Was für eine gute Nachricht für Mainz und seine Kulturszene: Markus Müller bleibt für weitere fünf Jahre Intendant des Mainzer Staatstheaters. Am Mittwoch gaben Theater und Aufsichtsrat die Vertragsverlängerung bekannt. Demnach bleibt Müller Stadt und Theater für weitere fünf Jahre bis zur Spielzeit 2023/2024 erhalten. Müller und sein hochengagiertes Team hätten das Haus „zu einem ebenso erfolgreichen wie relevanten Ort der Stadt gemacht“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), qua Amtes Mitglied im Aufsichtsrat. Tatsächlich hat Müller das Kunststück vollbracht, das Staatstheater im besten Sinne wieder zum Mainzer Stadttheater zu machen – Zuschauerrekorde inklusive.

Staatstheater-Intendant Markus Müller bleibt für weitere fünf Jahre in Mainz. – Foto: Staatstheater Mainz

Müller war 2014 aus Oldenburg nach Mainz gekommen und hatte hier den eher glücklos agierenden Intendanten Mattias Fontheim abgelöst – da hatten sich Theater und Mainzer ziemlich entfremdet. Müller schaffte in beispiellos kurzer Zeit eine komplette Kehrtwende: Mit neuen Veranstaltungsformen, spannenden Inszenierungen und Hits wie dem Musical Spamalot schaffte es Müller in nur zwei Jahren, dass die Mainzer ihr Theater wieder wahrnahmen und darüber redeten. Und nicht nur das: Unter Müller seien Besucherzahlen und Auslastung kontinuierlich gestiegen, hieß es in der Mitteilung am Mittwoch.

In der Spielzeit 2015/16 kamen gar 219.690 Besucher, das waren 21.790 mehr als im Theaterjahr davor – ein neuer Besucherrekord in Mainz. Die Einnahmen aus dem Spielbetrieb seien in derselben Zeit um 21,9 Prozent gestiegen. Trotz einer kürzeren Saison 2016/17 seien noch einmal 4000 Besucher mehr in die eigenen Spielstätten gekommen, die Abonnentenzahlen kräftig gestiegen. Publikumsmagneten seien auch zeitgenössische Inszenierungen und „vermeintlich sperrige oder komplizierte Produktionen“ – etwa die deutsche Erstaufführung von Perelà, Armide oder Mathis der Maler, Plafona Now von Sharon Eyal im Tanz oder erst vor kurzem Meister und Margarita im Schauspiel.

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Kein Wunder also, dass Stadt Mainz und Land Rheinland-Pfalz Müllers Vertrag gerne vorzeitig verlängerten: „Markus Müller ist es in nur drei Spielzeiten gelungen, dem Staatstheater Mainz ein hohes Ansehen beim Publikum und der Fachöffentlichkeit zu verschaffen“, lobte Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro als Vertreter des Landes. „Hier werden mit viel gesellschaftlichem Engagement Themen gesetzt und kreativ auf der Bühne verhandelt“, schwärmte Ebling: „Große Oper, kluges Schauspiel, die erfolgreiche Tanzsparte, zeitgenössische Entdeckungen ebenso wie Klassiker – es macht Freude, in Mainz ins Theater zu gehen und ich bin gespannt auf die zukünftigen Projekte und Ideen am Gutenbergplatz!“

„Meister und Margarita“, eine der Top-Produktionen des Mainzer Staatstheaters unter Müller – Foto: Bettina Meister

Tatsächlich hat Müller nicht nur die Mainzer wieder ins Theater gelockt, sondern auch mit allerlei gesellschaftspolitischen Stücken und Aktionen das Theater zu einem Ort der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen gemacht. Da gab es Performance-Lesungen „Zur Lage der Nation“, eine szenische Lesungsreihe zur jüdischen Schriftstellerin Anna Seghers – oder aktuell das neue Stück „Der siebte Kontinent“ zum Thema Plastikmüll. „Offensichtlich gibt es ein Bedürfnis nach Auseinandersetzungen, die sich Raum und Zeit nehmen und dafür eigene, nicht immer einfache ästhetische Entwürfe suchen“, konstatieren die Theatermacher schon im September 2016: „Das Theater lebt und blüht in der Stadtmitte.“

