Die Mainzer Universitätsmedizin steckt weiter tief in den roten Zahlen: 6,2 Millionen Euro Defizit machte die Uniklinik 2015, trotzdem sind sie darüber sogar recht glücklich: 2014 betrug das Defizit noch 6,5 Millionen Euro. Damit arbeitet sich die einzige Uniklinik in Rheinland-Pfalz langsam weiter aus ihrem Finanzloch – die finanzielle Zukunft bleibt allerdings angespannt. Ändern soll das eine verstärkte Konzentration auf Hochleistungsmedizin, dadurch stiegen die Erlöse schon 2015 auf knapp 375 Millionen Euro. Dafür wird an der Uniklinik fleißig gebaut – und es werden neue Forschungszentren etabliert.

Eingang Universitätsmedizin - Foto_Thomas Boehm
Die Mainzer Universitätamedizin steckt noch immer tief in den roten Zahlen – Foto: Thomas Boehm

Die Mainzer Unikinik ist die einzige Universitätsmedizin im Bundesland und damit das einzige Forschungs- und Lehrkrankenhaus. Das beschert ihr eine besondere Stellung – und eine besondere Größe: 60 Kliniken, knapp 1.450 Betten, rund 320.000 Patienten im Jahr, mehr als 7.700 Mitarbeiter – die Mainzer Uniklinik ist ein Mega-Betrieb.

Allein in den Hochschulambulanzen wurden 2015 insgesamt 88.727 Patienten versorgt, 2014 waren es noch 85.617 gewesen. Und die Uniklinik bekommt dabei die besonders schweren, komplexen und seltenen Erkrankungen ab: Die Abrechnung hochspezialisierter Leistungen oder seltener Erkrankungen stieg von 24.666 ambulanten Fällen in 2014 auf 25.640 Fälle in 2015.

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„Das Besondere der Universitätsmedizin Mainz ist die enge Verzahnung von Spitzenmedizin, Forschung und Lehre“, sagte denn auch Klinikchefin und Vorstandsvorsitzende Babette Simon am Montag. Man habe im vergangenen Jahr die medizinischen Leistungen erneut „deutlich steigern“ können und dabei vermehrt Patienten behandelt, „die der speziellen Expertise und Infrastruktur universitärer Spitzenmedizin bedurften.“

Das nämlich ist das Ziel der Universitätsmedizin: Um die Einnahmeerlöse zu steigern setzt man vermehrt auf Hochleistungsmedizin. So wurde etwa der hochmoderne Neubau der Kardiologie  eingeweiht und betreut steigende Zahlen von Patienten mit Herzrhythmusstörungen, das sei „ein sehr guter Schritt in die Zukunft“, betonte Simon. Zukunftsthemen adressiere man auch mit der Etablierung des  Zentrums für Allgemeinmedizin und Geriatrie.

Uniklinik Richtfest Paul-Klein-Zentrum Immunintervention - Foto Peter Pulkowski
Richtfest im Paul-Klein-Zentrum für Immunintervention im Mai 2015 – Foto: Peter Pulkowski

Denn trotz der immer noch großen Finanzierungsprobleme wird an der Mainzer Uniklinik gebaut und investiert: Die neue Rudolf-Frey-Lernklinik sowie das Interdisziplinäre Zentrum Klinische Studien (IZKS) wurden ebenfalls kürzlich eröffnet, am hochmodernen Neubau für immunologische Forschung, dem Paul-Klein-Zentrum für Immunintervention (PKZI), Richtfest gefeiert. Ein neuer Linearbeschleuniger samt Neubau wurde in Betrieb genommen und mit den Bauarbeiten für die neue Transfusionszentrale begonnen.

Finanziert werden diese Bauvorhaben zum Großteil vom Land Rheinland-Pfalz. Man werde „auf der Grundlage eines Strategiekonzepts und eines Bau-Masterplans die notwendigen Investitionen für die Universitätsmedizin finanzieren“, versprach der frisch gebackene Wissenschafts-Staatssekretär Salvatore Barbaro am Montag bei der Vorstellung des Jahresberichts. Barbaro ist qua Amtes auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Universitätsmedizin.

