Schock in Mainz am Mittwochmittag: Die Mainzer Gaststätte „Zur Andau“ kündigte überraschend ihre Schließung an. Die Regeln der Corona-Verordnung zur Öffnung der Gaststätten erlaubten eine Öffnung im vernünftigen Rahmen nicht, das Gewerbeamt habe der weder Spuckschutzwände noch Hochtische genehmigt, schrieb die Kultkneipe auf ihrem Facebookprofil – „wir werden schließen müssen“, schrieb Wirtin Janine Geibel-Emden, und löste damit ein mittleres Erdbeben in der Mainzer Kneipenlandschaft aus. Am Nachmittag gab Ehemann Burkhard indes Entwarnung: Die Gewerbeaufsicht habe nun doch die Trennwände genehmigt, die Stadt Abhilfe durch einen erweiterten Biergarten versprochen – die Andau macht doch weiter.

Die Mainzer Kultkneipe Zur Andau macht nun doch weiter. - Foto: gik
Die Mainzer Kultkneipe Zur Andau macht nun doch weiter. – Foto: gik

Die Eckkneipe „Zur Andau“ in Mainz ist Kult, seit 1977 ist der Ausschank der Bitburger Brauerei ein Lieblingstreffpunkt für Biertrinker, Fußballfans und Kneipengänger in der Landeshauptstadt. Am Mittwoch durften erstmals seit acht Wochen wieder die Kneipen und Gaststätten in Mainz nach der dem Lockdown zur Coronas-Pandemie wieder öffnen – Tagesthema aber war eine Schließung: „Wir werden wegen der zahlreichen Corona-Maßregeln schließen müssen“, schrieb Wirtin Jnaine Geibel-Emden am Mittag auf der Facebookseite der „Andau“: „Die unternommenen Anstrengungen und Umbauarbeiten für einen Neustart sind nicht regelkonform. Barhocker zählen nicht als Stuhl, eingezogene Spuckschutzwände sind nicht erlaubt. Alle bis heute erfolgten Reservierungen sind leider hinfällig.“

Sogar einen Abverkauf des Bierbestands im Keller sowie von Gläsern und Mobiliar kündigte die Wirtin an, das sorgte prompt für einen Sturm in den sozialen Netzwerken: „Traurig“, „schrecklich“, „eine Katastrophe“, lauteten die geschockten Reaktionen. „Dies ist kein leicht hinzunehmender Kollateralschaden der Coronamaßnahmen, das ist der Anfang vom Ende einer einzigartigen Kneipenkultur nicht nur in Mainz, sondern vermutlich in ganz Deutschland“, schimpfte CDU-Stadtrat Thomas Gerster. Gerade die kleinen Eckkneipen, die häufig aus einer ewig langen Theke und nur wenigen Sitzplätzen bestünden, hätten angesichts der Maßnahmen der Corona-Verordnung nur äußerst geringe Chancen zu überleben.

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Burkhard und Janine Geibel-Emden kämpften um den Erhalt ihrer Kultkneipe Zur Andau. - Foto: gik
Burkhard und Janine Geibel-Emden kämpften um den Erhalt ihrer Kultkneipe Zur Andau. – Foto: gik

Doch am Nachmittag verkündete Wirt Burkhard Geibel-Emden etwas betreten: Nein, die Schließung gebe es so nicht, ein Abverkauf finde auch nicht statt, eine dauerhafte Schließung sei vom Tisch. „Meine Frau hat das gepostet, ich wusste davon gar nichts“, sagte der Wirt. Geibel-Emden hatte eigens vor der Wiederöffnung Spuckschutz-Trennwände eingebaut, um überhaupt mehrere Gästegruppen nebeneinander in der engen Kneipe unterbringen zu können. „Mit den Vorgaben, die ich hab, kriege ich vielleicht 20 Leute da rein“, klagte Geibel-Emden, „wir müssen aber sechs Leute auf die Schicht schicken, das sind 1.000 Euro Kosten pro Tag. Da muss ich schon mal ein bisschen Umsatz machen….“

Die Gewerbeaufsicht habe am Morgen aber weder die frisch eingebauten Trennwände akzeptiert noch die Hochtische als Stühle, verteidigte Janine Geibel-Emden ihren Facebook-Post, der am Nachmittag von der Seite verschwand. „Mit acht Leuten im Schankraum kann ich keinen Umsatz machen, im Biergarten dürfte ich laut Corona-Verordnung statt 50 Leuten noch 8 bis 12 Gäste bespaßen“, kritisierte sie. Hilfe kam in Form des Mainzer Oberbürgermeisters Michael Ebling (SPD) persönlich: „Herr Ebling hat versprochen, dass ich die Parkplätze hier dazu bekomme“, sagte Burkhard Geibel-Emden am Nachmittag, und zeigte auf entsprechende vier bis fünf Parkplätze in der engen Gasse hinter seiner Kneipe: „Da muss er sich jetzt drum kümmern.“

Auch die Trennwände seien auf einmal genehmigt worden, mit der zusätzlichen Außenfläche könne er zehn weitere Tische stellen, sagte Geibel-Emden weiter, und gab Entwarnung. „Wenn’s so weiter geht, können wir nächsten Montag wieder aufmachen.“

Info& auf Mainz&: Die Facebookseite der Mainzer Andau findet Ihr hier im Netz, der besagte Post ist allerdings mittlerweile wieder heruntergenommen worden – Ihr könnt ihn aber noch hier beim Nachrichtenportal Boostyourcity nachlesen. Wegen der rigiden Vorschriften der Corona-Verordnung zur Wiederöffnung der Gastronomie haben schon mehrere Gastronome in Mainz angekündigt, erst einmal nicht wieder öffnen zu wollen – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

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