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Start 2017 September

Monatsarchive: September 2017

Biancas Blick auf Mainz: Bush revisited – wenn die Karikaturistin zum Tag der Deutschen Einheit ein Deja Vue hat

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Ausnahmezustand in Mainz, Alltagsleben kommt zum Erliegen, Innenstadt abgeriegelt, „es wird in Mainz keine Normalität geben“, sagt der Einsatzleiter der Mainzer Polizei. „Viele Mainzer gehen diesem Chaos aus dem Weg, bleiben zu Hause oder sind schlichtweg verreist“, sagt eine Geschäftsfrau – nein, das ist nicht Mainz im Jahr 2017. Vor zwölf Jahren, im Februar 2005, legte US-Präsident George W. Bush Mainz lahm. Viele fühlen sich erinnert an den damaligen Besuch und seine überbordenden Sicherheitsvorkehrungen: Flugzeuge in der Luft, Scharfschützen auf den Dächern, abgesperrte Straßen – Mainz 2017, das fühlt sich an wie Bush revisited 2005. Unsere Karikaturistin Bianca Wagner hat jedenfalls ein Deja Vue… Wir hoffen dann mal, dass das Fest Montag und Dienstag deutlich lockerer, offener und belebter wird!

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Sicherheitsvorkehrungen, aber auch das Programm zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz am 2. und 3. Oktober 2017 lest Ihr in diversen Artikeln auf Mainz& – zum Beispiel hier. Forderungen danach, ein anderes Konzept für das Megaevent zu finden, gibt es auch schon – der mainzer CDU-Politiker Gerd Schreiner sagte bei Mainz& als erstes: „Das ist nicht einladend, was hier passiert.“ Mehr zu unserer Karikaturistin Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel „Was eh‘ Glick!“ Was Bianca sonst so treibt? Seht Ihr hier auf Ihrer Facebookseite.

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Planspiel Bundesregierung Tag der Deutschen Einheit: Einmal selbst Kanzlerin sein oder Minister am Kabinettstisch

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Über Minister oder die Kanzlerin wird ja gerne mal gründlich gemeckert – aber wie fühlt sich das eigentlich an, am Kabinettsstisch zu sitzen? Selbst Verantwortung zu tragen? Gesetze zu entwerfen? Das könnt Ihr jetzt selbst ausprobieren – am Tag der Deutschen Einheit in Mainz. Die Bundesregierung lädt dann zum „Planspiel Bundesregierung“ ein: In einem originalgetreu nachgebauten Kabinettsaal können die Spieler bei vier Spielrunden der großen Politik hautnah auf den Grund gehen. Das Planspiel ist Teil des Auftritts der Bundesregierung bei den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit, vier Spielrunden werden jeweils an den beiden Festtagen veranstaltet – bis zum 29. September könnt Ihr Euch dazu anmelden.

Einmal am Kabinettstisch der Bundesregierung als Minister Platz nehmen – kann man beim Tag der Deutschen Einheit in Mainz. – Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Guido Bergmann

Auf der Mainzer Kaiserstraße entsteht derzeit in riesigen Zelten der Auftritt von Bundesregierung, Bundesrat und Bundestag. Auch sämtliche Bundesministerien, die Geschäftsstelle für Bürokratieabbau sowie die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien präsentieren sich auf der Bundesmeile in Mainz. In den Zelten gibt es Informationen über die Pläne und Schwerpunktthemen der Bundesregierung, Einblick in die Aufgaben und Arbeitsweisen der Ministerien, Musik, Quizzrunden sowie den einen oder anderen Bundesminister persönlich im Gespräch.

Für das Planspiel „Bundesregierung“ sind pro Tag vier Spielrunden vorgesehen, dabei sollen im „Kabinett“ fiktive Themen aus dem politischen Leben „lebensnah und ergebnisoffen diskutiert werden“, heißt es in der Ankündigung. Geplant sind die Themen Gemüseanbaupflicht für Privatgärten und Balkone, zusätzliche Steuer auf Fast Food, Pflicht zur anonymen Bewerbung und Wahlpflicht für alle. Die Themen sollten „deutlich machen, wie viele Aspekte bei der Erarbeitung eines Gesetzentwurfs zu beachten sind“, heißt es weiter. Na dann 😉 Beweist doch selbst mal Verantwortung – Politik ist übrigens ganz schön komplex und alles andere als einfach…

Info& auf Mainz&: Das „Planspiel Bundesregierung“ findet am Montag und Dienstag, 2. und 3. Oktober, jeweils um 11.30 Uhr, 13.30 Uhr, 15.30 Uhr und 17.30 Uhr statt. Ort: Kaiserstraße Mainz, Höhe Neubrunnenstraße. Mitmachen kann jeder, der 14 Jahre und älter ist, allerdings ist eine Anmeldung nötig: Interessenten können sich bis zum 29. September mit dem Kennwort TDDE2017″ online unter www.onlineanmeldung.org anmelden. Oder per E-Mail an Planspiel(at)mediapool.berlin anmelden, dabei bitte Name, Vorname Alter und Geburtsort des Teilnehmenden sowie die gewünschte Uhrzeit angeben. Mehr zum Programm am Tag der Deutschen Einheit in Mainz insgesamt findet Ihr hier im Internet.

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Tag der Deutschen Einheit kostet Stadt Mainz 350.000 Euro – Neu: Aktion „Free Kaiserstraße“ von der Mauer

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Der Tag der Deutschen Einheit kostet die Stadt Mainz 350.000 Euro. Diese Summe sei in den Haushalt der Stadt für die Feierlichkeiten, sämtliche Vorbereitungsarbeiten sowie die Nachbereitung eingestellt, heißt es in  einer Antwort der Mainzer Stadtverwaltung auf Anfrage der Linken. Mit dem Geld wurden bereits in den vergangenen Wochen Bänke gestrichen, Blumenpflanzungen vorgenommen, Ampeln und öffentliche Toiletten gereinigt sowie die Pergola vor dem Rathaus gegen Einsturz gesichert. Für die Müllentsorgung nach der Feier sind rund 15.000 Euro vorgesehen, auch die Wiederherstellung der Grünanlagen etwa auf der Kaiserstraße würden aus diesem Betrag finanziert, hieß es weiter. Derweil regieren die Mainzer auf die Behinderungen – wie könnte es anders sein – auch mit Humor: „Free Kaiserstraße“ und „Die Mauer muss weg“ postete die Weinraumwohnung mit einem dicken Augenzwinkern.

Offizielles Plakatmotiv zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz

„Mainz putzt sich für den Tag der Deutschen Einheit heraus, das Stadtbild wird sichtlich aufgewertet“, heißt es in einer Anfrage der Linksfraktion für den Mainzer Stadtrat am morgigen Mittwoch: „Parkbänke werden erneuert, Flächen begrünt, Bodenplatten ausgetauscht, Denkmäler gesäubert und Unkraut aus Fugen gekratzt.“ Ein solches Großereignis wie der Tag der Deutschen Einheit sei aber zugleich  „eine Herausforderung für eine hochverschuldete Kommune wie Mainz und kann einiges über die Prioritäten der hiesigen Politik darlegen“, schreibt die Linke weiter.

In ihrer Antwort bestätigt die Stadtverwaltung, dass in den vergangenen Wochen „Aufwertungsmaßnahmen im Bereich der Grünanlagen vorgenommen“ wurden, etwa: Bänke gestrichen oder ausgetauscht, Blumen an den Rundbänken am Leichhof gepflanzt und dort die Bänke saniert, ebenso die Bänke am Rheinufer rund um die Bäume. „Weiterhin wurden Grundreinigungsmaßnahmen, die alljährlich fällig werden, an den Lichtanlagen vorgenommen“, die öffentlichen Toilettenanlagen überprüft und – wo notwendig – grundgesäubert sowie gestrichen, heißt es weiter. Die Pergola vor dem Rathaus habe aufgrund der Einsturzgefahr durch die MAG saniert werden müssen – auch dieser Betrag sei aber in den 350.000 Euro enthalten.

Facebook-Post der Mainzer Weinraumwohnung zum Thema Mauer und #freeKaiserstraße – Screenshot: gik

Ebenso in den städtischen Kosten enthalten seien Gelder für die Wiederherstellung von Grünflächen in der Kaiserstraße oder auf dem Fischtorplatz. „Mehrkosten, die durch die Ausweitung der Veranstaltungsfläche auf der Kaiserstraße durch die Staatskanzlei entstanden sind, werden durch das Land Rheinland-Pfalz getragen“, heißt es dazu aber auch. Auch weitere Kosten für die notwendigen Straßenreinigungsarbeiten während der Veranstaltungstage sowie die Aufstellung von notwendigen Müllgefäßen würden von den jeweiligen Landesvertretungen oder der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz getragen. Die Stadt Mainz rechnet mit 15.000 Euro für die Müllbeseitigung.

