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Start 2018 September

Monatsarchive: September 2018

Carolin Klöckner aus Württemberg ist 70. Deutsche Weinkönigin – Pauline Baumberger von der Nahe trotz starken Auftritts nicht dabei

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Überraschung am Freitagabend: Die 70. Deutsche Weinkönigin heißt Carolin Klöckner und kommt aus Württemberg. Eine 70-köpfige Jury aus Politik, Medien und Weinwirtschaft kürte in der Wahlgala in Neustadt an der Weinstraße die 23 Jahre alte Studentin der Agrarwissenschaften aus Vaihingen an der Enz zur neuen Deutschen Weinkönigin. Es war ein überraschendes Ergebnis einer spannenden Wahl: Tatjana Schmidt aus dem Rheingau, eigentlich eine der Favoritinnen, kam trotz hervorragenden Auftritts nicht einmal unter die letzten drei. Auch für Pauline Baumgarten von der Nahe reichte es nicht, auch sie legte einen fehlerfreien Auftritt hin. Damit setzten sich am Ende nicht die modernen Kandidatinnen durch, sondern die eher konventionellen. Deutsche Weinprinzessinnen wurden Inga Storck aus der Pfalz und Klara Zehnder aus Franken.

Sensationelles Kleid, starker Auftritt, viel Persönlichkeit: Trotzdem reichte es für Pauline Baumberger von der Nahe nicht. – Foto: gik

Es war von Anfang an eine sehr enge Konkurrenz gewesen: Schon in der Fachbefragung eine Woche zuvor hatten sich alle sechs Finalistinnen als hervorragende Weinfachfrauen mit fundiertem Wissen präsentiert und gleichzeitig sicheres Auftreten auf der Bühne bewiesen. Die Jury würde es nicht leicht haben, so viel war da schon klar. Am Freitagabend dann galt es in der live vom Südwest-Fernsehen übertragenen Wahlgala aus dem Saalbau in Neustadt auf großer Bühne vor großem Publikum zu bestehen. Die sechs Kandidatinnen mussten zunächst jede in einer Blindverkostung einen Wein erkennen, dann eine Begrüßungsrede auf der Grünen Woche halten und dabei finnische Wörter einbauen. Schließlich galt es bei Ratespielen, Weinwissen mit Spontanität und souveränem Auftreten zu verbinden.

Pauline Baumberger legte dabei einen starken und sicheren Auftritt aufs Parkett: In einem beeindruckenden Kleid präsentierte sich die 25 Jahre alte Marketingfachfrau aus Mandel an der Nahe gleichzeitig elegant und natürlich, bestach mit Fachwissen und Charme. Man spürte: Hier steht eine besondere Persönlichkeit auf der Bühne. In der Blindverkostung beschrieb sie nicht nur den Wein im Glas gekonnt, sondern erkannte auch richtig, dass es ein Riesling von der Mosel war – das gelang nicht jeder an diesem Abend.

Die neuen deutschen Weinmajestätinnen von links: Klara Zehnder aus Franken, Deutsche Weinkönigin Carolin Klöckner aus Württemberg und Inga Storck aus der Pfalz. – Foto: gik

„Ich bin nicht enttäuscht“, sagte Baumberger am Ende selbst: „Es wäre ein tolles, spannendes Jahr gewesen, aber ich freue mich jetzt auch riesig auf mein normales Leben.“ Ihren Auftritt habe sie selbst sehr genossen. „Ich hatte Spaß auf der Bühne und habe auf die Bühne gebracht, was ich wollte“, sagte Pauline: „Wir alle werden ein Leben lang an diesen Abend zurückdenken.“ Carolin Klöckner sei aber in jedem Fall die richtige Weinkönigin: „Sie verkörpert das Amt so sehr, sie wird es hervorragend ausfüllen“, fügte Baumgarten hinzu. „Ihr Auftritt war toll und ihr Kleid einfach wow“, sagte Nahewein-Geschäftsführerin Nadine Poss nach der Gala Mainz& über den Auftritt Paulines: „Sie war für mich (vorne) dabei, aber das Feld war einfach zu stark.“

Das galt dann plötzlich auch für Tatjana Schmidt aus dem Rheingau: Die Weinkönigin aus dem Rheingau legte erneut einen sehr starken Auftritt mit viel Lebendigkeit und Fachwissen hin. Schmidt glänzte mit enormer Ausstrahlung, war pfiffig, witzig und präsentierte eine lockere Rede, in die sie aber gleich noch neben den geforderten finnischen Fachwörtern die Sehenswürdigkeiten Berlins anpries – besser geht eigentlich nicht. Dass die 25 Jahre alte Winzerin und Weinbaustudentin aus Walluf am Ende nicht unter die letzten drei kam, war die große Überraschung des Abends. Viele im Publikum und in der Jury sahen Schmidt ganz weit vorne, ihr Ausscheiden kurz vor dem letzten Finale wurde von vielen mit ungläubigem Kopfschütteln quittiert. Doch eine Mehrheit in der Jury entschied sich am Ende für die eher traditionelleren Vertreterinnen.

Die alten und die neuen Weinmajestätinnen (von links): Charlotte Freiberger, Klara Zehnder, Ex-Weinkönigin Katharina Staab, Carolin Klöckner, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Inga Storck und Laura Lahm., – Foto: gik

Klara Zehnder aus Franken hatte eine Woche zuvor einen starken Auftritt bei der Fachbefragung hingelegt, am Freitagabend präsentierte sie sich mit einem eher soliden Auftritt und in einem nicht ganz vorteilhaften Kleid. Die 22 Jahre alte Romanistikstudentin aus Randersacker bei Würzburg punktete vor allem mit pfiffigen Fragen beim Ratespiel. Inga Storck aus der Pfalz verhaspelte sich viel, trotzdem punktete die 24 Jahre alte Winzerin aus Einselthum mit Frische und Natürlichkeit. Beide werden nun ein Jahr lang als Deutsche Weinprinzessinnen rund 100 Termine wahrnehmen.

Carolin Klöckner war auf der Bühne sogar eher zurückhaltend, der Agrarwissenschaftsstudentin gelang es nicht, ihren Wein in der Blindprobe zu erkennen, ihre Rede kam solide, aber wenig inspiriert daher. Am Ende fiel die Entscheidung in einer kleinen Rede zum Thema Glück und Lebenseinstellung. „Meine Weisheit ist, Glück ist kostenlos und dennoch unbezahlbar“, sagte Klara Zehnder da. Inga Storck setzte auf das Lied „Egal was kommt, es wird gut, sowieso“ und unterstrich Genuss und Optimismus als ihre Lebenseinstellung. Carolin Klöckner hingegen setzte auf einen alten Schlager: „Was sagt die Biene zum Stachelschwein? Schön ist es auf der Welt zu sein“, das sei ihr Motto, sagte Klöckner, und konnte damit offenbar bei vielen in der Jury punkten.

Foto des Abends: die doppelte Klöckner. Links die frisch gekürte 70. Deutsche Weinkönigin Carolin Klöckner aus Württemberg, rechts die Deutsche Weinkönigin von 1995, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. – Foto: gik

Um 22.20 Uhr war die Überraschung dann perfekt, Carolin Klöckner die 70. Deutsche Weinkönigin. „War das gerade wirklich mein Name?“ schoss es der frisch gekürten als erstes durch den Kopf. Sie wolle nun den Stellenwert deutscher Weine herausstreichen und die Leidenschaft seiner Winzer transportieren, sagte sie Mainz& danach. Ein Jahr lang wird sie nun die deutschen Winzer und ihre Weine auf mehr als 200 Terminen im In- und Ausland vertreten. Damit trägt nach 23 Jahren wieder eine Deutsche Weinkönigin den Namen Klöckner – und die Namensvetterin gehörte zu den ersten Gratulantinnen: „Ich habe mitgefiebert“, sagte Julia Klöckner, die 1995 selbst Deutsche Weinkönigin war, und bekannte: „Es sind heute einige dabei, die sind in dem Jahr geboren, als ich Weinkönigin geworden bin, deshalb fühle ich mich ein bisschen als Queen Mom.“

Die heutige Bundeslandwirtschaftsministerin aus Bad Kreuznach hatte zu Beginn des Abends ein flammendes Plädoyer für die Weinkönigin und ihre Vertreterinnen gehalten: „Jede einzelne junge Frau prägt mit ihrer Persönlichkeit das Amt“, betonte die CDU-Politikerin und erzählte, dass noch immer das Amt vielen als rückständig und reine Dekoration gilt. „Diese jungen Frauen haben was im Kopf“, sagte sie und riet: „Lasst Euch nicht ins Bockshorn jagen, was Ihr macht, das muss Euch erst mal jemand nachmachen.“

„Sie haben der ganzen Welt gezeigt, dass viel mehr hinter der Krone steckt als ein hübscher Kopf“, dankte auch die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts, Monika Reule, der scheidenden Weinkönigin Katharina Staab von der Nahe: Mit Ausstrahlung, Charme und Wortwitz habe sie „unzählige Fachleute und Konsumenten für unsere Weine gewonnen“, sagte Reule, und betonte: „Wir können das konkret nachvollziehen.“

Info& auf Mainz&: Mehr über die Deutsche Weinkönigin und ihre Aktivitäten findet Ihr auf der eigenen Internetseite genau hier. Unseren Bericht vom Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin 2018 findet Ihr noch einmal hier. Mainz& saß übrigens selbst in der Jury mit, und wir waren über den Ausgang des Abends sehr überrascht… aber klar ist auch: Alle sechs sind beeindruckende Weinfachfrauen, und auch das neue Trio wird die deutschen Weine würdig vertreten. Wir hätten uns halt eher eine moderne, spritzigere Vertreterin gewünscht, die die Linie von Katharina Staab besser fortgesetzt hätte – und das sahen wir eher bei Tatjana oder Pauline gegeben. Aber man wird sehen, ein Jahr ist lang.

 

 

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Moderne Kathedrale aus Stahl und Beton – Im Inneren der Schiersteiner Brücke von Wiesbaden nach Mainz unterwegs

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Seit 2013 wird von Wiesbadener Seite aus die neue Schiersteiner Brücke gebaut, im November 2017 wurde die erste Hälfte für den Verkehr freigegeben. 1.280 Meter lang ist der Koloss aus Stahl und Beton, doch das Gebilde ist keineswegs ein massiver Klotz: Im Inneren ist die Schiersteiner Brücke hohl. „Natürlich“, sagt Harald Mank, „sie würde sonst unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen.“ Das Innere der Schiersteiner Brücke, wir durften es am Donnerstag mit einer Journalistenführung erkunden. Eine Stunde lang sind wir mitten durch die Brücke von Wiesbaden nach Mainz gelaufen, über uns der dröhnende Verkehr, um uns eine ganz eigene Welt aus Stahl und Beton. Entstanden ist da auf dem Rhein ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst – eine Erfindung in Sachen Brückentechnik inklusive, um die uns ganz Deutschland beneidet.

