29. März 2024
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Jahresarchive: 2018

Das war 2018 – Mainz&-Jahresrückblick Teil 2: Dieselfahrverbot, Schifffahrtsanleger, Großbaustellen und ein Dezernentenwechsel

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Auto an Auto: die Rheinallee - Foto: gik

Das dicke Ende kam zum Schluss: Ende Oktober verfügte das Mainzer Verwaltungsgericht, die Stadt Mainz müsse Dieselfahrverbote für 2019 vorbereiten. Mit Busumrüstungen, Radausbau und E-Mobilitätsoffensive kämpft die Stadt gegen die drohende Aussperrung von Dieselfahrzeugen aus der Innenstadt – es war eines der beherrschenden Themen des Jahres 2018. Erneut trieb die Mainzer das Thema Verkehr auf die Barrikaden: Großbaustellen in der Innenstadt und auf dem Mainzer Ring, der stockende Ausbau der A643, dazu ein völlig marodes Taubertsbergbad, Ärger um Binnenschifffahrtsplätze und immer wieder Fluglärm – 2019 war wieder einmal ein Jahr voller Baustellen. Gleichzeitig wollen die Mietpreise einfach nicht sinken – und am Jahresende erschütterte auch noch ein überraschender Dezernentenabgang die Ampel-Koalition im Rathaus. Unser großer  Mainz&-Jahresrückblick Teil 2.

Baustelle Große Langgasse: Noch zwei Jahre bleibt den Mainzer die Einbahnstraße der wichtigen Ringtangente erhalten. – Foto: gik

Eigentlich wollte die Stadtspitze die Zahl der Baustellen 2018 deutlich begrenzen, es gelang allenfalls halb. Entlang Saarstraße und Pariser Straße sorgten Bauarbeiten für lange Staus, direkt nach Fastnacht verwandelte sich auch noch die Große Langgasse in eine Grubenzone: Nach dem Umbau der Bahnhofstraße legt nun ein weiterer Großumbau eine wichtige Verkehrsroute in der Innenstadt beinahe lahm. Drei Jahre lang wird die Große Langgasse zur Einbahnstraße, Händler und Passanten klagen inzwischen über schlecht erreichbare Geschäfte und die lange Dauer, die Stadt verteidigt die überfällige Stadtreparatur.

Große Langgasse, Rheinhessenstraße und Mainzer Ring – Baustellen 2018

Die Stadt nutzte die Gunst der Stunde und baute überraschend Gehwegplatten in der Großen Langgasse ein, die Schadstoffe aus der Luft aufnehmen sollen – ein Baustein in Sachen Luftreinhaltung. Gegen das Verkehrschaos half das nicht, bis Ende 2019 soll nun ein dynamisches Baustellenmanagement die rund 4.000 Baustellen im Stadtgebiet deutlich besser miteinander koordinieren helfen. „Katrin, mach mir en‘ Baustell'“, sangen die Bockius Brüder in der Fastnacht, es wurde einer der Hits des Jahres.

Im Juli machte die Rheinhessenstraße gleich für mehrere Wochen dicht für eine Runderneuerung. Das eigentliche Problem löste man dadurch nicht: Ein Ausbau der überlasteten Zufahrtsroute aus dem Rheinhessischen wird weiter von Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) abgelehnt. Der Landesbetrieb Mobilität will nun die Kreuzungen entlang der Rheinhessenstraße ausbauen, die Pendlerströme wird das nicht verringern – im Rheinhessischen entstehen weiter neue Baugebiete in Serie. SPD und Grüne planen derweil eine weiteren Ausbau des Straßenbahnnetzes – eine Strecke nach Mainz-Ebersheim entlang der Rheinhessenstraße steht ganz oben auf der Liste.

Große Probleme im Straßenbahnnetz

Im April entgleiste eine Straßenbahn an einer Weiche in Mainz-Zahlbach, es war nicht der einzige Straßenbahnunfall des Jahres. – Foto: gik

Derweil feierte die Mainzelbahn – die Strecke auf den Lerchenberg – am Jahresende heimlich still und leise ihren zweiten Geburtstag. Die Mainzer Mobilität spricht von einem Erfolgsprojekt, Ende August begrüßte man bereits den Zehnmillionsten Fahrgast, im Dezember gab es den Deutschen Schienenverkehrspreis des Deutschen Bahnkundenverbandes. Doch die vor einem Jahr im Busnetz zugunsten der Mainzelbahn gerissenen Lücken sind bislang noch immer nicht geschlossen, und die Anwohner in Bretzenheim müssen weiter mit rumpelnden Bahnen und wackelnden Betten leben – die Probleme wurden bis heute nicht beseitigt.

Derweil brechen entlang des Alt-Schienennetzes immer neue Probleme auf: Im Dezember legte ein Gleisbruch am Pariser Tor das gesamte Straßenbahnnetz lahm, es war nur eine von mehreren Materialermüdungsproblemen im Schienennetz. Im April entgleiste gar an einer defekten Weiche in Mainz-Zahlbach eine Straßenbahn, 29 Passagiere wurden verletzt, zum Glück zumeist nur leicht. Auch sorgten die neuen Gleisquerungen im Stadtgebiet für eine erhebliche Zahl an Unfällen: In den ersten anderthalb Mainzelbahn-Jahren gab es entlang der neuen Strecke hinauf zum Lerchenberg 23 Unfälle mit Straßenbahnen, elf Menschen wurden dabei verletzt, ein Fußgänger starb sogar.

Wie man wachsenden Verkehr in einer wachsenden Stadt organisiert – es blieb das meistdiskutierte Streitthema des Jahres 2018. Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) setzt weiter auf den Radverkehr, doch neue Radwege wurden praktisch nicht gebaut, das Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof steht noch immer nicht. Stattdessen setzte die Dezernentin auf Radpiktogramme auf der Straße, auch entlang der Goldgrube – sehr zum Ärger von Anwohnern. Die CDU stellte eine andere Lösung vor, einen Radweg parallel zur viel befahrenen Straße – Eder blieb bei ihrem Plan, die Radfahrer auf der Straße fahren zu lassen.

A643, Schiffsanleger am Zollhafen und Kampf um billigere Wohnungen

Kathedrale aus Stahl und Beton: die neue Schiersteiner Brücke von innen. Derweil bereitet die alte Schiersteiner weiter Stauprobleme. – Foto: gik

Einen Masterplan Verkehr, wie ihn die ÖDP zum  wiederholten Male fordere, gibt es weiter nicht, Mainz steckte auch 2018 im Baustellen-und Verkehrsstau fest. Denn zwei Großbaustellen auf dem Mainzer Ring sorgen weiter für Umfahrungsverkehr und Staus: Die Erneuerung des Autobahnkreuzes Mainz-Süd nervt Pendler Richtung Hessen gewaltig, dazu ist auch an der Schiersteiner Brücke kein Ende in Sicht. Zwar wurde die erste Brückenhälfte Ende 2017 fertig, doch nun laufen die Arbeiten an der zweiten Brückenhälfte, die 2021 fertig sein soll. Der Betrieb Hessen Mobil präsentierte stolz das Herz der neuen Brücke von innen und ermöglichte Journalisten einen ganz besonderen Spaziergang durch eine Kathedrale aus Stahl und Beton.

Die Baustelle indes samt Engstück bleibt noch lange erhalten: Erst im November 2018 reichte das Land Rheinland-Pfalz die Planfeststellungsunterlagen für den sechsspurigen Ausbau der anschließenden A643 ein, der Baubeschluss wird nicht vor 2021 erwartet – eine Fertigstellung wird es kaum vor 2030 geben. Auch ein anderes Planfeststellungsverfahren sorgte für erheblichen Unmut: Im Oktober stellten Anwohner des neuen Zollhafens sowie der Mainzer Neustadt um den Gartenfeldplatz erstaunt fest, dass entlang der Südmole des ehemaligen Zollhafens Schiffsanleger für Binnenschiffe samt einer Autoabsetzanlage entstehen sollen – gewusst hatte das niemand.

Hier, an der Südmole, sollen Schiffsanlegeplätze entstehen, Anwohner befürchten Dreck, Lärm und Umweltprobleme. – Foto: gik

Eine schnell gegründete Bürgerinitiative wehrt sich nun gegen die Anleger und fordert die Suche nach Alternativplätzen, die Stadt forderte nach erheblichem Druck nun eine Umweltverträglichkeitsprüfung – das Thema dürfte im Kommunalwahlkampf 2019 noch eine Rolle spielen.

Im ehemaligen Zollhafen selbst wurden derweil diverse neue Wohnkomplexe fertig gestellt – praktisch ausschließlich Luxuswohnungen -, dazu die neue Marina und erste Supermärkte. Die Mainzer blicken weiter mit erheblicher Skepsis auf das Quartier, denn bezahlbare Wohnungen sind weiter Mangelware in Mainz – und die Rheinallee wurde durch die Neubauten am Zollhafen zur dunklen Straßenschlucht. Der Kampf um Grün und Luft in der Innenstadt wird schärfer, der Stadtrat lehnte dennoch im September Anträge für Hitzeaktionspläne und Klimaanpassungsstrategien der Opposition ab – man brauche so etwas nicht.

Schiffbruch bei GFZ-Kaserne, Zoff im Stadtvorstand

Dabei ist der Klimawandel längst auch in Mainz angekommen – Jahrhundertsommer und Rheintiefststand machten das überdeutlich klar. Die Nachverdichtung in Mainz heizt die Stadt immer weiter auf, und es wird weiter mit Hochdruck gebaut: Auf dem Heilig-Geist-Areal entsteht ein neues Stadtquartier, auf der Frankenhöhe und am Hartenbergpark entstehen weitere Wohnareale. Schiffbruch erlitt die Stadtverwaltung indes bei einem anderen Großprojekt: Die Freigabe der GFZ-Kaserne in der Oberstadt durch die Bundeswehr verzögert sich weiter bis mindestens 2002, Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) beklagte sich erbost im Bundesverteidigungsministerium über mangelhafte Informationen – und musste sich belehren lassen, dass sein eigener Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) bereits im März informiert war.

Im Taubertsbergbad fanden die städtische Wiedereigentümer millionenschwere Baumängel aus dem jahrelangen Sanierungsstau. – Foto: gik

Es war nicht die einzige Non-Kommunikation im Stadtvorstand, auch zwischen Eder und Ebling herrschte nicht gerade Harmonie, und Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) war nicht erbaut über das Abtauchen des OB kurz vor der Bibelturm-Entscheidung. Die Krone setzte dem aber Sitte im November auf: Zwei Tage vor seiner geplanten Wiederwahl als Wirtschaftsdezernent gab Sitte völlig überraschend seinen Verzicht bekannt – und bescherte so dem Stadtvorstand im Dezember die CDU-Kandidatin Manuela Matz als seine Nachfolgerin.

