18. April 2024
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Start 2018 April

Monatsarchive: April 2018

Mekka der Weinszene: 45. VDP.Weinbörse präsentiert Spitzenweine des Jahrgangs 2017 in Mainz – Ortswein-Preview rheinhessischer Winzer am Samstag

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Mainz wird am Wochenende wieder zum Mekka der Weinszene: Ab Sonntag trifft sich in der Rheingoldhalle die Crème de la Crème der deutschen Weingüter – auf der VDP. Weinbörse 2018. Zum 45. Mal lädt der Verband der Prädikatsweingüter zur weltweit größten Fachmesse für deutsche Spitzenweine, die Messe ist allerdings nur für Fachbesucher, Händler und Journalisten geöffnet. 181 Spitzenwinzer stellen dann exklusiv den neuen Jahrgang 2017 vor, es wird diskutiert über Klimawandel, Jahrgangsbedingungen und Weinrecht. Am Samstag stellen schon einmal rheinhessische Weingüter ihre Qualitätsweine bei der Ortswein Preview im Kurfürstlichen Schloss vor – auch diese Jahrgangspräsentation ist leider nur für Fachbesucher.

Die VDP.Weinbörse in der Mainzer Rheingoldhalle ist ein großes Branchentreffen und die wichtigste Präsentation des Verbands der Spitzenweingüter. – Foto: gik

Die VDP.Weinbörse erlaubt jedes Jahr einen ersten Blick in die Flaschen der 195 Spitzenwinzer in Deutschland, die Weinmesse ging einst aus den Versteigerungsterminen früherer Zeiten hervor. Natürlich werden gerade Spitzenweine heute nicht mehr versteigert, sondern schlicht gehandelt, und so nutzen denn auch zahlreiche Weinhändler, Sommeliers und Gastronome die Gelegenheit, die neuen Weine des Vorjahresjahrgangs zu entdecken.

Vertreten sind auf der Weinbörse die wahrhaft Großen der Szene: Bernhard Huber und Rudolf Fürst, VanVolxem und Clemens Busch , Bürklin-Wolf und Knipser, Meyer-Näkel, Heger, Salwey und Bernhard Huber. Manch ein Winzer hat sogar nur Fassproben unfertiger Weine dabei, jedes VDP Weingut stellt persönlich seine Kollektionen des Jahrgangs 2017 sowie Neuerscheinungen des Vorjahres vor. Aus der Region sind Größen wie Carolin Kühling-Gillot und ihr Mann Battenfeld-Spanier, Gunderloch, Wagner-Stempel und Wittmann aus Rheinhessen sowie Joachim Flick, Fritz Allendorf, die Hessischen Staatsweingüter und Robert Weil aus dem Rheingau vertreten. Zu unserem persönlichen Geheimtipps gehören zudem die Weingüter Groebe und Schätzel aus Rheinhessen, das Rheingauer Weingut Kaufmann und Matthias Müller vom Mittelrhein.

VDP-Präsident Steffen Christmann. – Foto: VDP

Über den Jahrgang 2017 wird sicher viel diskutiert werden: Nach dem Superjahr 2016 forderte die enorm schwankende Witterung die Winzer erheblich heraus. Die Bandbreite der Weine, die wir bisher probiert haben, reichte von breiten Wuchtbrummen und fülligen Aromabomben bis hin zu eleganten, meist reichhaltigen edlen Weinen. Grund für die hohe Aromafülle: die vielen Ernteausfälle erst durch den Frost im Frühjahr, später durch Hagelschäden und oft auch Fäulnis. So reduzierten sich die Ernteerträge in manchen Weingütern erheblich, Ausfälle bis zu 50 Prozent waren keine Seltenheit. Der Weinjahrgang 2017 gilt denn auch mit gerade einmal 7,5 Millionen Hektolitern als die kleinste seit 1961. Die rheinland-pfälzischen Winzer ernteten mit 4,9 Millionen Hektolitern gut 16 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

„2017 war ein Jahr, das wieder unser in vielen Jahrzehnten erworbenes Wissen gefordert hat“, sagte VDP-Präsident Steffen Christmann im Vorfeld der Weinbörse. Zuerst zu trocken und dann mancherorts zu nass, galt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Letztlich lägen aber nun „ausgezeichnete Weine in unseren Kellern mit feiner Säure und guter Struktur, die sich bestens in die letzten Jahrgänge einfügen und uns viel Freude bereiten werden.“

1500 verschiedene Weine und Sekte von 181 Winzern stehen so am Sonntag und am Montag in drei Hallen der Rheingoldhalle zur Verkostung, 84 Weinkühlschränke sorgen für die richtige Temperatur. Zur Verkostung stehen 4.000 Gläser bereit, acht VDP-Mitarbeiter und 15 Servicekräfte kümmern sich um einen reibungslosen Ablauf. Erwartet werden um die 3000 Besucher aus aller Welt.

Ortswein Preview der rheinhessischen Winzer 2017 im Schloss: Fachsimpeln, Probieren, Diskutieren. – Foto: gik

Eröffnet wird die VSDP-Weinbörse am Sonntag um 10.15 Uhr vom rheinland-pfälzischen Weinbauminister Volker Wissing (FDP), der Deutsche Weinbaupräsident Klaus Schneider berichtet zudem aus aktuellem Anlass über die Pläne zur Neuordnung des Deutschen Weinrechts. Auf der Weinbörse wird zudem der beste VDP Sommelier und der beste VDP-Ambassador ausgezeichnet und die ältesten Weinlagenkarten des französischen Kartographen Jean Joseph Tranchot und seines deutschen Pendants Karl von Müffling aus dem Jahr 1815 präsentiert.

Rund um die VDP.Weinbörse finden zudem wieder allerlei kulinarische Weinevents in den einschlägigen Weinrestaurants statt. Bei der „VDP.Traubenadler is(s)t in der Stadt“ gibt es edle Menüs mit Weinbegleiter, pfälzisch-badische Vergleichsproben, Präsentationen von Großen Gewächsen oder große Schlemmermenüs – die Liste der teilnehmenden Restaurants findet Ihr hier. Welche davon schon ausgebucht sind, können wir Euch leider nicht sagen. Eine gute Gelegenheit, alle rheinhessische VDP-Winzer mal auszuprobieren, bildet aber die VDP.PopUp!Bar made by dem Mainzer Weinrestaurant Laurenz am 29. April 2018, ab 20.00 Uhr, im schick & schön in der Kaiserstraße, der Eintritt kostet hier nur 5,- Euro.

Am Samstag dreht sich dann bereits bei der Ortswein Preview alles um aufstrebende und hochkarätige Weingüter, die aber nicht Mitglieder im exklusiven VDP-Club sind. 82 Betriebe stellen im Kurfürstlichen Schloss mehr als 250 Weine aus ihrer neuen Ortswein-Kollektion vor, das sind Weine der mittleren Qualitätsstufe nach der Qualitätspyramide des VDP. 64 Weingüter in Rheinhessen arbeiten bereits freiwillig nach der Philosophie des herkunftsgeprägten Klassifikationssystems des VDP und haben sich in dem Verein Maxime Herkunft Rheinhessen zusammengeschlossen. Im Schloss präsentieren sie Rieslinge, Weiß- und Grauburgunder, Silvaner und Chardonnays aus den Jahrgängen 2017 und 2016 sowie Spätburgunder und Frühburgunder der Jahrgänge 2016, 2015 und 2014.

Info& auf Mainz&: 45. VDP.Weinbörse am 29. und 30. April in der Mainzer Rheingoldhalle, Infos dazu gibt es hier. Alle Termine beim VDP.Traubenadler is(s)t in der Stadt findet Ihr hier, die Informationen rund um die Ortswein Preview gibt es hier. Mehr über die Maxime Herkunft Rheinhessen lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel.

 

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Nachlese Bibelturm: CDU wirft Ebling Versagen vor – Ampel will tragfähiges Zukunftskonzept mit breiter Mehrheit entwickeln – Chancen auf Bundesgelder?

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Auch zehn Tage nach dem Bürgerentscheid zum Bibelturm wird in Mainz noch über das Ergebnis diskutiert – und nicht wenig gestaunt. Satte 77,3 Prozent votierten bei der Abstimmung am 15. April gegen den Turmbau am Gutenberg-Museum. Das klare Votum wird als „Ohrfeige“, „Klatsche“ und „Misstrauensvotum“ gegen die Politik der Stadtspitze gewertet, besonders scharf steht Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) in der Kritik. Die CDU-Opposition warf Ebling gar komplettes Versagen vor: Der OB sei in den Wochen vor dem Bürgerentscheid abgetaucht und habe versäumt, die Bürger der Stadt zusammenzuführen und mitzunehmen. Die SPD kritisierte das als „Polemik“. Unterdessen hat das Nachdenken begonnen, wie eine Erneuerung des Gutenberg-Museums nun aussehen könnte: die Ampelfraktionen kündigten an, ein „tragfähiges Zukunftskonzept“ entwickeln zu wollen.

Zu diesem Bibelturm auf dem Liebfrauenplatz sagten die Mainz am 15. April deutlich Nein. – Foto: DFZ Architekten

Beim Bürgerentscheid am 15. April stimmten 49.663 Mainzer gegen den Bibelturm, nur 14.555 dafür – das entsprach einem Verhältnis von 77,3 Prozent Nein und 22,7 Prozent Ja. „80 Prozent Nein sind eine Klatsche mit Anlauf für das Nichtstun des OB’s“, kritisierte umgehend CDU-Kreischefin Sabine Flegel, selbst Mitglied des Stadtrats. Ebling habe „schlicht und einfach versagt und ist zusammen mit dem Stadtvorstand maßgeblich dafür verantwortlich, dass ein Projekt seiner Verwaltung von einer überwältigenden Mehrheit der Mainzer abgelehnt wurde.“ Ebling habe es in den Wochen vor dem Bürgerentscheid zugelassen, dass die Stadt in der Frage Bibelturm gespalten und die Diskussionen vielfach immer unsachlicher geworden sei. „Dabei ist es seine Aufgabe, die Menschen zusammenzuführen“, betonte Flegel.

