Nun ist es raus: Der Karstadt in Mainz auf der Ludwigsstraße steht vor dem Aus. Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gab am Freitagnachmittag die Schließung von bundesweit 62 Standorten bekannt, darunter sind auch vier Filialen in Rheinland-Pfalz. Wie erwartet trifft die Sparwelle des angeschlagenen Kaufhauskonzerns auch die Landeshauptstadt Mainz: Wie die Staatskanzlei mitteilte, soll der Karstadt auf der Mainzer Ludwigsstraße geschlossen werden. Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (beide SPD) bedauerten die Entscheidung und kündigten an, mit dem Konzern über weitere Unterstützungsmaßnahmen der Landesregierung beraten zu wollen.

Aus für den Karstadt auf der Mainzer Ludwigsstraße: Das Kaufhaus muss schließen. - Foto: gik
Aus für den Karstadt auf der Mainzer Ludwigsstraße: Das Kaufhaus muss schließen. – Foto: gik

Galeria Karstadt Kaufhof betrieb seit der Fusion der beiden Warenhausketten zwei Kaufhäuser in Mainz: den Kaufhof in der Schusterstraße und das alte Karstadthaus auf der Ludwigsstraße. Über ein Aus von Karstadt war bereits seit Längerem spekuliert worden, die Schließung hat aber auch Auswirkungen auf die Planungen für das an der Ludwigsstraße neu geplante Einkaufszentrum „Boulevard LU“. Damit steht aber offenbar auch fest: Der Kaufhof in der Schusterstraße bleibt erhalten.

Der Warenhauskonzern war bereits vor der Coronakrise in großen Finanzproblemen, die Pandemie und der wegen ihr erlassene Shutdown stürzte den Konzern in erhebliche Nöte: Man verliere jede Woche mehr als 80 Millionen Euro Umsatz, klagte der Konzern bereits Anfang April – und flüchtete sich in ein Schutzschirmverfahren, also in eine Umstrukturierung in Eigenverantwortung. Am 16. Mai kündigte Galeria Karstadt Kaufhof dann an, bundesweit 80 seiner 1709 Filialen schließen zu wollen, in Mainz begann daraufhin das große Bangen: Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Mainzer Warenhäuser erhalten bleiben würden, war gering.

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Nun ist es raus: Der Karstadt auf der Ludwigsstraße ist bald Geschichte. - Foto: gik
Nun ist es raus: Der Karstadt auf der Ludwigsstraße ist bald Geschichte. – Foto: gik

Gerade das Karstadthaus auf der Ludwigsstraße stand schon in den vergangenen Jahren immer wieder zur Disposition, Investitionen in das in die Jahre gekommene Haus waren schon lange ausgeblieben. Karstadt galt allerdings immer als wichtiger „Ankermieter“ für ein neues Einkaufszentrum an der LU. Bei der Vorstellung der neuen Architekturpläne für den „Boulevard“ LU ließ die Investorenfirma Gemünden am 16. Mai durchblicken: Man plane längst auch ohne Karstadt. Man plane den neuen „Boulevard LU“ flexibel und anpassungsfähig, betonte Tim Gemünden auf Mainz&-Nachfrage: „Wir müssen immer so konzipieren, dass es eine Drittverwendungsfähigkeit haben kann, wir würden nie nur eine Verwendung einplanen.“ Eine Zukunft habe der „Boulevard LU“ auch ohne Karstadt als Ankermieter.

Am Freitag dann teilte der Warenhauskonzern mit, man wolle nun bundesweit insgesamt 62 Standorte schließen. In Rheinland-Pfalz betrifft das nach Angaben der Staatskanzlei den Kaufhof in Landau, Karstadt in Trier, den Kaufhof in Worms – und eben den Mainzer Karstadt. Damit bliebe aber der Kaufhof in der Schusterstraße erhalten. Das Land Rheinland-Pfalz kündigte an, man wolle sich nun für die von der Schließung betroffenen Mitarbeiter einsetzen. Bestandteil der Einigung sei auch eine Transfergesellschaft für die Mitarbeiter, betonte Arbeitsministerin Bätzing-Lichtenthäler, auch seien tarifliche Regelungen für die Beschäftigten getroffen worden, die im Unternehmen blieben.