Taubertsbergbad, Schlossumbau, Dieselfahrverbote, Fluglärm – Baustellen für 2019 bleiben

Und so steuert die Stadt auf ein durchaus spannendes Jahr 2019 zu: Die Kommunalwahl könnte die bisherige Machtarithmetik im Rat durcheinander wirbeln, denn die FDP ist erheblich geschwächt, die CDU hingegen voller Tatendrang und Ideen für die Stadt. Dazu bleiben zahlreiche Baustellen: die Sanierung der Rheingoldhalle startete, das Kurfürstliche Schloss ist mitten im Umbau – was aus dem Gelände davor wird, ist weiter unklar und soll 2019 entschieden werden. Und da ist ja noch der Kampf gegen den Unbtergang des Taubertsbergbades: Nach der Pleite des Vorbesitzers Uwe Deyle entdeckte die Stadt 2018 so gravierende Schäden, dass sie im Oktober das Aus für das Erlebnisbad verkündete – die notwendige millionenschwere Sanierung soll ein Familien- und Sportbad ermöglichen.

2019 drohen Dieselfahrverbote für die Mainzer Innenstadt – wenn es nicht gelingt, die Stickoxidwerte erheblich zu senken. – Foto: gik

Das Topthema 2019 aber wird sein: Schafft Mainz es, den Dieselfahrverboten zu entgehen? Der neue Luftreinhalteplan sieht schon einnmal Verbotszonen für die Innenstadt vor, die Stadt will mit ihrem Masterplan Green City die Fahrverbote noch auf den letzten Metern verhindern – sicher ist das indes keineswegs. Sinken die Stickoxidwerte nicht bis Ende Juni auf 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, müssen alte Dieselfahrzeuge ab September draußen bleiben. Und noch ist völlig unklar, ob in der Parcusstraße die 48 Mikrogramm gesenkt werden können. 2019 soll es deshalb ein Lkw-Fahrverbot auf der Rheinachse geben, die Busumrüstungen wurden forciert – es wird ein Millimeterrennen.

In den Wahnsinn aber trieb die Mainzer 2018 der Fluglärm: Vor allem Billigairlines brachen 2018 das Nachtflugverbot wie nie zuvor. Weder Lärmpausen noch Lärmobergrenze senkten den Lärmpegel über Mainz, und so sind die Mainzer weiter die eifrigsten Teilnehmer der Fluglärmdemos am Frankfurter Flughafen – im Juni gab es bereits die 250. Montagsdemo. Unglaublich. Die Überschreitungen sinken derweil nur langsam, zu den Strafverfahren, die das Land Hessen gegen die Fluglinien einleitete, liegen weiter kein einziges Ergebnis vor.

Und die nächsten Probleme sind schon in Sicht: Experten warnen vor erheblichen Gefahren durch hohe Ultrafeinstaubbelastung aus Flugzeugtriebwerken, derweil die Politik die erschreckenden Ergebnisse der Ultrafeinstaubmessungen herunterzuspielen versucht – wie schon bei den Lärmmessungen wird auch hier mit gemittelten Werten gearbeitet. Nützen wird es nichts: Die Debatte um Luftqualität und Gesundheitsgefahren wird an Dynamik im kommenden Jahr noch zulegen, zu groß sind inzwischen die Auswirkungen – und die Wissenschaft entdeckt immer neue Wirkungszusammenhänge über die Schädlichkeit von Lärm und Schadstoffen. Wie gut, dass Ende 2018 wenigstens das KUZ 2.0 wieder eröffnete – wer feiert, hört weniger Lärm von oben….

Info& auf Mainz&: Den Mainz&-Jahresrückblick Teil 1 2018 lest Ihr hier.

 

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Das war 2018 – der Mainz&-Jahresrückblick: Bibelturm, Ebbe im Rhein, Jahrhundertwein und Abschied von Lehmann

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Mainz&-Kalender 2019: Gutenberg-Büste und Dom. - Foto: gik

Das Jahr 2018 neigt sich rapide dem Ende zu, es scheint, das Jahr ist schon in Urlaub gefahren – Mainz wartet auf 2019. Das ist natürlich die perfekte Zeit, um zurückzuschauen, nachzudenken, die Geschehnisse noch einmal Revue passieren zu lassen. Und was für ein randvolles Jahr das war: Supersommer und Ebbe im Rhein, die Entscheidung um den Bibelturm, die Debatten um Baustellen und Dieselfahrverbot. Mainz musste Abschied nehmen von Kardinal Lehmann und Nick Benjamin, dafür bekamen wir eine „neue“ Ehrenbürgerin – Margit Sponheimer. Es wurde gefeiert, gelacht und geweint – und es wurde debattiert, wie lange nicht mehr: Der Kampf um den Bibelturm am Gutenberg-Museum hat Bewegung ein die politische Landschaft gebracht, der Kreis schloss sich am Ende des Jahres im plötzlichen Abgang von Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) und der Wahl der CDU-Kandidatin Manuela Matz. Damit ist eines klar: 2019 wird in jedem Fall ein weiteres bewegtes Jahr – die Kommunalwahl steht Ende Mai vor der Tür… Unser Jahresrückblick 2018.

Um nichts wurde 2018 so heftig gestritten wie um den Bibelturm am Gutenberg-Museum – die Mainzer lehnten ihn am Ende mit großer Mehrheit ab. – Foto: Stadt Mainz

Es war das Thema der ersten Jahreshälfte, und es hat die Politik in Mainz verändert: Am 15. April stimmten die Mainzer über den Bibelturm als Erweiterungsbau des Gutenberg-Museums ab, es wurde eine bislang einmalige Ohrfeige für die Stadtpolitik. 77,3 Prozent der Mainzer sagten klar Nein zum bronzefarbenen Turmbau, der den Liebfrauenplatz zwischen Dom und Gutenberg-Museum grundlegend verändert hätte. Der erste Bürgerentscheid der Stadtgeschichte bescherte Mainz wochenlang heftige Auseinandersetzungen, die bisweilen unter die Gürtellinie gingen: Die Befürworter beschimpften die Bibelturm-Gegner als rückständige Kulturbanausen, Stiefmütterchen-Liebhaber und Saufnasen, die nur weiter auf dem Mainzer Marktfrühstück dem Gelage frönen wollten.

Ohrfeige für die Stadtpolitik: Mainzer stimmen gegen Bibelturm

Was sie übersahen: Die Kritik am Bibelturm ging weitaus tiefer und zog am Ende weitaus größere Kreise. Die Stadtspitze wollte mit dem gut 20 Meter hohen Turm mit bronzener Außenhaut ein neues „Ausrufezeichen“ für das Gutenberg-Museum schaffen. Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) schwärmte von einem neuen „Wahrzeichen“ für Mainz, die Gutenberg-Bibeln könnten endlich in einer angemessen Umgebung gewürdigt und wie in einer „Schatzkammer“ gezeigt werden. Zudem sollte der Turm als erster Bauabschnitt zur Einwerbung von Millionensummen an Spendengeldern für den weiteren Ausbau des Gutenberg-Museums dienen – die Mainzer überzeugte das nicht.

Die Mainzer wollten lieber ihren Blick vom Gutenberg-Museum auf den Dom – samt Liebfrauenplatz – behalten, statt eines unsicheren Bauprojekte. – Foto: gik

Die Kritiker schüttelten den Kopf über eine nebulöse Finanzierung und bemängelten, ein schlüssiges Museumskonzept liege gar nicht vor. Die zur Verfügung stehenden 3,9 Millionen Euro würden für das Bauvorhaben nie und nimmer reichen, warnten die Gegner, Mainz drohe eine jahrzehntelange Bauruine. Mit 13.500 Unterschriften hatte die Bürgerinitiative Gutenberg-Museum Ende 2017 das Bürgerbegehren erzwungen, der Ausgang schien völlig offen. Die BI setzte sich für den Erhalt des Liebfrauenplatzes als historisches Ensemble und als einer der letzten grünen Oasen von Mainz ein und forderte, ein umfassendes Konzept für das Gutenberg-Museum mit Bund und Land zu entwickeln und die Bürger dabei frühzeitig einzubeziehen. Kritiker sahen in dem Bibelturm eine moderne „Monstrosität“, die das historische Ensemble am Liebfrauenplatz zerstören und zudem gar nicht genug Raum für das Museum schaffen würde.

Am Ende des wochenlangen Kampfes wurde der Bibelturm auch zur Abstimmung über die Mainzer Stadtpolitik: Horrende Mietsteigerungen, marode Schulen und Kindergärten und eine erhebliche Nachverdichtung mit schwindendem Grün wurden zu Argumenten gegen den Turmbau zu Mainz. Rund 65.000 Mainzer gingen am Ende zur Abstimmung – die Wahlbeteiligung von rund 40 Prozent war bereits ein großer Erfolg. Die „Bürgerinitiative Gutenberg-Museum“ war selbst von ihrem Erfolg überrascht: 49.663 Mainzer sagten Nein, nur 14.555 Ja.

Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) kündigte nach dem Bürgerentscheid eine neue Initiative für ein umfassendes Museumskonzept an, passiert ist bislang aber nicht viel. Eine Arbeitswerkstatt wurde ins Leben gerufen und tagte einige Male hinter verschlossenen Türen. Eine Veranstaltung zum Auftakt für mehr Bürgerbeteiligung endete in tiefem Streit und Zerwürfnis, als ein von der Stadt engagierter Moderator den Bibelturm-Gegnern rechtspopulistische Methoden unterstellte. „Es herrscht Stillstand auf der ganzen Linie“, klagte die Bürgerinitiative „Mainz für Gutenberg“ ein halbes Jahr nach dem Bürgerentscheid. Anstatt die positive Energie aus dem Bürgerentscheid, den Konsens pro Museum samt entwickelter Alternativkonzepte zu nutzen, werde das Thema beerdigt und ausgesessen: „Was fehlt, sind Perspektiven.“

Bewegender Abschied von Kardinal Lehmann

Bewegender Abschied von einem ganz Großen: Im März trauerte Mainz um Kardinal Karl Lehmann. – Foto: gik

Gut einen Monat zuvor wurde Mainz von einer traurigen Nachricht tief erschüttert: Am 11. März starb Kardinal Karl Lehmann, Alt-Bischof von Mainz, in den frühen Morgenstunden mit nur 81 Jahren. Nur zwei Jahre, nachdem er das Amt als Bischof von Mainz abgegeben hatte, erlag Lehmann den Folgen eines Schlaganfalls – und Mainz trauerte um seinen Kardinal wie um niemanden zuvor. Tausende nahmen in der Mainzer Augustinerkirche pro Tag Abschied am aufgebahrten Leichnam Lehmanns, zur Beisetzung am 21. März kam halb Mainz.