Stattdessen sei Ebling gemeinsam mit fast dem gesamten Stadtvorstand abgetaucht, kritisierte der Chef der CDU-Stadtratsfraktion, Hannsgeorg Schönig: Bis auf Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) und Museumsdirektorin Annette Ludwig habe sich kein einziges Mitglied des Stadtvorstands in den vergangenen Wochen für den Turm eingesetzt und klar dafür Position bezogen, kritisierte Schönig: „Es war schon erbärmlich, dass sich der Stadtvorstand versteckt hat.“

Das klare Nein der Mainzer sei deshalb auch „ein Misstrauensvotum der Menschen gegen den OB und die Politik seines Stadtvorstands“, und „eine schallende Ohrfeige für die Informationspolitik der Stadt“, sagte der Fraktionschef weiter. Zwei Tage vor der Abstimmung hatte Mainz& berichtet, dass die offizielle Informationsbroschüre zum Bibelturm nicht, wie versprochen, bei allen Haushalten angekommen war. Der Befund hat sich seither bestätigt: Immer mehr Mainzer berichten Mainz&, dass die Broschüre auch ihren Haushalt nicht erreicht hat. Viele erfuhren von der Existenz des Informationsheftes erst durch das Lesen unseres Artikels.

Die CDU wirft OB Ebling in Sachen Bibelturm Versagen vor. Im Sommer 2017 hatte Ebling noch persönlich für das Projekt geworben. – Foto: gik

Die CDU-Stadtratsfraktion hatte sich selbst mehrheitlich für den Bibelturm ausgesprochen, einzelne CDU-Vertreter hatten sich aber im Wahlkampf stark gegen das Projekt engagiert – etwa der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Gerster. Die SPD warf der CDU deshalb „Polemik“ vor: Die CDU habe sich „gleichzeitig als Dafür- und als Dagegen-Partei profilieren wollen“, kritisierten die Fraktionschefs der Ampel-Koalition im Rathaus. Ebling sei hingegen als Wahlleiter zu Neutralität verpflichtet gewesen und habe sich gar nicht so engagieren können. Die Mainzer hätten „in einer Sachfrage votiert“, betonte hingegen der Mainzer SPD-Chef Marc Antonin Bleicher, der Bürgerentscheid sei „weder eine vorgezogene Kommunal- noch Oberbürgermeisterwahl“ gewesen.

Doch so einfach ist die Sache nicht: in die Entscheidung zum Bibelturm spielten viele Fragen der Mainzer Stadtpolitik hinein. Auch die Fraktionschef der Ampel-Koalition – Alexandra Gill-Gers (SPD), Sylvia Köbler-Gross (Grüne) und Walter Koppius (FDP) – nannten eine Vielzahl von Themen: „Die Aufgabe des Platzes, das auf Spenden beruhende Finanzierungskonzept, die Architektur des Turms oder bei dem ein oder anderen auch mal die Möglichkeit, seine Unzufriedenheit gegenüber einer sich immer schneller verändernden Umgebung in einer wachsenden Stadt auszudrücken“, hätten eine Rolle gespielt, hieß es selbstkritisch.

Das Votum der Mainzer habe sich nicht nur gegen den Bibelturm, sondern „gegen die miserable Stadtpolitik“ der vergangenen Jahre mit Verkehrschaos, Rathaus-Desaster, explodierenden Mieten und den Investitionsstau bei Schulen und Bürgerhäusern gerichtet, betonte die Junge Union. Die Stadtpolitik dürfe nicht länger an den Bürgern vorbei gemacht werden.

Auch moderne „Bausünden“ der jüngeren Vergangenheit wie die Glaskuppel auf dem Mollerbau des Stadttheaters spielten in die Entscheidung gegen den Bibelturm hinein. – Foto: gik

Die Mainzer hätten sich beim Bibelturm ihrem generellen Ärger über die Stadtpolitik Luft gemacht, meinte auch der Fraktionschef der Freien Wähler, Kurt Mehler: „Lange genug“ habe Ebling „den Bürgern den Mund verbieten wollen“, nun hätten die „der Gutsherrenart ihres Oberbürgermeisters und der Stadtverwaltung eine deutliche Abmahnung erteilt.“ Die Freien Wähler hofften, „dass Oberbürgermeister Ebling und Baudezernentin Grosse nun Courage zeigen und die richtigen Lehren aus diesem Ergebnis ziehen.“ Die Bürger wollten mitbestimmen, es brauche in Zukunft mehr Bürgerentscheide insbesondere zu Bauprojekten.

Ein Nein zum Gutenberg-Museum selbst sei das Votum hingegen nicht gewesen, unterstreicht die Bürgerinitiative Gutenberg-Museum, im Gegenteil: „Wir sind überzeugt, dass dieses Votum ein JA zur Modernisierung des Museums ist“, sagte Sprecher Nino Haase. Das Nein zum Bibelturm habe die Chance für ein neues Konzept eröffnet, „Mainz ist nun fokussiert und sensibilisiert für diese Aufgabe“, sagte BI-Gründer Thomas Mann: „Wir denken, dass das endlich die richtige Aufbruchsstimmung für ein entsprechendes Projekt darstellt.“

„Jetzt muss eine neue Konzeption mit Bund und Land für ein wirkliches Weltmuseum der Druckkunst her“, reagierte auch CDU-Mann Gerster, und bot erneut seine Expertise und Mithilfe an. Flegel und Schönig forderten ebenfalls, nun müsse zeitnah ein völlig neues Zukunftskonzept erarbeitet werden. „Alle Überlegungen müssen ergebnisoffen sein und dürfen in keinem Fall durch Vorfestlegungen eingeengt werden“, mahnten beide, alle Akteure müssten eingebunden werden. „Alleingänge der Verwaltung darf es nicht mehr geben“, forderten die CDU-Politiker.

Auch die Gutenberg-Stiftung betonte, gefragt sei nun „ein zielgerichtetes gemeinsames Voranschreiten von Stadtverwaltung, Stiftung und Mainzer Bürgern.“ Die Reise müsse hin zu einem „auch finanziell gut von Stadt, Land, Bund, Stiftung und Bürgerschaft getragenen Museum“ gehen, damit das Weltmuseum der Druckkunst endlich seiner herausragenden Rolle in der nationalen und internationalen Museumslandschaft gerecht werden könne.

Neustart für das Gutenberg-Museum – und vor allem für eine Neukonzeption für die Erneuerung. – Foto: gik

Die Mainzer Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner (Grüne) sieht dafür auch Chancen, Gelder des Bundes locker zu machen: Das Museum sei von nationaler Bedeutung, dass es einer grundlegenden Modernisierung bedürfe, stehe außer Frage. „Für solche Projekte gibt es durchaus Möglichkeiten, finanzielle Förderung vom Bund zu bekommen“, sagte Rößner, die sich vor dem Bürgerentscheid klar für den Bibelturm ausgesprochen hatte. Das hätten bereits viele andere Projekte vorgemacht. Für eine Finanzierung mit Bundesmitteln müssten sich aber „die Abgeordneten des Wahlkreises bei ihren Haushältern vehement darum werben“, betonte Rößner. Einfach werde das nicht, das verlange Engagement und Kreativität. „Aber wenn die Möglichkeit besteht, ein tragfähiges Konzept zu unterstützen, dürfen wir sie nicht ungenutzt lassen“, sagte Rößner. Sie wolle ihren Teil dazu beitragen.

Zuschüsse von Bund oder Land sowie von privaten Investoren werde es aber nur geben, „wenn ein großer Wurf kommt“, betonte die Junge Union. Dafür müsse das Museum aber aus städtischer Trägerschaft befreit werden. Zudem forderte die Junge Union die Stadt auf, ganz neue und unterschiedliche Standorte für das Gutenberg-Museum zu prüfen – und schlägt ganz konkret das Rathaus vor: Ein Gutenberg-Museum des Buchdrucks in einem markanten Gebäude am Rhein könne „eine Bereicherung für Mainz sein“, die Stadt doppelt profitieren. Dann nämlich könne die Stadtverwaltung aus dem Rathaus in Teilen ins Kurfürstliche Schloss verlegt werden, betonte die JU – der Stadtrat hat das allerdings bereits abgelehnt und die Sanierung des Rathauses als Rathaus beschlossen.

„Wir haben verstanden“, hieß es derweil von Seiten der Ampel-Fraktionen: Man müsse „in der Frage nach dem ‚Wie‘ zurück auf Los“ und wolle dabei „die Energie und die Ideen, die sowohl Befürworter als auch Gegner in den vergangenen Wochen für das Museum zum Ausdruck gebracht haben, bündeln und in eine Struktur bringen.“ Gemeinschaftlich solle nun ein tragfähiges Zukunftskonzept für das Museum entwickelt werden, dafür wolle man im Rat eine breite Mehrheit suchen.

Oberbürgermeister Ebling, der im Vorfeld noch behauptet hatte, die Stadt habe „keinen Plan B“ für den Fall eines Neins, kündigte noch am Wahlabend an, die Stadt werde „natürlich eine neue Planung“ für die Aufwertung und Ertüchtigung des Museums anstoßen. Und dieses Mal, fügte der OB noch hinzu, werde man die im Vorfeld „vielleicht so ausführlich diskutieren, dass uns das nicht noch einmal passiert.“

Info& auf Mainz&: Eine ausführliche Analyse zum Bürgerentscheid zum Bibelturm lest Ihr hier bei Mainz&, unseren Bericht vom Abend des Bürgerentscheids findet ihr hier.

 

 

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CDU will Platz in Mainz nach Kardinal Lehmann benennen – Antrag im Stadtrat am 9. Mai

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So kannten, so liebten ihn die Mainzer: Lehmann mit Humor, Intelligenz und mitten zwischen den Menschen, hier beim Festakt zu seinem Abschied als Bischof von Mainz im Mai 2016. - Foto: Screenshot gik

Die Mainzer CDU will einen Platz nach dem kürzlich verstorbenen Kardinal Karl Lehmann benennen. „Die CDU möchte den Verstorbenen ehren und schlägt vor, einen Platz in der Mainzer Innenstadt nach ihm zu benennen“, sagten Kreischefin Sabine Flegel und Fraktionschef Hannsgeorg Schönig. Lehmann sei „ein außergewöhnlicher Mensch und eine herausragende Persönlichkeit“ gewesen, die Mainz, das Bistum und die katholische Kirche in Deutschland in den vergangenen Jahren „in überwältigender Art und Weise“ geprägt habe. „Angesichts seiner Leistungen und Verdienste und seiner tiefen Verbundenheit zu unserer Stadt sollten wir Kardinal Lehmann schnell ehren und in der Innenstadt einen Platz nach ihm benennen“, schlagen die beiden Politiker vor. Schon am 9. Mai will die CDU einen entsprechenden Antrag in den Stadtrat einbringen.

