Heute ist es so weit: Die Arbeitswerkstatt Gutenberg-Museum will beim ersten Bürgertermin über ihre Arbeit informieren. Aus gegebenem Anlass hier dazu noch einmal unser Artikel vom August: Anderthalb Jahre nach dem Bürgerentscheid zum Gutenberg-Museum lädt die Stadt Mainz zur Öffentlichkeitsbeteiligung in Sachen Gutenberg-Museum. Dabei soll auch über den Zustand des sogenannten Schellbaus informiert werden, das Haupthaus des heutigen Museums ist offenbar noch wesentlich maroder als bislang bekannt. Auch sollen die 20 geprüften Alternativstandorte vorgestellt werden. Die Bürgerinitiative Gutenberg-Museum äußerte sich enttäuscht: Die Expertise der Bürger werde weiter nicht einbezogen. Die SPD forderte derweil „Ruhe fürs Gutenberg-Museum.“

Quo vadis Gutenberg-Museum? Die Zukunft des Weltmuseums der Druckkunst ist weiter unklar. - Foto: gik
Quo vadis Gutenberg-Museum? Die Zukunft des Weltmuseums der Druckkunst ist weiter unklar. – Foto: gik

Bei dem Bürgerentscheid im April 2018 hatten die Mainzer mit einer satten Mehrheit von 77,3 Prozent einen Erweiterungsbau auf dem Liebfrauenplatz abgelehnt. Der Mainzer Stadtrat setzte daraufhin im Mai 2018 eine Arbeitswerkstatt zur Zukunft des Museums ein, die inzwischen zum neunten Mal getagt hat. Ergebnisse wurden indes nur sehr spärlich bekannt, in der Arbeitswerkstatt wurde Stillschweigen vereinbart.

In ihrer achten Sitzung hatte die Werkstatt beschlossen, von 20 untersuchten Alternativstandorten kämen primär zwei Orte für Neubauten in Frage: der Parkplatz neben dem Kurfürstlichen Schloss am Ernst-Ludwig-Platz und das heutige Allianzhaus an der Großen Bleiche. Mitte Oktober will sich die Arbeitswerkstatt zudem auf einer Exkursion nach Frankfurt beispielhafte Museumsbauten ansehen, Interessierte können sich dafür anmelden. Ansonsten aber herrscht bislang Schweigen über die Arbeit in der Arbeitswerkstatt.

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Die BI „Mainz für Gutenberg“, ein Zusammenschluss der Bibelturm-Befürworter kritisierte bereits im Oktober 2018 scharf ein „Wegducken und Aussitzen“ der Zuständigen bei der Stadt. Auch ein halbes Jahr nach de Bürgervotum herrsche „Stillstand auf der ganzen Linie und keine Anzeichen für eine Besserung“, kritisierte die BI-Sprecher Johannes Kohl und Johannes Strugalla. Die Stadt müsse endlich für eine erweiterte Trägerschaft für das Museum und seine Finanzierung sorgen.

Veraltete Räume, maroder Schellbau - dem Mainzer Gutenberg-Museum geht es nicht gut. - Foto: gik
Veraltete Räume, maroder Schellbau – die Bürgerinitiativen beklagen 1,5 Jahre nach dem Bürgerentscheid Stillstand. Foto: gik

Im Zuge der Debatte um den Bibelturm kam auch die erneute Forderung auf den Tisch, die Trägerschaft des Museums zu erweitern: Ein echtes Weltmuseum der Druckkunst brauche die Unterstützung von Bund und Land, eine Trägerschaft der Stadt Mainz allein, wie derzeit, reiche nicht aus – schon aus finanziellen Gründen. Die Mainzer Stadtverwaltung leiste „gute Arbeit“, für eine derartige Aufgabe, weise sie „nicht die bestmögliche Struktur auf“, sagte FDP-Kreischef David Dietz kürzlich. Die Trägerschaft müsse endlich auf professionelle Beine gestellt werden und dürfe nicht wie zuvor „versanden.“

Dietz schlug vor zu prüfen, ob eine Stiftung oder eine gemeinnützige GmbH nicht geeigneter wäre. „Andere Standorte, auch in der Region, machen uns vor, welche Potentiale die richtige Struktur wecken kann,“ betonte Dietz. Ein gutes Konzept könne durchaus „Augen von Investoren zum Leuchten bringen“, sagte Nino Haase (parteilos), OB-Kandidat für CDU, ÖDP und Freien Wählern, der als einer der Köpfe der Bürgerinitiative Gutenberg-Museum ein Marketingkonzept zur „Weltmarke Gutenberg“ entwickelte.