8.000 Menschen säumten die Straßen, als Lehmanns Sarg in einem Trauerzug von der Augustinerkirche zum Trauergottesdienst in den Dom gefahren wurde. Totenstill wurde es mitten am Tag im quirligen Mainz, einzig die große Martinusglocke des Doms schlug gemessen ihr Adé. Die Spitzen von Staat und Gesellschaft waren gekommen, sich vor Lehmann und seinem Lebenswerk zu verneigen, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Vertreter von Politik und Kirche würdigten Lehmann als einen ganz Großen, einen Brückenbauer und Diplomaten, einen Kämpfer und Menschenfreund. Sie erinnerten an den langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, an den Büchernarren Lehmann, der selbst ein Multi-Bücherschreiber war, den Professor der Theologie mit seinem Wahlspruch „State Fide“: „Steht fest im Glauben.“

Und immer erinnerten sie auch an Lehmanns Humor und Lebensfreude, und sein schrankenloses Lachen. Einer der häufigsten Sätze in diesen Tagen war: „Er wird uns fehlen.“ Begraben ist Lehmann in der Bischofsgruft des Mainzer Doms, in seinem letzten Gottesdienst als Bischof von Mainz sagte er, und es klang wie sein Vermächtnis: „Seid wachsam, seid mutig, seid stark – und alles, was Ihr tut, geschehe in Liebe.“

Fastnachtshighlights, Profi-Debakel und eine Ehrenbürgerin

Margit Sponheimer wurde 75 Jahre alt, Ehrenbürgerin von Mainz und auch sonst mit allerlei Ehrungen bedacht. – Foto: gik

2018 war fraglos ein Jahr der Gegensätze.  Wiederum einen Monat zuvor hatte Mainz eine andere Ikone der Stadtgeschichte gefeiert: Margit Sponheimer, die Grande Dame der Meenzer Fastnacht wurde 75 Jahre alt – und aus diesem Anlass zur Ehrenbürgerin der Stadt Mainz ernannt. Sponheimer ist erst die dritte, der diese Ehre zuteil wurde. Geboren wurde sie am 7. Februar 1943 in Frankfurt, mit acht Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Mainz, heute wohnt sie in Ober-Olm – unser Portrait findet Ihr hier bei Mainz&. In der Fastnacht hat sie heute gelegentlich noch Gastauftritte, im Januar wird sie im Gutenberg-Musical auf der Bühne stehen. „Mein letztes Projekt“, sagt sie selbst.

Sponheimer verkörpere „in einer unnachahmlichen Weise fastnachtliches Brauchtum und Mainzer Lebensart, verfügt über ein großes Herz und erreicht damit alle Generationen“, begründete Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) die Ehrung: „Durch ihre Bekanntheit weit über Mainz hinaus ist Margit Sponheimer zur bekanntesten Botschafterin der Mainzer Lebensfreude geworden.“

Keine Frage: Eine verdientere Ehrenbürgerschaft hätte es gar nicht geben können – es war nicht die einzige Ehrung für die Jubilarin: Zur Erinnerung an ihren Superhit „Am  Rosenmondtag bin ich geboren“ kürte der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) den Narrenmond zum Zugplakettcher 2018, und das spielte natürlich den Sponheimer-Hit. Im Zeichen des Narrenmondes feierte Mainz eine ausgelassene, fröhliche und friedliche Fastnacht, die in einer riesigen Narrenparty am Rosenmontag mit mehr als 500.000 Besuchern gipfelte.

Ganz großes Narrenkino: Florian Sitte rockte als Angela Merkel die Fastnachtssäle. – Foto: gik

Trotz eisiger Temperaturen feierten die Narren ausgelassen, tanzten Garden und Masken auf den Straßen, rollten Trump und Kim Jong Il im Schwanzvergleich, beglückten Bühnenaktive und Komiteeter die Zuschauer mit Bonbons und Leckereien. Mit im Zug dabei: Ein fallender Bibelturm, der fast die Dezernentin erschlägt…

Die Narren bewiesen wieder einmal das richtige Gespür und schrieben der Politik so einiges ins Stammbuch: Da wurden die Mainzer Baustellen besungen und das Diesel-Debakel glossiert. Die großen Highlights der Kampagne: Florian Sitte mit einer sensationellen Merkel-Parodie, die Schnorreswackler mit ihrem Cup-Song, ein furioses „House of Drecksäck“ und die Rot Rock Rapper mit dem furiosen „Isch hab‘ Uniform“. Die Mainzer Fastnacht präsentierte sich so kreativ wie lange nicht mehr, und es waren vor allem die jungen Wilden, die die Säle rockten. Aussetzer leisteten sich hingegen die Alten und Etablierten: Kabarettist Detlev Schönauer, als Bio-Lehrer wieder einmal bei „Mainz bleibt Mainz“ dabei, schwächelte sichtlich mit seinem Vortrag, ein anderer Profi fiel gar durch: Ausgerechnet Lars Reichow schaffte es in der Fernsehsitzung, die Stimmung im Saal auf den Tiefpunkt zu bringen – und löste so eine heftige Debatte um Profis in der Fastnacht aus. Es dürfte spannend werden, wie sich das Debakel auf die Kampagne 2019 auswirkt.

Boomendes Martkfrühstück, Jubiläums-Johannisnacht und ein endloser Sommer

Gegautscht im Zuber: Margit Sponheimer bei der Johannisnacht 2018. – Foto: gik

Gefeiert wurde in Mainz aber auch den Rest des Jahres über: Das Mainzer Marktfrühstück boomte erneut, Hunderte drängten sich von April bis November jeden Samstag auf dem Liebfrauenplatz um den Weinstand der Mainzer Winzer zum Klönen und Genießen – Vielen ist das längst zu viel Rummel. Die Stadt suchte 2018 mit einer Verlagerung des Ausschanks und neuen Regeln gegenzusteuern, wirklich Abhilfe schuf das nicht. So wurde der Weinstand am Rheinufer zum Geheimtipp und Ausweichquartier, im Mai musste er vors Rathaus umziehen, der Anwohner wegen. Den Mainzern mundet es trotzdem – sie wünschen sich gar noch mehr Weinstände im Stadtgebiet.

Ende Juni feierte Mainz dann 50 Jahre Mainzer Johannisnacht, ein rauschendes Fest mit spanischer Falla, tollem Feuerwerk, Heldenherzen und einem ganz besonderen Promi-Gautschen: In der Bütt landete niemand anderes als Margit Sponheimer. Allein der Künstlermarkt scheint unter der neuen Ordnung weiter zu leiden, dafür spielte das Wetter mit – wie den ganzen Sommer überhaupt: es wurde heiß, es blieb heiß und es wollte gar nicht enden. Mainz erlebte einen Jahrhundertsommer, die Wärme blieb bis in den November hinein, die Stadt lebte draußen und genoss Sommerabende ohne Ende.

Rhein einfach weg: dem Jahrhundertsommer folgte die Jahrhundertdürre mit Tiefstständen der Flusspegel. – Foto: gik

Das Ende vom Lied: Rhein weg. Im Herbst musste man den größten Strom der Deutschen förmlich suchen gehen. Monatelange Trockenheit machte nicht nur den Landwirten und Gärtnern erheblich zu schaffen, auch der Rhein sank auf bislang ungekannte Tiefststände. 1,30 Meter hoch stand das Wasser im Rheine Anfang Dezember gerade noch, das Flußbett wurde zur Erkundungsroute, der Rheinspaziergang bekam eine ganz neue Bedeutung: Mainz spazierte jetzt wahrlich IM Rhein herum. Fotos von Funden und Flußbett im Rhein wurden zum großen Fotomotiv, zum Pilgerpfad der Gang zum Mäuseturm bei Bingen. Als es Mitte Dezember endlich zu Regnen begann, atmete die Stadt auf: Endlich wieder Wasser – wer hätte gedacht, dass man mal diesen Stoßseufzer hören würde.

Zu Weihnachten gab es dann gleich wieder Hochwasser – der Klimawandel ist in Mainz angekommen. Die lachenden Dritten: die Winzer starteten nicht nur mit strahlenden Mienen in die früheste Weinlese aller Zeiten, sie brachten auch eine Rekordweinlese in die Keller – der Jahrgang 2018 gilt als Jahrhundertweinjahrgang, der höchste Genüsse verspricht. Wenigstens das sind doch gute Aussichten für 2019.

Info& auf Mainz&: Da war doch noch was? Richtig: Alles zu Verkehr, Baustellen und weiterem Mainzer Turbulenzen lest Ihr im zweiten Teil unseres Mainz&-Jahresrückblicks.

 

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Silvesterfeuerwerk – schädlich oder schön? Debatte über Umweltschädlichkeit und Verbote der Knallerei zum Jahresende

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Und bei so viel Rauch sah auch die Kamera nicht mehr durch ;-) - Foto: gik

Alle Jahre wieder warnen Umweltverbände vor den Belastungen durch das Silvesterfeuerwerk, alle Jahre wieder stöhnen Tierbesitzer über die erschreckende Belastung für ihre geliebten Vierbeiner – doch in diesem Jahr ist alles irgendwie anders: Die Debatte über den Sinn und Unsinn von Silvesterfeuerwerken tobt wie nie zuvor. Der Grund: Die Debatte über Stickoxidbelastungen und dicke Luft in den Innenstädten hat das Bewusstsein geschärft. Nun fragen sich viele: Was für einen Sinn macht es eigentlich, Dieselfahrzeuge aus den Innenstädten auszusperren – und gleichzeitig an Silvester Tausende Tonnen Feinstaub in die Luft zu blasen? Und während die einen Verbote fordern, schimpfen die anderen, man lasse sich seine Tradition nicht nehmen – Mainz& hat die Fakten zur Debatte.

Knallend das neue Jahr begrüßen und das alte vertreiben – das ist guter Brauch in Deutschland. So gemalt allerdings fallen nur Profi-Feuerwerke aus – wie hier bei der Johannisnacht 2014 – Foto: gik

Zwischen 100 und 150 Millionen Euro jagen die Deutschen jedes Jahr zum Jahreswechsel an Silvesterfeuerwerk in die Luft, weiß das Umweltbundesamt. Dabei werden rund 4.500 Tonnen Feinstaub der Größe PM10 frei gesetzt – das entspricht in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge und rund 2,25 Prozent aller PM10-Emissionen im Jahr überhaupt (Stand: 2016). Und das ist noch nicht alles: Auch Ultrafeinstaub wird durch Silvesterfeuerwerk in hohem Maße in die Luft geblasen – und der ist noch erheblich gefährlicher, als der grobe Feinstaub. Feinstaub nämlich kann ganz erhebliche Gesundheitsgefahren auslösen: Asthma, Bronchialerkrankungen, aber auch Lungenprobleme und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Ultrafeinstaub kann gar die Hirn-Blutschranke überwinden und in die Gefäße gelangen – mit unter Umständen erheblichen Folgen für Herz und Kreislauf.

Jeder kennt die Szenerie: Kurz nach Mitternacht – und oft schon in den Stunden davor – beginnt die Knallerei zum Jahreswechsel, schießen Raketen in die Luft und Böller über den Boden. Und kurz nach Mitternacht legt sich dann eine dichte Rauch- und Rußschicht über Mainz, bei Inversionswetterlage kann gar ein dichter, stinkender  Luftteppich entstehen, der nicht nur Asthmakranke zum Husten bringt.

 

1330 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurden laut Umweltbundesamt am 1.1.2018 um 1.00 Uhr in Fürth gemessen. Auch in Ingolstadt und Nürnberg lagen die Konzentrationen über 1000 Mikrogramm – zum Vergleich: der Tagesmittelwert für Feinstaub liegt bei 50 Mikrogramm. Die extrem erhöhten Konzentrationen an Silvester führten deshalb an mehr als ein Dutzend Stationen dazu, dass der Tagesmittelwert überschritten wurde, warnt das Bundesumweltamt.

