Die Mainzer Rheingoldhalle ist die wichtigste Halle für Großveranstaltungen in Mainz, nun steht sie zum Großteil für ein Jahr nicht zur Verfügung: Am Donnerstag gab Bürgermeister Günter Beck (Grüne) den Startschuss für die überfällige Sanierung. Großer Saal, Technik, Bühne, Decke, Aufzüge, Heizkörper – alles muss raus und erneuert werden. Hauptanlass neben der veralteten Technik: Brandschutz und Fluchtwege. Und so wird die Rheingoldhalle künftig einen Balkon zur Rheinseite hin bekommen – mit drei Fluchttreppen zum Rhein. Drei Bäume direkt an der Fassade müssen dafür wahrscheinlich weichen, dafür soll das Umfeld zum Rhein hin deutlich aufgewertet werden, Schmutzecken verschwinden. Erst einmal aber gilt: Mit dem ersten Bauabschnitt bis November 2019 fertig werden.

Der Eingang der Rheingoldhalle zur Rheinseite soll aufgewertet werden und einen großen Balkon samt Fluchttreppenhäuser bekommen. – Foto: gik

Es war genau morgen vor 50 Jahren, als die Mainzer mit einem rauschenden Fest die neue Rheingoldhalle einweihten. Mit dem 9. November 1968, ausgerechnet dem 30. Jahrestag der Reichskristallnacht, hatten die Mainzer zwar nicht unbedingt das ideale Datum gewählt, der Anlass aber war in der Tat einer zum Feiern: Mit der neuen Rheingoldhalle bekam Mainz endlich, 23 Jahre nach dem Krieg, wieder eine große Stadthalle für Feste, Feiern und die Fastnacht.

Heute, im November 2018, ist die große Feierbude marode, eine Sanierung überfällig. Am Donnerstag übergab Innenstaatssekretär Randolph Stich den heiß erwarteten Zuwendungsbescheid des Landes Rheinland-Pfalz: Mit den 4,68 Millionen Euro kann nun endlich mit der Sanierung der Rheingoldhalle begonnen werden. Noch am Donnerstag werde die Stadt die Ausschreibungen rausschicken, sagte Beck: „Wir geben heute grünes Licht für die Baumaßnahmen.“

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Tatsächlich hat die Stadt mit den vorbereitenden Arbeiten schon begonnen: Anfang Oktober wurde bereits der große Saal, Heimat von Fastnachtssitzungen, Bällen und großen Wirtschaftsevents, still gelegt, eine Trennwand zum vorderen Foyer mit dem Gutenbergsaal hochgezogen. Die Stadt hat es eilig, schon im Oktober 2019 soll der Umbau samt Kernsanierung fertig sein. „Es ist alles so geplant, dass im November 2019 die erste Veranstaltung stattfinden kann“, versprach Beck: „Das ist alternativlos.“

Fastnacht, Bälle oder Tag der Deutschen Einheit – die Rheingoldhalle ist der Saal für die großen Fälle. – Foto: gik

Noch am Dienstag hatte der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) geklagt, der geschlossene Saal reiße eine große Lücke in das Budget des Vereins: Statt sonst fünf Sitzungen müsse der MCV in der Kampagne 2019 zehn Sitzungen veranstalten, sagte MCV-Präsident Reinhard Urban. Der Grund: Könne der MCV im großen Saal 2.300 Gäste unterbringen, so fasse das Ausweichquartier Gutenbergsaal nur rund 1.200. „Wir hoffen ernsthaft, dass es nur eine Kampagne so sein wird“, sagte Urban gegenüber Mainz&.

