Viele kaufen jetzt schon ihre Weihnachtsbäume, die Vorfreude ist ja bekanntlich die Schönste. Doch leider gibt es da ein Problem: Sehr viele Weihnachtsbäume sind hochgradig mit Pestiziden belastet – und die können in Euren Wohnzimmern ganz erheblich ausdünsten. Gerade in der muscheligen Wärme des Wohnzimmers entfalten die Tannen ihren ganzen „Duft“, für die Gesundheit kann das hochgradig schädlich sein., Und nein, wir wollen Euch nicht den Weihnachtsbaum vermiesen, aber es gibt Alternativen: der ökologische Weihnachtsbaum ist auf dem Vormarsch, leider sind Verkaufsstellen in Mainz noch sehr rar. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium hat aber die Weihnachtsbäume mit ökologischer FSC-Zertifizierung ausgebaut, auch Förster sind meist eine gute Anlaufstelle. Aus gegebenem Anlass hier noch einmal unser Artikel aus 2017 dazu – aktuellere Infos haben wir bisher leider nicht. Achtung: alle Angaben und Tipps sind aus 2017. Ob es also die Öko-Weihnachtsbäume an den Stellen noch gibt, müsst Ihr leider selbst prüfen.

Oh Tannenbaum, leider bist Du viel zu häufig mit Pestiziden und anderen Umweltgiften belastet…. – Foto: gik

Habt Ihr schon Euren Weihnachtsbaum? Dann haben wir jetzt womöglich eine schlechte Nachricht für Euch: Ein Großteil der Weihnachtsbäume ist hochgradig mit Pestiziden belastet. 76 Prozent der Weihnachtsbäume seien bei einem bundesweiten Test mit Pestiziden belastet gewesen, zum Teil gar mit einem ganzen Pestizidcocktail, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nun mit (2017). Bei der Nadelanalyse in einem unabhängigen Labor seien bei dem Test neun verschiedene Pestizide gefunden worden, von denen fünf zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden. Auch das in die Kritik geratene Glyphosat war darunter und sogar illegale Mittel. Der BUND rät, unbedingt ökologisch produzierte Weihnachtsbäume zu kaufen, in der Mainzer Umgebung gibt es die vor allem – in Wiesbaden.

„In Weihnachtsbaumplantagen werden jede Menge Herbizide, Insektizide und Fungizide eingesetzt“, sagte die BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel: „Auffällig und beunruhigend ist die hohe Mehrfachbelastung, viele Weihnachtsbäume sind einem regelrechten Pestizidcocktail ausgesetzt.“ Mehr als die Hälfte der getesteten Bäume war mit mindestens zwei Wirkstoffen belastet, ein Baum enthielt sogar Rückstände von vier Pestiziden – ausgerechnet eine Blaufichte von einem Hornbach-Baumarkt in Mainz. Die untersuchten Weihnachtsbäume stammten überwiegend von deutschen Plantagen und wurden von BUND-Aktiven stichprobenartig in Baumärkten, Gartencentern und im Straßenverkauf an 15 Orten im gesamten Bundesgebiet erworben.

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Der BUND hat die Nadeln von 17 Weihnachtsbäumen von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen lassen. Bei 13 der analysierten Bäume, also bei 76 Prozent, wurde das Labor fündig. In den Nadeln von neun Bäumen – und damit am häufigsten – wurde das Insektizid Lambda-Cyhalothrin festgestellt, das als das schädlichste zurzeit in der EU zugelassene Pestizid gilt. Es ist unter anderem akut toxisch, schädigt Nervenzellen und das Hormonsystem, ist giftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich in Organismen an. In Weihnachtsbaumplantagen wird es zur Insektenbekämpfung eingesetzt.