Der Tag der Deutschen Einheit bedeutet einen enormen logistischen und organisatorischen Aufwand, auch die Sicherheitskosten sind enorm – sie werden aber vom Land Rheinland-Pfalz getragen, das insgesamt rund 3,25 Millionen Euro für die Feier der Einheit investiert. Die zentralen Feierlichkeiten samt begleitendem Bürgerfest werden reihum von den Bundesländern ausgerichtet, alle 16 Jahre ist also Rheinland-Pfalz an der Reihe – zuletzt war das 2001 gewesen. Der Mainzer CDU-Politiker Gerd Schreiner schlägt deshalb vor, die zentralen Feierlichkeiten abzuspecken und insgesamt ein neues Konzept für den Nationalfeiertag zu entwickeln – kleiner, bürgernäher und sympathischer.

In Mainz kursieren derweil humorvolle Aktionen zu den drastischen Behinderungen für die Bevölkerung durch die Aufbauarbeiten: „Falls jemand Wein kaufen möchte, wir sind hinter der Mauer und haben bis Samstag offen“, postete der Weinladen Weinraumwohnung am Dienstag auf seiner Facebook-Seite – samt einem Bild der abgeriegelten Kaiserstraße. Dort wird derzeit die Festmeile zu Bundestag und Bundesrat aufgebaut, die Arbeiter riegelten dafür auch gleich mal die Durchfahrt durch die Kaiserstraße in Höhe der Boppstraße und der Neubrunnenstraße ab. „Den Bau der ‚Mainzer Mauer und die Teilung der Stadt verstehen wir als politische Bildung zum Anfassen“, heißt es in dem Post weiter mit Bezug auf die Bundestagswahl und „die 13 Prozent, denen es schwerfällt sich zu erinnern.“ Bei der Bundestagswahl am Sonntag war die rechtsextreme AfD auf 13 Prozent gekommen, viele von der Einheit frustrierter Ostdeutsche hatten laut Analysen für die AfD gestimmt. Mit einem Augenzwinkern fügten die Macher des hippen Mainzer Weinladens noch die Hashtags hinzu: #diemauermussweg und #freekaiserstrasse …

Info& auf Mainz&: Mehr zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz, den Vorbereitungen und dem Programm lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

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„Das ist nicht einladend, was hier passiert“ – Schreiner fordert neues Konzept für den Tag der Deutschen Einheit – Update: Reaktionen

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Gesperrte Straßen, verriegelte Parkhäuser, großräumig umgeleitete Busse – in Mainz wird die Kritik an den Folgen des Tags der Deutschen Einheit für die Landeshauptstadt immer größer. „Ich empfinde das nicht als einladend, was da passiert“, sagte jetzt der Mainzer Stadtrat und CDU-Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner im Interview mit Mainz&. Es sei doch verrückt, dass bereits zehn  Tage vorher die Stadt wegen des Einheitsfests dicht gemacht werde. „Damit bringt man die direkten Anwohner gegen den Nationalfeiertag auf“, sagte Schreiner. Der CDU-Politiker fordert nun ein neues Konzept für den Tag der Deutschen Einheit: Kleiner, dezentraler – ein echtes Fest der Menschen, wie das etwa in Frankreich der Fall sei.

Kritisiert die Sperrungen in der Stadt rund um den Tag der deutschen Einheit: CDU-Politiker Gerd Schreiner. – Foto: Schreiner

„Ich will, dass wir den Tag der Deutschen Einheit feiern, ich will, dass wir ihn in Mainz feiern“, betonte Schreiner im Gespräch mit unserer Zeitung, „aber wir müssen uns überlegen, ob wir den Tag der Deutschen Einheit weiter so feiern sollen. Ich bin der Auffassung, wir sollten es nicht tun.“ Jahr für Jahr werde eine deutsche Landeshauptstadt für die Feierlichkeiten komplett für zwei Wochen lahm gelegt. „Wir sperren eine Stadt für zwei Wochen, damit die Leute anderthalb Tage durchflanieren können“, sagte Schreiner: „Das kann nicht im Interesse der Kommune sein, der Menschen, der Anwohner, der Geschäfte – und auch nicht im Interesse der Verfassungsorgane.“

Das Ziel des Nationalfeiertags solle doch sein, „dass sich die Menschen mit unserem Land und den Verfassungsorganen identifizieren“, sagte Schreiner weiter, doch derzeit sei in Mainz eher das Gegenteil der Fall: Die Menschen, die in der Stadt leben, erleben massive Beeinträchtigungen, wüssten über Wochen nicht, wo sie ihr Auto parken sollen. „Bereits ab diesem Sonntag fahren keine Busse mehr in die Innenstadt – das ist doch Gaga“, schimpfte Schreiner, nicht einmal vor Rosenmontag werde so ein Theater gemacht: „Wir wollen, dass eine Stadt lebendig ist und nicht, dass sie zehn Tage dicht gemacht wird – so bringt man die direkten Anwohner gegen den Tag der Deutschen Einheit auf.“ Auch sei dabei „die eine oder andere kommunikative Panne“ passiert.

Tatsächlich wissen viele Anwohner der Festmeilen in der Innenstadt bis heute nicht, ab wann denn nin Parkplätze vor ihren Häusern wegfallen. Selbst bei der Verkehrsüberwachung in Mainz hieß es auf Mainz&-Anfrage nur: „Am besten achten Sie auf die Hinweisschilder.“ Genaueres könne man leider auch nicht sagen. Dazu verursachen auch schon die Aufbauarbeiten erhebliche Irritationen: Am Donnerstagabend beschwerten sich Facebooknutzer in einem Mainz-Forum, dass die Kaiserstraße inzwischen komplett abgeriegelt sei. Der komplette Grünstreifen sei nicht nur unter Platten verschwunden, sondern auch noch durch einen Zaun abgeriegelt.

Der Grünstreifen der Kaiserstraße war am Donnerstag wegen Aufbauarbeiten für den Tag der Deutschen Einheit überraschend abgeriegelt. – Screenshot: gik

Wo solle sie denn „die nächsten 14 Tage die Hunde Gassi führen“, fragte eine Anwohnerin, „dieses Fest braucht kein Mensch…“ Wie er denn dann kommende Woche seine Wahlplakate einsammeln solle, wunderte sich gar SPD-Wahlkämpfer Erik Donner, von dem Zaun habe auch er nichts gewusst. Dazu, berichteten Anwohner, sei auch die Verlängerung der Boppstraße abgeriegelt – Linksabbiegen von der Kaiserstraße in Richtung Neustadt gehe nun nicht mehr. Andere fürchten lange Fußwege durch die erheblichen Busumleitungen, weil ab Sonntag die Busse in Mainz bereits die Innenstadt umfahren – neun Tage vor Beginn des Festes.

Die Einschränkungen seien „schlimm für die Menschen, das nimmt ihnen die Freude am Tag der Deutschen Einheit“, sagt Schreiner, und das könne doch nicht der Sinn sein. „Wir brauchen andere Konzepte, eine andere Umsetzung“, fordert er, der Nationalfeiertag müsse „eine Nummer kleiner“ werden, „ein echtes Bürgerfest.“ Derzeit werde doch „das immer gleiche Modell“ des Festes in eine andere Stadt transportiert, „es sind immer die gleichen Stände, immer gibt es eine Blaulichtmeile – das ist ein Wanderzirkus“, kritisiert Schreiner. Natürlich kämen am 2. und 3. Oktober auch Besucher nach Mainz, „aber es wird doch kaum einer aus Flensburg oder Bad Reichenhall nach Mainz kommen, um hier den Tag der Deutschen Einheit zu feiern“, glaubt Schreiner. Viel schöner wären doch Feiern in jedem Ort, vielleicht ein großer zentraler Festakt in Berlin.