Baubereichsleiter Harald Mank im Hohlraum „seiner“ Schiersteiner Brücke. – Foto: gik

„Das sieht doch gigantisch aus, nicht wahr?“, fragt Harald Mank, „wie in einer Kathedrale.“ Wir stehen in einem gut 20 Meter breiten und acht Meter hohen Hohlraum, um uns herum Stahlrohre und Stützen, unter uns ein dünner Laufsteg. Von oben dröhnt es, ein leises Zittern geht durch den Bau – und vor uns erstreckt sich eine ewig lange Flucht aus Stahlgestänge. Die neue Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden ist von innen ein riesiger Hohlkörper, am Donnerstag gab das Unternehmen Hessen Mobil einen Einblick in ihr Innenleben.

„Wir wollen den Leuten mal zeigen, was drin steckt“, sagt Mank, Bauleiter bei Hessen Mobil, und streicht geradezu liebevoll über Beton und Stahlstützen. Vor uns liegt ein 1,2 Kilometer langer Tunnel, ein verborgener Gang zwischen den Landeshauptstädten Mainz und Wiesbaden. Wir sind umgeben von 18.000 Tonnen Stahl, auf 200 Metern Länge gibt es nur Streben und Stahlwände. „Die perfekte Kulisse für einen James Bond-Film“, sagt eine Kollegin.

Kathedrale aus Stahl, bis zu acht Meter hoch: Das Innere der Schiersteiner Brücke. – Foto: gik

Immer wieder müssen wir durch enge Durchlässe kriechen, weniger als einen Meter hoch, es sind Öffnungen in den Verbindungswänden der einzelnen Brückenteile. „Eigentlich sind es sechs Brücken hintereinander“, erklärt Mank. Die etwa 70 Meter langen Teilstücke bestehen aus einer Stahlwanne mit einer Stahlbetondecke, das sei wirtschaftlicher, aber nicht so tragfähig für weite Spannweiten. 200 Meter lang und mehr sind die Teilstücke aus reiner Stahlkonstruktion, die an Land gefertigt und dann per Schiff über den Rhein eingeschwommen wurden.

Seit 2013 baut das Land Hessen zwei neue, parallel verlaufende Rheinbrücken zwischen Wiesbaden und Mainz, es ist ein Mammutprojekt: 18.000 Tonnen Stahl werden hier pro Brücke verbaut, „wenn wir fertig sind, haben wir eine Million Stunden für Stahlbau geleistet“, sagt Mank. Mank ist Bauleiter Westhessen beim Landesbetrieb Mobilität, die Schiersteiner Brücke ist wahrlich nicht seine erste: „Ich habe Mainbrücken gebaut, Rheinbrücken und Lahnbrücken“, sagt der Ingenieur mit Spezialausbildung Schweißen, die Schiersteiner sei schon etwas Besonderes.

Der Weg durch die Schiersteiner Brücke führt tatsächlich bergauf und bergab, die einzelnen Teilstücke sind unterschiedlich hoch. – Foto: gik

„Wir sind die zweitgrößte Brückenbaustelle Deutschlands, nach Leverkusen“, sagt Mank und räumt ein, man streite sich mit den Kollegen vom Hochmoselübergang um Platz zwei. Doch in Schierstein werde eben nicht nur eine Brücke gebaut, sondern gleich zwei, „aneinander gelegt sind wir länger“, sagt Mank. Teurer ist die Schiersteiner ebenfalls, bis 2021 werden hier 200 Millionen Euro verbaut. Zusammen mit dem Ausbau des anschließenden Schiersteiner Kreuzes seien es sogar eine Viertel Milliarde Euro, sagt Mank.

Einer der flachen Bereiche: ein Trog aus Stahl mit einer Stahlbetondecke oben drüber. Links verlaufen Versorgungsleitungen, hinten duckt sich ein Kollege gerade durch eine der kleinen Verbindungstüren. – Foto: gik

1962 stand die Autobahnbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden, ausgelegt einst für 20.000 Fahrzeuge am Tag. Heute rollen 80.000 bis 90.000 Fahrzeuge pro Tag über die Rheinquerung, um die Jahrtausendwende war die Schiersteiner kurz vor dem Aus. „Wir hatten massive Probleme mit der alten Brücke, die Schweißnähte flogen uns um die Ohren“, berichtet Mank. Alle drei Monate musste geprüft und geschweißt werden, 2003 wurden deshalb die Weichen für eine neue Brücke gestellt.

2013 war Spatenstich, mehrfach verzögerten sich die Arbeiten durch Hochwasser im Rhein, Niedrigwasser – oder Unfälle. Im Februar 2015 sackte auf Mainzer Seite an der Vorlandbrücke ein Pfeiler wegen fehlerhafter Grundierungsarbeiten weg, aber auch auf hessischer Seite gab es Probleme mit dem sandigen Boden. „Wir sind zeitlich im Verzug, das ist so“, sagt Mank, „aber wir kämpfen hier wie die Löwen.“

Am Ausstieg auf Mainzer Seite an einem der Brückenpfeiler eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf die Schiersteiner Brücke von unten. – Foto: gik

60 bis 100 Mann arbeiten derzeit pro Tag auf der Brückenbaustelle, „momentan ist überall Bewegung“, sagt Mank: Erdarbeiten zur Gründung der neuen Pfeiler für die zweite Brücke, parallel dazu Abbrucharbeiten des alten Bauwerks und auch noch Stahlarbeiten. In gleich zwei Werken in Plauen und Neumarkt werden die Stahlteile gefertigt und vor Ort in Schierstein zusammengebaut.

Und dabei erfanden die Wiesbadener Ingenieure auch gleich noch eine Besonderheit: Wo die Rohre auf das Anschlussblech treffen, sei sonst immer viel Spannung aufgetreten und damit Druck auf die Schweißnähte, sagt Mank: „Wir haben einen neuen Anschluss erfunden und jetzt einen viel besseren Kraftabfluss.“ Jetzt gelte die Schiersteiner Brücke als „das Beste im Stahlbau in der Bundesrepublik“, sagt Mank, „wir sind schon sehr stolz hier auf die Leistung.“

Info& auf Mainz&: Mainz& hat immer wieder über die Schiersteiner Brücke, den Unfall 2015 und den Neubau berichtet – zum Beispiel im November 2017 über die Freigabe der ersten Brückenhälfte. Im Februar 2018 waren wir dabei, als ein 120 Meter langes Teilstück der alten Schiersteiner Brücke abgerissen und über den Rhein abtransportiert wurde, im November 2016 erlebten wir, wie ein Teilstück der neuen Brücke über den Rhein eingeschwommen wurde. Das Neuste zum Ausbau der anschließenden A643 auf Mainzer Seite lest Ihr hier.

 

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Mainzer FDP zieht mit David Dietz als Spitzenkandidat in die Kommunalwahl 2019 – Harald Strutz überraschend von Stadtratsliste gekippt

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Überraschung bei der Mainzer FDP: Bei der kommenden Stadtratswahl im Mai 2019 müssen die Liberalen auf ein höchst prominentes Mitglied verzichten. Harald Strutz, Ex-Präsident von Mainz 05, wurde vergangene Woche auf einem Parteitag der Mainzer FDP von der Liste der Kandidaten für die Kommunalwahl gekippt. Bei gleich zwei Wahlgängen und obwohl es keinen Gegenkandidaten gab, votierte eine Mehrheit der rund 60 Parteimitglieder gegen den früheren Fußballpräsidenten. Die Mainzer FDP zieht mit ihrem Kreischef David Dietz als Spitzenkandidat in die Kommunalwahl, er sieht seine Partei gut aufgestellt: Die Ampel-Koalition habe das Bild von Mainz in den vergangenen zehn Jahren „sehr signifikant verändert“, sagte Dietz gegenüber Mainz&: „Die bleierne Müdigkeit ist weg.“

Nach dem schändlichen Aus bei Mainz 05 kam nun auch noch das Aus im Mainzer Stadtrat: Harald Strutz wird der nächsten FDP-Fraktion nicht mehr angehören. Die Mainzer Narren dichteten auf einem Motivwagen: Mit dem Titel „Mainz (k)lebt auf seinen Plätzen“ zum damaligen 05-Präsident: „Ein System, intransparent,/ nutzte Strutz als Präsident./ Ehrenamtlich zwar gewählt,/ doch nur der eigne Vorteil zählt./ Drum klebt er so an seinem Thron,/ seit 29 Jahren schon.“- Foto: gik

Bereits Mitte September hatte die Mainzer FDP zur Aufstellung ihrer Stadtratsliste geladen, es war ein reiner Personenparteitag, 60 Listenplätze vergab die Partei für die Kommunalwahl am 26. Mai 2019. Doch bei Platz vier kam es zum Paukenschlag: Für die Parteispitze völlig überraschend fiel Harald Strutz bei den Parteimitgliedern durch. In gleich zwei Wahlgängen bekam der Ex-Fußballpräsident keine Mehrheit.

Strutz hatte seit 1998 für die Liberalen im Mainzer Stadtrat gesessen und war ein verlässlicher Stimmenbringer für die Mainzer FDP gewesen. Doch die Turbulenzen um seinen Abgang als Präsident von Mainz 05 vergangenes Jahr hatten nun auch parteintern ein Nachspiel: Obwohl Parteichef David Dietz Strutz persönlich vorschlug, obwohl sich auch der Mainzer Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte sowie MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof in die Bresche warf – die FDP-Mitglieder sagten Nein zu einer erneuten Platzierung von Strutz auf der Kandidatenliste.

„Ich glaube, die Gründe sind da sehr vielfältiger Natur“, sagte Dietz auf Anfrage von Mainz&. Er habe Strutz vorgeschlagen, weil er ihn seit vielen Jahren kenne und Strutz sowohl im Wahlkampf als auch in der Ratsarbeit für „eine gute Wahl“ halte. Strutz habe im Stadtrat eine gute Arbeit gemacht, betonte Dietz. Von dem Nein der Parteimitglieder wurde die Parteispitze indes völlig überrascht: „Im Vorfeld knistert es ja immer mal“, sagte Dietz, an dieser Stelle aber sei „das Grummeln im Vorfeld nicht so laut gewesen, dass man es merken konnte.“ Strutz selbst war auf dem Parteitag gar nicht anwesend, sondern befand sich im Urlaub, Dietz sah hier einen weiteren Grund für Strutz‘ Scheitern: „Wenn man nicht anwesend ist, ist es immer ein Nachteil“, sagte er, „wenn er da gewesen wäre, hätte er das Ding geholt.“

Die Liberalen ziehen nun mit ihrem Kreischef Dietz als Spitzenkandidat in die Wahl, der 36 Jahre alte Politikwissenschaftler ist seit Mitte Juli Geschäftsführer der Lebenshilfe Mainz-Bingen. „Ich bin ein wirklich politischer Mensch, mir macht das tatsächlich noch Spaß“, sagte Dietz, der bereits schon einmal – von 2009 bis 2013 – im Mainzer Stadtrat saß.