OB-Kandidat Nino Haase stellte Anfang 2019 sei Konzept "Weltmarke Gutenberg" vor. - Foto: gik
OB-Kandidat Nino Haase stellte Anfang 2019 sei Konzept „Weltmarke Gutenberg“ vor. – Foto: gik

Haase kritisierte, die Stadt habe in Sachen Gutenberg-Museum erneut „acht Jahre verschlafen“. Nicht einmal ein Konzept für die Trägerschaft sei bisher entwickelt worden. „Ich habe mich wirklich geärgert, als es im April hieß, wir fahren jetzt mal nach Berlin“, sagte Haase, und dann sei der Termin kurzfristig abgesagt worden, weil Mainz „nie ein tragfähiges Konzept vorgelegt“ habe. „Das war eine Frechheit, ein Schlag ins Gesicht der Bevölkerung“, schimpfte Haase. Man nutze den „Burgfrieden“ in der Arbeitswerkstatt, um die Weiterentwicklung des Museums in eine ungewisse Zukunft zu verschieben.

Vergangene Woche teilte die Stadt mit, zur Zukunft der Trägerschaft sei nun eine Arbeitswerkstatt gegründet worden, die verschiedene Modelle der Trägerschaft prüfen solle, auch unter Hinzuziehung „externer Expertise“. Die Ergebnisse sollen im Dezember der gesamten Arbeitswerkstatt vorgestellt, dann bewertet und den politischen Gremien empfohlen werden.

Der Gründer der BI Gutenberg-Museum, Thomas Mann, kritisierte, der Erfahrungsschatz und das Know How der engagierten Bürger werde weiter nicht einbezogen. Die Diskussionen in der Arbeitswerkstatt würden „zum Teil massiv von den Vertretern der Verwaltung dominiert“ – meist nach dem Motto: „Gibt’s doch schon, machen wir schon, ist grundsätzlich nicht möglich.“ Die jetzt angekündigte eine Öffentlichkeitsinformation reiche bei Weitem nicht aus.

Die SPD forderte hingegen „Ruhe fürs Gutenberg-Museum“. Tägliche Lippenbekenntnisse zu Trägerschaft, einem Neubau oder anderen Dingen „helfen dem Museum nicht weiter“, sagte die SPD-Kulturexpertin Martina Kracht, das könne nur ein konstruktiver Arbeitsprozess. Die Gutenbergwerkstatt arbeite überparteilich an einem neuen Konzept, diese Arbeit gehe „gut voran“. Die wenigsten Wortmelder wollten doch dem Museum helfen, „sondern sich selbst positionieren oder Wahlkampf machen“, kritisierte Kracht.

Info& auf Mainz&: Die Bürgerbeteiligung zum  Gutenberg-Museum findet am 26. September 2019 um 17.30 Uhr im Gutenberg-Museum statt. Voraussichtliche Dauer: drei Stunden. Voranmeldung wird bis zum 16. September erbeten unter arbeitswerkstatt-gutenberg@stadt.mainz.de. Auch an der Exkursion nach Frankfurt am 19. Oktober kann man teilnehmen, dies aber nur nach Voranmeldung. Unsere Bilanz Ein Jahr Bürgerentscheid lest Ihr hier bei Mainz&, die Kritik der BI Mainz für Gutenberg lest Ihr hier bei Mainz&. Das Konzept „Gutenberg zur Marke machen“ könnt Ihr hier nachlesen.

 

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