„Wegwerfware Mensch“ – mit einem echten harten Thema setzt sich in diesem Jahr das 42. Jugendkulturfestival Open Ohr auseinander. An Pfingsten geht es auf der Zitadelle in Mainz vor allem um das Thema moderne Sklaverei. Schätzungsweise 46 Millionen Menschen leben aktuell in Sklaverei, heißt es im Thesenpapier der Freien Projektgruppe des Open Ohr, das seien so viele wie nie zuvor. „Das Thema ist leider aktueller denn je. Deshalb ist es uns wichtig, darüber zu sprechen und die Menschen darauf aufmerksam zu machen“, sagt Projektgruppenmitglied Christin Dauborn. Das Open Ohr will deshalb über Formen moderner Sklaverei aufklären und Gegenstrategien suchen – aber natürlich nicht nur trübsinnige Gedanken wälzen: Vom 2. bis 5. Juni wird auf der Zitadelle auch abgetanzt, gefeiert und genossen.

Open Ohr - Theaterstück Flucht im Container 1
Wenn der Mensch zur Wegwerfware wird…. Szene aus einem Theaterstück über Flucht im Container auf dem Open Ohr – Foto: gik

Damit setzt das politische Festival seine Reihe vom Thema Flüchtlinge über die Heimat erneut mit einer logischen Gedankenentwicklung fort: Moderne Sklaverei nämlich hat ihre Ursache meist in Armut, Anhängigkeiten oder eben auch in Flucht und Vertreibung. Schuldknechtschaft, Zwangsprostitution, Kinderarbeit oder Wirtschaftssklaverei sind die modernen Erscheinungsformen, die ihre Opfer in einen Teufelskreis zwingen, aus dem es für sie kaum eine Möglichkeit des Entkommens gibt. „Der fehlende Zugang zu Bildung, der Mangel an finanziellen Mitteln und die hierdurch geringen Möglichkeiten, sich rechtlichen Beistand zu verschaffen, machen arme Menschen zu leichter Beute“, heißt es im Thesenpapier der Projektgruppe. Ausweg- und Schutzlosigkeit ermöglichten es so Sklavenhändlern und Sklavenhaltern, diese Menschen „in die Fesseln moderner Sklaverei zu legen.“

Dabei garantieren die Allgemeinen Menschenrechte eigentlich seit 1948 jedem Menschen ein Leben in Würde und Freiheit. Trotzdem blüht die Sklaverei auch 70 Jahre später noch unverändert, ja: mehr denn seit Langem wieder. Neue Abhängigkeiten durch internationale Wirtschaftsstrukturen, ein Blühen der Korruption in den Regierungen armer Länder und eine wirtschaftliche Globalisierung, die Produktion und Konsum voneinander entkoppelt und so die Produktionsbedingungen weit weg versteckt – all das sind Gründe. Das Festival will den Ursachen auf den Grund gehen, aber auch Lösungsansätze aufzeigen. „Bei aller Tragik des Themas wollen wir kein erdrückendes Festival machen“, betont Diane Ackermann von der Projektgruppe. „Vielmehr werden wir umfassend darüber informieren, welche Möglichkeiten jedem Einzelnen offen stehen, der Sklaverei ganz entschieden entgegenzuwirken.“

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Verhaltene Nneka, einst selbst aus Nigeria geflüchtet - Foto: gik
Party, Weltmusik, Szene, hier bei Nneka 2015 – auch das ist das Open Ohr – Foto: gik

Das Open Ohr ist das letzte politische Jugendkulturfestival seiner Art in Deutschland und wurde zur Hochzeit der Festivals gegründet. „Das Ohr“ hatte seines immer an den aktuellen politischen Themen seiner Zeit, es wandelte sich, lockte neue Musikstile an – und überlebte vielleicht deshalb 43 Jahre lang. Heute ist das Festival an Pfingsten auf der Zitadelle Kult und ein bundesweit einmaliger Treffpunkt aller Generationen, auf dem so politisch diskutiert wird wie vielleicht sonst nirgends mehr. Mehr als 9.000 Besucher kamen in den vergangenen beiden Jahren jeweils auf die Zitadelle, vier Tage lang wird diskutiert, geliebt und gelacht. Mehr zur Geschichte des Open Ohr erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel 40 Jahre Open Ohr, mehr zum Festival 2016 lest Ihr in unserem Bericht Spannende Erkenntnisse zum Thema Heimat.

Info& auf Mainz&: 43. Open Ohr Festival vom 2.-5. Juni 2017 in Mainz auf der Zitadelle zum Thema „Wegwerfware Mensch – Moderne Sklaverei“. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen, das aktuelle Programm ist in Mache, erste Infos soll es bald geben – alles auf www.openohr.de und natürlich hier bei Mainz&.

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