Wahlkampf-Plakat von David Dietz, damals Kandidat für die Bundestagswahl 2017. Jetzt zieht die Mainzer FDP mit ihm als Spitzenkandidat in die Kommunalwahl 2019. – Screenshot: gik

Auf Platz zwei der Mainzer FDP steht die Fraktionschefin im Mainzer Landtag, Cornelia Wilius-Senzer, auf Platz drei der derzeitige Fraktionschef im Mainzer Stadtrat, Walter Koppius. Platz vier ging nun an den Versicherungskaufmann Volker Hans, auf Platz fünf folgt der Junge Liberale Alexander Puderbach. „Wir haben eine Liste mit Persönlichkeiten, die bewiesen haben, dass sie es können und die Lust haben, was zu machen“, sagte Dietz, „ich sehe uns da gut aufgestellt.“

Derzeit stellt die FDP drei Mitglieder im Mainzer Stadtrat, regiert aber seit neun Jahren in der Ampel-Koalition gemeinsam mit SPD und Grünen. Am 21. November stellt sich ihr Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte zur Wiederwahl. Ihr Programm für die Kommunalwahl will die FDP im November oder Dezember auf einem Parteitag verabschieden. „Die Leitlinien stehen“, verriet Dietz, die Mainzer FDP wolle aber noch die Verabschiedung des Wahlprogramms auf Landesebene Ende Oktober abwarten.

Mit Grill an einen Baum gefesselt: Der Mainzer JuLi-Chef Alexander Puderbach im August am Mainzer Winterhafen bei einer Aktion für mehr Grillplätze am Rheinufer. – Foto: JuLis Mainz

Die Ampel habe aber in den vergangenen Jahren das Bild von Mainz gründlich und positiv verändert, sagte Dietz: „Wir haben den ersten ausgeglichenen Haushalt seit 25 Jahren, und Mainz steht zum ersten Mal in den wirtschaftlichen Kennzahlen bundesweit ganz vorne.“ Ja, Mainz habe wichtige Unternehmen verloren, räumte Dietz auf Nachfrage ein, „aber es sind auch neue gewichtige hinzugekommen“, betonte er. Die Stadt stehe bei der Ansiedlung von Unternehmen, bei Neugründungen und dem Grad an Arbeitsplätzen gut da.

„Es sind eine ganze Reihe von neuen Wohngebieten entstanden, das reicht aber nicht aus“, sagte Dietz weiter: „Wir müssen privaten Investoren das Investieren erleichtern.“ Die FDP wolle zudem „die nicht funktionierende Mietpreisbremse ad acta legen“ und mit Steuererleichterungen für Investoren das Bauen fördern. Die Erschließung von Wohngebieten von städtischer Seite aus müsse schneller gehen, auch die Abarbeitung von Anträgen in der Verwaltung, forderte Dietz.

In Sachen Verkehr spricht sich Dietz für einen Verkehrsmix aus: „Wir wollen das Thema Fahrradverkehr auf die Agenda heben“, betonte er, der Radverkehr und der ÖPNV müssten weiter ausgebaut werden. Gerade beim Radverkehr müsse es „aber auch Kontrollen geben, die Zahl der Beschwerden gegen Fahrradraser ist nicht gering“, sagte Dietz weiter. Was die FDP in Sachen Autoverkehr fordern wird, das sei derzeit noch in der Erarbeitung. Klar sei aber in jedem Fall: „Mainz ist eine Stadt, die auf jeden Fall weiter wächst, egal was der Oberbürgermeister sagt“, sagte Dietz: „Es werden über kurz oder lang 250.000 Einwohner werden“, dafür müsse die Verkehrsinfrastruktur angepasst werden.

Skeptisch ist die FDP aber weiter in Sachen Citybahn: „Wir haben da zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr offene Fragen“, betonte Dietz, „ich bin kein apodiktischer Gegner, aber skeptisch, ob das zum jetzigen Zeitpunkt funktionieren würde.“ Die Politik in Mainz sei deshalb „gut beraten, die Diskussion in Wiesbaden abzuwarten“, mahnte Dietz. In Wiesbaden haben sich gerade die Wirtschaftsvertreter der Industrie- und Handelskammer klar gegen die Citybahn ausgesprochen, die Wiesbadener FDP ist ebenfalls dagegen. Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) selbst fordert ein Bürgerbegehren, wie die Wiesbadener dabei abstimmen würden, ist offen.

Die Jungen Liberalen wiederum machen sich für flexiblere Ladenöffnungszeiten in Rheinland-Pfalz stark und stellen kommende Woche dazu eine Volksinitiative vor. Der Mainzer JuLi-Chef Alexander Puderbach kettete sich im August auch schon mal an einen Baum am Winterhafen und forderte, das Grillen am Rheinufer „zu entfesseln“ – die Jungen Liberalen fordern mehr Möglichkeiten für Grillzonen am Rheinufer auch außerhalb des Winterhafens.

Info& auf Mainz&: Wir haben David Dietz schon einmal auf Mainz& vorgestellt – vor einem Jahr, im September 2017. Da war Dietz Direktkandidat der FDP bei der Bundestagswahl und beantwortete uns einen Steckbrief mit 15 Fragen zu seinen Zielen und Vorhaben. Der gebürtige Westerwälder war bislang stark in Gesundheitsthemen aktiv und tritt für eine zusätzliche Rheinbrücke zwischen Ingelheim und Rüdesheim ein. Die Homepage der Mainzer FDP mit der kompletten Stadtratsliste findet Ihr hier. Mainz& setzt mit diesem Artikel unsere Serie über die Parteien in Mainz im Vorfeld der Kommunalwahl 2019 fort – einen Artikel zur Mainzer SPD findet Ihr hier, unseren Bericht über die CDU und ihr Kommunalwahlprogramm hier.

 

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Mainzer Schwarzlichthelden eröffnen 3-D-Minigolf in Frankfurt – Neonfarbene Frankfurter Unterwelt auf der Berger Straße

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Seit Januar 2017 rocken sie ja bereits Mainz, nun expandieren die Schwarzlichthelden sogar in die Bankenmetropole am Main: Am Freitag eröffnen die Schwarzlichthelden das erste 3-D-Indoor-Minigolf in Frankfurt. In einem ehemaligen Jeansladen samt benachbarten Friseursalon auf der Berger Straße sind in den vergangenen Wochen 18 Minigolf-Bahnen entstanden – auf zwei Etagen und erneut mit verrückten Ideen. Da gibt es eine Flipper-Minigolfbahn oder eine Bahn über zwei Etagen. Und wieder kämpfen die Spieler in einer neonfarbenen 3D-Umgebung gemeinsam mit Superhelden gegen Monster und Bösewichter, dieses Mal in der Frankfurter Unterwelt. Entstanden sind dafür großformatige und höchst beeindruckende 3D-Graffitis internationaler Künstler.

Monsterhöhle beim neuen Schwarzlicht-Minigolf in Frankfurt. – Foto: Schwarzlichthelden

Es war im Januar 2017, als Daniel Kayser, Tim Schieferstein und Matthias Goetz in einem ehemaligen Schlecker-Drogeriemarkt in der Mainzer Altstadt ihr erstes Schwarzlicht-Minigolf eröffneten. Auf nur 270 Quadratmetern entstand eine 18-Loch-Minigolfbahn, bei der die Bahnen schon mal die Treppe hochwandern oder bis an die Decke verlaufen. Mit hoher Kreativität erfanden Kayser & Co. neue Bahnen und Elemente, 3D-Effekte lassen Brücken schweben und Bälle fliegen. 128 Schwarzlicht-Lampen schaffen eine einmalige Atmosphäre.

Die Wände verwandelte des Dresdener 3D-Künstler Marcel Graf alias Costwo in eine neonfarbene Abenteuerlandschaft mit Superhelden und dem ewigen Kampf Gut gegen Böse. Costwo realisierte verblüffende 3D-Effekte mit seiner Spraykunst: da ragen Hände scheinbar in den Raum hinein, schwanken Gebäude und scheinen die Mäuse wirklich über die Bahnen zu krabbeln. Das Konzept kam sofort an, inzwischen haben sich mehr als 100.000 Besucher durch die Neonlandschaft gespielt.

Warum sollten Minigolf-Bahnen immer geradeaus gehen? Man kann ja auch mal ein Labyrinth auf einem Tisch spielen…. – Foto: Schwarzlichthelden

Nun soll sich der Erfolg in Frankfurt wiederholen: in bester Lage, der Berger Straße, spielen sich die Besucher auf 330 Quadratmetern durch eine Szenerie aus Frankfurter Skyline und Frankfurter Unterwelt, umgeben von Superhelden und Monstern, gejagt von Ufos und anderen Kreaturen. „Von Bahn zu Bahn gewinnt das Gute wieder die Überhand, und der Minigolfer die Erkenntnis, dass er solche Ballverläufe noch nie zuvor bespielt hat“, versprechen die Schwarzlichthelden.

Auch dieses Mal haben international bekannte Spraykünstler eine einmalige Umgebung in mehr als 1.000 Stunden Arbeit geschaffen – und benutzten dafür 1.546 nun leere Farbdosen. Dank großer 3D-Kunst drohen die großen Hände eines Monsters nach den Spielern zu greifen,  scheinen Actionhelden im Raum zu schweben, und muss der Ball über frei schwebende Elemente im Raum.

Loopings, Monster, Superhelden – die Welt des Indoor 3D-Schwarzlicht-Minigolfs in Frankfurt. – Foto: Schwarzlichthelden

Und die Spieler dürfen sich wieder auf völlig verrückte Ideen freuen: Bei einer Bahn beginnt man umgeben von der Frankfurter Skyline zu spielen und locht zwei Ebenen tiefer in einer Graffiti-Nachbildung der U-Bahnstation Höhenstraße ein. Bei der Flipper-Minigolfbahn wiederum muss der Spieler den Ball in das Loch zu bugsieren, während ein Mitspieler versucht, das durch Betätigen der Flipperfinger zu verhindern…

Info& auf Mainz&: Eröffnung des ersten Frankfurter Schwarzlicht-Minigolfs der Schwarzlichthelden am Freitag, 28. September ab 12.00 Uhr in der Berger Straße 138 in Frankfurt. Geöffnet ist in der Regel von 12.00 Uhr bis 22.00 Uhr, am Wochenende auch bis 24.00 Uhr, in den Herbstferien geht’s schon um 10.00 Uhr los. Eine Spielrunde kostet reguläre 12,- Euro pro Person, ermäßigt 9,50 Euro. Es gibt zahlreiche Sonderkonditionen und Pakete für Gruppen, Kindergeburtstage und Familien. Reservierungen werden dringend empfohlen, können aber auch direkt online auf der Internetseite getätigt werden – dort findet Ihr auch alle Infos rund um Frankfurt und Mainz. Alles über das Mainzer Schwarzlichthelden-Minigolf lest Ihr hier bei Mainz&. Die 3D-Brillen für den vollen Spielgenuss sind übrigens auch für Brillenträger geeignet, wir haben das ausprobiert 😉

 

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Missbrauchsstudie: 53 Kleriker und 169 Opfer im Bistum Mainz – Kohlgraf bittet um Vergebung und lädt zum Gottesdienst

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Auch das Bistum Mainz ist von sexueller Gewalt gegen Kinde rund Jugendliche betroffen: Bis jetzt seien 53 Missbrauchsvorwürfe gegen Kleriker seit dem Jahr 1946 bekannt, teilte das Bistum Mainz am Dienstag mit, darunter seien 50 Diözesan- oder Ordenspriester. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte am Dienstag das Ergebnis der von ihr in Auftrag gegebenen  Missbrauchsstudie auf ihrer Vollversammlung in Fulda vorgestellt, das Bistum Mainz legte parallel dazu ein eigene Auswertung vor. Vorwürfe gegen zwei Diakone seien in der Studie nicht erfasst, teilte das Bistum weiter mit, insgesamt zähle man bisher 169 minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs im Bistum. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zeigte sich tief erschüttert und lud die Betroffenen für Sonntag, den 18. November zu einem Gottesdienst nach Mainz ein: „Ich will Sie als Bischof um Vergebung bitten“, sagte Kohlgraf, und forderte, klerikale Machtstrukturen und  die kirchliche Morallehre auf den Prüfstand zu stellen.