Im kommenden Jahr finden die Feierlichkeiten in Berlin statt, die Hauptstadt sei für solche Events mit den erheblichen Sicherheitsvorkehrungen besser gerüstet, glaubt Schreiner – und zudem ja auch viel größer als Mainz. Aber im Jahr danach „muss klar sein, dass wir es den Menschen nicht mehr zumuten, dass sie über zehn Tage aus der eigenen Stadt ausgesperrt sind“, forderte Schreiner, „es muss kritische Bilanz gezogen werden.“ Als Vorbild nennt er Frankreich, dort sei der Nationalfeiertag am 14. Juli ein echtes Fest der Menschen: „Da werden keine Festmeilen aufgebaut, da treffen sich Menschen, trinken ein Glas Wein, sehen sich ein  Feuerwerk an – und sind stolz auf ihr Land“, erklärt Schreiner, „so stelle ich mir das auch vor.“

Update: Große Diskussion bei Mainz&-Lesern – Kritik der SPD

Schreiners Vorschlag löste prompt intensive Diskussionen auf der Mainz&-Facebook-Seite aus, binnen kürzester Zeit sammelten sich 17 Kommentare zu dem Thema. Die meisten berichteten von weiteren Einschränkungen, so postete Melanie Rothermel das Foto von einem Zettel an einem Fahrradständer in der Ludwigsstraße mit der Aufschrift: „Achtung! Dieser von ihnen genutzte Fahrradständer wird am 20. und 21. September im Rahmen der Aufbauarbeiten zum Tag der Deutschen Einheit abgebaut.“ Das sei mehr als zwei Wochen vor dem Fest, kritisierte eine andere Mainz&-Leserin, die zudem die Kommunikationspolitik zum Festtag kritisierte. Ein anderer berichtete, der Paketdienst DHL habe angekündigt, Adressen in der Dominikanerstraße vom 25. September an nicht mehr zu beliefern – und zwar bis zum 4. Oktober. „Ist jetzt kein Weltuntergang, trotzdem stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit“, schreibt Leser Moritz.

In der Ludwigsstraße wurden nun auch schon Fahrradständer abgebaut – das passiert nicht einmal zu Rosenmontag. – Foto: Melanie Rothermel

 

Was denn mit den Berufstätigen sei, mit Behinderten und Fußkranken, wollten andere Leser wissen – den Mainzern stellen sich offenbar noch immer viele Fragen. Interessant aber: Hetzkommentare gegen Politiker oder Bundesregierung blieben auf unserer Seite komplett aus (wir haben halt tolle Leser ;-)), andere nahmen es mit Humor: „Solange Mainz geteilt ist, können wir kein Einheitsfest ausrichten ;-)“, schrieb Leser Klaus in Anspielung auf die rechtsrheinischen Stadtteile Amöneburg, Kastel und Kostheim. Drei Kommentatoren konnten „einen großen Teil der Aufregung hier“ nicht nachvollziehen – von der Mainzer SPD kam gar scharfe Kritik an Schreiners Äußerungen: Die zeigten nur „wieder einmal vor allem die schlechte Laune der CDU“, sagte SPD-Vorstand Klaus Euteneuer.

Der 3. Oktober sei „eben kein Rosenmontag anderer Art“, sondern „der Tag, an dem die Demokratie Deutschlands gefeiert werde – und zwar fröhlich und würdig zugleich“, sagte Euteneuer weiter. Das sei mit großem Aufwand für die jeweilige Stadt und das jeweilige Land verbunden, „auch mit unvermeidlichen Einschränkungen für die Bürger“. Der Lohn für die Mühe und die Geduld werde ein Fest sein, „das viele Menschen begeistern und noch lange nachklingen wird.“

Die Begeisterung hält sich indes sehr in Grenzen: Ein einziger Kommentator – ein SPD-Wahlkämpfer – äußerte, er freue sich auf den Tag der Deutschen Einheit, bei den Übrigen lautete der Tenor eher: Wir flüchten. „Ich bezweifle, dass die erwarteten 500.000 Menschen auch nur ansatzweise nach Mainz kommen“, schrieb der CDU-Politiker Thomas Gerster: „Zumal ich verstärkt von vielen Mainzern – selbst denen, die gerne Feste wie Rosenmontag und Johannisfest feiern – höre, dass Sie zum Tag der deutschen Einheit aus Mainz flüchten.“ Man habe ja schon das Gefühl, „dass Mainzer Bürger auf dem Fest der Deutschen Einheit ausdrücklich nicht erwünscht sind“, schrieb eine Unzufriedene stellvertretend für Viele: „Ich gehe jedenfalls nicht hin.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den erheblichen Sperrmaßnahmen und Einschränkungen in der Mainzer Innenstadt, die Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke sowie den Ausfall des Mainzer Wochenmarkts lest Ihr hier bei Mainz&. Wer Fragen zu Mobilität am Tag der Deutschen Einheit hat: In der Staatskanzlei ist eigens dafür beim Projektbüro ein Bürgertelefon geschaltet. Unter der Telefonnummer 06131 und dann 16-5858 sowie der E-Mail verkehr.tde2017(at)stk.rlp.de könnt Ihr Fragen und Probleme schildern. Informationen zum Thema Verkehr gibt’s ansonsten auch hier bei der Staatskanzlei, interaktive Karte inklusive.

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Tag der Deutschen Einheit: Mainz wird zur Sperrzone – Brücke ab Montag dicht – Update: Wochenmarkt fällt ab 29.9. aus

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Zum Tag der Deutschen Einheit wird die Mainzer Innenstadt zwei Tage lang zur kompletten Sperrzone. Von Montag, den 2. Oktober, geht ab 9.00 Uhr für Fahrzeuge in der Innenstadt nichts mehr – und das schließt auch die Theodor-Heuss-Brücke ein. Für die Busse ist am Hauptbahnhof und auch am Kasteler Kreisel Schluss – und das, obwohl in Mainz-Kastel ein ganz normaler Arbeits- und Schultag herrscht. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) verglich die Abriegelung der Mainzer Innenstadt am Donnerstag gar mit dem Besuch des US-Präsidenten George W. Bush im Februar 2005, auch dieses Mal ist die Sicherheit schuld. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) versucht derweil zu beschwichtigen: Dieses Mal werde die Innenstadt nicht abgeriegelt, um die Menschen draußen zu halten – sondern um in Ruhe feiern zu können. Das aber stellt sich ein wenig anders dar: Schon ab dem 29. September schließen Parkhäuser, Banken machen nicht mehr auf – und der Wochenmarkt fällt ebenfalls schon vor dem Wochenende aus.

Lageplan der Festmeilen in der Mainzer Innenstadt zum Tag der Deutschen Einheit.

Mehr als 500.000 Besucher werden am 2. und 3. Oktober zum Fest der deutschen Einheit in Mainz erwartet, zuletzt richtete Mainz das Nationalfest im Jahr 2001 aus – nur drei Wochen nach 9/11, den Anschlägen aufs World Trade Center in New York. Es wurde ein friedliches und sehr entspanntes Fest, trotz angespannter Sicherheitslage. In diesem Jahr allerdings sind die Sicherheitsbehörden hoch nervös, die Vorkehrungen deutlich verschärfter als vor 16 Jahren – und das hat Auswirkungen. Schon Tage vor dem Event werden Straßen und Bereiche der Innenstadt gesperrt, so ist etwa das Parkhaus am Rathaus schon ab Samstag, den 30. September dicht.

Los geht es mit den Aufbauarbeiten auf den Grünflächen in der Kaiserstraße bereits am 18. September, auf den übrigen Straßen, Plätzen und Flächen sowie mit dem Aufbau der Bühnen ab dem 22. September. Bereits ab dem Zeitpunkt werden die Buslinien gestaffelt umgeleitet und Ersatzhaltestellen eingerichtet. Das liegt auch am ausgedehnten Festprogramm: In der Kaiserstraße präsentieren sich der Deutsche Bundestag, der Bundesrat und die Bundesregierung mit diversen Zelten und Aktionen, in der Bauhofstraße entsteht eine „Blaulichtmeile“ mit Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr und Rettungsdiensten. In der Neubrunnenstraßen präsentieren Selbsthilfegruppen und soziale Vereine ihre Arbeit auf einer Selbsthilfemeile, am Rheinufer warten eine Sportmeile und eine Startup-Meile auf die Besucher.