Der Kaufhof in Mainz bleibt hingegen erhalten. - Foto: gik
Der Kaufhof in Mainz bleibt hingegen erhalten. – Foto: gik

„Nun ist aber vor allem die Konzernführung gefragt“, betonte Bätzing-Lichtenthäler: Die
Sanierungsmaßnahmen müssten sich eng am Wohl der Mitarbeiter orientieren, für sie müsse es Zukunftsperspektiven geben.

Update Wiesbaden&: Beide Häuser bleiben

Gerade eben teilte die Stadt Wiesbaden mit, in der hessischen Landeshauptstadt blieben beide Häuser erhalten. Man freue sich über die Entscheidung der Konzernführung, beide Häuser der Galeria Karstadt Kaufhof in Wiesbaden zu erhalten, teilte Bürgermeister Oliver Franz (CDU) mit: „Auch wenn ich mit Bedauern die Schließung von verschiedenen Standorten im Rhein-Main-Gebiet zur Kenntnis nehme, so bin ich doch froh über den Erhalt der Arbeitsplätze und Einkaufmöglichkeiten in der Kirchgasse“, sagte Franz. das sei „ein klares Bekenntnis des Konzerns zur Wiesbadener Innenstadt als Einkaufsstandort.“

Der Warenhauskonzern will Medienberichten zufolge vier Warenhäuser in Hessen schließen, darunter die Karstadt-Filiale auf der Frankfurter Zeil und den Karstadt im Main-Taunus-Zentrum. Das berichtet etwa die Hessenschau. In Wiesbaden gibt es zwei Karstadt- und Kaufhof-Filialen, die in der Kirchgasse direkt einander gegenüber liegen. Die Stadt Wiesbaden werde nun „in einem engen Kontakt mit der Standort- aber auch der Konzernleitung bleiben, um mögliche Modernisierungen oder Weiterentwicklungen des Geschäftsmodells aktiv zu begleiten“, kündigte Franz an. Der Erahlt der beiden Warenhäuser sei gerade nach der Coronakrise ein ermutigendes Zeichen, „aber auch Ansporn zugleich die Fußgängerzone zukunftssicher und innovativ weiter zu entwickeln“, fügte Franz hinzu.

Update Reaktion aus Mainz&: Ebling und Matz zuversichtlich

So könnte der neue "Boulevard LU", das Einkaufszentrum auf der Ludwigsstraße einmal aussehen. - Grafik: Boulevard LU
So könnte der neue „Boulevard LU“, das Einkaufszentrum auf der Ludwigsstraße einmal aussehen. – Grafik: Boulevard LU

Die Mainzer Stadtspitze bedauerte die Entscheidung, die Mainzer Karstadt-Filiale zu schließen. Man denke dabei vor allem an die betroffenen Mitarbeiter, sagten Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU). Man müsse „ehrlichkeitshalber heute aber auch feststellen, dass nicht die Corona-Pandemie ausschließlich für die Schließung verantwortlich gemacht werden kann, sondern die seit Jahren ungelösten wirtschaftlichen Probleme des Galeria Karstadt Kaufhof Konzerns“, betonten beide: Der Sanierungsdruck sei „gewaltig“, der Vorstand trage die Hauptverantwortung für die wirtschaftliche Schieflage.

„Deshalb muss jetzt die Managementspitze des Handelskonzerns auch dafür Sorge tragen, dass allen betroffenen Mitarbeitern eine Perspektive aufgezeigt wird und keiner der Beschäftigten im Regen stehen bleibt“, forderten Ebling und Matz. Die Aussichten für die Mainzer Innenstadt sahen die beiden Politiker aber gar nicht so negativ: „Die Mainzer Innenstadt ist robust genug, um mit der Filialschließung umgehen zu können“, hieß es weiter. Die Neugestaltung der Ludwigsstraße biete aktuell auch die große Chance, diesen Bereich der Innenstadt einer nachhaltigen Entwicklung zuzuführen. „Wir sind der festen Überzeugung, dass dieser Prozess auch der richtige Weg ist, anderen Anbietern eine Chance an diesem Standort zu geben“, fügten Ebling und Matz hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Bangen um die beiden Karstadt und Kaufhof-Häuser in Mainz haben wir hier aufgeschrieben, wie die Familie Gemünden ohne Karstadt plant, könnt Ihr hier nachlesen. Eine komplette Übersicht, welche Warenhäuser bundesweit geschlossen werden, findet Ihr etwa hier bei Spiegel Online. Mehr zu den Plänen für den „Boulevard LU“ könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

 

 

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