Auch im Bistum Mainz hat es Missbrauchsfälle gegen minderjährige Kinder und Jugendliche gegeben, 53 durch Kleriker. – Foto: gik

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte am Dienstag die lange erwarteten Ergebnisse ihrer deutschlandweiten Studie zu sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen vorgestellt. In der Kurzform „MHG-Studie“ ist sie benannt nach den Orten der Universitäten des Forschungskonsortiums – M(annheim)-H(eidelberg)-G(ießen) – der ausführliche Titel lautet „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“. Die Studie war schon vor ihrer Veröffentlichung umstritten, weil die Forscher Originaldokumente wenn überhaupt nur eingeschränkt einsehen konnten und keinen vollständigen Zugang zu den Akten hatten. Die gefunden Zahlen seien lediglich „eine untere Schätzgröße“, betonten die Forscher ausdrücklich, die Dunkelziffern lägen mit Sicherheit höher.

Insgesamt wurden für die Missbrauchsstudie 38.156 Personal- und Handakten der 27 Diözesen aus den Jahren 1946 bis 2014 durchgesehen, dabei fanden die Forscher Hinweise auf sexuellen Missbrauch durch 1.760 Kleriker an 3.677 Kindern und Jugendlichen.  1.429 Beschuldigte waren oder sind Diözesanpriester, 159 Ordenspriester, 24 hauptamtlichen Diakone. Bei 58 Beschuldigten war der Klerikerstatus unbekannt. 62,8 Prozent der Opfer waren Jungen, 34,9 Prozent Mädchen, die Hälfte war beim ersten Kontakt maximal 13 Jahre alt. Gut ein Viertel waren vierzehn Jahre und älter, bei 22,6 Prozent war das Alter unbekannt. Die Kleriker waren meist zwischen 30 und 50 Jahre alt, viele sind Mehrfachtäter, die ihre Opfer im Schnitt anderthalb Jahre bis 22 Monate lang drangsalierten.

Im Bistum Mainz erfasste die Studie Vorwürfe gegen 50 Diözesan- oder Ordenspriester, teilte das Bistum Mainz in einer eigenen Auswertung mit. Dazu kämen Vorwürfe gegen zwei Ständige Diakone, die nicht in der Studie erfasst seien, ein beschuldigter Priester sei bereits vor Jahrzehnten verstorben. Den insgesamt 53 Beschuldigten könnten bislang 169 Opfer zugeordnet werden, davon 122 Jungen und 47 Mädchen. Die zuletzt erfasste Tat datiere aus dem Jahr 2010. Dazu gab es in den vergangenen Jahren im Bistum 13 Vorwürfe gegen Heimleiter, Pädagogen, Erzieher oder Erzieherinnen sowie Ordensschwestern, die aber in der MGH-Studie nicht erfasst werden.

Die Ergebnisse der MHG-Studie „haben mich erneut erschüttert“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in einer schriftlichen Stellungnahme. „Dass die Wirklichkeit sexuellen Missbrauchs in der Kirche ein Thema ist, war seit Jahren klar“, sagte Kohlgraf weiter. Die Kirche habe „einen langen Weg der Aufarbeitung“ der sexualisierten Gewalt vor sich, das gelte auch für Mainz. Als Bischof von Mainz trage er die Verantwortung für das Geschehen, auch wenn er erst seit einem Jahr den Bischofsstab trage, sagte Kohlgraf, und betonte: „Vertuschung und Schutz der Institution darf es nicht geben.“

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bittet die Opfer um Vergebung und lädt zu einem Gottesdienst im November. – Foto: Bistum Mainz

Der Mainzer Bischof lud die Betroffenen für Sonntag, den 18. November, zu einem Gottesdienst nach Mainz ein: „Ich will Sie als Bischof um Vergebung bitten und deutlich machen, dass wir das uns Mögliche tun, dass die Taten weiter aufgeklärt, aufgearbeitet und in Zukunft verhindert werden“, betonte Kohlgraf. Er wolle in den kommenden Wochen und Monaten Betroffene persönlich treffen, es genüge nicht, die Situationen nur aus den Akten herauszulesen. „Ich kann ihr Schicksal nur erahnen. Ihr Leid bedauere ich zutiefst“, sagte Kohlgraf. Auf keinen Fall wolle er die betroffenen Menschen als „Fälle“ sehen.

Als Bischof stehe er aber auch „vor Fragen, die das kirchliche Selbstverständnis in Frage stellen“, sagte Kohlgraf weiter. Klerikale Machtstrukturen und ein bestimmtes klerikales Selbstverständnis förderten möglicherweise derartige Verbrechen, „bestimmte Auffassungen der kirchlichen Morallehre verhindern einen offenen Umgang mit den Erfahrungen und Fragen menschlicher Sexualität.“ Und „offenbar kann der Priesterberuf auch Männer anziehen, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur zum Täter werden“, sagte Kohlgraf. Diesen konkreten Fragen, die von der MHG-Studie benannt würden, werde er nachgehen, das Thema sexualisierter Gewalt und der Umgang damit „fordert von vielen einen Haltungswechsel und echte Umkehr“, betonte er. „Wie ich als Bischof dies begleiten und selbst leben kann, ist eine drängende Frage für mich“, fügte Kohlgraf hinzu.

Auch in Heimen und pädagogischen Einrichtungen des Bistums Mainz soll es zu Missbrauchsfällen gekommen sein, dies ist ein allgemeines Foto aus einer Kita in Offenbach. – Foto: Bistum Mainz

Nach heutigem kirchlichem Recht müssen alle Verdachtsfälle des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger der Römischen Glaubenskongregation gemeldet werden, die über Sanktionen und Entschädigungen der Opfer entscheidet. 52 Menschen stellten bisher im Bistum Mainz einen Antrag auf Anerkennung erlittenen Leides, 47 wurden mit Summen zwischen 1.000 und 13.000 Euro entschädigt, vier Fälle wurden abgelehnt. Insgesamt flossen im Bistum Mainz bislang 275.000 Euro an Entschädigungssummen. Darüber hinaus fanden 18 Gerichtsverfahren wegen Missbrauchs gegen Mitarbeiter des Bistums Mainz statt, vier Angeklagte wurden zu Haftstrafen, elf zu Geldstrafen oder Haft auf Bewährung verurteilt, drei freigesprochen.

Opfer sexuellen Missbrauchs können auch weiterhin Anträge auf Leistungen in Anerkennung ihres Leids stellen, betonte das Bistum ferner. Auch sei die Präventionsarbeit im Bistum Mainz in den vergangenen Jahren stark ausgebaut worden, was Ihr hier nachlesen könnt. Im Bistum Mainz nähmen alle neuen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, an einer Intensiv-Schulung Prävention teil, unterstrich das Bistum weiter. Das Schulungsangebot werde zudem derzeit überarbeitet und solle künftig auch die Erkenntnisse der aktuellen MHG-Studie mit berücksichtigen.

Die Priester des Bistums Mainz seien zwischen 2012 und 2014 alle in eintägigen Großgruppen-Schulungen an verschiedenen Standorten geschult worden. Die Themen Sexualität, Zölibat und Prävention sexualisierter Gewalt seien Teil der Priesterausbildung in Mainz. Im Rahmen des Aufnahmeverfahrens in das Seminar ist ein Gespräch mit einer forensischen Psychologin verpflichtend.

Info& auf Mainz&: Die gesamte Missbrauchsstudie samt Kurzzusammenfassungen und Statements der obersten deutschen Bischöfe findet Ihr auf dieser Internetseite. Das Statement von Bischof Kohlgraf sowie die Mainzer Auswertungen findet Ihr hier im Internet. Das Bistum Mainz hat  zwei unabhängige Missbrauchsbeauftragte eingesetzt, die Ihr unter der Email-Adresse missbrauchsbeauftragter(at)bistum-mainz.de oder telefonisch unter 06102 / 599 86 56 (Richard Seredzun) und 06165 / 2081 (Sr. Marie Bernadette Steinmetz RSM) erreicht. erreicht. Die Deutsche Bischofskonferenz hat eine kostenfreie Hotline unter der Telefonnummer 0800/0005640 eingerichtet, die von 14.00 bis 20.00 Uhr besetzt ist, Informationen gibt es auch unter www.hilfe-nach-missbrauch.de.

 

 

 

 

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Eine Million Pendler in Rhein-Main – 70.000 Einpendler pro Tag in Mainz – Firmen in Rheinhessen mit Verkehrsinfrastruktur unzufrieden

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In Berlin diskutiert die Politik noch über Hardware-Nachrüstungen für Dieselfahrzeuge, derweil macht die Wirtschaft in der Rhein-Main-Region klar: Ein Dieselfahrverbot etwa in Frankfurt wäre noch deutlich schlimmer als gedacht – und die Verkehrsinfrastruktur im Rhein-Main-Gebiet ist kurz vor dem Kollaps. Von den 2,234 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Region pendelt jeder zweite zu seinem Arbeitsplatz, 40 Prozent davon über Kreisgrenzen hinweg. „Die Verkehrsinfrastruktur stößt an die Kapazitätsgrenzen“, warnen die Industrie- und Handelskammern in Hessen in einer neuen Pendler-Studie – und dabei pendeln beileibe nicht alle nur nach Frankfurt. Und nicht einmal die Hälfte der Firmen in Rheinhessen ist mit der Verkehrsinfrastruktur aktuell zufrieden.

Nach Hessen zur Arbeit pendeln – das tun jeden Tag fast 40.000 Mainzer. Eine Pendlerstudie zeigt nun auf, wie dicht die Pendlerströme im Rhein-Main-Gebiet geworden sind. – Foto: gik

Damit sind die Pendlerströme in den vergangenen Jahren in der Region zwischen Aschaffenburg und Bad Kreuznach, Darmstadt und Gießen deutlich gestiegen. Der Grund: die boomende Wirtschaft. Knapp 170.000 Arbeitsplätze sind nach der IHK-Studie allein in den vergangenen drei Jahren in der Metropolregion Rhein-Main entstanden. Doch in der Nähe ihres Arbeitsortes wohnen offenbar immer weniger Arbeitnehmer: Jeder zweite pendelt über Kreisgrenzen hinweg zum Arbeitsort. Das sei einerseits „erfreulich, weil es ein Ausdruck der Wachstumsdynamik ist, führt aber auch zu wachsendem Druck auf allen Verkehrsträgern“, sagte der Präsident der IHK Frankfurt am Main, Mathias Müller, bei der Vorstellung der „Stau- und Pendlerstudie 2018“, die von der IHK Frankfurt erstmals für die Initiative PERFORM der Wirtschaftskammern in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz erstellt wurde.

