Zum 550. Todesjahr von Johannes Gutenberg wird der berühmte Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern nun mit einem besonderen Druckerzeugnis geehrt: Am Mittwoch wurde in Mainz ein Gutenberg-Comic vorgestellt. „Gutenberg und das Geheimnis der Sibylle“ ist eine liebevoll gezeichnete Hommage an den Buchdrucker und das Ringen um seine Erfindung – und ein spannender Mittelalter-Thriller. Angesiedelt ist der Comic allerdings in Straßburg: Dort lebte Gutenberg zwischen 1434 und 1444, Forscher vermuten heute, dass der Buchdrucker in der Stadt im Elsass die ersten Schritte in Richtung seiner Erfindung machte. Seine ersten erfolgreichen Druckversuche soll Gutenberg 1440 in Straßburg gemacht haben, auch wenn er seine berühmte Bibel erst um 1451 druckte – da lebte Gutenberg bereits wieder in Mainz.

„Gutenberg und das Geheimnis der Sibylle“ – der Gutenberg- Comic ist auf Deutsch und auf Französisch erschienen. – Foto: gik

Am Mittwoch präsentierten denn auch die Oberbürgermeister von beiden Städten gemeinsam den Gutenberg- Comic: „Gutenberg ist unser gemeinsames Gut“, betonte der Straßburger Oberbürgermeister Roland Ries und berichtete, dass auch in Straßburg ein Gutenberg-Jahr zum kleinen Todestags-Jubiläum begangen werde. „Wir haben eine gemeinsame Geschichte zu erzählen, die die Welt verändert hat“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Der Comic sei „ein Stück Verneigung vor dem Genie“, das gemeinsame Gutenberg-Erbe „ein Privileg für unsere beiden Städte.“

Die Geschichte beginnt im Jahr 1438 in Florenz, Papst Eugen ist erzürnt: In Straßburg kursieren Bücher mit alten Prophezeiungen der Sibylle, die die Rückkehr von Kaiser Friedrich Barbarossa anpreisen – und alle Exemplare sind höchst identisch! Die Verbreitung der heidnischen Schrift muss gestoppt werden, befindet der Papst und beauftragt die gerissene Bankerfamilie Medici, Nachforschungen anzustellen….

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Aus diesem Start entwickelt sich ein rasanter Thriller um den Buchdrucker Johannes Gutenberg. Da gibt es Spione und Räuber, Mitarbeiter werden ermordet und sogar eine verführerische italienische Agentin umgarnt den Meister – Gutenberg droht, in mehr als eine Falle zu geraten. Die Geschichte basiert auf den wenigen Fakten, die über Gutenbergs Biographie bekannt sind: Dass er erste Texte in Straßburg wie Pilgerspiegel druckte, ist bekannt, auch die sibyllinischen Texte sind belegt – ein einziges Teilblatt des Sibyllenbuches wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Mainz entdeckt. Heute kann man es im Tresorraum mit den Gutenberg-Bibeln bewundern, als eines der ersten Druckerzeugnisse aus Gutenbergs Werkstatt.

Liebevolle Zeichnung, spannender Thriller: der Gutenberg- Comic. – Foto: gik

„Den Auszug der Sibylle vorhin im Tresor zu sehen, war für mich ein großer Moment“, sagte denn auch Roger Seiter bewegt. Seiter hat den Gutenberg-Comic getextet, es ist beileibe nicht der erste Comic aus seiner Feder: Seit 25 Jahren arbeitet er an den „Graphic Novels“, mehr als einhundert solcher Werke hat Seiter bereits gefertigt, viele in Zusammenarbeit mit dem Verlag Editions du Signe. Der Straßburger Buchverlag hat sich unter anderem auf historische Comics spezialisiert, rund 150 habe man bereits herausgegeben, sagte Verlagsleiter Christian Riehl nun in Mainz. Viele drehen sich um das historische Straßburg und seien sehr beliebt.

Comics gehören in Frankreich fest zum Kanon großer Kultur, Zeichner und Texter wie einst die Asterix-Erfinder René Goscinny und Albert Uderzo werden verehrt wie Helden. „Es war geradezu unsere Pflicht, einen Band über die weltberühmte Figur Johannes Gutenberg herauszugeben“, sagte Riehl. Ziel des Comics sei es, „Gutenbergs abenteuerliches und geheimnisvolles Leben auf unterhaltsame Weise darzustellen.“ Der Comic sei zudem die beste Art, Jung und Alt für das Thema zu interessieren. Je 150 Exemplare sollen deshalb nun auch an französische und deutsche Schulen verteilt werden – der Comic ist sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch erschienen, die Auflage beträgt 1.500 Stück.