Die CDU will einen Platz in der Mainzer Innenstadt nach dem jüngst verstorbenen Mainzer Altbischof Kardinal Karl Lehmann benennen. – Foto: Screenshot gik

Es wäre schon die zweite Benennung eines Platzes nach einer hochstehenden, gerade verstorbenen Persönlichkeit binnen weniger Wochen: In der Woche nach Ostern weihte die Stadt neben dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz den Helmut-Kohl-Platz ein. Für die Ehrung des 2017 verstorbenen Altkanzlers, der lange Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz war, wurde flugs ein Teil des Ernst-Ludwig-Platzes umbenannt.

Welcher Platz nun künftig den Namen „Kardinal Lehmann-Platz“ tragen könnte, dazu machte die Oppositionspartei keinen Vorschlag. In ihrem Antrag werde die Verwaltung gebeten, „nach geeigneten Orten in der Mainzer Innenstadt zu suchen, die für eine solche Platzbenennung oder eine Umbenennung in Frage kommen“, heißt es nur. Bei der Suche nach einem geeigneten und angemessenen Ort solle aber auch das Bistum eingebunden werden.

Lehmann war am 11. März im Alter von 81 Jahren verstorben, wochenlang trauerte die Stadt tief und ernsthaft um den ungeheuer beliebten Altbischof, der erst Pfingsten 2016 mit 80 Jahren sein Amt als Bischof von Mainz niedergelegt hatte. Lehmann wurde am 21. März unter großer Anteilnahme der Mainzer im Dom zu Grabe getragen.

Kardinal Lehmann habe sich als Bischof „stets in gesellschaftliche Debatten eingemischt und diese als Mann der klaren Worte bereichert“, betonten Flegel und Schönig. Er sei nicht nur ein hoch geschätzter Theologe, sondern auch ein Mahner, ein Brückenbauer zwischen den Menschen und den Konfessionen, ein Förderer der Ökumene sowie ein Mann des Dialogs gewesen. „Wir sollten für diesen besonderen Menschen neben dem Dom einen weiteren Ort der Erinnerung schaffen“, sagten die beiden Politiker: „Das ist sicher auch im Sinne der Mainzerinnen und Mainzer.“

Lehmann habe mit seiner „offenen, bodenständigen, herzlichen, den Menschen zugewandten Art zu unserer Stadt gepasst wie kein Zweiter und war hoch geachtet, nicht nur bei den katholischen Christen, sondern bei allen Bürgern“, heißt es weiter: „Wir hoffen sehr, dass unser Anliegen bei den anderen Ratsfraktionen und auch bei der Verwaltung auf Zustimmung stößt.“

Eines dürfte sicher sein: Ein Kardinal Lehmann-Platz dürfte in Mainz auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Der Vorsitzende der Mainzer Linken, Tupac Orellana, schlug prompt auf Facebook vor, man könne ja den Helmut-Kohl-Platz umbenennen….

Info& auf Mainz&: Mehr zum Helmut Kohl-Platz in Mainz, der inzwischen tatsächlich so benannt ist, lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

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Polizeieinsätze bei Fußballspielen: Lewentz will Fußballclubs bei Hochrisikospielen an Kosten beteiligen

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Bekommt Rheinland-Pfalz bald ein eigenes Gesetz zur Abrechnung von Polizeieinsatzkosten bei Fußballspielen? „Ich würde der Politik in Rheinland-Pfalz eine solche Regelung vorschlagen“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Montag in Mainz. Der Satz gilt unter einer Bedingung: Das Bundesverwaltungsgericht müsste ein Gesetz aus Bremen für rechtmäßig erklären, das dem Bundesland erlaubt, die Mehrkosten für gewinnorientierte Großveranstaltungen dem Veranstalter in Rechnung zu stellen. Die Chancen dafür stehen gut: Im Februar erklärte das Oberverwaltungsgericht Bremen das Gesetz für Rechtens, nun muss sich das Bundesverwaltungsgericht Leipzig mit der Sache befassen. Die Politik will die Fußballvereine an den ausufernden Kosten für die Sicherheit beteiligen und argumentiert mit den Milliardengewinnen der Liga, die Fußballclubs lehnen das hingegen strikt ab. Ein Kompromissvorschlag soll nun helfen – und wir erklären, warum die Fastnachtsvereine sich nicht sorgen müssen.

Müssen sich Fußballclubs bald an den Einsatzkosten für die Polizei bei Hochrisikospielen beteiligen? Mainz05 lehnt das ab. – Foto: gik

2014 verabschiedete Bremen das Gesetz „Finanzierung von Polizeieinsätzen bei gewinnorientierten Großveranstaltungen“, damit können den Fußballclubs Mehrkosten für Hochrisikospiele in Rechnung gestellt werden. „Bei jedem Rotspiel zahlt die Polizei Bremen eine Viertelmillion Euro an Mehrkosten“, sagte der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) am Montag in Mainz, „es kann nicht angehen, dass der Steuerzahler das alleine trägt.“ Man habe sich viel Mühe mit dem Gesetz gemacht, erklärte Mäurer bei einem Termin in Mainz, schließlich habe man nicht Volksfeste und andere Veranstaltungen treffen wollen.

Voraussetzung für eine Kostenbeteiligung im Sinne des Gesetzes ist eine zu erwartende Gewaltanwendung und eine Gewinnorientierung – damit seien Volksfeste, Marathon-Events oder Kirchentage nicht betroffen, betonte Mäurer. Ein Rockkonzert könne aber darunter fallen. Das Problem der Bundesländer heißt tatsächlich Fußball, die Polizeikosten rund um die Spiele ufern seit Jahren immer weiter aus. Viele Innenminister klagen schon lange, dass für die Spiele große Mengen Einsatzpolizei abgestellt werden müssen, die Beamten häufen Überstunden an und fehlen anschließend im normalen Schichtdienst.

Innenminister Roger Lewentz und sein Bremer Kollegen, Innensenator Ulrich Mäurer (beide SPD) wollen die Fußballclubs an den Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen beteiligen. – Foto: gik

Von 17 Heimspielen in der Bundesliga in Bremen seien drei Hochrisikospiele, und bei denen müssten 990 Polizisten eingesetzt werden, erklärt Mäurer. Bremen müsse dafür Verstärkung aus anderen Bundesländern anfordern, Nordrhein-Westfalen etwa verweigere die Hilfe längst. „Unsere Stütze sind Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern“, sagte Mäurer: „Die Polizeikollegen sind dann in der Regel drei Tage unterwegs, es ist ein gigantischer Aufwand, verbunden mit extremen Belastungen und vielen Überstunden.“

In Rheinland-Pfalz wurden denn auch in der Saison 2015/2016 in der 1. und 2. Bundesliga 6.986 Polizisten mit 50.275 Einsatzstunden eingesetzt. In der Saison 2016/2017 waren es bereits 7.391 Kräfte mit 51.372 Einsatzstunden. Das liege auch an den gestiegenen Straftaten, betonte Lewentz: 152 wurden in der Saison 2015/2016 im Rahmen der Bundesligaspiele begangen, 2016/2017 waren es bereits 233 Straftaten. „Wir dachten, wir könnten Gewalttaten durch Fanprojekte reduzieren, aber das gelingt bisher nicht“, sagte Lewentz.

Besonders aufwändig: die sogenannten Rotspiele. Am Spielort von Mainz 05 ergäben sich bei Gelb- und Rotspielen ein Durchschnittswert von 180 Kräften und 1.219 Einsatzstunden, rechnet man beim Innenministerium vor, beim Risikospiel Mainz-Frankfurt seien es ein Mehr von 344 Einsatzkräften und 3.054 Einsatzstunden gewesen. Etwa 420.000 Euro rechnen die Bremer für ein Hochrisikospiel, Die fünf Hochrisikospiele in Rheinland-Pfalz würden bei Bremer Berechnung um die zwei Millionen Euro kosten.

Sicherheit beim Fußball, Dank massivem Polizeieinsatz – wer soll das bezahlen? – Foto: gik

Von „großzügigen Steuergeschenken“ an den Fußball spricht Mäurer, gleichzeitig fahre die Deutsche Fußballliga (DFL) Rekordgewinne von zuletzt vier Milliarden Euro ein. Bei Hochrisikospielen sei das aber nur dadurch möglich, „dass wir mit der Polizei zur Verfügung stehen“, betonte Mäurer, die Beteiligung der Clubs sei da „angemessen.“ Auch in Frankreich und Italien „muss sich der Profifußball selbstverständlich an den Kosten beteiligen, bei uns verweigert sich die DFL grundsätzlich“, kritisierte Mäurer: „Man sagt, wir sind König Fußball und wir denken nicht daran, auch nur einen Cent beizusteuern.“ Seither habe Bremen „kein Länderspiel mehr gesehen“, merkte der Senator an, „uns trifft die Rache der DFL voll.“

Der 1. FSV Mainz 05 lehnte denn auch prompt am Montag eine Beteiligung ab: „Der Einsatz von Polizeikräften im öffentlichen Raum zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ist eine Kernaufgabe des Staates und dient dem Schutz der Allgemeinheit“, sagte Clubchef Stefan Hofmann. Mainz 05 investiere selbst eine Million Euro pro Jahr für die Sicherheit im eigenen Stadion, dazu habe Mainz 05 im vergangenen Geschäftsjahr 13,5 Millionen Euro direkte Steuern gezahlt, personenbezogene Steuern seiner 1067 Beschäftigten in Höhe von 21,8 Millionen Euro kämen noch hinzu.

Das Argument mit den Steuern komme immer, sagte Mäurer, die DFL rechne dabei aber Kirchen- und Lohnsteuern mit. Echte Steuern habe man „90 Millionen Euro gezahlt, wenn es hoch kommt“, sagte Mäurer. Die Polizeikosten würden die DFL „vielleicht zwanzig Millionen Euro kosten, da könnte man lästerhaft sagen: das zahlt Ihr aus der Portokasse.“ Der Rechtsstreit des Ministers mit der DFL könnte sich hinziehen, mit einer Entscheidung in Leipzig wird eher 2019 als 2018 gerechnet. Die Chancen schätzt Mäurer als gut ein – würde der streitbarer Bremer Senator gewinnen, hätte das weitreichende Konsequenzen: Auch andere Bundesländer müssten dann wohl nachziehen, bislang scheuen die meisten Minister das Thema noch.