Besonders im Fokus der Pendler steht natürlich Frankfurt selbst. 360.000 Menschen pendeln pro Tag in die Bankenmetropole zur Arbeit und heben damit deren Einwohnerzahl über die Eine-Millionen-Grenze – Frankfurt ist die Pendlerhauptstadt Deutschlands. In keiner anderen Großstadt ist der Anteil der Einpendler an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort so hoch wie hier. Fast zwei Drittel aller in Frankfurt Beschäftigten wohnen nicht in der Stadt – nur Düsseldorf und Stuttgart erreichen ähnlich hohe Werte. Die Zahlen stammen aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit, erfasst wurde dabei nicht, ob die Arbeitnehmer täglich oder vielleicht nur wöchentlich pendeln.

In diese Orte pendeln Mainzer zur Arbeit. – Quelle: IHK-Pendlerstudie, Screenshot: gik

Doch die Studie konstatiert: Die Pendlerströme seien vielfältiger und dichter geworden. „Die Beschäftigten leben die Region und machen weder an Stadt-, Kreis- noch Landesgrenzen Halt, um zu ihrem Arbeitsort zu gelangen“, heißt es. Und die Arbeitsplätze seien beileibe nicht nur in den Städten, sondern sogar vorrangig in den Regionen entstanden – allen voran in den Kreisen Alzey-Worms mit 36 Prozent, Mainz-Bingen mit knapp 30 Prozent und im Hochtaunuskreis mit 28 Prozent.

So pendeln immerhin rund 25.000 Menschen pro Tag in den Kreis Mainz-Bingen hinein, davon rund 1.400 aus Wiesbaden und rund 4.700 aus Mainz. 54.000 Menschen aber verlassen den Landkreis, um zur Arbeit zu kommen, die meisten – rund 22.000 – fahren nach Mainz, nach Wiesbaden pendeln 6.300, knapp 4.600 bis nach Frankfurt. 1.140 Beschäftigte fahren sogar zur Arbeit bis in den Main-Taunus-Kreis, 157 gar nach Offenbach und 22 bis Aschaffenburg.

Mainz gehört aber ebenfalls zu den großen Einpendlerstädten der Region, rund 70.000 Arbeitnehmer kommen nach Mainz zum Arbeiten, knapp 53.000 davon aus der Metropolregion. Allein rund 22.000 Pendler kommen dabei aus dem Kreis Mainz-Bingen, knapp 7.000 aus dem Raum Alzey-Worms und allein 8.700 aus Wiesbaden. Gleichzeitig pendeln rund 40.000 Menschen von Mainz weg zur Arbeit, meist über den Rhein hinweg nach Wiesbaden (8.356), Frankfurt (8.278) oder nach Rüsselsheim mit seinem Opel-Werk (2.086). Bis an die Bergstraße (116), nach Offenbach (241) oder sogar nach Fulda (11) fahren die Mainzer zur Arbeit.

Pendler aus der Rhein-Main-Region nach Mainz – 70.000 sind es pro Tag. – Quelle: IHK-Pendlerstudie, Screenshot: gik

„Die Verkehrsinfrastruktur, egal ob Straße oder Schiene, stößt an die Kapazitätsgrenzen“, warnen die Wirtschaftsvertreter denn auch. Viele Hauptverkehrsachsen der Metropolregion seien chronisch überlastet und in hohem Maße stauanfällig. Schon 2017 standen Autofahrer in Hessen mehr als 37.000 Stunden im Stau, Stau-Hotspots waren unter anderem die A60 im Mainzer Süden, die A66 zwischen Wiesbaden und Frankfurt, die A 3 zwischen Hanau und Obertshausen und die A5 zwischen dem Nordwestkreuz Frankfurt und dem Bad Homburger Kreuz.

Besonders unzufrieden zeigten sich Firmenvertreter aber auch in Rheinhessen: Da hier die meisten Arbeitsplätze neu entstanden seien, steige der Bedarf an Infrastruktur hier entsprechend stark, sagte der Hauptgeschäftsführer die Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Günter Jertz: „Das spüren die Unternehmen vor Ort schon jetzt.“ In einer Standortumfrage der IHK Rheinhessen und der Handwerkskammer Rheinhessen zu Jahresbeginn sei nicht einmal die Hälfte der Firmen mit der Verkehrsinfrastruktur zufrieden gewesen.

Die Straßenanbindung sei zwar für 79 Prozent der Unternehmen der wichtigste Standortfaktor, „nur 44 Prozent waren aber mit den bestehenden Verhältnissen zufrieden“, sagte Jertz. Der sechsspurige Ausbau der A 643 bleibe deshalb für die Wirtschaft ein Top-Thema: „Alleine mehr als 16.000 Auspendler fahren werktäglich aus unserer Region nach Wiesbaden“, betonte Jertz. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat gerade den Zeitplan für den sechsspurigen Ausbau der A 643 vorgestellt, Baurecht wird es frühestens 2020 geben.

So leer ist die Rheinhessenstraße nach Mainz-Ebersheim nur selten. SPD und grüne sind allerdings derzeit gegen einen vierspurigen Ausbau, die CDU fordert ihn. – Foto: gik

Die Wirtschaftsvertreter im Rhein-Main-Gebiet fordern denn auch deutlich mehr Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur, und zwar für Straßen und Schiene: Die Region brauche leistungsfähige Straßen ebenso wie ein leistungsfähiges Schienennetz, einen leistungsfähigen und bezahlbaren ÖPNV und einen Ausbau des Radwegenetzes. Einen regionalen Masterplan Mobilität mit verknüpften Verkehrswegen und einer Entlastung für die Innenstädte fordern die IHKs. Sanierungsmaßnahmen an Straßen müssten deutlich früher durchgeführt werden, die Hauptverkehrsachsen leistungsfähig gehalten werden. Gleichzeitig müsse die Leistungsfähigkeit des Schienennetzes erhöht werden, um den ÖPNV an die rasant steigende Einwohnerzahl und das Beschäftigungswachstum anzupassen.

Zudem schlägt die IH-Pendlerstudie eine Ausbau eines Lkw-Vorrangnetzes und eines regionales Lkw-Routenkonzeptes vor und mahnt, den Flughafen Frankfurt „nicht weiter einzuschränken“ – Fluglärm-geplagte werden das mit Zähneknirschen hören. Insgesamt müssten, so die Wirtschaftsvertreter weiter, die best5ehenden Verkehrsmittel besser verknüpft werden, auch über Ländergrenzen hinweg. „Es bedarf“, so die Studie weiter, „eines gemeinsamen politischen Willens, die Mobilität in der Region voranzubringen.“

Info& auf Mainz&: Die komplette Stau- und Pendlerstudie mit noch sehr viel mehr Zahlen, Fakten und Erkenntnissen könnt Ihr Euch hier bei der IHK Rheinhessen herunterladen. Mehr zum Ausbau der A 643 lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zum drohenden Diesel-Fahrverbot in Frankfurt und dem Stand in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

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Kurfürstliches Schloss in Mainz soll ab 2020 Kongresszentrum werden – Schlosshotel wohl vom Tisch – März 2019 Symposium zur Gestaltung des Umfelds

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Was wird aus dem Kurfürstlichen Schloss in Mainz? Voraussichtlich 2020 zieht das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) aus seinen Räumen im Schloss aus, der Rheinflügel wird damit für eine öffentliche Nutzung frei. Der Mainzer Stadtvorstand beschloss nun: Das gesamte Schloss soll als Kongresszentrum genutzt werden, gleichzeitig aber soll es auch für die Mainzer zugänglich bleiben: Abiball, Fastnacht, Feiern, das Schloss soll die „Gute Stubb“ von Mainz bleiben. Von einem „Bürgerschloss“ sprach Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Der Mainzer Altertumsverein indes wünscht sich, die Geschichte des Schlosses mit seiner Bedeutung für Mainz endlich wieder sichtbar und für die Mainzer erlebbar zu machen – und träumt von der Wiedersichtbarmachung der alten Martinsburg und einer Rekonstruktion der früheren Wohnräume des letzten Mainzer Erzbischofs.

Das Kurfürstliche Schloss in Mainz geht ab 2020 einer neuen Zukunft entgegen, wahrscheinlich als Kongresszentrum. – Foto: gik

2015 hatte die Stadt eine Machbarkeitsstudie zum Kurfürstlichen Schloss vorgelegt, das wesentliche Ergebnis: Das Schloss soll ein Kongresszentrum werden. In Teilen ist es das heute schon, der Isenburg-Flügel genannte, vom Rhein wegführende Teil des Schlosses mit Spiegelsaal und großem Saal wird schon heute für Tagungen, Kongresse und natürlich die Fastnacht genutzt. Auch der Rheinflügel des Schlosses solle ab 2020 als Kongresszentrum genutzt werden, bekräftigte nun Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) nach einer Sitzung des Mainzer Stadtvorstands. Das habe der Stadtrat im Dezember 2015 beschlossen, und das wolle die Stadt nun umsetzen. 2,8 Millionen Euro stellte der Stadtrat im Februar 2018 für die weitere Planungen zur Verfügung, damit soll nun eine bauhistorische Untersuchung in Auftrag gegeben, insgesamt rund 100.000 Euro für Gutachten und Expertisen ausgegeben werden.

Denn das Mainzer Schloss ist nicht irgendein Bau: Es gebe kein anderes Gebäude in Mainz außer dem Dom, das von einer so hohen historischen und architektonischen Bedeutung für die Stadt sei, sagte Ebling. Das Schloss stehe für ein früheres Machtzentrum, „es hat mit diesem Gebäude aber auch immer eine hohe Identifikation der Mainzer gegeben“, betonte der OB. Und so solle das Schloss auch künftig den Mainzern zugänglich bleiben, Ort für Abibälle und Feiern, und natürlich für die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“. „Eine öffentlich zugängliche Nutzung steht über allem“, sagte Ebling: „Es ist die Gut Stubb, und es wird die Gut Stubb bleiben.“

Was wird aus dem Umfeld des Schlosses, seinen Anbauten und den Grünflächen an der Großen Bleiche? Das will die Stadt mit den Bürgern diskutieren. – Foto: gik

Das war nicht immer so: 2015 hatte Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) gefordert, das Schloss mit einem Hotel zu flankieren, ein 4-Sterne-Haus sei nötig, um Übernachtungskapazitäten für Tagungsgäste zu schaffen. Anstelle des heutigen Anbaus aus den Nachkriegsjahren, der die Werkstätten des RGZM enthält, oder auf dem Parkplatz neben dem Schloss nannte Sitte als Optionen. Inzwischen aber sind in Mainz neun Hotels neu entstanden, der Druck hat nachgelassen. Und so mochte Sitte nun die Forderung nach einem Schlosshotel nicht erneuern.

Mainz habe sich in Sachen Kongresse gut entwickelt und inzwischen eine Million Übernachtungen, sagte Sitte. Allein im Schloss habe man in diesem Jahr 165 Veranstaltungstage, Ende 2018 würden voraussichtlich 65.000 Besucher erreicht. Mit noch mehr Räumen sei das Potenzial „deutlich höher“, betonte Sitte, das Schloss mit seinem „einmaligen Blick auf den Rhein“ solle die Vermarktung als Tagungsort beflügeln.