Festmeile von Bundestag und Bundesregierung auf der Kaiserstraße. Skizze: Staatskanzlei

Herzstück des Einheitsfestes ist die Präsentation der 16 Länder, die vom Schillerplatz über die Ludwigsstraße bis hinunter zum Theater reicht. Rheinland-Pfalz wird sich als Gastgeber zentral auf dem Gutenbergplatz präsentieren, auch mit Weinen aus allen sechs Anbaugebieten, wie Dreyer am Donnerstag versprach. Ein eigenes Weindorf wartet auf dem Karmeliterplatz, die Stadt Mainz präsentiert sich auf dem Bischofsplatz – auch mit eigener Bühne. Drei weitere Großbühnen werden auf dem Schillerplatz (SWR), dem Ernst-Ludwig-Platz (RPR1) und dem Tritonplatz (Rockland) hinter dem Theater errichtet, der ZDF-Fernsehgarten lässt sich am Rheinufer zu Füßen des Hilton nieder.

„Man kann auch mal den ÖPNV nehmen“ – Arbeitnehmer unberücksichtigt

Damit wird die gesamte Mainzer Innenstadt zur Festmeile und damit zur Sperrzone für die Sicherheit. Die Angst vor einem Terrorakt gerade auch mit einem Fahrzeug ist offenbar riesig. „Wir können keinen Verkehr ins Festgelände lassen“, sagte der Organisator der Einheitsfeier in der Mainzer Staatskanzlei, Steffen Bungert, Mainz&, deshalb auch die Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke. Dort soll es von 9.30 Uhr am 2. Oktober bis Mitternacht am 3. Oktober lediglich noch einen „Mobi-Shuttle“ für mobilitätseingeschränkte Menschen geben.

„Man kann an so einem Tag auch mal den ÖPNV nehmen und über die Brücke laufen“, sagte Bungert, und vor 9.00 Uhr sei die Brücke ja auch noch frei. Die Sperrung sei im Übrigen mit Wiesbaden abgestimmt. „Die Sicherheitslage hat sich geändert, das spürt man“, räumte Dreyer aber auch ein, und Ebling betonte: „Alles wird für die Sicherheit getan, die Menschen müssen wissen, dass sie sorglos feiern können.“

Verkehrs-Sperrzonen in der Mainzer Innenstadt am Tag der Deutschen Einheit. Dazu kommt aber noch die Theodor-Heuss-Brücke – auch die wird komplett zwei Tage lang gesperrt. – Plan: Staatskanzlei

Geschäfte und Restaurants wollen gar nicht erst aufmachen: Kommt wer?

Doch die umfangreiche Sperrzone sorgt offenbar auch für Irritationen in der Mainzer Geschäftswelt: Restaurantbesitzer überlegten bereits, ob sie überhaupt öffnen sollten, erfuhr Mainz& am Donnerstag. „Die Verunsicherung bei den Kollegen ist groß“, sagte auch Jan Sebastian, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes in Mainz gegenüber Mainz&, „keiner weiß genau, wie die Besucher in die Stadt kommen werden.“ Wie wirken sich etwa die Sperrungen der Stadt im Vorfeld aus, „wann kommt man nicht mehr durch“, beschreibt Sebastian die Fragen.

Die Staatskanzlei hatte zwar mehrfach zu Bürgerinformationsabenden geladen, geklärt haben sich diese Frage dort aber offenbar nicht. „Die Mainzer aus den Vororten werden die Innenstadt wahrscheinlich meiden“, glaubt Sebastian, und was mache man „mit den Einkäufen, wenn das Auto in Hechtsheim steht?“

Park & Ride-Plätze: ZDF, Messe, Petersweg und Uni – Wochenmarkt fällt ab Freitag aus

Ebling riet am Donnerstag noch einmal eindringlich den Besuchern, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen. Doch was ist mit Besuchern von weiter her, aus ländlichen Regionen und generell Besuchern, die aufs Auto angewiesen sind? Park & Ride-Plätze sollen die Besucher mit den Autos auffangen, außer dem Parkplatz an der Universität liegen die jedoch weit am Stadtrand von Mainz: Vorgesehen sind das ZDF-Gelände, die Messe in Hechtsheim sowie das Gewerbegebiet Petersweg in Mainz-Kastel. Die Mainzer Einzelhändler sind skeptisch: Es gebe „viele nicht beantwortete Unwägbarkeiten“, die Umsatzerwartungen seien schlecht – viele Geschäfte würden wahrscheinlich am 2. Oktober geschlossen bleiben, beschreibt Sebastian die Stimmung: „Mainz präsentiert sich dann mit geschlossenen inhabergeführten Geschäften.“

Ebling betonte hingegen, das Fest sei „eine wahnsinnige Chance für die Stadt Mainz“, der Werbeeffekt „marketingtechnisch unbezahlbar“ – das wisse auch der Einzelhandel. Die Sicherheitsvorkehrungen seien aber ebenfalls unabdingbar. Und wo 500.000 Besucher erwartet würden, „würde ich schwerlich von Geisterstadt sprechen“, sagte Ebling und fügte hinzu: Der Tag der Deutschen Einheit sei ja „auch nur einmal alle 16 Jahre.“

Das ist auch besser so, sagt schon jetzt so mancher Mainzer: „Was momentan in Mainz abgeht, geht auf keine Kuhhaut“, schimpfte ein Mainzer in einem Mainzer Internetforum: „Ab 28.9. bis 6.10. fallen alle Parkplätze in der Innenstadt weg!“ Und das ist nicht alles: Parkhäuser in der Innenstadt schließen ebenfalls schon ab dem Wochenende vor dem Fest, Banken lassen ebenfalls ihre Schalter zu. Und auch der Wochenmarkt wird ersatzlos gestrichen: Bereits ab Freitag, den 29. September, fällt der Wochenmarkt aus, ebenso natürlich am Samstag und am 2. Oktober.

Wir-Hymne, Imagefilm zum Tag der Deutschen Einheit: 488 Bürger musizieren die Europa-Hymne. – Foto: gik

Festtag soll Stärken der Demokratie feiern

„Es ist ein besonderes Fest, es ist der Nationalfeiertag, ein Tag, der Demokratiegeschichte geschrieben hat“, sagte Ebling mit Blick auf die Wiedervereinigung, die am 3. Oktober 1990 vollzogen wurde. Die Demokratie sei „kein Geschenk des Himmels, sondern etwas, was Menschen erkämpft haben“, betonte Ebling, dieses Glück solle auch das Fest wiederspiegeln. „Wir wollen mit unserem Programm die Stärken der Demokratie hervorheben“, sagte auch Dreyer. Es gelte, die Demokratie zu feiern und daran zu erinnern, dass Deutschland dies „in Frieden, Freiheit und Einheit feiern könne.“

2016 machte der Tag der Deutschen Negativschlagzeilen, weil beim Fest in Dresden Demonstranten massiv die Feierlichkeiten störten. Rheinland-Pfalz will nun dem Nationalfeiertag mit einem friedlichen und fröhlichen Fest wieder ein positives Gesicht geben. Mit dem Motto „Zusammen sind wir Deutschland“ solle für Vielfalt geworben werden, Rheinland-Pfalz wolle zeigen, „dass es der Zusammenhalt ist, der unser Land auszeichnet“, betonte Dreyer. Das spiegele auch der gleichnamige Imagefilm, an dem sich 488 Bürger beteiligten. „Wir wollen wieder ein positives Gefühl entwickeln für den Tag und die Einheit“, betonte die Ministerpräsidentin.

Andy Ost performed seine Hymne zum Tage der Deutschen Einheit in der Mainzer Staatskanzlei. – Foto: gik

3,25 Millionen Euro stehen an Budget für den Tag zur Verfügung, rund 1.000 Helfer werden im Einsatz sein, davon sind die meisten allerdings Bedienstete von Land oder Stadt. Rund 280 Bürger meldeten sich auf den Helferaufruf des Landes, sie sollen nun als Guides oder an Infopunkten zur Hilfe der Besucher eingesetzt werden. Dazu hat das Land einen Wettbewerb ausgerufen, ein Ritual für den Tag der Deutschen Einheit zu erfinden. Mehr als 240 Einsendungen habe es gegeben, verriet Dreyer, darunter Ideen zu Rezepten, Baumpflanzungen, Nachbarn besuchen oder 99 Luftballons steigen zu lassen. Die Ergebnisse sollen kommende Woche vorgestellt werden.