Meist sieht es an Silvester eher so aus: Viel Rauch, viel Nebel und irgendwo dazwischen die Raketen – wie hier auf der Hechtsheimer Höhe. – Foto: gik

Zum Jahreswechsel 2016/2017 war dies sogar an 129 der 320 Messstationen der Fall – der Grund: eine Inversionswetterlage mit wenig Wind. 2017 war die Lage besser, da ein kräftiger Wind den durch das Feuerwerk freigesetzten Feinstaub rasch in der Luft verteilte.

Die hohe Belastung für die Umwelt hat in diesem Jahr nun eine vehemente Debatte angestoßen: Soll Silvesterfeuerwerk in den Städten verboten werden? Im Fokus steht dabei das Kleinfeuerwerk von Privat, denn die private Knallerei verursacht noch erhebliche andere Probleme: Jedes Jahr landen bundesweit Dutzende von Menschen mit Verbrennungen, Augenverletzungen, abgerissenen Fingern, blutenden Verletzungen oder Hörschäden in der Notaufnahme – ausgelöst durch Feuerwerkskörper. In Deutschland erlitten jährlich 8.000 Menschen zu Silvester Verletzungen des Innenohrs durch Feuerwerkskörper, sagt das Umweltbundesamt unter Verweis auf das Deutsche Ärzteblatt: „Rund ein Drittel dieser Menschen behält bleibende Schäden, so eine Meldung im Deutschen Ärzteblatt im Jahre 2013.“

Auch privates Feuerwerk kann schon sein… – Foto: gik

Vor allem Haustiere leiden zudem unter der dauerhaften Knallkulisse: Katzen, Hunde, Vögel verkriechen sich unter Betten oder sind zitternde Nervenbündel, darf man den Kommentarspalten in sozialen Netzwerken glauben. Der Naturschutzbund in Hessen warnt, Gartenvögel würden durch die Knallerei erheblich aufgeschreckt und verbrauchten durch das wilde Umherfliegen viel kostbare Energie mitten im Winter. Der NABU bittet deshalb darum, kein Feuerwerk in der Nähe von Wäldern, in öffentlichen Grünanlagen und Gärten anzuzünden – ein eher frommer Wunsch.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert das Gegenteil: „Wir möchten eine Verschiebung der Feuerwerksaktivitäten raus aus der Innenstadt“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch nun kurz vor Silvester. Angesichts der alljährlich hohen Feinstaubbelastung durch Silvesterfeuerwerk fordere man die Kommunen auf, in allen Städten mit hoher Luftbelastung zentrale und professionell veranstaltete Feuerwerke außerhalb der sensiblen Zonen zu veranstalten. Ein Silvesterfeuerwerk gehöre für viele Menschen zum Jahreswechsel, „und so soll es auch bleiben“, betonte Resch. Sinnvoll sei aber, die Aktivitäten auf Flächen am Stadtrand zu verlagern, wo die Menschen ihre Feuerwerkskörper abfeuern könnten. Besser noch: „ein professionelles Feuerwerk außerhalb sensibler Zonen, an dem sich alle erfreuen können und welches kaum Feinstaub erzeugt.“

 

Ein öffentliches Feuerwerk oder eine professionelle Pyro-Show seien nämlich nicht nur sicherer, betonte die DUH: „Diese belasten die Umwelt auch weniger, da hier meist andere Feuerwerksbatterien zum Einsatz kommen.“ Der Verein fordert deshalb ein Verbot für Silvesterböller und mit Schwarzpulver getriebene Raketen, die für die extremen Feinstaubwerte aber auch für viele Brände und Verletzungen verantwortlich seien. Im Ausland sei das bereits Praxis, auch werde dort privates Feuerwerk in der Silvesternacht zusehend kritisch gesehen: So sei es unter anderem in Paris verboten, Feuerwerkskörper oder Böller zu verkaufen und abzufeuern. In Dänemark und Slowenien seien Verkauf, Besitz und Verwendung von Knallkörpern generell verboten.

… hinterlässt aber auch eine Menge Müll. – Foto: privat

Tatsächlich hat inzwischen auch eine ganze Reihe von Städten in Deutschland Begrenzungen oder sogar Verbote von Silvesterfeuerwerk in ihren Innenstädten ausgesprochen: gerade gab die Stadt Hannover eine große Verbotszone in der Altstadt bekannt. Auch Konstanz erließ ein Verbot – nach einem durch Raketen ausgelösten Brand in der historischen Altstadt, Verbote gibt es nach Angaben der DUH auch in Goslar, Bremen, Bielefeld, Straubing oder Ravensburg.

In Mainz steht ein flächendeckendes Verbot derzeit nicht zur Debatte, tatsächlich gibt es aber auch in Mainz Verbtoszonen für Feuerwerk – und das schon seit Jahren: Das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen ist in der unmittelbaren Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern grundsätzlich verboten, betont die Stadt Mainz – damit gilt das Verbot etwa auch in der Mainzer Augustinerstraße und im Kirschgarten. Festgestellte Verstöße können mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet werden. Dazu ist das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk NUR am 31. Dezember und am 1. Januar erlaubt – so sind die Regeln.

 

Das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalzwarnt indes wie jedes Jahr wieder vor selbstgebastelten oder illegalen Feuerwerkskörpern – ihre Benutzung kann lebensgefährlich sein. Legale Feuerwerkskörper erkennt man an dem CE-Kennzeichen und der dazugehörigen Identifikationsnummer auf der Packung. „Fehlen diese, sollte man von einem Kauf oder einer Verwendung absehen“, betont LKA-Sprengstoffexperte Udo Jastrzembsky.

Großes Spektakel, große Attraktion: das Silvesterfeuerwerk über der Harbour Bridge in Sydney, hier im Jahr 2008. – Foto: gik

Illegale Pyrotechnik enthalte in der Regel einen sogenannten Knallsatz, der bei der Reaktion eine Explosionsenergie entwickele, die mit gewerblichem Sprengstoff vergleichbar sei. Selbst kleine Mengen könnten deshalb zu erheblichen Verletzungen führen. Weitere Gefahren entstünden durch Abdichtungsmaterialien, die Splitter bilden können.

Die Polizei rät deshalb, Silvesterfeuerwerk nur in regulären Geschäften, etwa in Supermärkten, zu kaufen, die Gebrauchsanleitung aufmerksam zu lesen und konsequent einzuhalten. Es sollten nur Feuerwerkskörper verwendet werden, die optisch keine Mängel erkennen lassen, fehlgezündete Feuerwerkskörper und Blindgänger auf keinen Fall wieder anzünden, sondern entsorgen. Ferner gilt, Feuerwerkskörper nur auf ebenen und freien Flächen abzubrennen und einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu Personen und Gebäuden einzuhalten – bitte achtet darauf, dass weder Äste noch Balkone in der Nähe sind. Jedes Jahr nämlich gibt es Brände auf Balkonen in der Mainzer Neustadt, das muss ja nicht sein. Das Werfen von Böllern mitten in Menschenmengen sollte ohnehin tabu sein – es ist unsinnig und zudem hochgefährlich. Und wenn Ihr Raketen abschießt, nehmt eine geeignete „Rampe“ mit – ein schwere Flasche ist da immer eine gute Wahl.

Info& auf Mainz&: Die Informationen des Bundesumweltamtes zum Silvesterfeuerwerk und dem Feinstaub könnt Ihr hier noch einmal nachlesen. Bleibt die Frage: Braucht man das überhaupt? Immer mehr Menschen verweigern sich dem Konsum- und Knallrausch, ein Beispiel dafür findet Ihr unter anderem in dieser Facebook-Gruppe.

Kommentar& auf Mainz&: Ein zentrales Großfeuerwerk an Silvester statt privater Böllerei!

Keine Frage: Die Knallerei an Silvester macht Spaß – und sie beruht auf uralten Traditionen. Das alte Jahr mit Feuer und Krach auszutreiben ist etwas, das Menschen zu allen Zeiten und in allen Kulturen getan haben. Und es ist doch auch gar nichts einzuwenden gegen die leuchtenden Blumen am Nachthimmel die Ahs und Ohs, Staunen und Freude auslösen. Nur, seien wir mal ehrlich: Die private Böllerei hat damit praktisch nichts mehr gemein.

Mainz kann auch Feuerwerk: Hier bei der Johannisnacht 2017 über den Dächern der Stadt. – Foto: gik

Bereits Tage vor der Silvesternacht beginnt der Terror des Krach und Bumm irgendwo in den Straßen, weil irgendwelche Deppen nicht an sich halten können oder es lustig finden, schon mal Menschen zu erschrecken – was sie Tieren oder auch Menschen, die Krieg erlebt haben, damit antun, ist ihnen Wurscht. Meine Mutter, im Zweiten Weltkrieg groß geworden, zuckt noch heute jedes Mal bei einem dieser Bumms zusammen, und was die Böller bei Hunden, Katzen, Pferden und anderen tierischen Gefährten anrichten, kann man sich in diversen Foren in sozialen Netzwerken zu Gemüte führen.

Und dann sind da noch die ungeheuren Müllberge, die wir Deutschen durch die Knallerei verursachen – noch Tage später liegen Raketen und Scherben in den Straßen und Rinnsteinen. Wir sind schockiert über Plastik in den Weltmeeren, aber ballern Tausende Tonnen Plastik, Papier und Partikel an Silvester in die Umwelt? Da passt was nicht (mehr) zusammen, von der enormen Feinstaubbelastung gar nicht zu reden: Wer je hustend im Qualm am Ufer der Mainzer Neustadt gestanden oder tagelang versucht hat, den Gestank aus der Wohnung zu kriegen, weiß: Das kann nicht gesund sein.

Warum also machen wir es nicht wie in anderen Ländern? Eine zentrale Feier mit großem Feuerwerk würde doch wirklich reichen und eine Stadt wie Mainz glücklich machen – die Johannisnacht und die Sommerlichter sind beredete Beispiele dafür. Die Finanzierung ließe sich mit Sicherheit durch Spenden erreichen. Was für eine Attraktion das sein könnte, zeigen Städte wie Sydney: Das Feuerwerk über der Harbour Bridge gehört zu den schönsten Ereignissen, die man an Silvester erleben kann – und zu Füßen der Brücke habe ich niemanden der Hunderttausenden gesehen, der eine private Ballerei vermisst hätte. Eine zentrale Feier wäre zeitgemäß. sicherer und umweltschonender – wer es dann noch immer nicht lassen kann, für den sind Böllerzonen am Stadtrand gar keine schlechte Idee.