In der Innenministerkonferenz, die im Sommer das nächste Mal tagt, habe man für die Kostenerstattung bisher keine Mehrheit, räumen Lewentz und Mäurer ein. Dennoch glauben die beiden Minister an einen Dominoeffekt: „Wie soll ich Steuerzahler, Parlament und Landesrechnungshof erklären, dass ich auf dieses Geld verzichte“, fragte Lewentz: „Wenn man einen Umsatzrekord nach dem anderen erzielt, wird vom Steuerzahler gefragt: ist das gerecht? Mir geht es um die Akzeptanz und die Frage, was kostet der Fußball die Allgemeinheit.“

Lewentz und Mäurer schlagen deshalb nun die Einrichtung eines Fonds vor, in den die DFL jährlich eine zweistellige Millionensumme einzahlt. Damit könnten die Mehrkosten ausgeglichen und der noch laufende Rechtsstreit beigelegt werden, das wolle man auch der Innenministerkonferenz vorschlagen. „Endlose Rechtsstreits“, sagte Mäurer noch, „machen auch für die DFL am Ende keinen Sinn.“

 

 

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Wein & Spargel: Silvaner, Scheurebe, Sauvignon Blanc als perfekte Begleiter zum königlichen Gemüse – Vorsicht mit Riesling

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In jedem Frühjahr wieder tönt es aus dem Radio: „Sie haben den Spargel, und dazu unser frischer Riesling!“ Die Spargelsaison ist eindeutig eröffnet, seit wenigen Wochen gibt es das königliche Gemüse auf dem Markt und an allerlei Verkaufsständen in der Stadt zu kaufen. Noch ist der Spargel teuer, doch sein Genuss ist der köstlichste Vorbote des Frühlings: Bis zum 24. Juni, St. Johanni, gehören die weißen Stangen zu den schönsten Genüssen. Spargel ist uralt, sehr gesund und gilt sogar als Fitmacher, sein feines Aroma aber wird besonders schön unterstützt durch den richtigen Wein – und da sind die Rheinhessen fein raus: Besonders gut zu Spargel passen ein frischer Rheinhessen-Silvaner, ein grün-töniger Sauvignon Blanc oder auch Weißburgunder und Scheurebe. Mainz& gibt Tipps rund um das königliche Gemüse und den Wein dazu.

Frischer Weißwein und weißer Spargel – eine Traumkombination, gerade in Rheinhessen. Foto: DWI

Warum Ihr mit dem Riesling zum Spargel vorsichtig sein solltet? Die oft kräftige Säure des Riesling kann schnell den feinen Duft des weißen Spargels überlagern und die Bitternoten wecken, aber natürlich ist das keine hermetische Regel: Auf die Kombination kommt es an. Wer zum Spargel gerne paniertes Schnitzel kombiniert, kann dazu sehr gut auch einen kräftigeren Weißwein trinken, eine eher fettige Hollandaise wird gepuffert mit einem Weißburgunder oder auch einem etwas kräftigeren Grauburgunder.

„Spargel gilt als wählerisch, was die Partnerschaft mit Weinen angeht“, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) in Bodenheim. Sein Geschmack sei von einer leichten Bitternote geprägt, das aber könne mit säurebetonten Rieslingen einen harten, metallischen Geschmack ergeben. Zum feinen Geschmack des Spargels passten am Besten frische Weine wie Silvaner sowie Grau- und Weißburgunder. „Der aromatische Duft des Spargels und das anregende Bukett des Weins verbinden sich zu einem Fest für die Sinne“, schwärmt Büscher. Beide, Wein und Spargel, seien reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Die Delikatesse gilt von alters her als sehr gesunder Fitmacher: Eine Portion (500 Gramm) Spargel enthält nur 65 Kalorien, dafür aber viele Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe, die die Verdauung ankurbeln und den Körper entwässern. Das im Spargel enthaltene Provitamin A ist gut für Schleimhäute, Sehkraft und Zellschutz, das Vitamin B für Stoffwechsel, Nerven, Haut und Haare. Die enthaltene Folsäure gilt als gut für die Zellverjüngung, die Blutbildung und die Hormonproduktion – weshalb Spargel auch seit Jahrtausenden bereits als liebesförderndes Aphrodisiakum gilt.

Überhaupt gehört Spargel zu den uralten Delikatessen: Wissenschaftler gehen davon aus, dass Spargel bereits vor 5000 Jahren in den Steppen Asiens kultiviert wurde. Die Römer machten den Spargel zur Kulturpflanze und brachten ihn mit an den Rhein. In Mitteleuropa wurde das Gemüse erst wieder in der Renaissance bekannt, heute kann sich den Spargel auch der Normalverbraucher leisten – sobald die Preise unter zehn Euro pro Kilo fallen, geht der große Run los.

Weißer Spargel kombiniert mit einem frischen Bärlauch-Pesto – ein Gedicht. Dazu passt ein Weißwein mit Kräuternoten wie Silvaner oder Sauvignon Blanc, auch eine Scheurebe kann genial harmonieren. – Foto: DWI

Die Entwicklung der schmalen Stangen, die abgeschottet in Erdhügeln heranwachsen, ist stark vom Wetter abhängig: Ideal für das Spargel-Wachstum ist schönes Frühlingswetter mit 20 bis 25 Grad am Tag und auf keinen Fall unter zehn Grad in der Nacht – sonst wächst der Spargel nicht weiter. Überhaupt sind Menge und Reifegrad der Spargelstangen im Vorfeld nur schwer zu bestimmen, schließlich wächst das der weiße Spargel in kleinen Erdhügeln der Sicht entzogen heran. Zwei bis drei Zentimeter Wachstum können die Stangen am Tag schaffen. Mit Folienabdeckungen können die Temperaturen allerdings variiert und der Reifeprozess beschleunigt werden. Den ersten Spargel kann es so auch schon mal Anfang April geben, traditionelle Spargelzeit ist aber zwischen Ende April und dem 24. Juni.

Danach braucht der Spargel Ruhe, um Kraft fürs kommende Jahr zu sammeln – die Diva unter dem Gemüse braucht eine lange Regenerationszeit und genau das machte den Spargel in der Vergangenheit zu so einer kulinarischen Kostbarkeit, die für Fürsten und Könige reserviert war. Heute gibt es allerdings auch spät reifende Spargelsorten und Flugzeuge, so wird die Saison verlängert und im Supermarkt der Spargel aus Griechenland oder Kalifornien angeboten.

Echte Genießer warten auf den heimischen Spargel: Auf den sandigen Böden Südhessens etwa wächst das königliche Gemüse besonders gut, etwa 400 Spargelbetriebe mit rund 2.200 Hektar Fläche gibt es hier. In einem normalen Jahr werden darauf rund 5.000 Kilo verbrauchsfertige Ware produziert. Mainzer Gourmets aber schwören auf den Spargel aus dem Mainzer Vorort Finthen: Die legendären Spargelbauern produzieren hier besonders intensiv-aromatische Spargelstangen. Der Spargel sei für ihn „der kulinarische Frühbote des Jahres“, schwärmte uns Fernsehkoch Johann Lafer schon vor mehr als zehn Jahren vor. Vom Spargelsalat über Spargel in Orangenbutter mit Jakobsmuscheln oder mit Forellenfilet in Blätterteig sei der Spargel zudem vielseitig verwendbar.

Die sechs Winzer des Rheinhessen Silvaner (v.l.): Hubert Schreiber, Petra Escher, Roland Doll, Simone Schmitt-Rieth, Stefan Leber, Matthias Bungert. – Foto: Rheinhessenwein

In Rheinhessen kredenzt man zum weißen Spargel gerne Silvaner mit Kräuter- und Grasnoten, das passt besonders gut zu Rezepten, die den Spargel mit frischen Kräutern wie etwa einem Bärlauch-Pesto garnieren. Manch einer kombiniert auch Frankfurter grüne Soße zu den Kartoffeln, klassisch gehören auch hartgekochte Eier und/oder die Hollandaise dazu. Unser Tipp: Versucht es mal mit einer Bärlauch-Butter mit Kräutersalz gewürzt, die einfach über Spargel und Kartoffeln gegeben wird… Dazu ein Rheinhessen Silvaner oder eine leichte Scheurebe… himmlisch.

Für Nicht-Vegetarier gehören Schinken oder gleich ein Schnitzel zum Spargel dazu, andere schwören auf Pfannkuchen, dazu empfiehlt das DWI dann einen leichten Weißburgunder. Kombiniert man den Spargel mit kräftigem Fisch wie Lachs oder Saibling, kann auch ein kräftiger Grauburgunder gut passen. Im Rheingauer Weingut Altenkirch in Lorch servieren sie zu Spargelsalat oder Spargel-Carpaccio auch mal einen frischen Rosé oder ein Cuvee aus Weißburgunder, Riesling und Sauvignon Blanc. Auch ein badischer Gutedel oder ein Chardonnay können gerade in der Kombination mit Fleisch wunderbar harmonieren.

Winzer Ferdinand Koegler mit seinem Grünem Veltliner. – Foto: gik

Beim Weingut Ferdinand Koegler in Eltville im Rheingau haben wir vor ein paar Jahren einen wunderbaren Grünen Veltliner entdeckt, der exzellent zum Spargel passt: Als Ferdinand Koegler im Jahr 2000 seinen Grünen Veltliner in Eltville im Rheingau anpflanzte, war er einzige im Rheingau, der sich die traditionelle österreichische Rebsorte in seine Weinberge holte. Er habe lange nach einer Alternative zum Riesling gesucht, erzählt der Winzer: „Ich wollte etwas mit weniger Säure.“ Die Rebsorte ist relativ unkompliziert, hat eine dicke Beerenschale und ist damit unempfindlicher als der Riesling.

Und der Grüne Verltliner sei früher auch im Rheingau angebaut worden, weiß Koegler: vor dem Zweiten Weltkrieg, als Mischanbau gemeinsam mit dem Silvaner. Heute wird auf den Böden des Rheingaus daraus ein mineralisch-leichter Weißwein mit Kräuternoten – perfekt zum Spargel. „Der Veltliner funktioniert“, sagt Koegler, und er sei auch für den Winzer „wahnsinnig spannend.“

Aber wie immer gilt bei kulinarischen Genüssen und ganz besonders bei Wein: Erlaubt ist, was gefällt und was einem schmeckt. Und soll es denn trotz allem ein Riesling zum Spargel sein, dann raten die Experten: greift zur trockenen Classic-Variante oder zu einem halbtrockenen Riesling, der etwas mehr Schmelz und Süße mitbringt. Gar nichts verkehrt machen könnt Ihr aber mit einem Rheinhessen Silvaner: Die Linie der frischen Silvaner-Weine wird noch von sechs Betrieben im rheinhessischen produziert, rund 32.000 Flaschen dieses Gebietsweins werden pro Jahr gefüllt. Es sind typische Silvaner, die zugleich als hervorragende Visitenkarte für Rheinhessen stehen – mit feinen Fruchtaromen, begleitet von Kräuter- und Blütennoten, dazu saftig, frisch und mit einem belebenden Süße-Säure-Spiel. Gerade wurde der neue Jahrgang 2017 vorgestellt, nach dem schwierigen Weinjahr präsentieren sich die Rheinhessen Silvaner als Klassiker mit vielen Ecken und Kanten – probieren!