Top Acts auf den Bühnen: Karat, Al-Deen, Münchner Freiheit, Tim Bendzko

Auf den Bühnen heißen die Top-Acts Karat, Münchner Freiheit, Laith Al-Deen, Tim Bendzko und Culture Candela, der ZDF-Fernsehgarten präsentiert zudem Max Giesinger, Adel Tawil und Wincent Weiss in einer Show am 3. Oktober. Mainz will sich auf dem Bischofsplatz präsentieren, auf dem Programm stehen etwa Hanne Kah, Mine und Comedian Sven Hieronymus – allerdings ohne die Bummtschaks. Von Fastnachtsseiten sind weder die Mainzer Hofsänger noch Margit Sponheimer oder irgendeine andere Größe vertreten, auf der Bühne sind Science Slam, Streetdance und ein Improfestival vorgesehen, dazu Konzerte und Auftritte von Tanzmainz, dem Peter-Cornelius-Konservatorium und der Hochschule für Musik – unter anderem mit einer Operngala. Der Landtag Rheinland-Pfalz präsentiert sich mit einer Bühne im Landesmuseum – hier spielt auch der Musiker Andy Ost, der eigens für den Tag der Deutschen Einheit einen Song geschrieben hat – wie der klingt, hört Ihr hier auf der Mainz& Facebookseite.

Insgesamt sollen die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold zum bestimmenden Element der Feier werden, kündigte Dreyer an: Die Freiwilligen sollen mit roter Jacke, gelbem T-Shirt und schwarzen Taschen ausgestattet werden, Freiheitsbäume in der Innenstadt die Farben des Hambacher Festes präsentieren. Und auch die große Abschlussshow auf dem Rhein am Abend des 3. Oktober soll mit Licht, Bild, Ton, Tänzern und Feuerwerk die Einheit, die Gleichheit und die Freiheit des Landes feiern. Dabei stehe Schwarz für die Mythen und Geschichten des Landes, sagte Dreyer, Rot für das moderne Rheinland-Pfalz und Gold für das Glück der Wiedervereinigung.

Info& auf Mainz&: Tag der Deutschen Einheit am 2. und 3. Oktober 2017 in Mainz. Los geht es mit dem Bürgerfest am 2. Oktober, das um 11.00 Uhr startet und um 14.00 Uhr offiziell von Dreyer und Ebling im Zelt des Landes Rheinland-Pfalz eröffnet wird. Am 3. Oktober beginnen die offiziellen Feierlichkeiten mit dem Eintreffen von Bundespräsident und Bundeskanzlerin ab 9.30 Uhr vor dem Gutenberg-Museum, um 9.35 Uhr trägt man sich hier ins Goldene Buch der Stadt Mainz ein. Um 9.50 Uhr gibt es ein Gruppenfoto der Ehrengäste mit Dom, ab 10.00 Uhr startet im Mainzer Dom ein Ökumenischer Gottesdienst.

Um 11.00 Uhr gehen die Ehrengäste vom Dom zur Rheingoldhalle, dann ist ein kurzer Stopp bei den Bürgern vorgesehen – der Mainzer Markt wird dann allerdings mit Gittern quer abgesperrt, der Bereich zwischen Dom und Rheingoldhalle ist Sperrzone. Um 12.00 Uhr startet in der Mainzer Rheingoldhalle der große Festakt zum Tag der Deutschen Einheit, ab 14.00 Uhr begrüßt der Bundespräsident Bürgerdelegationen bei einem Empfang im Gutenbergsaal. Der Tag endet am Abend mit der großen Abschlussshow auf dem Rhein, das Schiff dafür legt links (!) von der Theodor-Heuss-Brücke vor dem Mainzer Schloss an – nur hier ist Platz genug für die erwarteten rund 45.000 Zuschauer.

Alle Infos zum Programm, das Programm selbst zum Download sowie Lagekarten und Infos zu Sperrungen und ÖPNV findet Ihr hier auf der Internetseite des Landes. Auch eine App soll es bis zum Fest noch geben. Informationen zum Verkehr gibt es speziell noch einmal hier.

 

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Bundestagswahl in Mainz: Groden-Kranich verteidigt Wahlkreis – Parteien über Abschneiden der AfD geschockt

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Die Bundestagswahl bringt auch in Mainz CDU und SPD herbe Verluste. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis kommt die CDU im gesamten Wahlkreis Mainz auf 32,7 Prozent, die SPD auf 22 Prozent, die Grünen auf 13,1 Prozent, die FDP auf 11,3 Prozent, die Linke auf 8,5% Prozent und die AfD auf 8,2 Prozent. Bei den Erststimmen verteidigte die CDU-Kandidatin Ursula Groden-Kranich ihren Wahlkreis und lag am Ende mit 35,6 Prozent klar vor SPD-Herausforderer Carsten Kühl mit 28,1 Prozent. In der Stadt Mainz hatten sich die beiden zu Beginn des Abends noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, am Ende gab das Umland von Mainz der CDU-Frau einen klaren Vorsprung. Für geschockte Mienen sorgte vor allem der Einzug der AfD in den Bundestag. Mit das Erfreulichste an diesem Abend: Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis lag bei 81,3 Prozent, vor vier Jahren waren das noch 76,5 Prozent gewesen.

Das vorläufige amtliche Endergebnis der Bundestagswahl 2017 für den gesamten Wahlkreis Mainz. – Screenshot: gik

Der Wahlabend bei der CDU beginnt mit einer Panne. Der Livestream hängt, die ersten Prognosen um 18.00 Uhr fallen ins Funkloch. „Wir brauchen mehr Breitbandausbau im Rathaus“, lautet die erste Erkenntnis des Abends. Die Gespräche gehen in Gemurmel über, die Blicke aufs Smartphone. Für lange Gesichter sorgt zunächst vor allem eines: Das Abschneiden der AfD. “Großer Mist”, sagt einer. Das eigene Abschneiden – beinahe zweitrangig. Mit rund 13 Prozent, 88 Sitzen, zieht die rechtsextreme AfD klar als dritte Kraft in den Deutschen Bundestag ein. „Das ist erschreckend viel, das ist mein Problem gerade“, sagt Fastnachtsstar und CDU-Stadtrat Thomas Neger.

Die Zweitstimmen für die AfD in Mainz verteilten sich durchaus unterschiedlich: Während es in der Altstadt oder der Neustadt „nur“ 4,9 Prozent waren, stimmten in Mombach 10,1 Prozent der Wähler für die Rechtsextremen, in Ebersheim waren es 8,9 Prozent, in Finthen 9,1 Prozent, in Marienborn 9,2 Prozent und auf dem Lerchenberg sogar 9,9 Prozent – der zweithöchste Wert in Mainz.

Das Abschneiden der CDU indes ist auch für die Mainzer ein Grund für lange Gesichter. 38,4 Prozent holte die Union vor vier Jahren im Wahlkreis Mainz, nun waren es ganze 30,7 Prozent in der Stadt und 32,7 Prozent im Wahlkreis. „Schöne Enttäuschung“ sagt einer. „Das ist hinter meinem Rücken passiert“, grummelt die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel. Sie meint eigentlich den Bildschirm hinter ihrem Rücken, dennoch trifft ihr Satz den Kern: „Wir haben hier in Mainz einen ganz starken Wahlkampf betrieben, haben mobilisiert“, sagte Flegel – und jetzt das. „Warten wir mal ab, was um 20.00 Uhr da steht“, sagt Thomas Neger.

Die AfD sei „der klare Wahlsieger“, sagt der Mainzer CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig, das habe die CDU Stimmen gekostet. „Viele sind auch zur FDP zurückgewandert“, sagt ein anderer, „hoffentlich machen die dieses Mal was Besseres draus.“ Die Debatte dreht sich schnell um mögliche Koalitionsoptionen. “GroKo oder Jamaika”, sagt einer, dann kommt die Absage der SPD an ein erneutes Bündnis. „Jamaika”, sagt der Nebenmann. Begeisterung ist anders. Der Absatz von Bier und Wein läuft.

Erststimmenergebnis Bundestagswahl 2017 für die Stadt Mainz. – Screenshot: gik

Dann flimmert Angela Merkel über den Bildschirm. „Wir sind stärkste Kraft als CDU, gegen uns kann keine Regierung gebildet werden“, sagt die Kanzlerin. „Wir stehen am Abgrund, morgen sind wir einen Schritt weiter“, kommentiert einer. Es ist Daniel Krause, Vizechef der CDU in der Mainzer Neustadt. Das seien doch „Durchhalteparolen“, schimpft er: „Wir müssen uns doch jetzt fragen: waren wir nicht zukunftsweisend genug? Haben wir uns zu sehr auf den Erfolgen ausgeruht?“ Es widerspricht ihm niemand. Der Applaus für die Kanzlerin fällt extrem mager aus. Dass nebenan die AfD ausgelassen feiert, hebt die Stimmung auch nicht gerade.