„Ich kann mir eine weitere Bebauung nicht vorstellen“, sagte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) auf die Frage, ob das Schlosshotel noch aktuell sei. Überhaupt gebe es „viele Fragen, die wir in der Öffentlichkeit diskutieren wollen“, betonte Grosse, vor allem zum Umfeld des Schlosses: Wie solle mit der Steinhalle umgegangen werden und wie mit dem Parkplatz? Wie könne man der alten Martinsburg Rechnung tragen, und was passiere mit dem Jubiläumsbrunnen an der Großen Bleiche? Dazu werde es Planungswettbewerbe sowie Wettbewerbe zur Freianlagengestaltung und zum Hochbau geben müssen, sagte Grosse, man wolle unbedingt aber die Bürger bei der Planung des Umfeldes einbinden. Im März 2019 sei deshalb ein Symposium zum Umfeld des Schlosses und der Frage des Denkmalschutzes geplant, sie sei mit den Denkmalschützern bereits im Gespräch.

Historische Ansichten des Mainzer Schlosses und seines Vorgängerbaus, der Martinsburg, präsentierte der Mainzer Altertumsverein im Frühjahr. – Foto: gik

Der Mainzer Altertumsverein träumt indes noch von weit mehr: Das Schloss sei eigentlich der wichtigste nicht-kirchliche Bau für die Geschichte von Mainz als Jahrhunderte lange Residenz der Erzbischöfe, sagte Georg Peter Karn vom Mainzer Altertumsverein, der eine Denkschrift zum Mainzer Schloss erstellt hat. In dem Schloss kristallisiere sich auf hochprägnante Weise die Geschichte des Erzbistums Mainz, das Schloss sei zudem einer der bedeutendsten Bauten der Renaissancegeschichte in Deutschland.

All das sei derzeit aber für die Mainzer kaum erfahrbar, klagte Karn, die Außenanlagen um das Schloss herum „ein Anblick langjähriger Vernachlässigung“. Schon im Frühjahr forderte der Altertumsverein deshalb, das Schloss aus seinem Dornröschenschlaf und seiner isolierten Lage zu befreien und regte eine neue Gestaltung des gesamten Viertels an der Großen Bleiche einschließlich des Deutschhauses gegenüber an. „Wir regen die Gründung eines Schlossbeirats an“, forderte Karn, nur mit Hilfe von Fachleuten könne „eine Sanierung fachlich kompetent erfolgen und die Anlage aus ihrem Dämmerzustand erlöst werden.“

Bei einer Sanierung gelte es, „die Geschichte des Schlosses wieder sichtbar zu machen“, wünschte sich Karn. Der Altertumsverein schlägt eine historische Rekonstruktion mancher Räume vor, etwa der Wohnräume des letzten Mainzer Erzbischofs. Alte Möbelbestände könnten vielleicht noch in bayrischen Archiven gefunden werden, mutmaßt der Verein, dort, wohin einst der vorletzte Mainzer Erzbischof Friedrich von Erthal vor den Franzosen floh. Auch eine Wiedersichtbarmachung der alten Martinsburg, dem Vorläuferbau des Schlosses, wünschen sich die Historiker. Von der sei im Erdgeschoss sogar noch eine alte Fensterfront erhalten, die aber derzeit in einer Innenwand verbaut ist, auch ein alter Toilettenbau findet sich hier, versteckt in Büroräumen, oder das noch original erhaltene Direktorenzimmer des 1852 im Schloss gegründeten RGZM.

Ein altes Fenster der Martinsburg ist noch erhalten, versteckt heute in den Büroräumen des RGZM. – Foto: gik

„Wir bitten die Stadt dringend, dass wir endlich erfahren, was sich unter dem Rasen vor dem Schloss befindet“, sagte der Historiker Ralph Melville vom Altertumsverein, und wies auf den Bereich Richtung Rheinufer. Ausgrabungen könnten helfen, ein Modell der Martinsburg zu erstellen, auch könne man so vielleicht eine direkte Verbindung zur Rheinpromenade und den Schiffsanlegern schaffen. „Das Schloss ist ein großes Angebot, die Identität der Bürger mit Schloss und Stadt zu vertiefen“, betonte Melville. Und so schlägt der Verein vor, ein Teil des Rheinflügels könne doch zum Museum werden, in dem die Baugeschichte des Schlosses dokumentiert werde. Andere Städte wie Mannheim oder Karlsruhe machten es vor, und dort seien die Schlösser große touristische Anziehungspunkte geworden.

Doch die Mainzer Stadtspitze mochte sich zu solchen Ideen noch nicht festlegen: „Das ist ein Vorschlag, und der ist gut, aber es wird viele Vorschläge geben“, sagte Ebling. In Sachen Renovierung Rheinflügel sollen die Planungen direkt und ohne Wettbewerb starten, „damit wir 2020 sofort handlungsfähig sind“, betonte Grosse. Bis Ende 2019 könnte die Pläne für den Umbau zum Kongresszentrum bereits vorliegen. 2009 war zudem mit der Fassadensanierung begonnen worden, die inzwischen am Isenburgflügel angelangt ist. 4,29 Millionen Euro flossen bereits in die Arbeiten, davon knapp 700.000 Euro von der Stadt. Bis Ende dieses Jahres soll die Fassadensanierung beendet sein.

Auch die künftige Schlosssanierung werde eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Land, Stadt und gesellschaftlichem Engagement sein müssen, stellte Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) klar – die Kosten bemisst der Dezernent inzwischen auf 65 Millionen Euro. „Wir kriegen eine Finanzierung hin, wenn sich die Welt nicht total ändert“, zeigte sich Beck zuversichtlich. Ebling schätzte die Dauer für die Sanierung des Rheinflügels auf drei Jahre. „Schaffen Sie einen Identifikations- und Erinnerungsort“, mahnte Karn, „ein Tagungsort allein ist für die Mainzer zu wenig.“

Info& auf Mainz&: Unseren Bericht von der Vorstellung der Machbarkeitsstudie zum Kurfürstlichen Schloss in Mainz aus dem Oktober 2015 könnt Ihr hier noch einmal nachlesen (und dabei gleich auch sehen, wie sich unsere Berichterstattung in den drei Jahren gewandelt hat… ;-)). Die Machbarkeitsstudie selbst findet Ihr zum Download hier bei der Stadt Mainz.

 

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Sturmtief Fabienne wütet in Mainz-Ebersheim und Teilen Rheinhessens – Dächer abgedeckt, Schornsteine umgeworfen, Turnhalle in Nieder-Olm für Sturmopfer geöffnet

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Pünktlich zum Herbstanfang ist mit Sturmtief Fabienne der erste Herbststurm über Mainz gezogen – und Fabienne sorgte gleich für heftige Verwüstungen. Betroffen war vor allem der südliche Mainzer Stadtteil Ebersheim, hier deckte eine heftige Böe rund um den Töngeshof mindestens fünf Dächer ab, riss Schornsteine und Bäume um und verwüstete Straßen und Gärten. 147 Einsätze fuhren die Feuerwehren im Stadtgebiet Mainz in wenigen Stunden, in Ebersheim waren es allein etwa 60. Im Rest von Mainz blieb es meist bei vollgelaufenen Kellern und herabgefallenen Ästen, doch im angrenzenden rheinhessischen Umland wütete der Sturm heftig: Auf einer Linie von Nieder-Olm bis Nierstein fiel der Strom aus, wurden Dächer abgedeckt und Bäume umgerissen. Der Landkreis Mainz-Bingen öffnete am Abend gar die Turnhalle in Nieder-Olm für Sturmopfer.

Umgestürzter Baum in Mainz-Ebersheim durch Sturm Fabienne. Das postete Heiner Rozowksi auf Facebook. – Screenshot: gik

Gegen 16.30 Uhr erreichte die Kaltluftschneise mit Sturm Fabienne das Stadtgebiet von Mainz, es wurde kurz, aber heftig: Immense Windböen peitschten Regenvorhänge durch die Straßen, was nicht gesichert war, flog durch die Gegend. „Umgestürzte Bäume, Wasserschäden, Gebäudebrand, das gab’s alles“, sagte am Abend Sebastian Steigerwald von der Feuerwehr Mainz auf Mainz&-Anfrage. Mehrere Brandmeldeanlagen in Einrichtungen sprangen an, im Hauptbahnhof stand ein Aufzugsschacht unter Wasser. Zahlreiche Äste wurden vom Sturm heruntergerissen, vielfach mussten die Feuerwehren blockierte Straßen frei machen, wie etwa in Mainz-Finthen. „Die Einsätze dauern an“, sagte ein Sprecher der Mainzer Polizei um kurz vor Mitternacht, „die Feuerwehren sind noch lange nicht durch.“

Von Sturmschäden an Dächern berichtete das Dachdeckerunternehmen Arno Leber auf seiner Facebookseite. – Screenshot: gik

147 Einsätze zählte die Mainzer Feuerwehr bis zu diesem Zeitpunkt, besonders schlimm hatte es den Stadtteil Ebersheim getroffen: „Da ist eine stärkere Windböe durchgegangen“, berichtete Steigerwald, die Böe sei einer Windhose nahe gekommen. Mehrere Dächer von Einfamilienhäusern seien abgedeckt worden, Schornsteine umgestürzt und Bäume umgefallen. „Zahlen liegen noch nicht vor“, sagte der Feuerwehrmann. Die gute Nachricht bei alldem: Menschen kamen nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht zu Schaden.

Offenbar hatte die Windböe aber richtiggehend eine Schneise durch Ebersheim geschlagen, Anwohner berichteten von mindestens fünf Hausdächern, die im Wohngebiet Töngesstraße rund um den Töngeshof abgedeckt wurden. Wasser lief die Gasse herunter, Pavillons wurden zerlegt, die Bushaltestelle am Töngeshof unter Ästen begraben. „Sturmschäden in Ebersheim und Lörzweiler beseitigt“, meldete der Dachdeckerbetrieb Arno Leber am Abend auf seiner Facebookseite: „Morgen helfen wir weiter, Danke an meine Mitarbeiter und die Feuerwehr, das war ein schlimmes Unwetter heute.“

Eine ganze Reihe von Ortschaften im angrenzenden rheinhessischen Umland traf der Sturm mit voller Wucht. Aus Stadecken, Mommenheim, Nierstein und Zornheim berichteten Anwohner via Facebook von Sturmschäden. „Das Unwetter hat in Rheinhessen gewütet“, sagte Steigerwald, es habe vollgelaufene Keller und abgedeckte Dächer gegeben, Straßen wurden durch umgefallene Bäume versperrt. „Betroffen von den Sturmschäden sind vor allem die Verbandsgemeinden Nieder-Olm und Rhein-Selz, sowie Teile der Verbandsgemeinde Bodenheim“, teilte die Kreisverwaltung Mainz-Bingen noch in der Nacht mit. Mehr als 320 Einsätze zählten die Feuerwehren der Region.

So sah Sturmtief Fabienne am Weinstand am Mainzer Rheinufer aus. – Foto: Anke Eckhard-Würz

Zwischen Mommenheim und Schwabsburg knickte zudem ein Strommast um, an mehreren Stellen wurden Stromleitungen beschädigt. In mehren Orten fiel für einige Zeitder Strom aus, die Bahnstrecke zwischen Mainz und Worms war am Abend gesperrt. Landrätin Dorothea Schäfer (CDU) machte sich noch am Abend ein Bild von den Schäden und dankte den Einsatzkräften. Im Nieder-Olmer Gymnasium wurde die Sporthalle für Opfer von „Fabienne“ geöffnet. Betroffene Personen könnten hier die Nacht verbringen, der Katastrophenschutz sei vor Ort, für Feldbetten und Verpflegung sei gesorgt, teilte die Kreisverwaltung mit.