 

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Viel zu schade (nur) als Apéritif: Winzersekt als edle Alternative zu Champagner zum Fest – Chardonnay brut von Anika Hattemer preisgekrönt

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Weihnachten und Silvester sind Genusszeit, und damit auch traditionell Sektzeit: Niemand auf der Welt trinkt so gerne und so viel Sekt wie die Deutschen. Aus der französischen Champagne lernten die deutschen Winzer den Umgang mit dem Schaumwein, heute machen deutsche Winzer längst Kreationen, die es mit den französischen Produkten locker aufnehmen können. Die Spezialität der Deutschen heißt dabei: Winzersekt. Im Gegensatz zu den Champagner-Cuvees sind das meist Sekte, die aus einer Rebsorte hergestellt werden und so die Eigenart dieser Sorte wunderbar widerspiegeln. Auf herausragende Weise tut das der Chardonnay brut 2016 der rheinhessischen Jungwinzerin Anika Hattemer-Müller – und das sagen nicht wir: Der Chardonnay Sekt wurde jüngst vom Deutschen Weininstitut zu einem der besten Sekte des Jahres gekürt.

Anika Hattemer-Müller (2. von rechts) freut sich über den Preis Bester Burgunder-Sekt für ihren Chardonnay brut. Rechts DWI-Chefin Monika Reule, ganz links die Deutsche Weinkönigin Carolin Klöckner. Der Mann auf dem Foto ist Anikas Ehemann Johannes Müller. – Foto: gik

„Sekt ist manchmal einfach zu schade als Aperitif“, sagt Anika Hattemer-Müller, und die Jungwinzerin weiß, wovon sie redet: Während andere Kollegen für Barriqueweine brennen, eigene Cuvees kreieren oder neue Weine für junge Konsumenten kreieren, setzt Hattemer ganz auf Sekt. 2015 gründete die Winzerstochter vom Weingut Nikolaushof in Gau-Algesheim ihre eigene Sektlinie, nun gehört ihr Chardonnay brut 2016 zu den besten Sekten der Republik: Eine Expertenjury kürte den Chardonnay beim Wettbewerb „Bester Winzersekt“ des Deutschen Weininstitut (DWI) zum besten Burgunder-Sekt.

Die Deutschen sind Weltmeister im Sekttrinken, 289 Millionen Liter wurden zuletzt in Deutschland konsumiert, das war Rekord. 3,5 Liter oder knapp fünf Sektflaschen trinkt jeder Deutsche pro Kopf pro Jahr, und da sind auch Babies eingerechnet. Und die Deutschen haben eine lange Tradition: führende Sektmarken wie Kupferberg, Henkel oder Rotkäppchen wurden in Deutschland erfunden, dazu „erfanden“ rheinhessische Winzer in den 1980er Jahren den deutschen Winzersekt.

Anika Hattemer-Müller hatte in diesem Jahr noch mehr Grund zur Freude: Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft kürte sie zur zweitbesten Jungwinzerin des Jahres 2018. – Foto: DLG

Nach dem Vorbild des französischen Champagners werden seither in deutschen Weinanbaugebieten hochklassige Sekte hergestellt. Ein Winzersekt muss zu 100 Prozent aus eigenen Trauben produziert werden und reift in traditioneller Flaschengärung mindestens neun Monate auf der Hefe. Neun Millionen Liter werden so jedes Jahr zur Qualitätsprüfung angestellt, 44 Prozent davon werden „brut“ ausgebaut, so eine Auswertung des DWI. 35 Prozent kommen in der Geschmacksrichtung „trocken“ daher, was beim Sekt eine eher halbtrockene Geschmacksrichtung bedeutet.

„Die höchste Form der Weinveredelung ist die Versektung“, sagt auch Winzer Horst Stengel von der Württemberger Sektkellerei Stengel, der mit seinem Rieslingsekt brut und mit einem 2016er Muskateller-Sekt trocken gleich zwei Preise beim DWI-Wettbewerb mit nach Hause nahm. Dom Perignon, die berühmte französische Champagnermarke, ist sein Vorbild, 19 verschiedene Sekte kreiert er selbst. Im Gegensatz zu zum Champagner, der aus einem Cuvee von Spätburgunder, Müllerrebe und Chardonnay besteht, bauen deutsche Winzer ihre Sekte aber vorwiegend Rebsortenrein aus.

Die Winzergenossenschaft in Sprendlingen ist die Heimat des Winzersektes. – Foto: gik

Auch Anika Hattemer setzt auf die Eleganz der Rebsortensekte, neben ihrem Chardonnay hat sie einen Rieslingsekt brut, einen Pinot Blanc brut und einen Pinot Blanc brut nature im Programm. „Ich will zeigen, was Sekt auch mit Fülle und Struktur vom Terroir zeigen kann“, sagt die 26-Jährige Geisenheim-Absolventin. Champagner seien „oft sehr fett“, machten sozusagen „satt“ bei Trinken, sagt Hattemer, „ich will die Eleganz und Frische der Rebsorte behalten.“

10.000 Flaschen Sekt füllt sie bereits pro Jahr ab, die Herstellung gehe noch einmal „einen ganzen Schritt weiter als Wein“, beschreibt sie ihre Faszination mit dem Winzersekt. Es sei spannend, die Veränderung des Produktes während der Reifezeit auf der Hefe zu beobachten, zumal sie dabei nicht mehr eingreifen kann: „Ich habe richtig Nervenkitzel, ich muss die Geduld haben, bis er fertig ist.“ Zwischen 12 und 16 Euro kosten ihre Sekte, für einen gute Champagner muss man mehr als das Doppelte hinlegen.

Deutscher Winzersekt habe die prickelnde Note der Kohlensäure, aber zugleich die Fülle und Struktur der Rebsorte, kombiniert mit Frische im Abgang, sagt Hattemer: „Das macht für mich den Reiz aus.“ Und man könne Sekt durchaus auch den ganzen Abend lang zu einem kompletten Menu genießen, betont sie: „Dafür will ich auch ein Stück weit werben.“ Das sieht man auch beim DWI so: „Wir merken, dass das Interesse an Sekt steigt, insbesondere auch im Ausland“, sagt DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. Die Weinwerbung will deshalb 2019 den Winzersekt in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stellen und sich mit dem Schwerpunktthema Winzersekt auch 20189 auf der ProWein in Düsseldorf präsentieren.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Winzersekt findet Ihr natürlich hier auf Mainz& – etwa unser Artikel über die Sekmanufaktur Flik oder unsere Reportage über den König der deutschen Champagner-Kreationen, Volker Raumland. Wie die rheinhessischen Winzer den Champagner nach Deutschland machten und hier den Winzersekt erfanden – das lest Ihr hier bei Mainz&. Anika Hattemer-Müller wurde in diesem Jahr übrigens auch noch Vize-Jungwinzer der DLG-Gesellschaft – mehr dazu lest Ihr hier.

 

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Mainz&-Adventskalender Türchen #24: Frohe und friedliche Weihnachten Euch Allen!

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Es ist so weit: Markt und Straßen steh’n verlassen, aber nicht verschneit, es senkt sich Ruhe über das Land – Weihnachten ist da! Möge es für Euch alle eine friedvolle und fröhliche Zeit sein, eine Zeit voller Genuss, Freude und lieber Menschen an Eurer Seite. Es tut gut, einmal im Jahr den Alltag Alltag sein zu lassen, inne zu halten, zur Ruhe zu kommen. Und natürlich auch Spaß zu haben, Freude zu empfinden – und Freude zu schenken. Zeit mit lieben Menschen zu verbringen – wir hoffen, Ihr könnt das auch! Möge dieses Weihnachtsfest die Wende bringen hin zu einer friedlicheren Welt, die sich um Zukunft, Umwelt und friedliches Miteinander kümmert – so unwahrscheinlich das im Augenblick aussehen mag. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt – und Weihnachten ist das Fest der Hoffnung, der Liebe, des Friedens. „Und Frieden auf Erden“, sprach der Engel in der Nacht, da das Christuskind geboren ward. Es wäre mal wieder dringend.

In diesem Sinne: Wir wünschen Euch frohe Weihnachten, ein tolles Fest und eine genussreiche Zeit!

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Mainz&-Adventskalender Türchen #23: Silvester-Abschwimmen der Mainzer Feuerwehr

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Es ist eine liebe Tradition und eine große Gaudi: Jedes Jahr, am letzten Tag des Jahres, stürzen sich Mutige in die Fluten des Rheins und feiern einen feucht-fröhlichen Jahresausklang. Das Silvester-Abschwimmen der Mainzer Feuerwehr ist längst zu einem Event geworden – und dient einem guten Zweck: Es weist auf die wichtige Arbeit der Wasserretter hin und sammelt Gelder für einen karitativen Zweck – in diesem Jahr für die gemeinnützige Gesellschaft „Direkt für Kinder“.

Und auf geht’s in den Rhein: Silvester-Abschwimmen der Feuerwehr Mainz 2017. – Foto Stadt Mainz/ Frank Sauer

Am Montag, 31. Dezember 2018, ist es so weit: Um 10.00 Uhr fällt der Startschuss auf Höhe des Fischtorplatzes, rund 150 unerschrockene Schwimmer stürzen sich dann in die Fluten des Rheins. Zwei Kilometer geht es dann den Rhein hinunter vom Rathaus bis zum Feldbergtor am Feldbergplatz. Die meisten Schwimmer sind natürlich mit Neoprenanzügen ausgestattet, damit sich niemand eine Unterkühlung holt, viele haben zudem allerlei kuriose Utensilien und Schwimmhilfen dabei. Natürlich geht es dabei auch um den Spaß am „kollektiven Wassertreten“.

Das traditionelle Abschwimmen der Feuerwehr Mainz findet inzwischen zum 48. Mal statt und lockt längst Teilnehmer aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet an. Mit dabei auch: Taucher. Denn es ist die Tauchergruppe der Feuerwehr Mainz, die rund um die Uhr in Bereitschaft ist und loslegt, wenn mal wieder eine Person im Rhein vermisst wird. Die Spezialisten leisten Hilfe in Notfällen auf und am Gewässer, mit dem Abschwimmen wird ein Stück weit Danke gesagt dafür.

Auch im Jahr 2018 wird der Erlös der begleitenden Spendenaktion gemäß dem Motto „Die Feuerwehr Mainz schwimmt, um zu helfen“ wieder für einen guten Zweck gestiftet, teilte die Stadt Mainz im Vorfeld mit. Spendenempfänger werde dieses Jahr die gemeinnützige Gesellschaft „Direkt für Kinder“ aus Mainz sein.

Vom Feuerlöschboot aus stürzen sich die mutigen Schwimmer in den kalten Rhein. – Foto: Stadt Mainz/Stephan Dinges

Die Gesellschaft wirke in erster Linie als Akuthelfer in aktuellen finanziellen Notlagen, in der Regel dauere es maximal eine Woche, bis die Notlage geprüft ist und die dringend notwendigen Spenden direkt beim Kind angekommen seien. Seit der Gründung im Jahr 2010 wurden nachweislich über zweitausend akut bedürftige Kinder unterstützt.

Rund um die Gaudi im Wasser gibt es denn auch einen Verkauf von Glühwein und anderen Leckereien, die Mainzer Winzergarde ist mit einem Stand vor Ort. Im vergangenen Jahr kamen übrigens 2.200 Euro für die Interessengemeinschaft für Kinder der Intensivstation und Kinder-Kardiologie Mainz e.V. (KIKAM e.V.) zusammen. Rund 180 Schwimmer sprangen vor einem Jahr in den ganze 6 Grad kalten Rhein – brrrr…..