Präsentation des neuen Gutenberg-Comics mit den Akteuren, von links nach rechts: Zeichner Vincent Wagner, Autor Roger Seiter, der Straßburger OB Roland Ries, der Mainzer OB Michael Ebling und Verleger Christian Riehl. – Foto: gik

Ein Jahr harte Arbeit stecke in dem Comic, berichtete Riehl. Gezeichnet wurde das gut 50 Seiten lange Werk von dem Zeichner Vincent Wagner, die Farben sind bewusst an das Thema angelehnt: Brauntöne mischen sich mit Schwarz und Rot, es sind Farben alter Bücher – und des Buchdrucks selbst. Liebevoll entsteht dabei das alte Straßburg vor den Augen des Betrachters, die Figuren hingegen erscheinen eher modern – manchmal vielleicht gar zu modern. Es ist wohl der Geschichte geschuldet: Der Thriller dreht sich nicht nur um die Frage, was Gutenberg erfand, sondern auch um das Ringen mit den Folgen dieser Wissens-Revolution. Denn während die Kirche die unkontrollierte Ausbreitung von Wissen zu verhindern sucht, sind andere geradezu elektrisiert von den Möglichkeiten, Wissen günstig und breit zu streuen.

Vier bis fünf Monate Forschungsarbeit habe er in das Werk investiert, berichtete Seiter. „Das Abenteuer hat vor einem Jahr begonnen – mit einem Anruf“, erzählte er. Ob er einen Gutenberg-Comic schreiben wolle? Seiter wollte. Nach der Forschung habe er das Szenario geschrieben, dann fange der Illustrator an, der noch einmal fünf bis sieben Monate benötige. Auch Zeichner Vincent Wagner berichtete, er sei viel zwischen Mainz und Straßburg gereist, habe Gebäude studiert und Umgebungen. Für Mainzer ist es ein bisschen schade, dass lediglich der Epilog in Mainz spielt, immerhin zeigen die sechs Seiten Gutenbergs Werkstatt, sein Meisterwerk – und die Auflösung des Thrillers.

Der neue Gutenberg Comic. – Foto: gik

Der Comic beweise denn auch, dass „an vielen Stellen der Welt daran erinnert wird, wie sehr Gutenberg diese Welt verändert hat“, sagte Ebling. Und er zeige, dass schon Gutenberg und seine Medienrevolution dieselben wichtigen Fragen stellte, die auch uns heute bewege: „Was richtet so ein gedrucktes Buch an? Was eine Information, die jeder Mann und jede Frau bekommt?“, sagte Ebling. Und wie verändere es die Welt, wenn Informationen in Echtzeit auf das Handy kämen? „Die Fragen, die hier gestellt werden, sind sehr aktuelle Fragen nach Chancen und Risiken“, fügte er hinzu.

Diese „erste Revolution der Wissensverbreitung“ habe aber auch dazu beigetragen, Kultur und Werte des Humanismus entlang des Rheins zu verbreiten, betonte der Straßburger Bürgermeister Ries. Diese humanistischen Werte wie Toleranz und eine ausgewogene Gesellschaft seien noch immer aktuell: „Sie sind auch heute auf der Tagesordnung, und es gilt, sie weiter zu verbreiten“, fügte er hinzu.

Info& auf Mainz&: Der Comic „Gutenberg und das Geheimnis der Sibylle“ ist im Straßburger Editions du Signe-Verlag erschienen, und zwar auf Deutsch und auf Französisch. Die Comic-Geschichte wird flankiert von Hintergrundtexten auf wissenschaftlicher Basis über Gutenberg, sein Leben und seine Erfindung. Der Band kostet 16,90 Euro und ist im Shop des Gutenberg-Museums, bei der Touristik-Information und auch in Mainzer Buchhandlungen zu bekommen. Mit den neuesten Forschungen über Johannes Gutenberg, gerade auch in seiner Straßburger Zeit, beschäftigte sich auch jüngst ein Gutenberg-Film – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.  Einen Link zum französischen Verlag gibt es hier.

 

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