Info& auf Mainz&: Die sechs Betriebe, die Rheinhessen Silvaner produzieren, findet Ihr hier im Internet, darunter sind etwa der Christophorus Hof von Simone Schmitt-Rieth und von Stefan Leber in Hechtsheim. Den Grünen Veltliner des Weingut Koegler im Rheingau findet Ihr hier. Informationen und -Tipps zum Spargel gibt es beim Deutschen Weininstitut genau hier, im Shop könnt Ihr Euch auch eine Broschüre bestellen. Und hier noch unser kleiner Leitfaden zum Thema Spargel & Wein:

Steckbrief Spargel & Wein

Weißer Spargel: lieblich-milder Geschmack, zartbittere Note – Wein: Silvaner oder Sauvignon Blanc aus Rheinhessen, Gutedel aus Baden

Violetter Spargel: deutlich intensiveres Arome, mehr Bittertöne – Wein: Weißburgunder oder ein leichter Rivaner (Müller-Thurgau)

Grüner Spargel: besonders intensive Aromen, fester – Wein: Grauburgunder oder auch Chardonnay, keinen Wein aus dem Barrique-Fass

Spargelsalat: mit milder Vinaigrette oder feinwürziges Dressing, Vorsicht: Säure im Essen und im Wein verstärkt sich gegenseitig! – Wein: säuremilder Silvaner oder Rivaner/ Müller-Thurgau

Fisch & Spargel: frischer Lachs oder Saibling, in Butter gebraten und mit Hollandaise – Wein: harmonischer Weißburgunder oder ein leichter Rosé

Gekochter Schinken & Spargel: liebliche Würze des Spargels plus salzige Würze des Schinkens – Wein: junger Silvaner mit feiner Frucht – Regel: Je würziger der Schinken, umso kräftiger darf der Wein sein.

Fleisch & Spargel: am besten passen Kalbsschnitzel oder dünnen Schweineschnitzel, auch Schweinelendchen, alles mild gewürzt – Wein: herzhafte, ausdruckvolle Weine wie ein Grauburgunder oder ein Chardonnay

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Citybahn: Mitbestimmung in Mainz gestartet – Infomesse am 23.-24. April – Vorschlag für Streckenführung in Wiesbaden

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In Sachen Citybahn zwischen Mainz und Wiesbaden sind nun die Mainzer gefragt: Bis zum 30. April könnt Ihr Eure Meinung über das Projekt sagen und Anregungen und Wünsche abgeben. Denn das Projekt wird mit Hochdruck voran getrieben: Wiesbaden legte nun einen konkreten Vorschlag für eine Streckenführung von der Innenstadt zur Theodor-Heuss-Brücke vor, die Strecke soll über Biebrich und den Rhein entlang führen. In Mainz werden drei Varianten vorgeschlagen: Kaiserstraße, Große Bleiche und die Ludwigsstraße. Alle drei Strecken müssten neu gebaut werden, sollen aber am Hauptbahnhof im bestehenden Mainzer Straßenbahnetz münden.

Vision der neuen Citybahn in der Wiesbadener Innenstadt. – Fotomontage: ESWE

Am 10. April wurde die Bürgerbeteiligung auf Mainzer Seite gestartet, bis zum 30. April sind die Mainzer nun aufgerufen, Online ihre Anregungen und Wünsche einzubringen und unterschiedliche Aspekte der Planung sowie drei von Fachleuten entwickelte Streckenvarianten zu diskutieren. Am 23. und 24. April lädt die Stadt gemeinsam mit der Mainzer Mobilität zudem zur großen Informationsmesse ins Kurfürstliche Schloss: Dort können die Bürger jeweils von 15.00 bis 20.00 Uhr den Dialog mit Vorhabenträgern, Experten und Gutachtern suchen, Fragen stellen und Vorschläge einbringen.

Mehr als 10.000 Anregungen bei Wiesbadener Bürgerbeteiligung

Es ist die Chance der Mainzer, ihre Meinung zu dem neuen Straßenbahnprojekt loszuwerden – und sich eine Meinung über die Citybahn zu bilden. In Wiesbaden nutzten diese Chance der Bürgerbeteilung bereits Tausende Bürger und hinterließen der Stadt genau 10.124 Anregungen und Bewertungen auf vier Infomessen, dem Online-Dialog und über das Kontakt-Formular zur CityBahn. Die ersten Erkenntnisse seien bereits im Februar in die Planungen eingebracht worden, betonte der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne).

Wiesbaden hatte die Citybahn nach jahrzehntelangem Stillstand seit 2014 energisch vorangetrieben. Bereits 2022 solle die Bahn Mainz und Wiesbaden miteinander verbinden, sagte im Juni 2017 der Projektzuständige der Wiesbadener ESWE, Hermann Zemlin, im Interview mit Mainz&. In Mainz hieß es da noch, das Projekt sei noch weit weg, erst einmal müssten weitere Studien erfolgen. Wiesbaden aber hatte es eilig: Das Projekt soll die Wiesbadener Innenstadt vor dem Verkehrskollaps bewahren, der Busverkehr in der hessischen Landeshauptstadt erstickt derzeit an Menge und Enge.

Vorschlag für die Streckenführung auf Wiesbadener Seite via Biebrich. – Grafik: ESWE

 

16,9 Kilometer lang soll die Strecke von der Wiesbadener Hochschule bis nach Mainz werden, das Vorhaben geschätzte 149 Millionen Euro kosten. Im Juli 2017 wurde eine gemeinsame Betriebsgesellschaft zwischen Mainz und Wiesbaden gegründet, die Vorplanungen samt Kosten-Nutzen-Analyse den Verkehrsausschüssen beider Städte am 12. Dezember 2017 vorgestellt. Der Mainzer Stadtrat gab danach am 7. Februar grünes Licht für das Vorhaben auf Mainzer Seite.

Strecke soll auf Wiesbadener Seite über Biebrich führen

Nun stellte Wiesbaden nach langen Diskussion einen Vorschlag zur Linienführung auf hessischer Seite vor: Die Bahn soll nun vom Wiesbadener Hauptbahnhof in direkter Linie nach Süden gehen und durch Wiesbaden-Biebrich zum Rhein geführt werden. Dann soll die Bahn entlang der Rheingaustraße und der Biebricher Straße rollen und schließlich über die Wiesbadener Straße zur Theodor-Heuss-Brücke rollen. „Die jetzt vorgeschlagene Linienführung ist die beste Balance zwischen Bürgerwünschen, Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit“, betonte Zemlin, inzwischen Geschäftsführer der CityBahn GmbH, bei der Vorstellung der Linienführung.

Als einwohnerstärkster Wiesbadener Stadtteil habe Biebrich „eine besondere Bedeutung“, sagte Dezernent Kowol: Die Bahn solle nicht an Biebrich vorbei fahren, sondern für möglichst viele Einwohner gut erreichbar sein. Die Linienführung über Rathenauplatz und Rheingaustraße biete zudem den Vorteil einer schnellen, umsteigefreien Verbindung vom Biebricher Ortskern nach Kastel und Mainz. Im Verlauf der Biebricher Allee und der Rheinstraße könne der Alleecharakter beider Straßen erhalten bleiben.

Die bisherige Buslinie 9 solle von der Rheingaustraße in die Kasteler Straße verlegt werden und eine Funktion als „S-Bahn-Shuttle“ bekommen, sagte Kowol weiter. In Kastel werde es zudem auf Bürgerwunsch eine zusätzliche CityBahn-Haltestelle „Johannes-Goßner-Straße“ und zur Verbesserung der Umsteigesituation eine zusätzliche Bushaltestelle der Linie 33 an der Ecke Otto-Suhr-Ring/Wiesbadener Straße geben. Auch der Stadtteil Amöneburg werde eine CityBahn-Haltestelle erhalten.

Das Betriebskonzept sehe nun derzeit montags bis freitags zwischen Hochschule RheinMain und Biebrich tagsüber einen 5-Minuten-Takt vor, auf dem weiteren Streckenabschnitt von Biebrich nach Mainz einen 10-Minuten-Takt. Für den Abendverkehr sei ein 10-Minuten-Takt bzw. ein 20-Minuten-Takt vorgesehen. Nachts soll ein 60-Minuten-Takt zwischen Hochschule RheinMain und Mainz angeboten werden. Die Ortsbeiräte Amöneburg, Kastel und Biebrich sind nun zu Stellungnahmen über die Streckenführung aufgefordert, anschließend soll die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung entscheiden. Die Ergebnisse der Entwurfsplanung sollen den Bürgern voraussichtlich im Frühjahr 2019 präsentiert werden, heißt es in Wiesbaden.

Mainz: Streckenführung über Kaiserstraße, Große Bleiche oder Ludwigsstraße

Die drei vorgeschlagenen Varianten für die Streckenführung der Citybahn in Mainz. – Grafik: Mainzer Mobilität

In Mainz wird unterdessen noch über die Frage diskutiert, wo die Citybahn nach der Brücke entlang rollen soll: zur Auswahl stehen Kaiserstraße, Große Bleiche und Ludwigsstraße. Ein offenes Geheimnis ist es, dass die Ampel-Koalition bisher die Große Bleiche favorisiert. Die CDU-Opposition fordert zudem zwingend eine neue Rheinbrücke für die Bahn – eine Realisierung würde indes Jahre dauern. Viele Kritiker befürchten ein Verkehrschaos, wenn zusätzlich zum derzeitigen Verkehr auch noch eine Straßenbahn über die Theodor-Heuss-Brücke führen würde, die zudem für das zusätzliche Gewicht umfassend ertüchtigt werden müsste.