Es ist kein einfaches Amt – seit Jahren sitzt die Mainzer Uniklinik tief in den roten Zahlen. Allerdings war die Situation auch schon schlechter: Vor zehn Jahren betrug das Defizit 25,7 Millionen Euro, das war im Jahr 2005, 2006 waren es immer noch 19,4 Millionen Euro. Ein Sanierungsplan sollte die Klinik bis 2010 wieder in die schwarze Null führen – was auch gelang. Doch 2012 rutschte die Klinik erneut tief ins Minus, 20 Millionen Euro standen negativ zu Buche.

Uniklinik Skills Training Schockraum_Foto_Thomas Boehm
Stresstraining für angehende Ärzte im Schockraum der Uniklinik – Foto:Thomas Boehm

Nicht verwunderlich also, dass Erleichterung herrscht angesichts eines auf 6,2 Millionen Euro gesunkenen Defizits. Doch die schwarze Null, die eigentlich einmal für 2015 anvisiert war, wurde damit deutlich verfehlt. Dazu sitzt die Uniklinik laut Allgemeiner Zeitung auf einem Schuldenberg von 65 Millionen Euro, weswegen im Dezember 2015 einige Klinikdirektoren einen Schuldenschnitt vom Land forderten. Elke Frank, seit 15. Februar 2016 Kaufmännischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, forderte am Montag vom Land vernünftige finanzielle Rahmenbedingungen für die Universitätskliniken zu schaffen. 2015 erhielt die Universitätsmedizin an laufenden Mitteln für Forschung und Lehre etwas mehr als 91,4 Millionen Euro vom Land.

Eines der Probleme: Die Klinik ist in Sachen Personalabbau am unteren Ende angelangt. „Hinsichtlich der Personalkosten wurde im Jahr 2015 ein Punkt erreicht, an dem ein weiterer Personalabbau bei gleichzeitig weiterer Steigerung der Leistung nicht möglich war“, sagte Frank – auf Deutsch: Mehr Personalabbau geht nicht. Daher habe man auch „diese Kosten nicht so dämpfen können, wie es ursprünglich geplant war.“ So wurden 2015 im Durchschnitt 29 Vollkräfte mehr beschäftigt, vornehmlich im patientennahen Bereich, die Zahl der Vollzeitkräfte stieg damit auf 5.566, die Zahl der Mitarbeiter auf 7.764.

Professor Hauke Lang (l.) mit Mitarbeitern im OP - Foto Uniklinik
Spitzenmedizin u.a. im OP – das soll die Mainzer Uniklinik langfristig aus den roten Zahlen führen – Foto: Uniklinik

Immerhin übernahm das Land mit 3,3 Millionen Euro die Tariferhöhungen und Kostensteigerungen, der jährliche Kostenausgleich soll auch für die kommenden Jahre gelten. So bleibt der Klinik aber nichts anderes übrig, als auf höhere Einnahmen zu setzen. So stiegen denn auch 2015 die Erlöse aus Krankenhausleistungen auf knapp 375 Millionen Euro, das waren gut 17 Millionen Euro oder 4,7 Prozent mehr als 2014. Das sei „mehr als beachtlich“, betonte Simon.

Externe Auditoren bescheinigten zudem zahlreichen klinischen Bereichen „eine sehr hohe Qualität der Patientenversorgung und der internen Abläufe und Prozesse.“ Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sei es gelungen, „den Konsolidierungsprozess erfolgreich fortzusetzen und das wirtschaftliche Ergebnis weiter zu verbessern.“ Dazu wurden Drittmittel in Höhe von rund 50,6 Millionen Euro eingeworben, das waren etwas mehr als 2014 mit 49,6 Millionen Euro.

Und die Spezialisierung der Unikliniken geht weiter: 2015 wurden das Zentrum für Seltene Erkrankungen des Nervensystems, das Mainz Center for Chemical Allergology und das interdisziplinäre Autoimmunzentrum gegründet. Zwei neue Sonderforschungsbereiche mit Mainzer Beteiligung aus den Bereichen Immunologie und Autophagie sowie ein neues DFG-Schwerpunktprogramm zum angeborenen Immunsystem wurden etabliert.

Und seit Oktober 2015 wird in einem Pilotprojekt in verschiedenen Kliniken der Universitätsmedizin Mainz das Patientenidentifikationsarmband erprobt – ein Armband, in dem alle Daten des Patienten während der Dauer seiner Behandlung gespeichert werden.

Info& auf Mainz&: Mehr Infos zur Mainzer Universitätsmedizin findet Ihr auf dieser Internetseite.

 

 

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