Auch in Wiesbaden standen Keller unter Wasser und riss Fabienne Bäume um, die Freiwillige Feuerwehr Mainz-Kostheim meldete allerdings nur zwei Einsätze wegen überfluteter Keller und Hoefen – und beendete nach einer Stunde ihren Einsatz schon wieder. Die Feuerwehr im Stadtgebiet Wiesbaden hatte bereits einen arbeitsreichen Tag hinter sich: In der Bahnhofstraße sorgte ein Gebäudebrand für einen Großeinsatz. Auch in Darmstadt und Umgebung wütete der Sturm, die A67 war am Abend zwischen Rüsselsheimer Dreieck und Groß-Gerau noch immer wegen umgestürzter Bäume gesperrt, meldeten die Kollegen von der Hessenschau auf ihrer Internetseite.

Im Raum Groß-Gerau seien vielfach Dächer abgedeckt worden, am Frankfurter Flughafen wurden dem Bericht zufolge 1211 Flüge annuliert, Bahnstrecken waren wegen umgestürzter Bäume blockiert. „Auf der B459 zwischen Rödermark-Ober-Roden (Offenbach) und Eppertshausen (Darmstadt-Dieburg) lagen nach Polizeiangaben rund 50 Bäume auf der Straße“, heißt es bei der Hessenschau weiter. Die Straße bleibe bis voraussichtlich Montag gesperrt.

 

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Deutsche Weinkönigin: Nahe, Baden, Württemberg, Franken, Rheingau und die Pfalz im Finale zur WDDW2018

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Es war ein knappes Rennen in einem hochkarätigen Feld, kurz nach 19.00 Uhr fiel die Entscheidung: Um die Krone der Deutschen Weinwirtschaft kämpfen kommenden Freitag die sechs Kandidatinnen aus Württemberg und Baden, von der Nahe, aus dem Rheingau, der Pfalz und Franken. Carolin Klöckner, Franziska Aatz, Pauline Baumberger, Tatjana Schmidt, Inga Storck und Klara Zehnder setzten sich am Samstagnachmittag in einem hochkarätigen Finale in Neustadt an der Weinstraße gegen harte Konkurrenz durch. Lea Kopp aus Rheinhessen schaffte es nicht ins Finale, doch Mainz ist trotzdem toll vertreten: Pauline Baumberger arbeite im Marketing für den Weinversand „Geile Weine“, der eng mit der Weinraumwohnung verbandelt ist.

Diese sechs kämpfen kommenden Freitag um die Deutsche Weinkrone: Pauline Baumberger (Nahe), Inga Storck (Pfalz), Klara Zehnder (Franken), Tatjana Schmidt (Rheingau), Carolin Klöckner (Würtemberg) und Franziska Aatz (Baden). – Foto: gik

Zwölf junge Damen waren im Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin angetreten, gesucht wird in diesem Jahr nichts weniger als die 70. Repräsentantin der deutschen Weinwirtschaft. Die Deutsche Weinkönigin repräsentiert als höchste deutsche Weinmajestät ein Jahr lang die deutschen Winzer auf rund 100 Terminen im In- und Ausland. Sie vertritt deutsche Weine auf Messen und Festen, leitet Weinproben, führt Interviews und repräsentiert generell die Viefalt deutscher Weine.

1949 wurde die erste Deutsche Weinkönigin gekürt, Elisabeth Kuhn aus der Pfalz wurde damals einfach von eine paar Herren aus der Weinwirtschaft bestimmt. Am Anfang musste die Weinkönigin lediglich „einen Spruch aufsagen, einen Walzer tanzen und einen Wein trinken“, wie die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), Monika Reule, berichtete. Seither hat sich das Amt massiv gewandelt: Die Deutsche Weinkönigin muss heute eine fundierte Weinfachfrau mit umfangreichem Weinwissen sein, dazu aber mit Auftreten, Spontanität und sehr guten Englischkenntnissen glänzen. „Eine Weinkönigin muss eine sehr starke Kommunikationsfähigkeit haben“, sagte die Master of Wine, Caro Maurer, die als Expertin in der Masterjury beim Vorentscheid auf der Bühne saß: „Eine Weinkönigin muss vor allem strahlen.“

Am Freitag traten zwölf Damen im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße an, um genau das zu beweisen. Die Wahl ist in jedem Jahr zweigeteilt, erst müssen die Kandidatinnen bei einer Fachbefragung ihr Können unter Beweis stellen, sechs qualifizieren sich dabei für das große Finale, bei dem die Deutsche Weinkönigin und zwei Deutsche Weinprinzessinnen gekürt werden. Alle Kandidatinnen haben zuvor eines der deutschen Weinanbaugebiete ein Jahr lang als Weinkönigin vertreten, nur die Kandidatin von der Ahr trat in diesem Jahr aus persönlichen Gründen wie es hieße, nicht zur Wahl an.

Diese zwölf traten am Samstag beim Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin an. – Foto: gik

Den Wandel zu einem modernen Amt zeigt auch die zunehmende Zahl der Quereinsteiger: Unter den zwölf Kandidatinnen waren zudem in diesem Jahr nur zwei Winzerinnen, die Berufsbilder reichten von Krankenschwester über Romanistikstudentin bis hin zur Erzieherin und Wirtschaftsingenieurin. Doch auch die Seiteneinsteigerinnen bewiesen, dass sie über fundiertes Weinfachwissen verfügten: Da galt es Maischegärung zu erklären und den Weinexport, Klimawandel und Tröpfchenbewässerung oder die Frage zu klären, was auf ein Weinetikett gehört.

Jede Kandidatin musste sich drei Fachfragen stellen, davon eine auf Englisch, dazu in einer Raterunde Fehler in Weinnachrichten erkennen. Da galt es zu erkennen, dass die älteste Weingenossenschaft 150 Jahre alt ist, dass Drohnen kein Laub schneiden können oder dass China nicht das wichtigste Exportland für deutsche Weine ist – sondern die USA. „Das Niveau ist sehr, sehr hoch“, staunte da selbst Caro Maurer. Besonders starke Auftritte legten Tatjana Schmidt aus dem Rheingau und Inga Storck aus der Pfalz hin: Die beiden gelernten Winzerinnen und Weinbaustudentinnen glänzten mit herausragendem Weinwissen und gleichzeitig charmanten und lebendigen Auftritten – pfiffig, witzig und super wein-eloquent eroberten sie die Herzen des Saals und der Jury im Sturm.

Heiße Anwärterin, die mit toller Persönlichkeit herausstich: Pauline Baumberger von der Nahe. – Foto: gik

Eine Frage müssen die Kandidatinnen auch stets in Englisch beantworten, die Deutsche Weinkönigin absolviert mehrere Auslandsreisen. Nicht jede Kandidatin konnte da glänzen, mit absolut perfektem Englisch tat sich aber Carolin Klöckner aus Württemberg hervor: Die Studentin der Agrarwissenschaft hat bis zu ihrem siebten Lebensjahr in den USA gelebt, klar, dass da das Englische nur so sprudelte. Und wer schon den Jubiläumswein für die eigene Uni stellen darf hat Weinwissen sowieso in der Tasche. Und Carolin würde dann auch gerne Astronaut Alexander Gerst fragen, ob man unsere Weinregionen wohl aus dem All sieht – wir sagen Euch Bescheid, wenn wir Antwort haben.

Tatsächlich stellt man fest: Die Konkurrenz zur Wahl der Deutschen Weinkönigin ist hart, wer weiterkommen will, muss etwas Besonderes bieten. Das tat vor allem eine: Pauline Baumberger stach schon allein dadurch heraus, dass sie in einem todschicken schwarzen Hosenanzug auf die Bühne kam – ausgesprochen ungewöhnlich für eine Weinkönigin. Die 25-Jährige aus Mandel an der Nahe hat in Mainz und in Den Haag Kommunikationsdesign studiert, ab Oktober will sie eigentlich ihren Master in Neustadt machen. Vor allem aber steht die Marketingfachfrau für moderne Frauenpower in der Weinszene: Als „Head of Communication“ bei „Geile Weine“ leitet sie nicht nur den hochmodernen Auftritt des Weinversands, sondern schreibt auch einen eigenen Blog für Frauen im Weinbau – feministisch, modern und fundiert.

„Gleichberechtigung ist mir ein großes Anliegen“, sagte Pauline Mainz& nach dem Vorentscheid, „es ist mir extrem wichtig, dass wir Weinköniginnen Fachfrauen sind und nicht nur schöne Dekoration.“ Bei der Fachbefragung allerdings hakte es bei Pauline manchmal ein wenig, zu groß war die Nervosität bei der 25-Jährigen, die als erste der Kandidatinnen auf die Bühne musste. „Es hätte noch mehr in die Substanz gehen können“, sagte Pauline selbstkritisch, „aber das war die Aufregung.“ Nun aber sei sie sehr stolz, dass sie die Nahe in der zweiten Runde noch einmal vertreten dürfe: „Ich bin sehr stolz, ins Finale gekommen zu sein.“

Behaupten beim Finden falscher Weinnnachrichten mit Moderator Holger Wienpahl (links) und der amtierenden Deutschen Weinkönigin Katharin Staab (2. von links.). – Foto: gik

„Sie ist einfach eine Persönlichkeit, das bringt sie ‚rüber, und damit bleibt sie in den Köpfen“, sagte Katharina Staab, noch amtierende 69. Deutsche Weinkönigin und selbst von der Nahe. Damit habe Pauline in einem äußerst starken Feld gepunktet. „Sie hat genau das getan, was wir uns erhofft haben“, sagte auch Nadine Poss, Geschäftsführerin der Nahe-Weinwerbung – und selbst von 2013 bis 2014 Deutsche Weinkönigin. Pauline sei „ganz bei sich geblieben, sie ist ganz natürlich geblieben“, schwärmte Poss, „einfach Pauline!“

Nun muss sich Pauline gemeinsam mit den fünf anderen Kandidatinnen kommenden Freitag in einer großen Wahlgala erneut dem Publikum und der 70-köpfigen Jura aus Politik, Medien und Weinwirtschaft stellen. Im Saalbau in Neustadt wird es dann erneut um Weinwissen, aber auch um Aufreten und Spontanität gehen. Nicht jede, die im Vorentscheid glänzte, konnte in der Vergangenheit auch in der Gala überzeugen, die Weinwirtschaft schaut genau hin, welche der Damen eine würdige Repräsentantin ist – schließlich trifft die Deutsche Weinkönigin auch Staatsoberhäupter und sehr viele Menschen.