Info& auf Mainz&: Traditionelles Silvester-Abschwimmen der Mainzer Feuerwehr am Montag, den 31. Dezember 2018 um 10.00 Uhr am und auf dem Rhein. Start ist um 10.00 Uhr in Höhe des Fischtors/Rathaus von einem Feuerlöschboot aus. Für Zuschauer der Veranstaltung ist um 9.30 Uhr Treffpunkt am Fischtor. Nach dem Abschwimmen, um ca. 12.00 Uhr, empfängt Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) im Foyer des Mainzer Rathauses die Schwimmerinnen und Schwimmer und ihre Gäste zu einem gemütlichen Beisammensein.

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Flaggschiff der Mainzer Fastnacht in Finanzturbulenzen – MCV drei Jahre mit klarem Minus – Mangelnde Liquidität im Sommer

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Er ist das Flaggschiff der Mainzer Fastnacht, der Organisator der Mainzer Straßenfastnacht, doch das Flaggschiff schwankt: der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) befindet sich in erheblichen Finanzturbulenzen: Am Montag musste MCV-Präsident Reinhard Urban ein dickes Minus in den Bilanzen verkünden – und das gleich für die vergangenen drei Jahre. Im Sommer drohte gar zeitweilig die Zahlungsunfähigkeit. „Die Liquidität war ein Problem“, sagte Urban gegenüber Mainz& – er habe dem Verein aus seiner privaten Schatulle Geld leihen müssen. Von chaotischer Buchführung und einem fehlenden Überblick über Finanzströme ist die Rede, der Vorstand prüft derzeit gar Regressforderungen gegen den früheren Vorstand. Doch Urban beruhigt: Der MCV sei auf einem guten Konsolidierungsweg, der Rosenmontagszug und die Straßenfastnacht gesichert.

MCV-Präsident Reinhard Urban am 11.11. auf dem Balkon des Osteiner Hofs. – Foto: gik

Im September 2016 übernahm Reinhard Urban die Präsidentschaft beim MCV, dass so viel Arbeit auf den gerade erst in den Ruhestand gegangenen Leiter der Mainzer Rechtsmedizin zukommen würde, das habe er nicht geahnt, sagte Urban einmal Mainz&: Der Neue übernahm einen von Streitereien erschütterten Verein. Dass sich jedoch auch die Finanzen in gehöriger Schieflage befanden, das war vor zwei Jahren noch unklar. Vergangenen Montag musste der Verein bei seiner nicht-öffentlichen Mitgliederversammlung deshalb gleich drei Jahresabschlüsse besprechen, mit alles andere als erfreulichen Zahlen.

Urbans Vorgänger Richard Wagner hatte bei seinem Ausscheiden aus dem Amt 2016 noch einen Jahresüberschuss von 23.000 Euro genannt, nun wurde klar: der Jahresabschluss 2015/2016 endete mit einem Defizit von 148.410 Euro. Auch am Ende des Geschäftsjahrs 2016/2017 stand ein deutliches Minus von 221.151 Euro, als Gründe nennt der MCV vor allem Renovierungskosten für das zuvor erworbene neue Vereinshaus in der Emmeranstraße, dazu kamen Mietausfälle während der Umbauphase. Doch auch die Straßenfastnacht fuhr ein Minus ein – der MCV klagt über erheblich gestiegene Sicherheitskosten rund um Rosenmontagszug und andere Feiern.

Zwischen drei und 3,5 Millionen Euro beträgt die Bilanzsumme des wichtigsten Mainzer Carnevals-Vereins pro Jahr. „Das ist kein Vereinchen mehr, das ist Mittelstand“, sagte Urban im Gespräch mit Mainz&. Urban verordnete dem Verein deshalb einen strikten Sparkurs, um möglichst bald wieder positive Zahlen schreiben zu können. „Wir sind auf einem guten Weg“, betonte er nun, „aber der Weg ist noch lang.“ Immerhin habe das Defizit im Geschäftsjahr 2017/2018 auf rund 107.000 Euro halbiert werden können, über den Berg ist der MCV aber noch nicht. „Wir sind kein reicher Verein“, sagt Urban.

Der MCV ist der Organisator des Mainzer Rosenmontagszuges und der Straßenfastnacht. – Foto: gik

Im Sommer geriet der MCV gar an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. „Wir nehmen im Sommer ja nichts ein, das ist ja unser Problem“, sagte Urban dieser Zeitung, das Personal in der Geschäftsstelle sei aber das ganze Jahr über angestellt. So habe er dem MCV im Sommer „Geld geliehen, das ausreichte, den Sommer zu überbrücken.“ Der Vorgänger-Vorstand, sagt Urban, habe zu wenig auf den Erhalt der Liquidität geachtet, „man hat in einem Jahr alles ausgegeben, was man hatte.“

Eine desolate Buchführung nennt der MCV als weitere Ursache der Misere, der Überblick über das, was reinkam und das, was rauskam, habe gefehlt. „Es ist nichts Illegales gelaufen“, betont Urban, „aber es ist eben auch nicht besonders günstig für den MCV gelaufen.“ So prüfe der Verein derzeit, ob man eventuell zu viel Geld ans Finanzamt gezahlt habe – aber auch Regressforderungen gegen den früheren Vorsitzenden Wagner und den damaligen Schatzmeister Guido Seitz, der 2017 von seinem Amt zurücktrat. „Wir sind dazu verpflichtet, weil ich sonst selbst Gefahr laufe, Untreue zu begehen“, betont Urban.

Reinhard Urban (links) bei der Vorstellung des neuen Mainzer Zugplakettcher und weiterer Gimmicks – der MCV braucht mehr Geld für die Straßenfastnacht. – Foto: MCV

Inzwischen seien die Finanzen in der Konsolidierung, die Liquidität wieder hergestellt, versichert Urban. Die Straßenfastnacht sei nicht in Gefahr, „es ist alles gesichert, was kommt“, sagte der Präsident dieser Zeitung. Am Montagabend wurde nach Angaben des MCV der neue Schatzmeister Walter Jertz mit großer Mehrheit der anwesenden 111 Mitglieder gewählt. Jertz ist seit 2005 Mitglied im MCV und war dort im Finanzierungsausschuss und zuletzt als Beiratsmitglied aktiv. Der Inhaber einer alteingesessenen Schreinerei ist verheiratet und Vater von drei Kindern, dazu langjähriger Prinzengardist. Jertz soll nun die Finanzen wieder in ruhigere Fahrwasser lenken.

„Wir wollen in den kommenden Jahren wieder ein Polster aufbauen“, kündigte Urban an, „ein Verein dieser Größenordnung braucht Rücklagen.“ Schnell könne eine Veranstaltung ausfallen – so wie 2016 der Rosenmontagszug. Zudem muss sich der MCV für die steigenden Kosten in der Straßenfastnacht rüsten. Abhilfe könnte auch von Seiten der Stadt kommen: Erst jüngst kündigten Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) sowie die neue Mainzer Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) an, mehr Geld für den Rosenmontagszug zuschießen zu wollen.

Info& auf Mainz&: Ein Porträt von Reinhard Urban bei seinem Amtsantritt 2016 sowie Informationen rund um den Präsidentenwechsel damals lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

 

 

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Alles Plastik, oder was? Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner versuchte, eine Woche ohne Plastik zu leben – Hilfreich: der Unverpackt-Laden

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Plastik in unseren Weltmeeren, Plastik in unserem Essen – der Planet Erde droht in Plastik zu ersticken. Mehr als sechs Millionen Tonnen Plastik wurden im Jahr 2017 in Deutschland verbraucht, nicht einmal die Hälfte wird wiederverwertet. „Die Vermüllung der Natur und unserer Lebensmittel mit Plastik ist neben dem Klimawandel und dem Artensterben eine der größten globalen Umweltkrisen“, sagt die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne). Anfang Dezember startete sie einen Selbstversuch: Kann man eine Woche arbeiten, leben einkaufen – ganz ohne Plastik zu verwenden? Wir waren neugierig, und haben Rößner bei ihrem Selbstversuch begleitet. Und stellten fest: Im Alltag Plastik komplett zu vermeiden, ist praktisch unmöglich – aber in vielen, sehr vielen Fällen kann der Griff zum Plastik vermieden werden. Vermeiden statt Vermüllen, das ist durchaus angesagt.

Einkaufen in einem normalen Supermarkt: Alles, wirklich alles ist in Plastik verpackt. – Foto: gik

„Alles in Plastik verpackt“, sagt Tabea Rössner, „kann ich alles nicht kaufen.“ Wir stehen in einem ganz normalen Supermarkt in Mainz an einem ganz normalen Wochentag und wollen einen ganz normalen Einkauf tätigen. In der Kühltheke vor uns: Plastik. Butter, Käse, Wurst, alles in Plastik. Die Biogurken – in Plastik verpackt. Einkaufen ohne ein einziges Stück Plastik – fast unmöglich.

Eine Woche lang wollte die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabeas Rößner (Grüne) komplett plastikfrei Leben, Einkaufen, Essen. „Unser Planet droht regelrecht im Plastik zu ersticken“, sagt Rössner, die verbraucherschutzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist. Seit 2005 ist die Menge an Plastikmüll in Deutschland um über 40 Prozent gewachsen. 6,15 Millionen Tonnen Plastik wurden 2017 in Deutschland verbraucht, „das entspricht einem Müllberg mit dem Gewicht von mehr als 600 Eiffeltürmen“, sagt Rößner. Das Schlimme dabei: Fast die Hälfte, nämlich drei Millionen Tonnen, kommen aus privaten Haushalten. Dazu zähle man zwar auch Kleingewerbe und Freiberufler, teilte die Bundesregierung gerade auf Anfrage Rößners mit – dennoch: Es sind die Endverbraucher, unter deren Händen der Plastikberg besonders stark wächst.

Das wundere mit Blick auf den Online-Handel und in die Regale der Supermärkte nur wenig, sagt Rößner. Das gelte ganz besonders für die Weihnachtszeit: Lebkuchen und andere Plätzchen kommen, natürlich, in Plastik daher, dazu Adventskalender, Nikoläuse – alles in Plastik verpackt. Geschenkverpackungen – enthalten häufig Kunststoff. Auch in Deutschland, das sich so gerne als Recycling-Weltmeister feiere, „nimmt der Verpackungsirrsinn seinen Lauf“, kritisiert Rößner. Mit ihrer Aktionswoche wollte sie denn auch auf das Thema aufmerksam machen, Bewusstsein schaffen. „Wir müssen Politik mit dem Einkaufskorb machen“, sagt sie.

