Es ist widerlich, weit verbreitet, und offenbar nicht in den Griff zu kriegen: Wildes Pinkeln ist leider in Mainz weit verbreitet, besonders in der Innenstadt. An Festen wie Fastnacht wird es zur Pest, aber selbst im Alltag gibt es Menschen, die ihr Bedürfnis einfach nicht bei sich behalten können. Die Stadt Mainz testet deshalb jetzt am Rathaus einen Speziallack: Die besondere Beschichtung macht, dass der Strahl auf den Verursacher zurück geworfen wird. „Achtung, Mauer pinkelt zurück!“ heißt es deshalb ab sofort am Treppenaufgang vom Rheinufer zum Rathaus.

Burkhard Hofmann spritzt an der Mauer
Spritztest an der Mauer: Burkhard Hofmann testet den neuen Speziallack gegen wildes Pinkeln – Foto: gik

Die verwinkelte, enge Stelle ist ein „neuralgischer Punkt“, wie Burkhard Hofmann, Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung der Stadt Mainz, das nennt. Besonders nachts werden die Mauern des Aufgangs gerne zum Schutz für ein heimliches Geschäft genutzt: Nachtschwärmer verrichten hier gerne ihre Notdurft, die grauen Steinwände sind schon ganz gelb – es stinkt.

Fortan pinkelt die Mauer hier nun zurück: Auf zehn Quadratmetern hat die Stadt drei evrschiedene Versionen des neuen Speziallacks angebracht. „Es wirkt“, sagt Hofmann beim Test trocken, und weist auf die Wasserspritzer seiner Hose, „man sieht es ja.“ In der Tat spritzt die Mauer gewaltig, der Erschreckenseffekt ist durchaus gewollt. „Wir versprechen uns davon, dass die Pinkler sensibilisiert werden“, sagt der Mainzer Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP).

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Wildes Pinkeln – bisher fand die Stadt nicht wirklich ein Mittel dagegen. Plakatkampagnen wie „Respect the City“, Aufrufe, Appelle – nichts nützte bisher. 85 Verfahren gegen Wildpinkler führte die Stadt im Jahr 2015 durch – Tendenz stark steigend. Immerhin muss, wer erwischt wird, 78,- Euro zahlen – 50,- Euro Bußgeld plus Bearbeitungsgebühr -, die meisten Wildpinkler aber werden gar nicht erwischt, zurück bleiben nur ihre stinkenden Hinterlassenschaften.

Mauer spritzt zurück
Mauer spritzt zurück – Foto: gik

„Wir wollen ja ein reges Nachtleben“, sagt Ulrich Helleberg, Chef des Mainzer Rechts- und Ordnungsamtes. Man könne ja weggehen und Spaß haben – aber danach solle man doch bitte nicht einfach gegen fremde Wände pinkeln. „Das ist für eine Stadt im höchsten Maße unattraktiv, der Schaden für die Stadt erheblich – auch was das Image angeht“, sagt Sitte.

Nun könnte man ja auch etwas ganz Einfaches tun – und mehr Toiletten aufstellen. Gerade am Rheinufer in Höhe Rathaus fällt ein eklatanter Mangel an öffentlichen Örtchen auf. „Wir haben das auf dem Schirm“, sagt Sitte auf Mainz&-Nachfrage verlegen – Näheres aber mag der Dezernent dazu nicht sagen. Deshalb soll nun der Speziallack wenigstens eine abschreckende Wirkung entfalten.

Großer Bahnhof für Schmuddelecke Trappenaufgang Rathaus
Abhilfe für eine Schmuddelecke: An der Mauer wurde ein Speziallack gegen wildes Pinkeln angebracht – Foto: gik

Vorbild ist St. Pauli, dort erprobte eine Initiative seit März 2015 die spezielle Hauswandbeschichtung. Auch aus Köln und San Francisco gebe es bereits positive Erfahrungen. Die Kosten halten sich im Rahmen: Rund 25 Euro kostet der Quadratmeter, in Mainz werden nun auf zehn Quadratmetern drei verschiedene Lackschichten erprobt. Die Hoffnung der Stadt ruht dabei auch auf privaten Hausbesitzern: Sie sollen animiert werden, den Speziallack ebenfalls anzubringen.

Und so standen am Montag die städtischen Verantwortlichen vor der grauen Wand am Rathaus und erprobten mit Spritzpistolen voll Wasser die Wirkung. Nicht immer war der Effekt deutlich sichtbar. „Bei den Jüngeren ist der Druck ja meist groß, da ist dann auch der Effekt groß“, bilanzierte Hofmann mit einem Grinsen – die Älteren seien ja nicht so die Zielgruppe.

Der Speziallack soll nun erst einmal vier Monate lang erprobt werden. „Wir gucken jetzt erst einmal, ob es funktioniert“, sagte Sitte – danach habe die Stadt schon eine Reihe weiterer Objekte im Fokus. An der Wand will die Stadt indes noch ein Warnschild anbringen, das müsse man schon aus Haftungsgründen tun, sagte Hofmann: „Achtung, Mauer pinkelt zurück!“

 

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