Ungeachtet dessen startete am 10. April die Bürgerbeteiligung in Mainz für das Projekt Citybahn. Bis zum 30. April sollen die Mainzer die drei Streckenvarianten diskutieren, die Anregungen der Bürger in die weiteren Planungen einfließen. Eine überarbeitete Vorschlagslinienführung für die gesamte Strecke wolle man schnellstmöglich vorstellen, sagte Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). Anschließend solle das Vorhaben im Rahmen der Entwurfs- und Genehmigungsplanung weiter ausgearbeitet werden. Mit dem Anschluss der CityBahn an das Mainzer Netz haben wir jetzt die Chance, ein städte- und länderübergreifendes Straßenbahnsystem zu schaffen“, sagte Eder. Die Erfahrungen mit dem Ausbau des Mainzer Bestandnetzes seien „sehr positiv“, die Akzeptanz der neu gebauten Mainzelbahn „sehr viel höher als prognostiziert.“

„Sobald wir die zentralen Themen identifiziert haben, werden sie ausgewertet und in die Planung integriert“, sagte Eva Kreienkamp, Mainzer Geschäftsführerin der CityBahn GmbH: . „Noch vor den Sommerferien wollen wir der Öffentlichkeit dann eine überarbeitete Linienführung von Mainz nach Wiesbaden vorstellen.“ Wieviel Geld das Projekt auf Mainzer Seite kosten wird, sagte Kreienkamp nicht. In Hessen wird damit gerechnet, dass der Bund 60 Prozent der Kosten für die Strecke übernimmt – was bei solchen Projekten üblich ist -, das Land Hessen will 27,5 Prozent dazugeben.

Zumindest auf Wiesbadener Seite bewegt das Projekt jedenfalls bereits die Gemüter: Gleich zwei Bürgerinitiativen haben sich gegen das Projekt gegründet. Eine Bürgerinitiative fordert „Busse statt Citybahn“, die BI Mitbestimmung Citybahn einen Bürgerentscheid über das Projekt. Anfang des Jahres gründete sich zudem die Initiative PRO Citybahn.

Info& auf Mainz&: In Mainz können jetzt erst einmal die Bürger ganz aktiv mitreden: Unter www.citybahn-verbindet.de könnt Ihr Euch bis zum 30. April am Online-Dialog beteiligen. Am 23. und 24. April findet dann eine große Infomesse im Kurfürstlichen Schloss statt, jeweils von 15.00 bis 20.00 Uhr. Also nutzt die Möglichkeiten! Infos dazu auch bei der Mainzer Mobilität zum Online-Dialog sowie zu weiteren Infos zur Citybahn geht es hier entlang.

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Neuer Christoph77: Moderner, leiser, kann blind durch Wolken fliegen – Neuer Rettungshubschrauber an der Mainzer Uniklinik vorgestellt

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Er ist einer der modernsten Rettungshubschrauber Deutschlands und fliegt seit Kurzem über Mainz: Christoph77 ist seit einhundert Tagen auf der Mainzer Uniklinik stationiert, am Mittwoch wurde die hochmoderne H145 offiziell vorgestellt. Der Hubschrauber ist Teil der ADAC Luftrettungsstaffel, sein Vorgänger hob 2017 rund 1.325 mal ab, um Leben zu retten. Seit 1997 betreibt der ADAC bereits die Luftrettungsstation in Mainz, seither wurden von hier rund 24.000 Rettungseinsätze aus der Luft gestartet. Die gute Nachricht für die Anwohner: Der neue Christoph77 soll leiser sein als sein Vorgänger.

Der neue Christoph77: moderner, leiser und leistungsfähiger ist der neue Rettungshubschrauber des ADAC auf der Mainzer Uniklinik. Das großartige Foto verdanken wir Gerd Schreiner – vielen Dank!

„Die H145 ist ein enormer Gewinn für Patienten, Crew und Umwelt: Sie hat mehr Platz, mehr Reichweite und sie ist leiser und sicherer als ihre Vorgänger“, betonte der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, Frédéric Bruder die Vorteile bei der Vorstellung am Mittwoch: „Mit dieser Maschine machen wir einen großen Schritt in die Zukunft der Luftrettung.“ Mit dem Hubschrauberwechsel in Mainz schließt die ADAC Luftrettung die Modernisierung ihrer Hubschrauberflotte bundesweit ab, insgesamt wurden nach Angaben des Verkehrsclubs in den vergangenen vier Jahren 17 Helikopter vom Typ BK117 und EC145 ausgetauscht und durch hochmoderne H135 und H145 ersetzt. Dafür wurden rund 130 Millionen Euro investiert.

Bereits seit 1997 gibt es einen „Christoph“-Rettungshubschrauber in Mainz, die neue Maschine ist nun mit zwei Turbinen auf lange Flugstrecken ausgelegt und sei damit perfekt für den Intensivtransport von Klinik zu (Spezial-)Klinik geeignet, heißt es laut Mitteilung weiter. In Mainz passe die Maschine daher bestens für die Inkubatortransporte schwer erkrankter Früh- und Neugeborener. Möglich seien auch Flüge in der Dämmerung und Nachtflüge.

Das ist neu, waren Flüge in der Dämmerung doch bislang „eine Herausforderung für Mensch und Maschine“, wie Bruder selbst noch im Januar 2018 gesagt hatte. Damals hatte der Geschäftsführer auch eine Ausweitung der Betriebszeiten und damit deutlich mehr Flüge in der Dämmerung gefordert: Bisher würden Rettungshubschrauber in den meisten Städten und Gemeinden nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang eingesetzt, wer davor oder danach in Lebensgefahr sei, dem könne aus der Luft nicht geholfen werden. Uhrzeit und Wohnort dürften aber nicht über die schnelle lebensrettende Hilfe aus der Luft entscheiden, sagte Bruder. ADAC und Mainzer Uniklinik betonten zugleich, ein weiterer großer Vorteil der neuen Hubschraubergeneration sei die geringere Lärmbelastung: ein ummantelter Heckrotor sorge für weniger Lärm und mehr Sicherheit für Passagiere und Besatzung.

Der Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach der Mainzer Uniklinik. – Foto: gik

Der Helikopter hat den Angaben zufolge auch genügend Leistung für Einsätze mit der Rettungswinde im Gebirge. Die medizinische Ausstattung verfügt über drehbare Sitzen und ein flexibler Schienensystem an der Decke zur Befestigung der medizinischen Geräte, das erleichtere die Patientenversorgung, hieß es weiter. Im modernen Glascockpit habe der Pilot sämtliche Überwachungssysteme im Blick. Verbessert wurde zudem die satellitengestützte Navigation. Die hoch moderne Funk- und Navigationsanlage versetze die Piloten etwa in die Lage, ohne Sicht durch Wolken zu fliegen, schwärmte der Chef der Mainzer Uniklinik, Norbert Pfeiffer. Damit sei gewährleistet, dass Einsätze unter erschwerten Bedingungen sicherer abliefen das wirke sich positiv auf die Qualität der Luftrettung aus.

„Seitdem vor 21 Jahren der erste Rettungshubschrauber des ADAC vom Campus der Universitätsmedizin Mainz startete, sind unsere Notfallmediziner und die Hubschrauberpiloten des ADAC zu einer festen Einheit geworden, die sich voll und ganz in den Dienst der Patienten stellt“, lobte Pfeiffer zudem. Auch Innenminister Roger Lewentz (SPD) unterstrich, wie wichtig die Luftrettungsstation in Mainz für das Land ist: „Der dauerhafte Standort des Rettungshubschraubers an der Universitätsmedizin in Mainz ist uns ein großes Anliegen.“ Einen kleines Schmankerl am Rande erzählte der Mainzer Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner via Twitter: „Eigentlich sollte der Hubschrauber Christoph71 heißen, aber in Mainz sollte es eben durch 11 teilbar sein…“ – also kam Christoph77 dabei heraus.

Im vergangenen Jahr hob der alte „Christoph77“ insgesamt 1.325 Mal ab, Einsatzursache Nummer eins waren mit 58 Prozent internistische Notfälle wie akute Herz- und Kreislauferkrankungen, gefolgt von Verkehrsunfällen mit zwölf Prozent. Je sechs Prozent der Einsätze gingen auf neurologische Notfälle (z.B. Schlaganfälle) und häusliche Unfälle zurück, fünf Prozent auf Freizeit- und Sportunfälle.

Insgesamt hoben die Hubschrauber der ADAC Luftrettung bundesweit im Jahr 2017 zu rund 54.500 Notfällen ab, das waren im Schnitt 150 Mal am Tag. Die Zahl der versorgten Patienten lag nach Angaben des ADAC mit mehr als 49.000 annähernd auf Vorjahresniveau. Bei ihren oft lebensrettenden Einsätzen legten die ADAC Rettungshubschrauber rund 3,6 Millionen Kilometer zurück – oder flogen fast 90 Mal um die Erde. Die durchschnittliche Flugzeit bei einem Einsatz betrug rund 30 Minuten. Rheinland-Pfalz hatte mit 7.325 Einsätzen die zweitmeisten nach Bayern. „Gerade in ländlichen Regionen, wo es oft an Notärzten mangelt, ist der Rettungshubschrauber häufig der schnellste und einzige Weg, den Notarzt zeitgerecht zum Patienten zu bringen und diesen schonend in eine geeignete Klinik zu transportieren“, heißt es beim ADAC.

Info& auf Mainz&: Christoph77 hat übrigens eine eigene Internetseite – hier findet Ihr sie.

 

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Mit dem Radlader ins Schaufenster – Spektakulärer Einbruch bei Juwelier Wagner-Madler am Brand – Täter ermittelt

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Spektakulärer Einbruch in ein Mainzer Juweliergeschäft: In der Nacht zum Mittwoch fuhren zwei Männer einen Radlader in das Schaufenster des Juweliergeschäfts Wagner-Madler am Brand und zerstörten die Schutzgitter sowie das Schaufenster des Geschäftes. Zeugen beobachteten die Aktion und alarmierten die Polizei, die Täter konnten aber noch ins Schaufenster greifen, in denen beispielsweise Ketten und Goldohrringe ausgestellt waren. Anschließend flüchteten die Täter mit einigen erbeuteten Schmuckstücken zu Fuß Richtung Rhein. Die Polizei leitete sofort eine Fahndung ein – mit Erfolg: Beide Täter wurden am Mittwoch bereits ermittelt.