Eine Alternative: Unverpackt-Läden, in denen es Nudeln, Kaffee, Reis lose und zum Selbst Abpacken gibt. – Foto: gik

Doch das Vermeiden ist alles andere als einfach: „Es ist praktisch unmöglich, für den alltäglichen Bedarf etwas ohne Plastik zu kaufen“, sagt Rössner am vierten Tag ihres Selbstversuchs. Das gelte vor allem für Menschen, die viel unterwegs sind, lange arbeiten. „Man plant seinen Einkauf meistens ja gar nicht, man springt schnell zwischendurch in einen Supermarkt“, sagt Rößner: „Da bin ich meist gezwungen, Plastik zu nehmen.“

Salat, in Plastik eingeschweißt, ebenso die Biogurken – „völlig absurd“, findet Rößner. Die Bio-Zitronen kommen zwar im Netz daher, aber auch das ist aus Plastik. Immerhin: Bei der Supermarktkette Rewe haben sie gerade die dünnen Plastiktüten an der Gemüsetheke abgeschafft, nun hängen hier Mehrweg-Frischenetze. „Das ist super, aber dafür müssten Gemüse und Obst auch lose zu kaufen sein“, sagt Rößner.

Einkaufskorb, Glasflasche, Gemüsenetz – einfache Methoden, Plastik zu vermeiden. – Foto: gik

Beim Gemüse finden wir nur Möhren, Lauch, Radieschen, Fenchel und Kresse einzeln und ohne Plastik, beim Obst sind immerhin die meisten Äpfel plastikfrei. Milch gibt es in Glasflaschen, Joghurt ebenso – bei Mineralwasser in kleinen Mitnehmflaschen finden wir hingegen ausschließlich Plastik. „Besonders schwierig sind Hygieneartikel“, sagt Rössner: Shampoo, Duschgel oder Toilettenpapier kommen ausschließlich in Plastikverpackungen daher, manches wie die Zahnpasta ist sogar doppelt verpackt. „Unsinnig, überflüssig“, findet Rößner.

Immerhin landen inzwischen neuesten Zahlen des Bundes zufolge fast drei Millionen Tonnen Plastik in der Wiederverwertung, aber noch immer wird über die Hälfte des Plastiks verbrannt oder anderweitig entsorgt. Und noch immer gelangt viel zu viel Plastik einfach in die Umwelt, wird von den Flüssen ins Meer transportiert. Gigantische Plastik-Teppiche haben sich mittlerweile in den Ozeanen gebildet, der Plastikmüll ist zu einer der größten Umweltbelastungen unserer Zeit geworden. Jedes Jahr gelangen mehr als 32 Millionen Tonnen Plastik in die Umwelt, allein 13 Millionen Tonnen landen in den Weltmeeren – Rößner spricht gar von „einer der größten globalen Umweltkrisen.“  Ab 2050, so Prognosen, könne mehr Plastik als Fische im Meer schwimmen, „das sind bittere Aussichten“, sagt Rößner: „Es ist allerhöchste Zeit, Plastikmüll den Kampf anzusagen.“

Zum Einkauf hat Rößner einen Korb dabei, eine Stofftasche habe sie immer eingepackt, sagt sie: „Das ist reine Gewohnheit.“ Auch eine Glasflasche schleppt sie mit, um sich Wasser abfüllen zu lassen, wo es geht – Refill heißt etwa eine Initiative, bei der Geschäftsleute einen solchen Service anbieten. Bei langen Sitzungstagen im Bundestag nehme sie sich inzwischen Snacks selbst mit, sagt Rössner, und zeigt auf eine schicke Edelstahl-Lunchbox. „Jeder kann viel zur Müllvermeidung beitragen“, betont sie.

Im Unverpackt Laden gibt’s sogar das Toilettenpapier in Papierverpackung. Dazu Trinkflaschen, unverpackte Seifen, Marmelade im Glas und und und. – Foto: gik

Einkaufen ohne Verpackung, das geht vor allem auf dem Markt und beim Erzeuger im Hofladen. In Mainz gibt es seit drei Jahren einen Unverpackt-Laden, 380 verschiedene Produkte bieten sie hier an, alle zum Selbstabfüllen. Mehl, Kaffee, Reis und Öl gibt es da, selbst die Nudeln kommen einzeln daher. Auch Waschpulver und Putzmittel wartet lose in großen Behältern, dazu gibt es zahlreiche Produkte mit natürlichen Materialien wie Holzzahnbürsten – selbst das Toilettenpapier ist hier nicht in Plastik, sondern in Papier verpackt. Wer hierher kommt, will bewusst Verpackungen vermeiden, die Kunden bringen eigene Dosen mit, die vor dem Einkauf gewogen werden. Auch wer ohne Behälter im Laden steht, geht nicht leer aus: Gespendete Gläser stehen für den schnellen Einkauf zwischendurch bereit. Der Laden boomt und zieht zum Jahreswechsel in größere Räume im Bleichenviertel um, das Interesse sei riesig, sagen sie hier.

„Man kann selbst einiges tun, die Krise aufzuhalten“, sagt Rössner, „es fängt bei jedem einzelnen von uns an.“ Sehr viel mehr tun müssten aber auch Politik und Handel: „Ich würde mir wünschen, dass Supermärkte Verpackungen stärker auf den Prüfstand stellen“, sagt Rößner, denn wer habe schon einen Unverpackt-Laden vor der Haustür?  Doppelverpackungen abschaffen spare Geld und schone Ressourcen. Und auch die Bundesregierung müsse sich stärker bewegen, fordert die Grüne: „Wir müssen eine klare Strategie der Vermeidung verfolgen.“ Die Politik müsse einen kunststoffarmen Einkauf ermöglichen und konsequent auf Vermeidung dringend, anstatt auf freiwillige Selbstverpflichtungen zu setzen. „Wir sehen ja, wie aufwändig es ist, Plastik wieder aus den Meeren zu holen“, sagt Rößner, „Vermeiden ist da einfacher.“

Info& auf Mainz&: Der „Unverpackt“ Laden in Mainz zieht zum neuen Jahr in einen größeren Laden im Bleichenviertel um, mehr zu dem Laden, seinem Sortiment und seinem Konzept findet Ihr hier im Internet – auf der Seite gibt es auch Informationen zum Werkstoff Plastik. Infos und Tipps zum Thema Abfall und dessen Vermeidung gibt es übrigens auch im Umweltinformationszentrum der Stadt Mainz in der Dominikanerstraße – und auch hier im Internet.

 

 

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Neuer Luftreinhalteplan für Mainz: Fahrverbote stufenweise von Bleichenviertel bis gesamter Innenstadt – Stadt setzt Gerichtsurteil um

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Am heutigen Dienstag verabschiedet der Stadtrat den neuen Luftreinhalteplan für Mainz, die Stadt setzt damit das Urteil des Mainzer Verwaltungsgerichts von Ende Oktober um. Das Gericht hatte der Stadt aufgetragen, ihren Luftreinhalteplan bis zum 1. April 2019 zu ändern, und darin auch Konzepte für die Umsetzung von Diesel-Fahrverboten zu verankern. Die Stadt setzt das nun um – und hofft gleichzeitig, die Fahrverbote noch zu verhindern. Einfach wird das nicht, die Stadtverwaltung will deshalb im ersten Halbjahr 2019 mit einem ganzen Maßnahmenbündel „Gas geben“: Austausch der Dieselbusse durch Elektrobusse, Lückenschlüsse im Radwegenetz der Bau eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof – und ein Durchfahrverbot für Lkws auf der Rheinschiene sowie der Neuorganisation der Shuttlebusse bei den Heimspielen von Mainz 05.

Fahrverbotszone 1 für Mainz laut dem neuen Luftreinhalteplan: das Bleichenviertel. – Grafik: Stadt Mainz, Screenshot: gik

„Der Aktionsplan ist eine reine Umsetzung des Gerichtsurteils“, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) vor gut einer Woche bei der Vorstellung des Papiers im Umweltausschuss der Stadt. Die Sache eilt: Schon zum 1. April 2019 muss der Aktionsplan für die Umwelt in Kraft getreten sein, dem geht aber noch eine längere Offenlage für die Bürger voraus – auch deshalb muss der Stadtrat schon heute in aller Eile über das Werk entscheiden. Im Umweltausschuss gab es viel Lob von allen Fraktionen für die Stadtverwaltung für die schnelle Umsetzung des Werkes.

Das Mainzer Verwaltungsgericht hatte Ende Oktober geurteilt, Mainz müsse bis zum 1. April 2019 Diesel-Fahrverbote in den städtischen Luftreinhalteplan aufnehmen und diese auch ab September 2019 umsetzen, falls bis dahin die Stickoxidwerte nicht unter den Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft sinken. Die Stadt hatte Anfang Dezember das Urteil akzeptiert und verkündet, man werde keine Berufung einlegen.

„Aus unserer Sicht handelt es sich um eine durchaus abgewogene und großzügige Umsetzung“, begründete Ulrich Helleberg, Leiter des städtischen Rechtsamtes, im Umweltausschuss die Entscheidung. Das Gericht habe an mehreren Stellen die Maßnahmen der Stadt zur Senkung der Stickoxide positiv gewürdigt und die Stadt eben nicht verurteilt, die gesamte Umweltzone der Stadt zur Dieselfahrverbotszone zu erklären – wie das etwa in Frankfurt geschah. Nun liege die Umsetzung von Verboten „nach wie vor in der Hand der Stadt“, betonte Helleberg, das sei ein Vorteil.

Der neue Luftreinhalteplan sieht nun ein dreistufiges Modell für Dieselfahrverbote vor: Stufe eins wäre eine Verbotszone, die vor allem das Bleichenviertel mit der Kaiserstraße und der Großen Bleiche umfasst und angrenzende Teile der Hindenburgstraße einschließen würde. Rheinstraße und Rheinallee wären hier nicht inbegriffen, wohl aber Alicenbrücke und Parcusstraße, wo sich die wichtigste Luftmessstation der Stadt befindet. Damit wäre eine der wichtigsten Durchfahrtrouten durch Mainz betroffen. In der ersten Stufe würde das Bleichenviertel für Diesel der Euronorm 4 und schlechter sowie für Benzinfahrzeuge der sehr alten Euronormen 1 und 2 gesperrt. Stufe zwei wäre die Sperrung derselben Zone auch für Euro 5-Diesel.

Die mögliche Diesel-Fahrverbotszone für die Mainzer Innenstadt. – Grafik: Stadt Mainz, Screenshot: gik

Stufe drei schließlich würde die Sperrung der gesamten Innenstadt zwischen Hauptbahnhof und Rheinufer, Josefsstraße und Altstadttangente bis zum Südbahnhof bedeuten. Das wären ein Drittel der Mainzer Neustadt, die gesamte Altstadt, die Rheinschiene sowie das Bleichenviertel. Das hätte erhebliche Auswirkungen auf ältere Dieselfahrzeuge der Norm 5 und schlechter: sie müssten die Mainzer Innenstadt weiträumig über die Mombacher Straße oder sogar den Autobahnring umfahren, auch die Rheinstraße wäre für sie nicht mehr erreichbar. Allerdings würde die Stadt wohl weitgehende Ausnahmeregelungen für Handwerker und Anwohner erlassen – dennoch wären in Mainz insgesamt 38.094 Dieselfahrzeuge betroffen.

