Das Aufatmen in der Gastronomie ist hörbar, ab dem 13. Mai dürfen Gaststätten in Rheinland-Pfalz wieder öffnen. Damit ist endlich das Ende der Durststrecke in Sicht, die mit dem Corona-Shutdown am 22. März begann. Fast zwei Monate ging in den Weinstuben, Kneipen und Gaststätten in Mainz nichts mehr, der Neustart bedeutet deshalb nicht das Ende aller Probleme. CDU und FDP fordern deshalb, die Branche brauche weitere Unterstützung, die Grünen schlugen vor, Parkplätze zu Biergärten zu machen, um den Gaststätten zu helfen.

Enge Weinstuben stehen nun vor der Herausforderung, Abstands- und Hygieneregeln umsetzen zu müssen, hier Astrid Michel im Weinhaus Michel. - Foto: gik
Enge Weinstuben stehen nun vor der Herausforderung, Abstands- und Hygieneregeln umsetzen zu müssen, hier Astrid Michel im Weinhaus Michel. – Foto: gik

Am Mittwoch hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) verkündet, dass Restaurants und Gaststätten in Rheinland-Pfalz ab dem 13. Mai wieder öffnen dürfen, das Land geht damit einen von FDP-Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) vehement eingeforderten Sonderweg. Eine bundesweite Öffnung der Gaststätten wurde am Mittwoch nämlich nicht verkündet, Wissing hatte im Vorfeld der Konferenz von Bund und Ländern gedroht, Rheinland-Pfalz werde einen Sonderweg einschlagen, falls eine Öffnung weiter blockiert werde. Restaurants gelten als besondere Gefahrenquelle für die Weiterverbreitung des hochansteckenden Coronavirus, schließlich können Gäste hier keinen Mundschutz tragen, die Beziehung zwischen Wirt und Gästen ist vor allem beim Bedienen eng.

Die Wissenschaft ist sich inzwischen sicher, dass das neuartige Virus SARS-CoV-2 vor allem stark durch die Luft übertragen wird: Das Virus docke an winzige Partikel in der Luft an, die sogenannten Aerosole könnten mehrere Stunden in der Luft schweben und das Virus so von Person zu Person übertragen, erklärte SPD-Gesundheitsexperte und Virologe Karl Lauterbach noch einmal am Dienstagabend in der ZDF-Talkshow „Lanz“. Lauterbach warnte auch: Gerade in der Gastronomie sei in den engen Räumen eine Ansteckungsgefahr besonders hoch, Klimaanlagen verbreiteten nachweislich das Virus von einem Ende zum anderen.

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fast zwei Monate ging bei den Gaststätten im Land gar nichts, nun ruhen die Hoffnungen vor allem auf der Außengastronomie. - Foto: gik
fast zwei Monate ging bei den Gaststätten im Land gar nichts, nun ruhen die Hoffnungen vor allem auf der Außengastronomie. – Foto: gik

Trotzdem erlaubt Rheinland-Pfalz seinen Gaststätten die Wiederöffnung, allerdings nur unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln: So müssen Tische und Gäste den Mindestabstand von 1,50 Metern einhalten, Gäste müssen sich vorab anmelden und eine Nachverfolgung mit dem Hinterlassen ihrer Kontaktdaten ermöglichen – für den Fall, dass ein infizierter Gast gemeldet wird. Dreyer und Wissing appellierten an Branche und Gäste, die Schutzmaßnahmen ernst zu nehmen. „Wir haben allen Grund optimistisch nach vorne zu schauen, doch es liegt am Verhalten aller, wie der Weg weitergeht“, betonten Dreyer und Wissing. Die Öffnung könne nur erhalten bleiben, wenn sich die Infektionszahlen im Land weiter positiv entwickelten.

Durch die hohen Hürden und strengen Abstandsregeln  sind die Sorgen der Branche denn auch bei Weitem nicht vorbei: Viele Gaststätten werden nur ein Bruchteil ihrer eigentlichen Gästezahlen bewirten können. Der CDU-Fraktionschef im rheinland-pfälzischen Landtag, Christian Baldauf, fordert deshalb vom Land schnelle Soforthilfen in Form von Barmitteln für kleine und mittlere Betriebe. Das sei besonders für viele Gastronomiebetriebe im Land von existenzieller Bedeutung, betonte Baldauf, denn auch mit der Wiederöffnung seien nicht alle gastronomischen Betriebe über den Berg.

