in Köln getrübt, wo in der Silvesternacht Gruppen junger Männer aus dem arabischen Raum regelrecht Jagd auf Frauen machten.

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Null-Toleranz-Strategie gegen Hetze, Verfolgung, Gewalt und Bedrohung

Die Vorfälle seien „immer noch unfassbar und ungeheuerlich“, betonte die Ministerpräsidentin, mit solchen Tätern werde in Rheinland-Pfalz streng umgegangen werden. „Ich weiß aber auch, dass es viele gibt, die jetzt ein mulmiges Gefühl haben, dem wollen wir entgegen steuern“, sagte sie weiter. Also werden in den Polizeipräsidien landesweit derzeit die Einsatzpläne für Fastnacht auf den Prüfstand gestellt und ergänzt. Es gelte eine „Null-Toleranz-Strategie gegen Hetze, Verfolgung, Gewalt und Bedrohung“, sagte Dreyer.

Und dann schien plötzlich wieder die Sonne - Foto: gik
Auch Frauen sollen sich an Rosenmontag in Mainz sicher fühlen, sagt die Polizei Foto: gik

In Mainz dafür zuständig: Achim Zahn, Chef der Polizeiinspektion Mainz. Zahn leitet bereits seit 25 Jahren den Einsatz am Rosenmontag, er kennt das Geschäft genau. „Früher hat die Polizei an der Strecke gestanden und mit Helau gerufen“, erinnerte sich Zahn, heute machten die Bedürfnisse der Freizeigesellschaft den Tag zum Ausnahmezustand – auch ohne Köln und Anschlagsszenarien.

Polizei will sexistischen Übergriffen sntschieden entgegen treten

Zahn versicherte, seine Männer werden sexistischen Übergriffen an Fastnacht „entschieden entgegen treten.“ Für die Sicherheit wird es mobile Einsatzeinheiten geben, zwischen 30 und 50, sagte Zahn Mainz&. „Wir werden geschlossene Einheiten an neuralgischen Punkten stationieren, die den Auftrag haben, sofort einzugreifen“, betonte er. Jedes Polizeiteam vor Ort sei ein Ansprechpartner für Hilfesuchende.

Dazu soll es Rückzugsräume für Frauen geben, Zahn nannte dafür die Sanitätszelte der Hilfsorganisationen. Dort seien auch Polizisten, die Hilfe leisten könnten. Auf unsere Frage nach eigenen Sicherheitsräumen auf Plätzen, wie sie die Junge Union vorgeschlagen hatte, sagte Zahn, das müsse noch überlegt werden. „Wir sind zeitlich gerade näher an Silvester als an Rosenmontag…“, sagte Zahn.

Schillerplatz an Rosenmontag 2014
Große Menschenmengen an Fastnacht – Sicherheit sollen etwa am Schillerplatz Videokameras geben – Foto: gik

Mehr Videokameras, Mobile Einsatztruppen

Ausgebaut wird in jedem Fall aber die Nutzung von Videokameras: An den Narrentürmen am Schillerplatz und am Höfchen waren bereits im Vorjahr Kameras installiert, die die Bilder in die Befehlsstelle übertragen. Zusätzliche Kameras soll es nun am Hauptbahnhof , am Südbahnhof sowie am Fort Malakoff geben – gerade auf letzterem Platz war es 2015 zu heftiger Randale und Gewalt gekommen, auch gegen Polizisten.

2015 waren auch zum ersten Mal sogenannte „Antanzgruppen“ in Mainz aufgetreten, Gruppen junger Männer also, die Körperkontakt aufnehmen, um ihre Opfer dann zu berauben. Solche Gruppen seien aus Hessen gekommen, ebenso habe es Schlägertrupps gegeben, die sich bewusst Betrunkene ausgesucht hätten, um die zusammen zu schlagen – „aus reinem Spaß an der Freude“, berichtete Zahn. Beiden Phänomenen sei die Polizei aber mit Hilfe der mobilen Einsatzgruppen schnell Herr geworden.