Rund 6.500 Dieselfahrzeuge sind derzeit nach Angaben der Stadt in der Mainzer Altstadt und Neustadt in der Diesel-Verbotszone betroffen. Überraschend auch: Von den rund 40.0000 in Mainz gemeldeten Diesel gehören lediglich 11.581 zur modernsten Euronorm 6, aber noch rund 12.000 zur Euronorm 5. Rund 6.500 Fahrzeuge haben noch die Euro 4-Norm, 4.000 die Euro 3-Norm, 1.300 Fahrzeuge sind noch Euro 2er – und 196 Stück gehören noch zur Euronorm 1.

Welche Fahrverbotsstufe zur Anwendung käme, hängt von der Höhe der Grenzwertüberschreitungen ab: Bisher lag der Jahresmittelwert in der Mainzer Parcusstraße bei 48 Mikrogramm pro Kubikmeter, deutlich über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm. Das Minderungspotenzial für die Stufe 1 – Bleichenviertel für Euronorm 4 und schlechter – beträgt nach Berechnungen eines Ingenieurbüros gerade einmal 1,5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Stufe 2 würde hingegen bereits 5,3 Mikrogramm Senkung bringen, so die Berechnung, ein Fahrverbot für die gesamte Innenstadt den Berechnungen zufolge hingegen mit 5,6 Mikrogramm nur unwesentlich mehr.

Die Luftmessstation des Landes Rheinland-Pfalz in der Parcusstraße. Hier werden die höchsten Stickoxidwerte für Mainz gemessen. – Foto: gik

Die Stadt zeigt sich zudem immer noch zuversichtlich, die Stickoxidwerte im ersten Halbjahr 2019 so weit senken zu können, dass sie gar kein Fahrverbot erlassen muss – einfach wird das indes nicht. Bei der Stadt setzt man auf eine Passage im Gerichtsurteil, nach dem auf Fahrverbote noch verzichtet werden kann, wenn der Grenzwert bis Ende Juni 2019 nur „geringfügig“ überschritten wird – was „geringfügig“ genau heißt, definierte das Gericht indes nicht. Die ein Rückgang der Stickoxidwerte von 7-8 Mikrogramm erreicht werden kann – das Gericht bezweifelte das in der mündlichen Verhandlung explizit. Im städtischen Maßnahmenkatalog seien zu viele Elemente enthalten, von denen unsicher sei, ob sie überhaupt angenommen werden – dazu zählte das Gericht ausdrücklich den Radverkehr.

Zudem verwies die Richterin auf Prognosen des Landesumweltamtes, nach denen die Stickoxidwerte gerade in der Parcusstraße 2018 voraussichtlich wieder gestiegen sind – das Umweltamt macht die Großbaustelle in der Bahnhofstraße maßgeblich für die Senkung der Werte in 2017 verantwortlich. Weil damals durch die Baustelle deutlich weniger Busse die Messstation in der Parcusstraße passierten, könnten die Werte 2018 wieder gestiegen sein, so die Prognose – damit würden die Maßnahmen zur Senkung der Stickoxidwerte wohl nicht ausreichen.

Kommen 2019 Diesel-Fahrverbote für Mainz oder nicht? Es bleibt spannend… – Foto: gik

„Wir haben eine Schonfrist von sechs Monaten“, sagte Eder denn auch im Umweltausschuss: „Wir müssen jetzt noch eine Schippe drauf legen.“ Dafür nahm die Stadt weitere Maßnahmen in den neuen Luftreinhalteplan auf. Wichtigste Maßnahme: ein Lkw-Durchfahrverbot auf der Rheinschiene. Ziel sei, dass Lkws, „die nicht zum Ziel- oder Quellverkehr gehören, den Autobahnring nutzen müssen und nicht die Abkürzung durch die Stadt“ nehmen könnten, heißt es im Luftreinhalteplan. Schon im ersten Quartal 2019 soll die Maßnahme umgesetzt werden.

Neu ordnen will die Stadt zudem die Shuttlebusfahrten zu den Heimspielen von Mainz 05. Immer dann, wenn Heimspiele ausgetragen werden und deshalb zahlreiche Shuttlebusse im Einsatz sind, stiegen 2017 die Stickoxide auf Höchstwerte – 200 Mikrogramm und mehr. Siebenmal wurde dieser Wert 2017 überschritten, immer an Heimspieltagen. Die Stadt hat nun Warteschleifen für die Shuttlebusse nicht mehr durch die Innenstadt, sondern durch weniger belastete Gebiete geführt und will so die Stickoxidwerte absenken helfen. Dazu sollen auch die neuen Gehwegplatten in der Großen Langgasse aus photokatalytisch wirksamem Material beitragen – sie sollen Stickoxide in Nitrat umwandeln, das mit dem Regenwasser weggespült wird. Die Stadt will in Zukunft mehr solcher Platten am Münsterplatz, in der Boppstraße sowie in Mombach einsetzen.

Bei anderen Maßnahmen hakt es hingegen noch: Bei der Schaffung von Park and Ride-Plätzen habe man Schwierigkeiten, geeignete Plätze am Stadtrand zu finden, räumt der Luftreinhalteplan ein, es solle deshalb zunächst eine Potenzialstudie erstellt werden. Und manche Probleme wurden auch neu geschaffen: An der Kreuzung Parcusstraße – Bahnstraße richtete die Stadt nach dem Ende der Bauphase Vorrang für die querenden Busse ein – seither aber staut sich der Autoverkehr vor allen in Stoßzeiten weit über die Alicenbrücke zurück bis hinaus zur Saarstraße. Das aber lässt die Abgaswerte erheblich steigen. Nun wurde der Auftrag an ein Ingenieurbüro vergeben zu untersuchen, „wie die Ampelanlage trotz Vorrangschaltung des ÖPNV optimiert werden kann.“

In der Parcusstraße sowie der Kaiserstraße will die Stadt zudem deutlich stärker gegen haltende Lieferfahrzeuge in der zweiten Reihe vorgehen – zu manchen Tageszeiten wird hier die dreispurige Straße auf bis zu eine Fahrspur verengt. Das behindert den Verkehrsfluss erheblich, die Stadt will deshalb hier „den Parkraum neu gestalten.“

Info& auf Mainz&: Den gesamten Luftreinhalteplan mit den neuesten Änderungen findet Ihr bis zu seiner Verabschiedung hier im Ratsinformationssystem der Stadt unter dem Termine Stadtrat zum Download. Mehr zum Urteil des Verwaltungsgerichts in Sachen Diesel-Fahrverbote lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

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Mainz&-Adventskalender Türchen #22: Magische Wintersonnenwende in Mainz – Vollmond über dem Dom

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Huch, wir schulden Euch ja noch das Mainz&-Adventskalendertürchen Nummer 22 – bitteschön. Ihr wollt das nicht verpassen, denn wir berichten ausnahmsweise einmal rückwirkend, von einer wahrhaft magischen Nacht: In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember erreichte die Sonne ihren tiefsten Stand im Vergleich zu unserem Standort – es war Wintersonnenwende. Und dieses Fest ist erheblich älter und bildet die Wurzel für das christliche Weihnachtsfest. Denn die Wintersonnenwende wird seit Urzeiten von den Menschen als die Nacht gefeiert, in der das Licht der Welt neu geboren wird und zurückkehrt, um die Welt der Menschen zu erleuchten. Klingt irgendwie vertraut? Ist es auch.

Vollmond über dem Mainzer Dom in der Nacht der Wintersonnenwende 2018. – Foto: gik

Die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember ist die dunkelste und längste Nacht des Jahres. Sie markiert den Moment, wenn die Sonne von ihrem tiefsten und fernsten Punkt umkehrt und sich wieder unserer Hemisphere annähert – von nun an werden die Nächte kürzer und die Tage wieder länger. Die alten Völker feierten dies als magische Nacht, die nordischen Völker als Julfest, und die Kelten gar gleich zwölf Rauhnächte. Wahrscheinlich hatten sie das Bedürfnis, die Sonne zurücklocken zu müssen, die Angst vor der ewigen Dunkelheit können wir in unserer hochelektrisierten Welt sicher nur noch schwer nachvollziehen.

Vielleicht aber spürten die Altvorderen, die näher an der Natur lebten, auch das Verschieben der Zeiten, den Punkt des Wechsels deutlicher als wir heute. Für sie war die Rückkehr des Lichtes und des Lebens von elementarer Bedeutung – entsprechend groß wurde die Nacht gefeiert, wenn sich das Licht auf die Rückreise zu uns macht. Und selbst vor Zehntausenden von Jahren konnten die Menschen diese Nacht bereits bestimmen – das Britische Stonehenge und die Himmelsscheibe von Nebra sind noch heute Zeugen dieses Wissens.

Geburt des Gottessohns, des „Königs“ der Welt, des Lichtes – das Christfest nutzt für seine Weihnachtssymbolik uralte Mythen, die ihren Ursprung in der Wintersonnenwende haben. – Foto: gik

Tatsache ist: In praktisch allen Kulturen gibt es um genau diesen Sonnenwendwechsel Lichterfeste. Mal wird an diesem Fest der neue Jahreskönig geboren, mal das Kind des Lichtes – immer aber wird der Wiederaufstieg des Lichtes, die Geburt des neuen Lebenszykluses mit Feuer und Licht gefeiert. Noch heute wird in der Katholischen Kirche in der Osternacht das erste Licht an einem Feuer entzündet und in die Kirche getragen, an dieser ersten Kerze alle weiteren Lichter entzündet. Der eigentliche Ursprung dieses Ritus liegt in den Lichterfesten zur Wintersonnenwende, in den Riten zu Wiedergeburt und Auferstehung, die älter sind als das Christentum.

Und so hat das christliche Kind in der Krippe, das an Weihnachten geboren wird, seinen Ursprung in vielen älteren Mythen: Etwas Neues wird geboren, eine neue Zeit bricht an, und diese ist verbunden mit dem Versprechen einer besseren, friedlicheren, fröhlicheren Zeit. Die Wintersonnenwende fiel vor zwei Jahrtausenden übrigens auf den 25. Dezember, die Christen deuteten das Fest einfach zu ihrem Christfest um – das Kapern der alten Feste und das Verbinden mit neuer, christlicher Bedeutung ist einer der Gründe, warum das Christentum so erfolgreich wurde.

Lichterglanz in der Vorweihnachtszeit – auch sie hat ihren Ursprung in den alten Lichterfesten zur Wintersonnenwende. – Foto: gik

Und so feiern Christen in aller Welt noch heute ein Fest mit vielen Kerzen und Lichtern, die das Dunkel vertreiben und symbolisch das Licht zurück in die Welt bringen sollen. Mit immergrünen Bäumen, die von alters her für das nie versiegende Leben stehen. Und einem Christuskind, das als der „König“ gepriesen wird und zugleich Gottes Sohn ist – in der Antike war das übrigens noch nicht einmal etwas so ungewöhnliches, Sohn eines Gottes zu sein. Gottes Sohn – auch im Christentum ist er das Versprechen für Wiedergeburt, Licht und neues Leben. Die Nacht der Wintersonnenwende aber bleibt die Ursprungsnacht der Licht-Mythen – in Mainz war es in diesem Jahr eine besonders magische Nacht: Ein fast vollständig runder Vollmond leuchtete genau über dem Mainzer Dom, umrahmt von dramatischen Wolkenfetzen. Unglaublich schön.

 

 

 

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