Im Schlossbiergarten dürfte immerhin genug Platz sein, die Stadt hilft mit dem Erlassen von Gebühren. - Foto: gik
Im Schlossbiergarten dürfte immerhin genug Platz sein, die Stadt hilft mit dem Erlassen von Gebühren. – Foto: gik

Strukturelle Hilfen für Mainzer Gaststätten forderte auch der Mainzer FDP-Chef David Dietz, und zwar von der Stadt Mainz: Nun sei „selbstverständlich auch die Verwaltung gefordert, den Gastrobetrieben strukturelle Unterstützung zukommen zu lassen“, forderte Dietz, dessen FDP selbst gemeinsam mit SPD und Grünen im Stadtrat koaliert. Die von der Stadt angebotenen vergrößerten Flächen für die Außengastronomie müssten ohne hohe Hürden beantragt werden können, ein Verzicht auf die entsprechender Gebühren sei „nach wie vor geboten“, mahnte Dietz.

Die Stadt Mainz hatte bereits Mitte April angekündigt, auf ihre Gebühren für Außenbestuhlung oder Biergärten zu verzichten, und das gleich für das gesamte Jahr. Solche Flächen könnten nach der Krise dann auch erweitert werden, um einen Ausgleich zu schaffen, wenn die Kontaktbeschränkungen wieder aufgehoben seien, kündigte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) damals an. Dietz mahnte nun, es müsse aber auch den Wirten geholfen werden, die über keine Außenbestuhlung verfügten. Auch eine Verlängerung der Schließzeiten in den späteren Abend hinein könne den Unternehmern zugutekommen. Auch könne ein erweiterte Vereinbarung zwischen Gastronomie und Parkhausbetreibern mehr Umsatz generieren.

Biergarten statt Parkplatz: Aktion der Mainzer Grünen am Dienstag. - Foto Grüne Mainz
Biergarten statt Parkplatz: Aktion der Mainzer Grünen am Dienstag. – Foto Grüne Mainz

Vorstellbar sei auch, dass Wirte, die keine Außenbestuhlung hätten, bei Stadtfesten vorrangig mit Essens- und Getränkeständen zum Zuge kommen könnten oder für diese keine Gebühren zahlen müssten, schlug Dietz vor. Allerdings sind Stadtfeste oder Weinfeste jeder Art noch bis auf lange Zeit hinaus verboten: mindestens bis zum 31. August gilt ein Verbot von Veranstaltungen dieser Art. Die Mainzer CDU forderte deshalb die Stadt auf, aktiv nach Außenbestuhlungs-Flächen für die Gastronome zu suchen. Dabei sei darauf zu achten, dass eine Ausweitung der Außengastronomieflächen nicht auf die Kosten anderer gehe – etwa von Marktbeschickern oder den öffentlichen Verkehr.

Auch die Mainzer Grünen forderten die Verwaltung am Dienstag auf, Betrieben ohne Außenbestuhlung unbürokratisch die Möglichkeit dazu zu geben – und dafür Parkplätze in unmittelbarer Nähe zu nutzen. Damit könne der Gastronomie mehr Platz verschafft werden, sagte Grünen-Fraktionsvize Marcel Kühle: „Wir begrüßen daher die von der Verwaltung ermöglichte Option, Parkplätze in außengastronomische Flächen umzuwandeln.“ Nun seien alle Gastronome dazu aufgefordert, von den Möglichkeiten auch Gebrauch zu machen und ihre Außenflächen zu erweitern. „So können unter den geltenden Hygienerichtlinien mehr Gäste einen Platz finden und Umsatzeinbußen kompensiert werden“, sagte Kühle.

Info& auf Mainz&: Am Mittwoch wurden zudem weitere Lockerungen im Corona-Shutdown verkündet, die Details dazu lest Ihr hier auf Mainz&. Alle Informationen über die Corona-Pandemie mit allen Entwicklungen findet Ihr weiter hier auf Mainz& – am Ende der Seite könnt Ihr Euch durch die ganzen Artikel zurückblättern, dort findet Ihr den Button dazu.

 

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