Applaus brandet erstmals richtig auf, als CDU-Landeschefin Julia Klöckner ins Rathaus kommt, vor allem aber, als die Mainzer CDU-Kandidatin Ursula Groden-Kranich das Rathausfoyer betritt. Da sind zwar erst drei Viertel der Wahlbezirke ausgezählt, doch die CDU-Frau liegt inzwischen stabil mehrere Prozentpunkte vor dem SPD-Herausforderer. „So langsam fällt eine große Last von mir ab“, sagt sie vor Journalisten, „es war ein unglaublicher Druck in den letzten Tagen.“ Es sei „kein leichter Wahlkampf“ gewesen, sondern ein Marathon-Lauf, der zugleich von sehr viel Wut und Aggressivität geprägt gewesen sei. „Es sieht so aus, als dürfte ich weiter diese wunderbare Stadt in Berlin repräsentieren“, sagt Groden-Kranich, „so langsam geht es mir gut.“

Vorläufiges amtliches Endergebnis Bundestagswahl 2017 bei den Zweitstimmen in der Stadt Mainz. – Screenshot: gik

Groden-Kranich habe einen tollen Wahlkampf gemacht, „die Partei steht zusammen“, sagte Flegel: „Sie sind für dich gelaufen, weil Du für sie gelaufen bist.“ Das Ergebnis sei nun auch ein Signal für die Kommunalwahl, sagte Fraktionschef Schönig: „Wenn wir gemeinsam nach vorne gehen, wird die CDU bei der Kommunalwahl eine wichtige Rolle spielen, das ist das Signal, das heute von hier ausgeht.“ Da war die CDU-Wahlparty allerdings schon in Auflösung begriffen.

Ein Signal für die Kommunalwahl wollte in dem Mainzer Ergebnis auch die Linke sehen: Mit ihrem neuen Direktkandidaten Martin Malcherek kam sie auf gute 8,5 Prozent, in der Stadt Mainz waren es sogar 9,8 Prozent, Malcherek holte hier 7,3 Prozent der Erststimmen – das war Platz vier. „Das ist eine absolute Rakete und ein Riesenerfolg für uns“, freute sich Tupac Orellana im Gespräch mit Mainz&. Die Linke sei „auf dem richtigen Weg“, besonders wichtig: Man habe die AfD überholt, die bei der Landtagswahl noch vor den Linken lag. Das sei eine gute Ausgangslage für die Kommunalwahl, betonte Orellana.

Vor dem Rathaus in Mainz formierte sich am Abend spontaner Protest gegen das Abschneiden der AfD: Rund 100 Menschen protestierten lautstark mit Sprechchören und skandierten „Nazis raus aus den Parlamenten – mehr dazu hier bei Mainz&

Wahl in Mainz – jetzt ist sie erst einmal vorbei. – Foto: gik

Insgesamt verlief die Bundestagswahl in Mainz erfolgreich und ohne größere Probleme. Lediglich das vorläufige amtliche Endergebnis verzögerte sich deutlich. Schuld waren am Ende zwei Briefwahlbezirke im Landkreis, deren Auszählung offenbar schwierig verlief. „Was uns mehr fordert, sind die Briefbezirke für die Briefwahl“, sagte der Mainzer Wahlleiter, Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), „die werden wir nächstes Mal neu zuschneiden müssen.“ Da die Briefwahl in diesem Jahr bei mehr als 33 Prozent lag, liefen zum Teil erhebliche Mengen an Wahlbriefen in den einzelnen Bezirken auf, zum Teil mehr als erwartet.

Danach dauerte es mehr als eine halbe Stunde, bis der Landeswahlleiter das Ergebnis – das bereits feststand – in Mainz zum Verkünden freigab. Schuld seien neue Sicherheitsvorschriftungen für die Datenleitungen gewesen, sagte Ebling: Die Datenübertragung habe besonders sicher gestellt werden sollen. Kurz vor der Wahl war bekannt geworden, dass einzelne Datenleitungen leicht von Hackern zu knacken gewesen wären, hier wurde nachgebessert.

Beschwerden gab es zudem, weil vor einigen Wahllokalen in Mainz AfD-Plakate kurz vor den Eingängen hingen, so etwa in Mombach. Das sei in der Tat verboten, bestätigte Stephan Kerbeck, Leiter des städtischen Wahlamtes, gegenüber Mainz&: „Im unmittelbaren Umfeld eines Wahllokals darf keine Parteienwerbung stattfinden.“ Die Plakate seien dann entfernt worden.

Info& auf Mainz&: Ihr wundert Euch vielleicht, warum Ihr hier kein Statement von der SPD oder ihrem Direktkandidaten Carsten Kühl lest – wir uns auch. Wir hatten offiziell angefragt und gebeten, uns zwei, drei Sätze Kühls schriftlich zu schicken – die SPD hat es schlicht verweigert. „Wir machen heute keine Pressearbeit“, hieß es lediglich. Das ist höchst unprofessionell, hochgradig arrogant und zudem eine massive Ungleichbehandlung von Medien. Dazu muss man wissen: Eine offizielle Anfrage eines journalistischen Mediums NICHT zu beantworten ist ein absolutes No-Go. Die SPD in Mainz störte das nicht die Bohne.  Auch Grüne und FDP hielten es nicht für nötig, mal eine Reaktion vorbei zu schicken – dort hatten wir aber auch nicht angefragt. Wir finden das unprofessionell und legen gerne offen, warum wir nicht auf fünf Wahlparties gleichzeitig sein konnten: Die Pressekonferenz der Stadt Mainz sollte um 20.45 Uhr beginnen, tatsächlich ließ man uns bis 22.20 Uhr warten – die Freigabe des Ergebnisses verzögerte sich. Wir finden da eine „Selbst schuld“-Haltung der Parteien gegenüber Pressevertretern schlicht eine Frechheit.

Und hier für Euch noch die Wahlergebnisse aus den Mainzer Stadtteilen bei der Bundestagswahl 2017:

 

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Rheinhessische Weinkönigin Laura Lahm kämpft um Krone der Deutschen Weinkönigin – Nahe auch stark

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Was für ein Abend: Mit einem ganz starken Auftritt hat sich die rheinhessische Weinkönigin Laura Lahm ins Finale zur Wahl der Deutschen Weinkönigin kommende Woche gespielt. Die 25 Jahre alte Winzerin aus Ensheim beeindruckte die Jury beim Vorentscheid in Neustadt an der Weinstraße mit exzellentem Fachwissen und einem charmanten Auftritt. Lahm präsentierte sich entspannt und gleichzeitig als hochkarätige Fachfrau und beeindruckte mit flüssigem Englisch. Angetreten waren 13 Kandidatinnen aus den 13 deutschen Weinanbaugebieten, ins Finale kamen außer Rheinhessen die Nahe, die Pfalz, die Hessische Bergstraße, Franken und Sachsen.

Das sind die sechs Finalistinnen für die Wahl der Deutschen Weinkönigin, von links: Rheinhessen, Nahe, Hessische Bergstraße, Franken, Sachsen und die Pfalz. – Foto: gik

Es wird ein hartes Rennen kommenden Freitag, alle sechs sind hochkarätige Weinfachfrauen, punkteten mit fundiertem Weinwissen. Laura Lahm glänzte mit Erklärungen, warum Weinstein im Glas gar nicht schlimm ist und woher die Mineralstoffe kommen – von der Weinsäure. In flüssigem Englisch erklärte sie charmant, warum Eis im Rotwein keine gute Idee ist. „Sie haben perfekt hier gestanden“, staunte Moderator Holger Wienpahl.

Einen starken Auftritt legte auch Katharina Staab von der Nahe hin: Die 27 Jahre alte Marketingfachfrau aus Oberhausen glänzte mit super Fachwissen, einem tollen Auftritt und verblüffte mit der Aussage, sie sei mal eben über die Alpen gewandert, „aus Zeitmangel“. Wie bitte? Naja, gestand sie, für eine Rucksack-Tour nach Kolumbien hätte die Zeit nicht gereicht – Staab ist abenteuerlustig und auslandserfahren. Und obwohl sie ihre zweite Fachfrage einfach nicht verstand, zog sie sich hervorragend aus der Affäre. „Es besser machen“, lautete deshalb ihr Wunsch für das Finale am kommenden Freitag.