Mit dem Radlader ins Schaufenster: Filmreifer Einbruch ins Juweliergeschäft Wagner-Madler am Brand – Foto: Polizei Mainz

Die Tat geschah morgens um 4.00 Uhr, den Radlader hatten die Täter von der Baustelle in der Großen Langgasse entwendet, bestätigte die Polizei am Abend auf Mainz&-Anfrage. Die Täter konnten noch in der Nacht ermittelt werden: Bei der sofort eingeleiteten Fahndung nach den beiden Männern nahm die Polizei aufgrund der Zeugenbeschreibungen einen 25 Jahre alten Alzeyer fest. Mittlerweile sei der Mann „eindeutig als Beschuldigter des Einbruchs identifiziert“, hieß es am Mittwoch weiter. Die Polizei hatte nach zwei Männern in schwarzen Kapuzenpullovern und mit sportlicher Figur Ausschau gehalten.

Durch die Durchsuchung einer Wohnung habe auch der zweite Mittäter ermittelt werden können, dessen Aufenthaltsort sei aber zurzeit noch unbekannt, hieß es weiter. Der Alzeyer sei nach seiner Vernehmung vorerst wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Zur Höhe des Schadens und des erbeuteten Schmucks wollte die Polizei keine Angaben machen. Das Juweliergeschäft Wagner-Madler ist in Mainz sehr bekannt und unter anderem auf Uhren spezialisiert. Seniorchef Richard Wagner war mehrere Jahre Präsident des Mainzer Carnevals-Vereins.

 

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Spionage-Teddy, Störsender in der Kamera, brennende Funksteckdose – Ausstellung „Spionagegeräte“ bei der Verbraucherzentrale zeigt gefährliche Produkte

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Der niedliche Teddy hat eine Kamera in der Nasenspitze, der Kopfhörer stört den Funk des Flugbetriebs und die Funksteckdose geht bei Überlastung in Flammen auf – „Von Spionagegeräten und gefährlichen Produkten“ heißt die Ausstellung, die am Montag in der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz eröffnet wurde. „Es ist eine kleine Horrorshow von Produkten, die harmlos aussehen, es aber nicht sind“, sagte der Vizepräsident der Bundesnetzagentur, Wilhelm Eschweiler, bei der Eröffnung in Mainz. In der Tat: Da geht die Funksteckdose in Flammen auf oder überhitzt die elektronische Haarbürste. Rund 460.000 solcher gefährlichen Produkte zog die Bundesetzzagentur im vergangenen jahr aus dem Verkehr, zu haben sind sie oft auf Flohmärkten oder im Internet. Die Experten warnen: solche Geräte sind gefährlich, wer sie wissentlich benutzt macht sich strafbar.

Spionagepuppe Cayla, eine Uhr, die Kinder abhören können und gefährliche Funkkopfhörer – eine Ausstellung in der Verbraucherzentrale klärt über gefährliche Produkte auf. – Foto: gik

Die Bonner Netzagentur ist nicht nur für Funknetze zuständig, sondern auch für deren Sicherheit – und dazu gehört auch das Aufspüren von Störsendern und störenden Geräten mit Funksendern sowie die Marktüberwachung im Bereich elektronischer Geräte. Über 100 Mitarbeiter seien in dem Bereich tätig, eine Abteilung fahnde gezielt im Internet nach fehlerhaften Produkten, sagte Eschweiler.

Spionage-Teddy im Kinderzimmer. – Foto: gik

Denn deren gibt es massenhaft: Da ist eine elektrische Haarbürste, die sich im Betrieb auf über 200 Grad erhitzt, eine Minikamera, die den Funkverkehr von Polizei und Rettungsdiensten lahm legt oder Rauchmelder mit eingebauten Mikrofonen. 460.000 gefährliche Produkte entfertnte die Bundesnetzagentur allein im Jahr 2017 aus dem Handel, rund 240.000 Produkten wurde mit Hilfe des Zolls gleich die Einreise verwehrt. „Dieser Trend der vergangenen Jahre hält an, viele kommen aus Fernost“, sagte Eschweiler. Vor allem gebe es eine Flut von unsicheren Geräten durch den schwer kontrollierbaren Onlinehandel.

Berühmt wurde etwa die Puppe Cayla, in der Mikrofon und Kamera getarnt verborgen waren, und die Gespräche aufzeichnen und über Wlan ins Internet versenden konnte. „Das ist für uns eine verbotene Sendeeinrichtung“, betont Eschweiler, „das ist ein Eingriff in die Privatsphäre.“ Solche Produkte seien als Spionagegeräte in Deutschland ebenso verboten, wie Smartwatches, die nicht nur Kinder jederzeit orten, können, sondern auch eingebaute Sprechvorrichtungen haben.

„Bei einer Uhr konnten die Eltern die Gespräche ihrer Kinder abhören, etwa mit dem Lehrer“, berichtet Matthias Geier von der Marktüberwachung der Bundesnetzagentur, „das würde von uns ja auch keiner wollen.“ Solche gefährlichen oder verbotenen Produkte können der Bundesnetzagentur jederzeit gemeldet werden. „Wir würden Sie dann bitten, das zu zerstören“, sagte seine Kollege Uwe Saalmann, dem Anbieter werde dann sofort ein Vertriebsverbot erteilt, Internetseiten bei Verstößen gesperrt.

Die Ausstellung „Gefährliche Produkte“ in der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. – Foto: gik

Generell raten die Experten, beim Kauf solcher Geräte auf das Qualitätszeichen „CE“ zu achten – allerdings in der korrekten Form. Es gebe aber auch gefälschte CE-Zeichen, „wir sprechen dann von ‚China Export'“, sagte Saalmann. Viele gefälschte und gefährliche Produkte fänden sich auch auf Flohmärkten, „dort finden wir regelmäßig Produkte, die wir vor einem Jahr aus dem Verkehr gezogen haben“, sagte Saalmann.

Wer selbst ein solches Produkt verwendet macht sich nicht unbedingt strafbar, solange er glaubhaft machen kann, dass er nichts von dem Fake wusste. Bei störenden Funkanlagen kann man aber schon mal Besuch von einem Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur bekommen, wer sich quer stellt, muss mit einer Durchsuchung rechnen. Wer ein verbotenes gerät wissentlich weiter betreibe, mache sich strafbar, sagte Saalmann, es drohen Bußgelder von bis zu 100 Euro.

Info& auf Mainz&: Die Ausstellung „Spionagegeräte und gefährliche Produkte“ ist noch bis zum 27. April 2018 in den Räumen der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Seppel-Glückert-Passage 10 in Mainz zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10.00 bis 15.00 Uhr, Donnerstag bis 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Für interessierte Gruppen bietet die Verbraucherzentrale auch Führungen an, zudem gibt es eine Reihe begleitende Vorträge: Mittwoch 18. und 25. April, jeweils um 15.00 Uhr gibt es den Vortrag „Spione im Kinderzimmer – vernetztes Spielzeug“. Am Mittwoch, 18. April um 17.00 Uhr, und Dienstag 24. April um 15.00 Uhr, geht es um das Thema „Vorsicht gefährlich! Schützen Sie sich vor illegalen Produkten.“ Die Verbraucherzentrale bittet um Anmeldung unter telekommunikation@vz-rlp.de oder telefonisch unter (06131) 28 48 28.

 

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„Hier ist Gefahr im Verzug“ – Große Mengen giftiger Ultrafeinstaub beim Frankfurter Flughafen in Raunheim gemessen – Experten schlagen Alarm

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Atmen Bewohner rund um den Flughafen jedes Jahr das Zigfache der Silvesterbelastung an Ultrafeinstaub ein? Ja, sagen Joachim Alt und Wolfgang Schwämmlein von der Initiative gegen Fluglärm in Mainz, und berufen sich auf Messungen des Landes Hessen: Die Werte seien exorbitant hoch, hier sei „Gefahr im Verzug“ – Bevölkerung und Mediziner müssten dringend gewarnt werden. Schwämmlein und Alt sind keine Unbekannten in der Materie Ultrafeinstaub: Schon 2015 hatten die beiden Ingenieure wochenlang eigene Messungen in Sachen Ultrafeinstaub rund um den Frankfurter Flughafen durchgeführt – und sie hatten damit die Politik aufgeschreckt. Seit Herbst 2015 wird nun an der offiziellen Messstation des Hessischen Landesamtes für Umwelt auch Ultrafeinstaub gemessen, nun erkämpften sich Alt und Schwämmlein den Blick in die ausführlichen Messergebnisse. Und was sie dort fanden, lässt sie nun Alarm schlagen: Ultrafeinstaubmengen von bis zu 100.000, ja sogar 500.000 Partikel pro Kubikzentimeter Luft. Mainz& liegen die ausführlichen Ergebnisse exklusiv vor, wir haben mit Alt und Schwämmlein gesprochen, und wir haben nachrecherchiert.

Joachim Alt und Wolfgang Schwämmlein mit ihren Auswertungen der Messergebnisse in Raunheim. – Foto: gik

Es war kurz vor Silvester, als Experten des Umweltbundesamtes vor wahren Feinstaub-Exzessen warnten: Ausgelöst durch Silvesterfeuerwerk würden rund 4000 Tonnen giftigen Feinstaubs freigesetzt, das seien 15 Prozent der Menge, die Autos und Lkw im ganzen Jahr erzeugen, warnten die Experten. „In Raunheim“, sagt Wolfgang Schwämmlein, „haben die Bewohner praktisch jeden zweiten Tag Silvester – und zwar in dreifacher Höhe und über Stunden hinweg.“

Das Problem mit Feinstaub kennen Wissenschaft und Medizin seit Jahren: Die winzigen Rußpartikel entstehen bei Verbrennungsprozessen, etwa durch Autoabgase, aber auch in der Industrie, sie können ins Lungengewebe eindringen und in die Bronchien – und dort heftige Entzündungen verursachen. Was aber Wissenschaft und Medizin erst jetzt so langsam zu entdecken beginnt, ist die Gefahr durch Ultrafeinstaub: Das sind ultrafeine Partikel, die kleiner als 100 Nanometer sind. Ultrafeine Partikel entstehen primär bei Verbrennungsprozessen im Verkehr und in der Industrie, aber auch in Triebwerken von Flugzeugen, und was hier heraus kommt ist 1000 mal kleiner als „normaler“ Feinstaub.

Weil die Staubteilchen auch ultraleicht sind, bleiben sie schwebend in der Luft – und können vom Menschen eingeatmet werden. Feinstaubpartikel werden in der Regel gewogen, für sie gibt es Grenzwerte und Gegenmaßnahmen. Ultrafeine Partikel aber können wegen ihres fehlenden Gewichts nicht gewogen werden, sie werden deshalb gezählt. Einen Grenzwert für ultrafeine Partikel gibt es nicht, ein üblicher Wert etwa durch Straßenverkehr liegt bei 10.000 Partikel pro Kubikzentimeter Luft.