In die Herzen der Mainzer aber katapultierte sich Müller vor allem mit der „Ode an die Freude“ bei einer AfD-Demonstration vor dem Staatstheater im November 2015. Unmittelbar vor Beginn einer Demonstration der Rechtspopulisten auf dem Gutenbergplatz stimmten Staatstheater-Mitarbeiter im Foyer lautstark Beethovens „Ode an die Freude“ an – nicht zufällig, ist es doch die Europahymne. Die AfD-Demonstration wurde für eine Weile nachhaltig gestört, was Intendant Müller prompt eine Anzeige einbrachte. Müller reagierte gelassen – und verteidigte so klug und gleichzeitig entschlossen Meinungsfreiheit und demokratische Rechte, dass ihm eine Welle der Solidarität entgegenschlug. Die Staatsanwaltschaft Mainz stellte im Mai 2016 das Verfahren ein.

Das Staatstheater am Abend der AfD-Demo im November 2015 – als die Ode an die Freude aus den Fenstern erscholl. – Foto: gik

Doch der Zuspruch zu Müllers Arbeit bezieht sich nicht nur auf solche Aktionen, auch künstlerisch heimst das Staatstheater unter seiner Führung reichlich Preise ein: Die Opernproduktion Perelà wurde in der Inszenierung von Lydia Steier für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert, der Kostümbildner Gianluca Falaschi zum Kostümbildner des Jahres gewählt. Der Preis der Theaterverlage ging 2016 an die Schauspielsparte des Staatstheater Mainz, die Inszenierungen des Hauses würden regelmäßig in den Kritikerumfragen der großen Fachmagazine genannt, heißt es von Seiten des Staatstheaters stolz. Höchste künstlerische Anerkennung habe das Staatstheater aber erreicht, als es in diesem Jahr zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, sagte Barbaro – als erstes rheinland-pfälzisches Theater überhaupt: „Wir sind froh, dass es uns gelungen ist, Herrn Müller zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen.“

Mit der Schauspielproduktion „Traurige Zauberer“ von Thom Luz war 2017 erstmals eine Inszenierung eines rheinland-pfälzischen Theaters zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen worden, das Stück „Ramstein Airbase – Game of Drones“ wurde 2016 zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen. Dazu vernetzt Müller das Theater in der Stadt, aber auch mit Aufführungen in Ingelheim oder anderen rheinhessischen Spielstätten in der Region.

„Wir haben noch viele Ideen und einiges vor in Mainz“, betont Müller am Mittwoch selbst, er freue sich mit seinem Team an den Projekten langfristig weiterarbeiten zu können. „Viele der Themen, die wir in unserem Spielplan bereits gesetzt haben, gilt es weiterzuerzählen“, sagte Müller, und auch die Künstler, mit denen man eng und gerne zusammenarbeite, hätten „große Lust“, ihre Kreativität weiter für das Staatstheater Mainz einzubringen. „Unsere Welt scheint immer komplizierter zu werden und die gesellschaftlichen Fragen drängender“, sagte der Intendant weiter. Auch die Theaterleute hätten nicht auf alles eine Antwort. „Aber wir können spielen und dabei manches über uns herausfinden“, fügte er hinzu, „ich freue mich darauf, dies weiter gemeinsam mit dem aufgeschlossenen Publikum hier in Mainz zu tun.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur erfolgreichen Arbeit von Staatstheater-Intendant Michael Müller und seinem Team lest Ihr hier bei Mainz&, das Mainzer Staatstheater im Internet findet Ihr hier. Die neue Spielsaison 2017/2018 wird an diesem Samstag, den 26. August, mit einem großen Theaterfest im Staatstheater und auf dem Gutenbergplatz eröffnet – von 10.30 Uhr bis 17.00 Uhr gibt es Lesungen, Konzerte, Probenausschnitte, Führungen durch die Werkstätten und jede Menge Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden.

 

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