Glückliche Finalistinnen. – Foto: gik

Gut drei Stunden lang präsentierten sich die 13 Kanddiatinnen am Samstag bei der Fachbefragung, jede hatte zuvor ein Jahr lang eines der deutschen Weinanbaugebiete als Weinkönigin vertreten. Jede Kandidatin wurde in einem kleinen Film vorgestellt und musste sich zudem in mehreren Spielen beweisen: Da galt es bei einem Schnellratespiel möglichst viele Begriffe zu einem Fachbegriff zu finden – etwa zu Barrique, Weinbar oder Weinlese. Bei Weinnachrichten galt es, die Fehler zu finden – etwa, dass Kloster Eberbach natürlich nicht in Franken, sondern im Rheingau liegt, oder dass die höchste Bodenvielfalt an der Nahe zu finden ist.

Auch durchaus schwierige Fragen wie pilzresistente Rebsorten, der Absatz deutscher Weine oder der Durchschnittspreis im Supermarkt – 3 Euro – galt es zu erkennen, das Fachniveau war wieder einmal ausgesprochen hoch. Damit glänzte vor allem auch Charlotte Freiberger von der Hessischen Bergstraße: Die Winzerin beeindruckte mit flüssigen Erklärungen, was die Edelfäule Botrytis ausmacht oder warum Rosé nicht nur für Frauen ist – ein total beeindruckender Auftritt der 26-Jährigen, die schon im Landesjugendorchester in Hessen Geige spielte. Rheinhessen, Nahe und die Hessische Bergstraße dürften denn auch zu den Favoritinnen zählen, wenn es kommende Woche ins Finale geht: In einer live vom Fernsehen übertragenen Wahlgala wird dann die 69. Deutsche Weinkönigin ermittelt.

Die höchste deutsche Weinmajestät wird seit 1949 gekürt und absolviert im Jahr rund 200 Termine im In- und Ausland im Auftrag der deutschen Winzerschaft. Als weitere Finalistinnen sind noch dabei: Anastasia Kronauer von der Pfalz – mit einem sehr charmanten Auftritt – Friederike Wachtel aus Sachsen und Silena Werner aus Franken. Nicht ins Finale schaffte es hingegen die Mainz-Kostheimerin Stephanie Kopietz: Die Rheingauer Weinkönigin hatte in ihren Fachfragen auf offener Bühne einen kompletten Blackout und konnte sich davon auch überhaupt nicht mehr erholen.

Info& auf Mainz&: Den Vorentscheid könnt ihr Euch auch im Fernsehen ansehen: am morgigen Sonntag, den 24. September um 13.45 Uhr im SWR-Fernsehen. Die Gala zur Wahl der Deutschen Weinkönigin wird am Freitag, den 29. September 2017, ab 20.12 Uhr live im Südwestfernsehen übertragen. Mehr zur Wahl der Deutschen Weinkönigin findet Ihr hier im Internet.

 

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Teil des Ernst-Ludwig-Platzes in Mainz soll „Helmut-Kohl-Platz“ werden – Update: Kohl würde Adresse des RGZM spalten

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Braucht Mainz einen Helmut-Kohl-Platz oder eine Helmut-Kohl-Straße? Unmittelbar nach dem Tod des Altkanzlers hatte die Diskussion darüber begonnen, die Junge Union wollte gleich die gesamte Saarstraße nach Helmut Kohl benennen – vom Europakreisel bis zum Rhein. Ganz so groß soll es nun nicht werden, doch tatsächlich soll künftig ein Platz an den früheren CDU-Bundeskanzler erinnern, der auch Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz war: Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und der Ältestenrat der Stadt Mainz schlugen nun vor, einen Teil des Ernst-Ludwig-Platzes nach dem Kanzler der Einheit zu benennen. Es soll um den Teil des Platzes gehen, der direkt ans Römisch-Germanische Zentralmuseum im Mainzer Schloss angrenzt und bis zur Großen Bleiche reicht, die natürlich weiter so heißen wird. Die Reaktionen kamen prompt – weitgehend ablehnende. Und eine kuriose Folge hätte die Umbenennung auch….

Skizze der Stadt Mainz: Dieser Teil des Ernst-Ludwig-Platzes soll künftig an Helmut Kohl erinnern.

Am 29. November 2017 soll dem Stadtrat eine Beschlussvorlage vorgelegt werden, in dem die Umbenennung eines Teils des Ernst-Ludwig-Platzes zu Ehren Helmut Kohls vorgeschlagen wird, teilte die Stadt Mainz am Mittwoch mit. Vorteil der Auswahl: An dem Platz gibt es praktisch keine Anwohner, die Adressen und Ausweise ändern müssten, trotzdem würde ein zentraler Platz in der Innenstadt nach dem Altkanzler benannt. Passend auch: Der Platz liegt unmittelbar neben Landtag und Staatskanzlei, zwei Gebäude, in denen Helmut Kohl lange wirkte: 1959 wurde der CDU-Politiker aus Ludwigshafen-Oggersheim erstmals in den Mainzer Landtag gewählt, als jüngster Abgeordneter damals. 1963 wurde er hier CDU-Fraktionschef, am 19. Mai 1969 löste er Peter Altmaier als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz ab.

Bis zu seiner Wahl in den Deutschen Bundestag im Jahr 1976 wirkte Kohl im Deutschhaus und in der Mainzer Staatskanzlei, direkt gegenüber würde nun künftig der Platz an ihn erinnern. „Kohl war Ehrenbürger Europas, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, er war ein herausragender Staatsmann und überzeugter Europäer“, sagte Oberbürgermeister Ebling. Deshalb sei es für die Landeshauptstadt Mainz „selbstverständlich, dass wir ihm zu Ehren im Zentrum der Mainzer Innenstadt mit dem Helmut-Kohl-Platz ein würdiges Andenken setzen.“

Kohl war am 16. Juni 2017 in seinem Haus in Oggersheim gestorben, begraben liegt er in Speyer. Die rheinland-pfälzische CDU benannte ihm zu Ehren ihre Landesgeschäftsstelle in der Rheinallee um. Die Namensänderung muss vom Stadtrat beschlossen werden, das soll nun am 27. November geschehen. Die Reaktionen der Mainzer fielen verhalten aus: „Braucht man nicht“, fand eine Mainz&-Leserin, „Warum in Mainz?“ fragte ein anderer empört und schrieb, ob denn die Bürger nicht mehr gefragt würden, wenn es darum gehe, wie Straßen und Plätze in seinem direkten Umfeld benannt würden?

Wenn der Kanzler der Einheit zum Adress-Spalter wird… Unser Tweetwechsel mit den Freunden des RGZM – bitte von unten nach oben lesen!

Tatsächlich sind Straßenbenennungen das vornehmste Recht der Ortsbeiräte und des Stadtrats. Man könne doch eine Straße im Neubaugebiet am Zollhafen nach Kohl benenne, schlug ein weiterer Mainz&-Leser ganz praktisch vor. Und eine andere Leserin schrieb ziemlich traurig: „… und der Ernst Ludwig ist jetzt nichts mehr wert?“ Ernst Ludwig, das war einst Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, der von 1892 bis 1918 der letzte Großherzog von Hessen-Darmstadt war. Er verhalf der Hessischen Ludwigsbahn zum Start, deren erste Strecke 1853 von Mainz nach Oppenheim führte, und gründete die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt. Der Großherzog bliebe übrigens in jedem Fall dem Platze erhalten: Der Bereich um den Brunnen vor dem Abgeordnetenhaus würde weiter nach ihm benannt bleiben.

Die Linke spottete deshalb auch, die Stadt mache es sich einfach: Man wolle offenbar Kohl würdigen, „aber nicht zu viel Aufwand betreiben“, sagte Linksfraktionschef Jasper Proske. Die Linke sehe im Übrigen Kohls Lebenswerk deutlich kritischer, daher lehne man „eine unkritische Würdigung in dieser Form ab.“ Allerdings sei man offen für einen Kompromiss: „Wir würden eine Umbenennung der Hindenburgstraße in Helmut-Kohl-Straße mit Freuden unterstützen“, sagte Proske. Der frühere Reichspräsident Paul von Hindenburg gelte als „Steigbügelhalter Hitlers“, da er den Nationalsozialisten 1933 zum Reichskanzler machte – der Beginn der Nazi-Zeit. Da sei, bei aller Kritik, „der ehemalige Bundeskanzler in jeder Hinsicht besser“, fügte Proske hinzu.

Die Einschätzung allerdings, dass am Ernst-Ludwig-Platz niemand wohnt, müssen wir ein wenig korrigieren – aufmerksam gemacht wurden wir durch einen Tweet der Freunde des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, das seinen Sitz ja noch im Kurfürstlichen Schloss und den Nebengebäuden hat. Mit der Umbenennung „würden Verlag und Bibliothek am Ernst-Ludwig-Platz bleiben und der größte Teil vom Rest wechseln“, schrieben die uns. Da würde doch allen Ernstes Helmut Kohl posthum die Adresse der Museumseinrichtungen spalten… „Hihi, von wegen Einheitskanzler“, bekamen wir prompt als Antwort. Wir sind gespannt, wie das ausgeht…

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Nachlese Bundestagswahl, Ebling: SPD hat sich zu sehr an sich selbst berauscht – AfD „noch nicht enträtselt“

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Die Nachlese zur Bundestagswahl 2017 läuft, die Parteien beraten, wie sie den Wahlausgang einschätzen, warum die AfD so stark geworden ist – und warum die SPD auf gerade einmal 20,5 Prozent abstürzte. „Die SPD hat auch darunter gelitten, sich zu sehr an sich selbst zu berauschen“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister und Mainzer SPD-Chef Michael Ebling am Wahlabend im Gespräch mit Journalisten: Auf Parteitagen „war die Welt für die SPD in Ordnung“, man sei mit sich im Reinen gewesen. „Bestimmte gesellschaftliche Themen sind aber an der SPD vorbei gelaufen“, sagte Ebling weiter, das gelte vor allem für das Aufstiegsversprechen in der Gesellschaft. Auch in der Stadt Mainz reichte es für die SPD nur zu 21,4 Prozent.

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) mit einem Plakat, das für den Tag der Deutschen Einheit in Mainz wirbt. – Foto: gik

Bundesweit war die CDU auf 33 Prozent gekommen, die SPD auf 20,5 Prozent, die FDP auf 10.7 Prozent, die Linke auf 9,2 Prozent und die Grünen auf 8,9 Prozent. Die rechtsextreme AfD kam nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auf 12,6 Prozent. In der Stadt Mainz erzielte die CDU 30,7 Prozent, die SPD 21,4 Prozent, die Grünen kamen auf 15,2 Prozent, die FDP auf 11,1 Prozent und die Linke auf 9,8 Prozent. Die AfD lag in der Stadt Mainz bei 7,3 Prozent. Bundesweit hatte die SPD damit 5,2 Prozentpunkte verloren, die CDU aber sogar 8,6 Prozentpunkte.

„Das war ein Abwählen der Großen Koalition und der Parteien, die die Große Koalition gebildet haben“, sagte Ebling. Die CDU habe stärker verloren als die SPD, aber die Sozialdemokraten hätten „in der Gesellschaft deutlich eins auf die Mütze bekommen.“ Das habe auch daran gelegen, dass Themen, die die AfD groß gemacht hätten, an der SPD vorbei gelaufen seien. Bei Themen wie Enttäuschung, Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit sei die SPD zwar „dicht dran“ gewesen, bei anderen Themen aber nicht, etwa dass das Aufstiegsversprechen in der Gesellschaft nicht mehr funktioniere. „Als Sozialdemokrat finde ich die Entscheidung in die Opposition zu gehen richtig“, betonte Ebling.

Mit Plakaten wie diesen warb die AfD schon bei der Landtagswahl 2016 um Stimmen. – Foto: gik

Zum Abschneiden der AfD sagte Ebling: „Ich glaube, dass man die AfD auf der politischen Ebene noch nicht enträtselt hat, ich hoffe, das gelingt noch.“ Die Strategie der Partei und was genau die Menschen an der rechtsextremen Partei anziehe, müsse noch stärker analysiert werden. „Ich glaube schon, dass da mehr Enttäuschung mitschwingt als Nazitum, und dass da noch ein Großteil rückgewinnbar ist“, sagte Ebling. Nicht jeder in der AfD sei ein Nazi, „da sind viele Leute dabei, die mit dem politischen Koordinatensystem nicht zurecht kommen und mit vielen anderen Dingen auch nicht.“ Den großen Parteien sei es nicht gelungen, diese Menschen von sich zu überzeugen. Die Crux dabei sei aber auch: „Je mehr man über die AfD redet, desto stärker macht man sie auch.“ Und Ebling prophezeite schon am Wahlabend noch etwas anderes: „Die werden sich zerlegen“, sagte er.

Tatsächlich kündigte AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry bereits am Montagmorgen, wenige Stunden nach der Wahl, an, ihrer eigenen Fraktion im Bundestag nicht angehören zu wollen – weil diese zu stark von radikalen Kräften dominiert werde. Die AfD wandele sich „seit geraumer Zeit von einer zielstrebig ausgerichteten Partei (…) zu einem ‚gärigen Haufen‘, also einer ‚anarchischen‘ Partei“, schrieb Petry in einem persönlichen Statement, das Ihr unter anderem auf ihrer Facebook-Seite findet. Die mediale Präsenz der AfD werde von „radikalen Positionierungen“ beherrscht, „die notwendige Verankerung der Partei in der Mitte der Gesellschaft“ habe seit 2015 nicht zu-, sondern spürbar abgenommen. „In einer Partei, die seit fast einem Jahr die realpolitischen Vertreter zunehmend marginalisiert, in der gemäßigte Mitglieder auf allen Ebenen diskreditiert werden, wolle sie nicht mitarbeiten“, sagte Petry weiter. Stattdessen wolle sie als fraktionslose Einzelabgeordnete im Bundestag „einer vernünftigen konservativen Politik Gesicht und Stimme verleihen.“

Damit hält die AfD den Rekord in Sachen Spaltung und Zerstreiten. Ebling sagte, positiv sei zwar, dass die AfD in Mainz nicht so hoch liege wie im Bundesschnitt. Das gute Abschneiden der AfD vor allem im Osten der Republik – in Sachsen war die AfD noch vor der CDU stärkste Partei geworden – sei aber „auch ein Signal, dass die Einheit nicht widerspruchsfrei funktioniert.“ Und das, fügte Ebling noch hinzu, sei bitter für ein Land, „das in wenigen Tagen den Nationalfeiertag feiert.“

In der Stadt Mainz verteilten sich die Zweitstimmen für die AfD durchaus unterschiedlich: Während es in der Altstadt oder der Neustadt „nur“ 4,9 Prozent waren, stimmten in Mombach 10,1 Prozent der Wähler für die Rechtsextremen, in Ebersheim waren es 8,9 Prozent, in Finthen 9,1 Prozent, in Marienborn 9,2 Prozent und auf dem Lerchenberg sogar 9,9 Prozent – der zweithöchste Wert in Mainz.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Ergebnissen der Bundestagswahl in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

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Rund 100 Menschen protestieren vor dem Mainzer Rathaus gegen Einzug der AfD in den Bundestag

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Der Schock in der politischen Landschaft über den Einzug der rechtsextremen AfD mit voraussichtlich mehr als 13 Prozent in den Deutschen Bundestag sitzt auch in Mainz tief. Am Abend formierte sich spontan wütender, aber friedlicher Protest: Vor dem Mainzer Rathaus protestierten rund einhundert Menschen, zumeist aus dem linken Spektrum, gegen die rechte Partei. „Ab heute sitzen wieder Nazis im Bundestag“, hieß es in einem Aufruf der Gutmenschlichen Aktion, der auf Facebook verbreitet wurde: „Wir denken uns: Keine Party für Rassisten“, deshalb habe man eine spontane Demonstration angemeldet. Die Protestierenden skandierten lautstark „Nazis raus aus den Parlamenten“ und „ganz Mainz hasst die AfD.“

Protest gegen den Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag vor dem Mainzer Rathaus, – Foto: gik

Auch Mitglieder der Mainzer Linken beteiligten sich an den Protesten. „Die AfD ist für uns keine Partei wie jede andere“, sagte der Chef der Mainzer Linken, Tupac Orellana, dieser Zeitung: „Da kommen jetzt richtig viele Nazis ins Parlament, dagegen muss Widerstand sein.“ Die AfD, die seit der Landtagswahl 2016 im rheinland-pfälzischen Landtag sitzt, hatte im Rathaus ihre offizielle Wahlparty und feierte den Einzug in den Bundestag. In der Stadt Mainz lag die AfD am Abend bei 7,3 Prozent, das war Platz sechs. Im gesamten Wahlkreis Mainz, der auch Teile des Landkreis Mainz-Bingen umfasst, bei 8,2 Prozent. Das vorläufige amtliche Endergebnis steht noch aus.

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