Sie war die erste Mainzer Gasthausbrauerei und sie ist bis heute Kult: Das Mainzer Eisgrubbräu wird heute 30 Jahre alt. Die Gaststätte wurde genau am 18. Mai 1989 eröffnet – in historischen Eiskellern im Mainzer Kupferberg. Das Eisgrubbräu schrieb Gaststättengeschichte und es belebte eine Jahrhunderte alte Mainzer Tradition wieder: Als eine der ersten Gaststätten bundesweit wurde hier nicht nur haugemachtes Craft Bier nach eigenen Rezepten gebraut, und das lange bevor Craft Bier Trend wurde. Die Gäste sitzen auch bis heute direkt neben den Bierkesseln im Gastraum. Das Eisgrubbräu ließ so die in Vergessenheit geratene Mainzer Biergeschichte wieder aufleben, die heute mit weiteren Akteuren wie Eulchen Bier, Kuhn Künz Rosen und dem Rheinhessenbräu blüht und gedeiht.

Eisgrubbräu von außen bei Nacht - Foto Eisgrubbräu
Kultlokal, Brauerei, Partylocation – das Mainzer Eisgrubbräu wird heute 30 Jahre alt. – Foto: Eisgrubbräu

Alles begann mit einer Zeitungsanzeige: „Urige Gewölbekeller zu vermieten/zu verkaufen“, stand da, und der Zusatz „für Weinausschank/Brauerei.“ Die Anzeige las Klaus Wesel aus dem badischen Ettlingen, der gerade auf der Suche nach einer Location für eine Gasthausbrauerei war – die Zeitungsanzeige führte ihn nach Mainz. Am 18. Mai 1989 öffnete das Eisgrubbräu in Mainz seine Tore, bis heute sitzen hier die Gäste direkt neben den Braukesseln. Die alten Keller aber waren alte Eiskeller – und auch der Braumeister hatte eine besondere Verbindung zur Geschichte der Stadt Mainz.

Eventbrauereien samt Gaststube waren damals in Deutschland noch eine Seltenheit, der Craft Beer Boom noch nicht über den großen Teich nach Deutschland geschwappt. „Ich glaube wir waren die achte oder neunte Brauerei“, erinnert sich Eisgrub-Manager Benno Frank: „Wesel hatte auch die Idee, die Gäste mitten zwischen den Braukesseln sitzen zu lassen, das kam gleich gut an.“

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Heute sitzen die Gäste auch in modernen Räumen beim hausgemachten Craft Bier. - Foto: Eisgrubbräu
Braukessel mitten in der Gaststube: Das Eisgrubbräu war eine der ersten Eventbrauereien in Deutschland. – Foto: gik

Eigenes Bier wollten sie hier brauen, das Schicksal half dabei tatkräftig mit: „Der letzte Braumeister der Mainzer Aktienbrauerei, Burkhardt Kühn, wurde der erste Braumeister im Eisgrubbräu“, berichtet Frank. Erst viel später entdeckten die neuen Mainzer Bierbrauer die lange Biertradition von Mainz. „Man kennt die Stadt und die Gegend immer mit Wein, Wein, Wein“, sagte Frank, „wir haben im Laufe der Jahre entdeckt, dass es in Mainz einmal über 100 Kleinstbrauereien auf dem Stadtgebiet gab – wir waren die ersten, die das wiederbelebt haben.“

600 Jahre alt ist die Biertradition in Mainz, sagen Experten, vor gut 150 Jahren kamen große Biernamen aus Mainz: das Sonnenbier etwa, die Brauerei Königsborn in Mainz-Finthen oder die Altmünsterbrauerei ab 1840. Die MAB, das Mainzer Aktienbräu, wurde 1859 als „Brey’sche Aktien-Bierbrauerei“ gegründet und gehörte 1915 mit 300.000 Hektolitern Ausstoß zu den zehntgrößten Brauereien Deutschlands. 1928 hatte man sogar eine eigene Gaststätte in Paris, doch der zweite Weltkrieg zerstörte die Brauereigebäude auf der Kupferbergterrasse – die MAB erreicht nie wieder alte Größe und wurde 1983 aufgegeben.

Dass sich die alten Brauerei-Geschichten rund um den Kupferberg in Mainz ranken, ist indes kein Zufall: Die tiefen Keller waren nicht nur gut für die Weinlagerung des Sektherstellers Kupferberg, in den kühlen Kellern ließ sich auch gut gebrautes Bier lagern – von „Eiskellern“, künstlich angelegten Vorratsräumen im Berg, sprechen die Geologen der Uni Mainz.

Eisgrubbräu moderne Räume heute - Foto Eisgrubbräu
Heute sitzen die Gäste auch in modernen Räumen beim hausgemachten Craft Bier. – Foto: Eisgrubbräu

In den denkmalgeschützten Kellern von 1872 „wurde früher tatsächlich im Sommer Eis gelagert – bis der Herr Linde in Mainz den Kühlschrank erfand“, berichtete Frank. Der Ingenieur Carl von Linde hatte 1871 eine neuartige Kältemaschine erfunden und damit tatsächlich die Grundlagen für die modernen Kühlschränke gelegt. 1879 gründete er gemeinsam mit anderen Partnern – darunter Gustav Jung von der Mainzer Aktienbrauerei – die Gesellschaft für Linde’s Eismaschinen AG, die heutige Linde AG in Wiesbaden. Der erste Einsatzort der neuen Kältemaschinen waren denn auch – Bierbrauereien.

Nun brauen sie seit 1989 in den alten Eiskellern von Mainz ein frisches helles Craft Bier, ein Schwarzbier sowie jeweils ein Saisonbier, handgemacht und nach eigenen Rezepten des Braumeisters Kühn. „Wir haben keine vollautomatische Brauanlage, sondern arbeiten weiter mit manueller Steuerung“, sagt Frank. 2000 bis 3000 Leiter Bier werden bis heute vor den Augen der Gäste Woche für Woche gebraut, die Brauverfahren bei kleinen Führungen erklärt. Vor zwölf Jahren kauften die Eisgrubbräu-Macher die Keller, mehr als 10,5 Millionen Euro wurden insgesamt investiert. Bei den Mainzer ist das Eisgrubbräu Kult, und so denken sie auch gar nicht ans Aufhören: „Ich hoffe“, sagt Frank“, dass wir den 60. Geburtstag noch erleben.“

Info& auf Mainz&: Die Geburtstagsparty am Samstagabend ist leider schon ausgebucht, aber es gibt ja noch genug andere Gelegenheiten, das Eisgrubbräu zu besuchen – Infos dazu hier im Internet.

 

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