„Wir bauen in einem ambitionierten Umfeld“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Die Baukonjunktur sei überhitzt, Handwerker kaum zu bekommen. Trotzdem ist die Stadt zuversichtlich, den Zeitplan einhalten zu können. „Die Runderneuerung braucht die Stadt dringend“, betonte Ebling, „Abiball, Fastnacht, Veranstaltungen, das sind alles Dinge, die eine Stadtgesellschaft braucht, und die sie zusammenhält.“

Auch das Foyer der Rheingoldhalle braucht dringend eine Frischzellenkur. – Foto: gik

17 Millionen Euro soll der erste Bauabschnitt kosten, die 4,68 Millionen Euro stammen zum Großteil aus Bundesgeldern, ein Teil kommt aus dem Landesprogramm für kommunale Investitionen. 7,8 Millionen Euro schießt die Stadt Mainz zu, weitere vier Millionen Euro kommen von der Betreibergesellschaft der Rheingoldhalle. Vom Keller aufwärts soll die Rheingoldhalle komplett auf den neuesten Stand gebracht werden, Lampen, Decke und Veranstaltungstechnik, Leitungen, Toiletten und Holzvertäfelungen, alles wird erneuert. Ursprünglich waren einmal 17 Millionen Euro für alle Bauarbeiten angesetzt gewesen, das sei aber nicht zu halten ge4wesen, sagte Beck. Nun soll ein zweiter Bauabschnitt mit einem Volumen von weiteren 9,8 Millionen Euro folgen. Das hat auch Folgen für die Mieter: Die Pacht werde von derzeit 300 auf künftig 500 Euro steigen, sagte Beck.

Die Rheingoldhalle soll dafür leistungsfähiger und fit für die Zukunft werden, der große Saal auch künftig wieder 3.000 Stehplätze oder 1.680 Sitzplätze – je nach Bestuhlung – fassen. Der große Saal wird künftig allerdings keine Empore mehr haben, die brauche man für die Technik, sagte Bauleiter Frank Intra. Die alte Decke, in der die gesamte Lichttechnik steckt, wird fallen und komplett neu gemacht werden, Akkustikelemente sollen auch für ein besseres Klangerlebnis sorgen. Die ausziehbare Sitztribüne bleibe, versicherte Intra, die Fluchtwege aus dem großen Saal würden aber ebenfalls neu geregelt.

Maroder Küchentrakt in der Rheingoldhalle. – Foto: gik

Die riesige Bühne soll um etwa einen Meter abgesenkt werden. „Das war eine richtige Theaterbühne damals“, erklärte Intra, für heutige Multifunktionsnutzungen sei die enorm hohe Bühne aber völlig ungeeignet. Auch künftig werde aber jeder Zuschauer auch von den hinteren Stuhlreihen die Bühne gut sehen können, versicherte Intra: „Wir haben das im Blick.“ Das Foyer vor dem Großen Saal bekommt ebenfalls ein Facelift, dazu neue Heizkörper, weil es hier im Winter einfach zu kalt gewesen sei,. sagte der Projektleiter. Neu gemacht werden auch die hinteren Versorgungsräume samt Küchen fürs Catering. Und schließlich sollen aus den drei unteren Sälen im Keller neue, moderne Tagungsräume für eigene Veranstaltungen mit bis zu 800 Besuchern werden.

Die größte Änderung nach außen wird aber der neue Balkon: Die Glasfront in Richtung Rhein wird Türen bekommen, die auf einen großen Balkon führen. Der wird über die gesamte Breite der Halle reiche und sechs Meter tief sein. Der Grund: Die Stadt muss mehr Fluchtwege schaffen, dafür sollen drei Fluchttreppen von dem Balkon zum Rheinufer führen. „Über die Ausführung des Balkons streiten wir uns noch“, sagte Beck, die Stadt habe kein Geld, „goldene Treppen zu bauen.“ Drei Platanen, die dicht an der Fassade stehen, werden dem Balkon wohl weichen müssen, dafür aber bietet der neue Balkon die Chance, auch gleich das Umfeld neu zu ordnen. Bislang dominiert hier ein eher altmodischer Heckenstreifung samt Schmutzecken, künftig soll hier „ein Entree entstehen, das man jemandem zeigen kann“, versprach Beck.

Info& auf Mainz&: Über die Sanierung der Rheingoldhalle haben wir schon 2016 berichtet, den Artikel von damals lest Ihr hier – da ging es auch um die Sanierung der Bürgerhäuser.

 

 

 

 

 

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein