Das ist mal ein nettes Geburtstagsgeschenk: Nach 53 Jahren wird endlich mal wieder eine Deutsche Weinkönigin in Mainz gewählt. Möglich macht es das Jubiläum 200 Jahre Rheinhessen, am 24. und 30. September steigt die große Show rund um die höchste deutsche Weinkrone in der Mainzer Rheingoldhalle. Die Great Wine Capital Mainz ist schon im Vorfieber, die Wahl sei „eine der spannendsten und schönsten Entscheidungen, die Deutschland hat“, schwärmte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). In der Tat: 13 Kandidatinnen wetteifern um die Krone, die heute für Weltoffenheit, Weinkompetenz und ein spannendes Jahr im Dienste des Weins steht.

Sabrina Becker Weinkönigin Rheinhessen
Unsere Hoffnung bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin: Sabrina Becker, amtierende Rheinhessische Weinkönigin – Foto: gik

„Mich kann mittlerweile nicht mehr viel aus der Ruhe bringen“, sagt Sabrina Becker lachend. Die 25 Jahre alte Winzerin vom Weingut Becker aus Spiesheim ist seit knapp einem Jahr rheinhessische Weinkönigin – und hat schon jetzt ein bewegtes Jahr hinter sich: Im indischen Neu Delhi warb sie schon für rheinhessische Rieslinge, auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin, beim Tag der Deutschen Einheit oder bei der größten Weinprobe der Welt im Radio in Siefersheim. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schüttelte sie schon die Hand, traf Uwe Ochsenknecht und Mario Adorf bei den Nibelungenspielen – „man kommt unglaublich viel herum und lernt viele interessante Leute kennen“, sagt Becker, „das ist eine Schule, die prägt einen fürs Leben.“ Im September tritt sie mit 13 anderen jungen Damen an, Deutsche Weinkönigin zu werden.

Weinkönigin – das war einmal ein Job für Mädels im Dirndl, die freundlich in die Kamera lächelten. 1949, als das Deutsche Weininstitut (DWI) die erste Wahl einer Deutschen Weinkönigin ausrichtete, musste die Kandidatin „ein Dirndl tragen, ein Weinglas hochheben und einen Spruch aufsagen können – das war alles“, sagt DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Das ist lange vorbei: Weinköniginnen müssen heute Fachfrauen in Sachen Weinwissen sein, dazu Auftreten, Charme und gute Fremdsprachenkenntnisse mitbringen.

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200 Termine im In- und Ausland absolviert die Deutsche Weinkönigin heutzutage im Dienste der deutschen Winzer und ihrer Weine. „Zweimal Toronto, dann Shanghai, Peking und Tokio, Warschau und Zürich“, zählt Josefine Schlumberger auf. Die amtierende 67. Deutsche Weinkönigin reist seit Herbst 2015 in Weinmission durch die ganze Welt. „Weinproben, politische Veranstaltungen in Berlin, Messen in Asien, da ist wirklich alles dabei“, berichtet Schlumberger: „Es ist ein Jahr, das unglaublich tolle Kontakte und Erlebnisse bringt.“

Deutsche Weinkönigin Josefine Schlumberger
Die amtierende Deutsche Weinkönigin Josefine Schlumberger: Spannendes Jahr im Diesnte des deutschen Weins – Foto: gik

Alle 13 deutschen Weinanbaugebiete bereiste sie, warb auf dem Ball der Marine in Warnemünde für deutsche Weine und fuhr Fernsehmoderator Günter Jauch mit dem Koffer über den Fuß. Man lerne, sich in der Business Welt zu bewegen, aber auch Auftreten, Reisen, Selbstständigkeit, sagt Schlumberger: „Es ist eine Crashausbildung, die man tragen kann, wie eine Bachelor-Ausbildung.“

Nun wird im September ihre Nachfolgerin, die 68. Deutsche Weinkönigin gewählt, und das endlich einmal wieder in Mainz. 1963 fand hier zuletzt eine Wahl der höchsten deutschen Weinmajestät statt, das DWI ist per Vertrag an den traditionellen Austragungsort Neustadt an der Weinstraße gebunden. Nur dreimal in zehn Jahren darf das DWI die Wahl in einer anderen Stadt ausrichten – zum 200. Geburtstag kommt das Spektakel deshalb nach Mainz. Zu dem Großevent werden rund 3.000 Gäste in Mainz erwartet, die Fans kommen aus allen Weinanbaugebieten bundesweit.

13 Kandidatinnen treten an, alle haben ein Jahr lang ein deutsches Weinanbaugebiet als Weinkönigin vertreten. Aus Rheinland-Pfalz, dem Land mit den meisten deutschen Weinanbaugebieten, sind gleich sechs junge Damen im Rennen. Da ist etwa Lena Endesfelder, die frisch gebackene Bachelor-Absolventin für Weinbau und Oenologie steht in Mehring an der Mosel im Familienweingut in Weinberg und Keller. Die Pfälzerin Julia Kren studierte in Heilbronn Internationale Weinwirtschaft und arbeitet im Weingut Winter in Dittelsheim-Hessloch.

Clarissa Peitz von der Nahe wiederum ist schon gelernte Industriekauffrau, kommt aus einem Weingut in Wallhausen und absolviert gerade ein ausbildungsintegriertes Duales Studium für BWL und Marketing bei Boehringer Ingelheim – und das alles mit gerade 21 Jahren. Das Ziel: Gemeinsam mit der Schwester das Familienweingut Peitz in Spabrücken übernehmen. „Wir bauen bewusst nur die alten Rebsorten an, Burgunder, Riesling, Bukettrebsorten wie Scheurebe und Bacchus“, sagt Peitz. Deutschland habe weltweit tolle Möglichkeiten mit Cool Climate-Weinen, gerade zur modernen leichten Küche. „Und deutsche Rotweine haben definitiv ein hohes Potenzial, das sollte man verstärken“, findet sie, „wir müssen da international noch am Bild feilen.“

Kandidatinnen Wahl Deutsche Weinkönigin Mainz mit OB und amtierender DWK
13 Kandidatinnen, eine Mission: Deutsche Weinkönigin werden. In Mainz – Foto: gik

Auch Quereinsteigerinnen in Sachen Weinbau sind unter den Kandidatinnen, etwa die angehende Lehrerin Michelle Skruth von der Ahr oder Sarah Hulten vom Mittelrhein. Die gebürtige Koblenzerin studiert zwar Medien und Kulturwissenschaften in Düsseldorf, im Job aber zieht es sie in die Weinwirtschaft: „Ich bin ein Kind von Rhein und Mosel“, sagt sie, „Wein ist einfach ein tolles Kulturgut und hat die Möglichkeit, Menschen zu verbinden.“

Gute Chancen könnte die Rheinhessin Sabrina Becker haben, ihr intensives Jahr im Rheinhessen-Jubiläum hat ihr einen Vorsprung in Sachen professionelles Auftreten beschert. In zwei Runden müssen sich die Kandidatinnen einer 70-köpfigen Jury aus Weinwelt, Politik und Medien stellen: Am 24. September geht es in der Fachbefragung zunächst um fundiertes Weinwissen. In mehreren Runden müssen sich die Kandidatinnen löchern lassen, Holzchips, Sektherstellung oder Blanc de Noir ebenso erklären können wie Weinmarketing, Rebschnitt oder die Kombination von Weinen zu Essen.

Katharina Fladung bei der Wahlgala Deutsche Weinkönigin 2015
Präsenz auf großer Bühne beweisen: Die Deutsche Weinprinzessin Katharina Fladung bei der Wahlgala Deutsche Weinkönigin 2015 – Foto: gik

Sechs Kandidatinnen qualifizieren sich dann für das Finale am 30. September, in der live vom Fernsehen übertragenen Wahlgala werden dann die Deutsche Weinkönigin sowie zwei Deutsche Weinprinzessinnen gekürt. 2015 waren das neben Schlumberger Katharina Fladung aus dem Rheingau und Caroline Guthier vn der Hessischen Bergstraße als Deutsche Weinprinzessinen. In der Show müssen die Damen neben Weinwissen auch Bühnenpräsenz, rhetorische Fähigkeiten und kreative Spontanität beweisen.

Eine Blindweinprobe ist immer dabei, meist auch eine Rede an ein fiktives Publikum – etwa britische Geschäftsreisende oder den Verband der Bierbrauer. Dabei müssen die Damen dann Redekunst und Überzeugungskraft beweisen, oft auch dann auch mit persönlichen Reden Persönlichkeit zeigen – Deutschland kriegt am Ende wahrlich eine Super-Weinkönigin.

In Mainz wird zum inzwischen zehnten Mal SWR-Moderator Holger Wienpahl durch die Show führen, dazu bringt Lars Reichow zur Wahlgala ein eigenes Programm mit. Rund 1.000 Gäste dürfen in der Rheingoldhalle mitfiebern, 80 Prozent der Karten für das Event seien bereits verkauft, sagte August Moderer, Chef des Citymarketings Mainzplus. Mainz freue sich auf die Wahl und wolle „das Prädikat deutsche Weinhauptstadt nach außen tragen.“

Majestätentrio Wahl Deutsche Weinkönigin 2014
Das war die Krönung der drei Weinmajestätinnen 2014, in der Mitte die Deutsche Weinkönigin Janina Huhn aus der Pfalz – Foto: DWI

Aber auch im Fernsehen ist die Wahl der Deutschen Weinkönigin ein Megaevent: Der SWR berichtet schon Wochen vorher in seinen Sendungen und stellt die Kandidatinnen vor. „Das Interesse des Publikums ist riesengroß“, sagt Günter Dudek, zuständiger Leiter beim SWR. Seit 1999 übertragt der SWR die Wahl in Mainz zum inzwischen 18. Mal, die Einschaltquoten liegen bei 16 bis 17 Prozent pro Jahr.

Wer es am Ende wird? Wenn wir das wüssten…. Fest steht: 2016 tritt ein starkes Feld an, starke Frauen mit viel Erfahrung und durchaus einer guten Portion Ehrgeiz. Gut so: Deutsche Weine können im In- und vor allem im Ausland noch viel Unterstützung gebrauchen. „Wir haben so gute deutsche Weine, die sind unheimlich vielseitig einsetzbar, auch zu gehobener Küche“, sagt etwa die Rheingauer Weinkönigin Louisa Follrich. Die Hattenheimerin studiert Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim, schwärmt für Winzersekte – und will beweisen,d ass man auch als Nicht-Winzerstochter Deutsche Weinkönigin kann: „Das zu werden“, sagt sie, „das wäre das Non-plus-Ultra.“

Info& auf Mainz&: Die 68. Wahl der Deutschen Weinkönigin findet am 24. September mit dem Vorentscheid und am 30. September mit der Wahlgala in der Mainzer Rheingoldhalle statt. Wenn Ihr dabei sein wollt: Die Tickets für die Wahlgala kosten 69,- Euro, darin enthalten ist ein Buffet sowie eine lange Liste deutscher Weine aus den deutschen Anbaugebieten, die an dem Abend probiert werden können. Tickets für den Vorentscheid kosten 59,- Euro, beide gibt’s beim Citymarketing Mainzplus, genau hier. Mehr über die Deutsche Weinkönigin und ihre Weinprinzessinnen findet Ihr auf deren eigener Homepage www.deutscheweinkoenigin.de.

Als Begleitprogramm zur Wahl der Deutschen Weinkönigin kommt zudem vom 23. September bis zum 3. Oktober das Weinsensorium nach Mainz: Elf Tage lang könnt Ihr bei der Weinerlebniswelt auf dem Rathausvorplatz auf 400 Quadratmetern Wein mit allen Sinnen erleben, und zwar bei freiem Eintritt. Wir stellen Euch das dann noch ausführlicher vor 😉

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