Ultrafeinstaubbelastung in Raunheim im Jahr 2017 mit Flugbetrieb (rote Kurve) und ohne Anflugbetrieb (blaue Kurve). – Grafik: Alt/Schwämmlein

 

„Während des Landesanflugs über Raunheim lagen die hier gemessenen Konzentrationen an ultrafeinen Partikeln im Jahr 2017 selten unter 20.000 Partikeln pro Kubikzentimeter Luft, in Hochzeiten waren es sogar über 145.000 Partikel“, sagt Joachim Alt. Alt ist gelernter Nachrichtentechniker, gemeinsam mit Schwämmlein maß er bereits im Herbst 2015 deutlich erhöhte Konzentrationen von Ultrafeinstäuben rund um den Frankfurter Flughafen. Schwämmlein ist Diplom-Ingenieur und Werkstoffwissenschaftler, war lange in der Auftragsforschung tätig, unter anderem bei Asbeststudien für das Umweltbundesamt.

Nun haben die beiden Experten der Mainzer Initiative für Fluglärm die Messdaten aus Raunheim für das Jahr 2017 unter die Lupe genommen, detailliert und im Fünf-Sekunden-Protokoll. Die Ergebnisse schockierten sie: „Die Werte sind hoch erschreckend, da ist Gefahr im Verzuge“, warnt Alt: „Wir erreichen hier an ganz normalen Flugtagen Werte, die zweifach oder dreifach über der Silvesterbelastung liegen, und zwar über viele Stunden hinweg.“

Vergleich Anzahl der ultrafeinen Partikel (blaue Balken) mit den Flugbewegungen (rote Balken) in Raunheim im Jahr 2017. – Grafik: Alt/Schwämmlein

Zwischen 20.000 und 100.000 Partikel seien hier an der Tagesordnung, sagt Alt, das zeigten die offiziellen Messkurven. Zum Vergleich: In der ersten halben Stunde nach Silvester 2016/2017 registrierten die Messgeräte in Raunheim einen Mittelwert von rund 46.000 Partikeln pro Kubikzentimeter Luft. 568 Mal sei dieser Silvesterwert im Laufe des Jahres 2017 in Raunheim überschritten worden – und einzelne Spitzenwerte reichten sogar bis zu 500.000 Partikel, sagt Alt: „Ich bin sicher, wenn Menschen das Einatmen, dass das zu gesundheitlichen Folgen führt.“ Bereits ein einzelnes Partikel könne Auslöser von schwersten Krankheiten sein, „bei 500.000 Partikeln hat der Organismus sofort Stress“, sagt Alt.

Wissenschaftler bestätigen das: „Erhöhte Konzentrationen von ultrafeinen Partikeln, etwa im dichten Straßenverkehr, führten bereits nach fünf Minuten bei den Probanden zu einer veränderten Herzvariabilität“, schreibt Annette Peters, Leiterin des Forschungsbereichs Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum in München in einer Studie im Jahr 2015. Peters hat in den vergangenen Jahren mehrere Studien zur Wirkung von ultrafeinen Partikeln auf die menschliche Gesundheit durchgeführt, das Ergebnis: Ultrafeinstaub wirkt erheblich gefährlicher als bislang angenommen. Die Studien legten vor allem einen direkten Zusammenhang mit Herzinfarkten nahe, die Partikel veränderten die autonome Regulation der Herzfunktion, schreibt Peters in einer Studie im Jahr 2015. Ultrafeine Partikel gelangten direkt in die Blutbahn, sowohl eine kurzfristig erhöhte Konzentration als auch eine Langzeitexposition erhöhten das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzversagen.

Ultrafeinstaubbelastung am 1. Januar 2017 in Raunheim. – Grafik: Alt/Schwämmlein

 

Auch Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem wurden in Studien festgestellt, Mediziner vermuten gar einen Zusammenhang mit Diabetes und eventuell sogar Alzheimer.Dass Feinstaub Gift für Bronchien und Lungenbläschen ist, Ultrafeinstaub hingegen sogar bis ins Lungengewebe und in den Blutkreislauf gelangt, weiß man auch beim Umweltbundesamt. Die Folgen: Schleimhautreizungen, lokale Entzündungen in der Luftröhre, den Bronchien oder den Lungen und sogar Herzinfarkt durch Arterienverstopfung. Doch bisher sah man als Hauptverursacher für den giftigen Feinstaub den Autoverkehr, dass es einen Zusammenhang mit Flugzeugen geben könnte, wird seit Jahren vom Flughafen-Betreiber Fraport und dem Landesamt für Umwelt in Hessen in Zweifel gezogen: Das sei nicht bewiesen, heißt es dort

Warum also sollte der Flugverkehr die Ursache für die Raunheimer Werte sein? Die Messstation liegt direkt am Hallenbad, in 400 Metern Höhe überqueren hier die Flieger beim Landeanflug den Ort. „Das ist eine schlichte Wohngegend mit wenig Anwohnerverkehr“, sagt Schwämmlein: „Es gibt hier keinen anderen Verursacher, der morgens um 5.00 Uhr den Betrieb aufnimmt.“ Denn morgens, mit Beginn des Flugbetriebs „gehen die Werte schlagartig hoch, mit Drehung der Abflugrichtung sinken sie sofort“, sagt Alt.

Flugzeuge gefährden Ihre Lungen und Bronchien…. so sieht es jedenfalls die Initiative für Fluglärm in Mainz – deren Grafik das hier ist.

Die beiden Ingenieure nahmen schlicht die offiziellen Messdaten aus Raunheim und legten sie mit offiziellen Flugdaten für dieselben Tage übereinander – für das ganze Jahr 2017. Das Ergebnis: In dem Augenblick, wo Flugzeuge ihren Landeanflug über Raunheim begannen, änderte sich das Bild der Kurven schlagartig. Die Anzahl der ultrafeinen Partikel stieg an, wenn Fluglärm war, und sie sank, wenn die Flieger ausblieben. „Der unmittelbare Vergleich zwischen Flugbetrieb und nicht Flugbetrieb zeigt einen deutlichen Unterschied“, sagt Alt ganz nüchtern

Und die Belastung halte genau während der neunzehn Stunden währenden Betriebszeit auf dem Flughafen an. „Es gibt immer eine deutliche Korrelation zum Flugbetrieb“, ergänzt Schwämmlein. An anderen Flughäfen wisse man zudem um den Zusammenhang: In Zürich wird etwa seit Jahren Ultrafeinstaub gemessen – als Ergebnis des Flugverkehrs. Und die Ergebnisse aus Frankfurt könnten auch andere Flughäfen betreffen: am 17. April findet genau zum Thema Ultrafeinstaub im Umfeld von Großflughäfen eine Workshop des Umweltbundesamtes in Bonn statt – auf der Grundlage der Frankfurter Messungen.

Das Landesumweltamt Hessen sieht indes bisher keine Gefahr und spricht von ganzen 16.700 Partikeln pro Kubikzentimeter Luft. „Das Landesamt für Umwelt bildet Jahresmittelwerte“, sagt Schwämmlein, dabei würden Tage mit Flugbelastung und Tage ohne Flugbelastung einfach gegengerechnet. „Die Konsequenzen für den Menschen aber liegen im Minutenbereich“, sagt er, „was macht dann ein Jahresmittelwert für einen Sinn?“

Alt und Schwämmlein 2015 mit den Ergebnissen ihrer damaligen Messungen zu Ultrafeinstaub in Mainz-Hechtsheim. – Foto: gik

 

Experten behaupteten zudem gerne, dass Ultrafeinstäube nicht am Boden ankämen, weil sie so leicht seien, beim Flugverkehr treffe das aber nicht zu, sagt Alt. Der Grund: Wirbelschleppen. Die Luftwirbel, die hinter jedem Flugzeug entstehen, wirbelten auch die Abgase aus den Flugzeugtriebwerken nach unten. „Das ist wie eine Ventilator unter der Decke“, sagt Alt und lasse sich durch die Messwerte nachweisen: „Die hohen Spitzen, das müssen die Wirbelschleppen sein.“ In Einflugschneisen sei der Effekt besonders hoch – wie eben in Raunheim

Schwämmlein und Alt fordern nun, die Politik dürfe das Problem nicht länger herunterspielen, die Menschen in den Einflugschneisen des Flughafens müssten aufgeklärt, Mediziner über die Werte informiert werden. Es brauche weitere Studien, und es müsse untersucht werden, ob es einen Zusammenhang mit Erkrankungen von Herz und Bronchien im Bereich von Anflugrouten gebe. Wenn Behörden schon vor Belastungen von 46.000 Partikeln warnten, dann seien Messwerte von 100.000 Partikeln „eine Riesendimension“, sagt Schwämmlein: „Das muss zum sofortigen Handeln zwingen.“

Info& auf Mainz&: Die gesamten Ergebnisse der Untersuchung von Alt und Schwämmlein könnt Ihr auch noch einmal nachlesen – bei der Initiative gegen Fluglärm in Mainz, genau hier. Alt und Schwämmlein haben ihre Ergebnisse auch in Kurzform zusammengefasst, das pdf dazu öffnet sich, wenn Ihr hier klickt. Auch ein Faltblatt zum Thema Lunge und Feinstaub gibt es hier zum Download. Wir wollen übrigens beileibe keine Panik verbreiten, aber wir halten die Messergebnisse in Raunheim für so gravierend, dass wir glauben: hier muss dringend aufgeklärt und gehandelt werden. Unseren Artikel von 2015 BI misst hohen Ultrafeinstaub am Flughafen findet Ihr hier. Die täglichen Messwerte für Ultrafeinstaub in Raunheim – und viele andere Messergebnisse – könnt Ihr Euch auch direkt ansehen: hier geht es zur Raunheimer Messstation mit den aktuellen Messwerten. Einfach in der Liste rechts „ultrafeine Partikel“ anklicken, dann öffnet sich ein eigenes Fenster mit den aktuellen Kurven. Geht zum Beispiel mal zurück auf den 30.3.2018 – da reichten die Werte bis knapp 65.000 Partikel pro Kubikzentimeter Luft. Die aktuellen Flugspuren des jeweiligen Tages könnt Ihr wiederum beim Deutschen Fluglärmdienst nachschauen.

 

 

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