Ein weiterer bei dem BUND-Weihnachtsbaumtest gefundener Wirkstoff, Parathion-Ethyl – früher bekannt als E 605 oder umgangssprachlich als „Schwiegermuttergift“ –, ist illegal und darf aufgrund seiner äußerst hohen Giftigkeit bereits seit 15 Jahren in der EU nicht mehr verwendet werden. In zwei Weihnachtsbäumen wurde auch das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen. Glyphosat steht im Verdacht krebserregend zu sein und zum massiven Rückgang von Insekten mit beizutragen, weil es die Biodiversität erheblich unterbindet. Gefunden wurde in den Bäumen zudem das Mittel Boscalid, ein Fungizid gegen Schimmelarten, sowie das Herbizid Metribuzin, das als hochgefährlich gilt wegen möglicher Auswirkungen auf das Hormonsystem.

Lieber den Weihnachtsbaum direkt im Wald beim FSC-zertifizierten Förster kaufen und auf Bio-Produktion achten, rät der BUND. – Foto: Landesforsten RLP

Die Verwendung von Pestiziden in der Land- und Forstwirtschaft ist in erster Linie ein Umweltproblem, heißt es beim BUND: „Die Gifte gelangen in Böden und Gewässer, sie schädigen Insekten und zerstören auch Nahrungsquellen und Lebensräume weiterer Nützlinge“, sagte Hölzel. Möglich seien aber auch gesundheitliche Auswirkungen auf Menschen: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Pestizide in geschlossenen und beheizten Räumen in die Raumluft ausdünsten“, sagte Hölzel. Also sollte Euer Baum seltsam zu riechen anfangen, solltet Ihr vielleicht misstrauisch werden.

Der BUND rät Verbrauchern dazu, zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume zu kaufen, die garantiert frei von Schadstoffen sind, oder einen Baum aus heimischen FSC-zertifizierten Wäldern, die nicht mit Pestiziden behandelt werden. Bio-Bäume erkennen Verbraucher am Siegel der Öko-Anbauverbände Bioland, Naturland oder Demeter. Solche Weihnachtsbäume sind übrigens sogar bei einigen Gartencentern zu haben. Ein Öko-Weihnachtsbaum sei oft nur wenig teurer, jedoch habe man die Sicherheit, dass das Wohnzimmer frei von Schadstoffen bleibe und die Umwelt geschont werde, betont der BUND.

In Rheinland-Pfalz gibt es erst seit 2016 die ersten FSC-zertifizierten Weihnachtsbäume, diese wachsen ohne Mineraldünger und ohne den Einsatz chemischer Unkraut- und Insektenbekämpfungsmittel. Neben den Forstämtern Trier, Soonwald und Kaiserslautern wurden inzwischen auch bei den Forstämtern Rheinhessen und Donnersberg Weihnachtsbaumkulturen nach FSC-Standard zertifiziert. Schätzungen zufolge werden in diesem Jahr etwa 1,4 Million Weihnachtsbäume in den rheinland-pfälzischen Weihnachtszimmern stehen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Weihnachtsbaumtest des BUND findet Ihr hier im Internet, auch eine Liste der gefundenen Pestizide und Herbizide. Eine Liste von Anbietern ökologischer Weihnachtsbäume findet Ihr dort ebenfalls – oder direkt hier zum Download bei Robinwood. Der Liste zufolge gibt es ökologische Weihnachtsbäume bei uns in der Region vor allem in Wiesbaden (Achtung: Stand 2017!): Beim Stadtforstamt Wiesbaden, bei Pflanzen Kölle in Biebrich (bio-zertifizierte Nordmann-Tannen), bei Blumen Bleker in der Igstadter Straße sowie beim Tegut in Wiesbaden Schierstein. Auch IKEA in Wallau hatte 2017 Tannenbäume aus einer Biokultur im Angebot. Die Bauhaus-Baumärkte in Mainz sollen ebenfalls Bio-Bäume haben, allerdings nur 25 Stück pro Filiale – da müsst Ihr also Glück haben. Mehr zum Thema nachhaltiger und FSC-Weihnachtsbaum in Rheinland-Pfalz gibt es hier beim Umweltministerium Rheinland-Pfalz und hier direkt bei den Förstern.

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