Chancen rechnet sich definitiv dabei auch der Rheingau aus: Tatjana Schmitt präsentierte sich so souverän und gleichzeitig voller Schwung auf der Bühne, das sind gute Voraussetzungen für die Winzerstochter aus Walluf, die selbst eine Ausbildung in Schloss Johannisberg absolvierte und in Geisenheim Weinbau studiert. „Sie hat fachlich überzeugt und mit viel Esprit“, sagte der Rheingauer Weinbaupräsident Peter Seyffardt Mainz&, „ich denke, sie hat gute Chancen.“ Und schließlich, fügte Seyffardt noch hinzu, „höre ich schon seit zehn Jahren im Rheingau: Die Tati, die wird mal Deutsche Weinkönigin.“

Info& auf Mainz&: Der Vorentscheid zur Wahl der Deutschen Weinkönigin wird am Sonntag, den 23. Setpember, um 13.45 Uhr im Südwestfernsehen in einer Zusammenfassung gezeigt. Wer 70. Deutsche Weinkönigin wird, das entscheidet sich am Freitag, den 28. September ab 20.15 in einer großen Wahlgala, die live vom Südwestfernsehn übertragen wird. Alle Kandidatinnen könnt Ihr Euch auch noch einmal hier im Internet beim Deutschen Weininstitut ansehen.

 

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Mainzer SPD zieht mit Alexandra Gill-Gers als Spitzenkandidatin in die Kommunalwahl 2019 – Corinne Herbst Kandidatin für Europawahl

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Die Mainzer SPD zieht mit ihrer Fraktionschefin im Stadtrat in die Kommunalwahl 2019: Alexandra Gill-Gers soll die Sozialdemokraten als Spitzenkandidatin in die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führen. Der SPD-Parteivorstand nominierte diese Woche die 48 Jahre alte Weisenauer Lehrerin einstimmig für Platz eins der Stadtratsliste. Gill-Gers bringe alle Eigenschaften einer Kommunalpolitikerin mit, erklärte SPD-Parteichef Marc Bleicher: Sie habe engen Kontakt zu den Menschen, sei aber gleichzeitig durchsetzungsstark und fachkundig und könne widersprüchliche Interessen zusammenführen, lobte der Mainzer Parteichef. Nominiert werden soll Gill-Gers offiziell auf einem Parteitag im November, dann will die SPD auch die weitere Stadtratsliste aufstellen. An diesem Samstag lädt die SPD die Mainzer außerdem zu einem „Zukunftskongress“ zum Thema „Generationenfreundliche Stadt“ von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr im INNdependence Hotel in der Mainzer Oberstadt. Könnt Ihr noch schnell hingehen 😉

Die 48 Jahre alte Lehrerin Alexandra Gill-Gers soll Spitzenkandidatin der Mainzer SPD für die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 werden. – Foto: SPD Mainz

Alexandra Gill-Gers ist seit gut einem Jahr Vorsitzende der Stadtratsfraktion der Mainzer SPD, sie beerbte damals Eckart Lensch (SPD), der wiederum in Nachfolge von Kurt Merkator neuer Mainzer Sozialdezernent wurde. Die Haupt- und Realschullehrerin mit den Fächern Arbeitslehre, Politik und Wirtschaft ist seit 1988 Mitglied in der SPD und war schon in ihrer Studentinnenzeit an der Universität Mainz im Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen sowie zwei Jahre als Sozialreferentin im Allgemeinen Studierendenausschuss aktiv. 1988/1989 war sie Bundesschülersprecherin, heute lebt sie in Mainz-Weisenau und ist Konrektorin einer Integrierten Gesamtschule in Wiesbaden-Biebrich. Schulsozialarbeit, Einrichtung weiterer Ganztagsschulen und Verbesserung der Radfahrsituation in Mainz gab sie einmal bei einer Vorstellung im SPD-Ortsverband Mainz-Weisenau als Ziele an.

In ihrem Jahr als Fraktionschefin im Mainzer Stadtrat hat sich Gill-Gers bereits Anerkennung und Respekt erworben. Gill-Gers habe „viel bewegt“, sie erkenne aktuelle Aufgaben und biete Wege zu Lösungen an, lobte SPD-Kreischef Marc Bleicher: „Sie ist fachkundig und durchsetzungsstark, gleichzeitig kann sie widerstreitende Interessen so zusammenführen, dass sich alle Beteiligten auf eine gemeinsame Linie verständigen können.“ Gill-Gers lege zudem Wert auf das persönliche Gespräch mit den Menschen, „sie hört zu, wägt ab und vertritt ihre sozialdemokratischen Positionen.“ Diese Eigenschaften prädestinierten sie als Kommunalpolitikerin, deshalb wolle die SPD auch mit ihr als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf ziehen.

Die SPD Rheinhessen will das Thema bezahlbares Wohnen künftig stärker in Kooperation zwischen Stadt Mainz und den umliegenden Landkreisen angehen. – Foto: SPD Mainz

„Was in einer Stadt entschieden wird, hat für diejenigen, die dort leben und arbeiten, oft viel größere Auswirkungen als das, was im Land, im Bund oder in Europa entschieden wird“, sagte Gill-Gers selbst. Deshalb werbe sie dafür, sich auf kommunaler Ebene zu engagieren. „Es geht aber noch um mehr, viel mehr“, betonte die 48-Jährige: „Wir erleben gerade, wie der Rechtspopulismus auch in Deutschland an der Demokratie zerrt und die großartigen Chancen, die diese Staatsform bietet, zerstören will.“ Dem begegne man am besten, indem man sich auf die Seite der Demokratie stelle und mitarbeite. „Das geht nirgendwo so gut wie auf kommunaler Ebene“, fügte sie hinzu.

Gill-Gers muss nun noch von einem Parteitag offiziell nominiert werden, die SPD will das im November tun. Dann soll auch die übrige Stadtratsliste aufgestellt werden. Auch in den einzelnen Ortsteilen rüstet sich die SPD für die Wahl – am 26. Mai werden auch die Ortsvorsteher in den Mainzer Stadtteilen neu bestimmt. Für den Stadtteil Gonsenheim nominierte die Gonsenheimer SPD nun mit großer Mehrheit Jens Carstensen als Ortsvorsteher-Kandidat. Der Vorsitzende der AWO Rheinland sitzt bereits als Fraktionschef für die SPD im Gonsenheimer Ortsbeirat und soll nun CDU-Ortsvorsteherin Sabine Flegel herausfordern.

Bezahlbarer Wohnraum, Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, „und vor allem zuhören, was die Menschen in Gonsenheim bewegt“, nannte Carstensen laut Mitteilung der SPD Gonsenheim als seine Ziele. „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, betonte Carstensen: „Ich möchte umsetzen.“ Als zentrales Anliegen nannte er zudem, dem Ortsbeirat mehr Mitsprache zu geben und ihn vor allem frühzeitig bei Beschlüssen im Stadtrat zu Interessen der Bürger in den Stadtteilen einzubinden.

Corinne Herbst ist die Kandidatin der SPD Rheinhessen für die Europawahl im Mai 2019. – Foto: SPD Mainz

In die Europawahl, die ebenfalls am 26. Mai 2019 stattfindet, schickt die SPD Rheinhessen die Mainzerin Corinne Herbst. Am 10. September wählte die SPD Rheinhessen die 45 Jahre alte Bildungsreferentin im SPD-Landesverband zu ihrer Kandidatin für die Europawahl. Geht es nach den Rheinhessen, soll Herbst am Ende auf Platz zwei der rheinland-pfälzischen Europaliste landen. Die geborene Mainzerin und „Wochenend-Wormserin“ bekannte, sie sei „Rheinhessin durch und durch“ und wolle Rheinhessen wieder zu mehr Gewicht in Europa verhelfen. „Ich bin aufgewachsen in dem Wissen: Europa ist gut für uns, das ist die richtige Idee“, sagte Herbst auf dem Parteitag. Der frühere französische Außenminister Robert Schumann, der sich stark für die deutsch-französische Freundschaft einsetzte, sei ihr Vorbild, sie wolle ihre „persönliche Begeisterung über Europa zu den Menschen tragen.“

Auf der Konferenz verabschiedete die SPD auch ein Strategiepapier für mehr Kooperation zwischen Stadt und Kreis in Mainz und Rheinhessen. Das Zauberwort laute Kooperation, betonte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), und die gebe es schon jetzt zwischen Stadt und Kreis Mainz-Bingen: „Wir arbeiten im Energiesektor zusammen, das ist nicht selbstverständlich“, betonte Ebling, auch das Fahrrad-Verleihsystem meinRad werde zusammen betrieben. Die wichtigste Aufgabe werde aber sein: „Schaffen wir Sicherheit, wenn es um das Thema Wohnen geht“, betonte Ebling. Auch ein Bauarbeiter in Nieder Olm könne dort inzwischen keine Wohnung mehr bezahlen. „Wir wollen sicher stellen, dass alle Instrumente scharf sind“, sagte Ebling, „wer sich auf die SPD verlässt, kann sich sicher sein, dass er künftig seine Wohnung, seine Miete bezahlen kann.“

Auch ein leistungsfähiges Glasfasernetz für die Gigabyte-Zukunft nannte Ebling als wichtiges Ziel für die SPD Rheinhessen. Eine Absage erteilte er allerdings einem großflächigen Ausbau von Straßen – derzeit streiten sich SPD und CDU um den Ausbau der Rheinhessenstraße. „Straßen ausbauen, das ist zu wenig als Antwort“, sagte Ebling, Mobilität müsse integriert gedacht werden. „Es darf nicht zur sozialen Frage werden, mit dem ÖPNV aus dem Umland nach Mainz zu fahren“, betonte der Oberbürgermeister.

Doch mit seiner Position erntete Ebling prompt Widerspruch aus der eigenen Partei: „Ich bin nicht der Auffassung, dass wir in fünf bis zehn Jahren autofreie Städte haben, wir müssen auch Straßen bauen“, mahnte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Ralf Spiegler. Auch der ÖPNV müsse zwischen Stadt und Landkreis vernetzt ausgebaut werden, „da sind wir nicht die vordersten der Bewegung“, sagte Spiegler. Auch bei der Wohnungsbaupolitik sah der Verbandsgemeindechef Nachholbedarf: „Die Preise, die in meiner Verbandsgemeinde auf dem freien Wohnungsmarkt gezahlt werden, sind beschämend“, räumte er offen ein. Eine weitere Genossin aus dem Rheinhessischen kritisierte, ihr fehle eine inhaltliche Auseinandersetzung auf breiter Parteibasis. Das Papier sei ihr zu wirtschaftslastig, „ich wünsche mir künftig vom Vorstand eine breitere Aufstellung an Themen“, fügte sie hinzu.

Info& auf Mainz&: Für den heutigen Samstag, den 22. September 2018, lädt die Mainzer SPD die Bürger zudem zu einem Zukunftskongress zum Thema „generationenfreundliche Stadt“ ein. „Wie soll das Mainz der Zukunft aussehen, damit alle Generationen dort gut und zufrieden leben können?“, fragt die SPD und: „Was erwarten wir von einer Stadt, in der sich junge Menschen, Familien und ältere Menschen gleichermaßen wohl fühlen sollen?“ Dazu will die SPD gerne die Antworten, Wünsche und Anregungen der Mainzer hören – loswerden könnt Ihr das von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr im Hotel INNdependence in der Gleiwitzer Straße in der Mainzer Oberstadt. Mehr Infos zur Mainzer SPD gibt es auf dieser Internetseite, die SPD Rheinhessen findet Ihr hier im Internet.

 

 

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