Viele Hundert Polizisten in Mainz – mit Bodycams

Screenshot Polizei am Zugende
Polizei an Rosenmontag wird es sicher nicht nur am Zugende geben – Foto: gik

Die Zahl der Polizisten an Rosenmontag wird dann wohl noch einmal deutlich steigen: „Gehen sie davon aus, dass es allein in Mainz viele Hundert Polizeibeamte sein werden“, sagte Lewentz. Dazu werden die Polizisten verstärkt mit Bodycams ausgestattet, das sind kleine Videokameras, die an der Uniform befestigt werden. Sie sollen dazu dienen, Straftäter zu filmen, Übergriffe gerade auch gegen Polizisten zu dokumentieren – und abzuschrecken.

In Mainz läuft noch bis Juli 2016 ein Modellprojekt zur Erprobung der Bodycams, Vorbild ist das Nachbarland Hessen, das die Kameras bereits flächendeckend eingeführt hat. „Erste Hinweise aus der Polizei sind, dass das sehr hilfreiches Instrument sein kann“, sagte Lewentz. „Personen, die uns anpöbeln, hören in dem Augenblick damit auf, wo wir die Bodycam einschalten“, berichtete Zahn: „Ich möchte darauf nicht mehr verzichten müssen.“

„Flüchtlingen den Karneval erklären“

Ansonsten setzt das Land massiv auf Prävention und Aufmerksamkeit im Vorfeld: Man werde in den großen Erstaufnahmeeinstellungen die Menschen über Fastnacht aufklären. „Wir werden den Flüchtlingen sagen: Was ist Karneval“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD), der aus dem Karnevalsraum Koblenz kommt. Das solle mit „Ansprachen“ und auch Flyern geschehen, wie genau, das sei allerdings gerade noch in der Erarbeitung.

Am Rosenmontag sollen Polizisten landesweit dann an Bahnhöfen „intensive Aufklärungsarbeit“ leisten, wie Lewentz sagte. In Form eines Frühwarnsystems sollten die zudem die Augen offen halten, ob sich vielleicht „eine größere Anzahl jüngerer alkoholisierter Männer auf den Weg nach Mainz machen, die wir uns anschauen können.“Lewentz bat auch die hessischen Kollegen hier um Mithilfe – insbesondere in den Städten mit S-Bahn-Anschluss nach Mainz.

Zugnummer 9: Das Grundgesetz hütet Presse- und Meinungsfreiheit - Foto: gik
Wieder hoch aktuell der Motivwagen des MCV von 2015 zum Grundgesetz, das Meinungsfreiheit und Werte hütet…- Foto: gik

Gruppen potentieller Störer frühzeitig erkennen

Verdächtige Gruppen würden dann angesprochen, auch in die Innenstadt verfolgt, notfalls mit Platzverweisen belegt, berichtete Zahn Mainz&. „23 fundierte Aufenthaltsverbote“ habe die Mainzer Polizei 2015 an Rosenmontag ausgesprochen. Dummerweise allerdings seien die Kapazitäten, Personen festzusetzen „sehr schnell erschöpft mit Randalierern und Betrunkenen“, räumte Zahn ein, „das werden wir ausbauen.“

Überhaupt, verriet der Polizeimann, seien die Konzepte noch in der Umarbeitung, Gespräche mit dem Land erst am Morgen der Pressekonferenz geführt worden. „Wir hatten jetzt Merkel in Mainz“, stöhnte Zahn, „ab heute konzentrieren wir uns auf die Fastnacht und den Rosenmontag.“

Fazit: „Wer kommt, ist herzlich Willkommen, wenn er sich friedlich verhält“, betonte Hamm. Gegen alle anderen „werden wir mit aller Konsequenz einschreiten und Straftäter zur Rechenschaft ziehen.“ Niemand könne garantieren, dass es keinen Zwischenfall geben werde, sagte Lewentz, „aber wir können, müssen und wollen an diesen Tagen Sicherheit garantieren.“

Info& auf Mainz&: Die Mainzer Polizei bittet die Bevölkerung: Seid wachsam an Rosenmontag, macht die Polizei auf Vorfälle aufmerksam, wenn Ihr sie seht! Und wählt ruhig fleißig die Notrufnummer 110, die läuft in der Befehlsstelle auf und ist für die Polizei, wie Zahn sagte, „das wichtigste Instrument.“

 

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