Ein Baustellen-Chaosjahr wie 2017 soll sich in Mainz nicht wiederholen: „Wir werden künftig die Eingriffe streng reglementieren“, versprach Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am Montag in Mainz. Hauptverkehrsachsen wie die Kaiserstraße oder die Rheinallee sollen 2018 weitestgehend frei von Baustellen bleiben, man werde Baustellen auswärtiger Firmen nicht einfach mehr so genehmigen. „Nicht planmäßig mitgeteilte Maßnahmen im Kernbereich der Innenstadt werden mit Ausnahme von Notgrabungen abgelehnt“, betonte Ebling. Denn zwei große Baustellen stehen 2018 ja ohnehin vor der Tür: Die Große Langgasse und die Boppstraße werden 2018 umgebaut. Die Stadt will insgesamt ihr Baustellenmanagement 2018 komplett neu aufstellen – mit neuer Software, mehr Personal und deutlich mehr Kommunikation.

Baustellen-Hindernisläufe wie hier 2016 am Binger Schlag soll es künftig so in Mainz nicht mehr geben. – Foto: gik

2017 war die Mainzer Innenstadt bereits im dritten Jahr in Folge von Baustellen überflutet worden, nach dem Bau der Mainzelbahn 2016 hatten in diesem Jahr vor allem die Restbauarbeiten entlang der Straßenbahnlinie sowie die Umgestaltung der Bahnhofstraße für erhebliche Behinderungen gesorgt. Dazu kamen zahlreiche weitere Bauprojekte: Das Trigon an der Binger Straße, der Zollhafen an der Rheinallee, Gleiserneuerungen an Schillerstraße und Schillerplatz, Straßenbauarbeiten an der Saarstraße und auf der Theodor-Heuss-Brücke – die Staus trieben so manchen Mainzer Autofahrer in den schieren Wahnsinn. Die CDU-Opposition forderte im Juni sogar, Dezernentin Katrin Eder (Grüne) das Verkehrsressort zu entziehen.

Nun ist Abhilfe in Sicht: Ein Jahr wie 2017 solle sich nicht wiederholen, versprachen Ebling und Eder am Montag gemeinsam. Die Stadt habe im August alle externen Firmen, die Baumaßnahmen in der Mainzer Innenstadt planen könnten – darunter auch etwa die Deutsche Telekom oder die Deutsche Bahn – angeschrieben und um verbindliche Anmeldung von Bauvorhaben gebeten, sagte Eder. Nicht planmäßig angemeldete Maßnahmen würden nun in 2018 nicht mehr genehmigt, das gelte vor allem für die Hauptachsen wie Kaiserstraße oder Rheinallee – und das gelte auch für den privaten Hochbau.

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„Wir werden es ablehnen, uns mit einem Bagger eine Fahrspur zuzustellen“, betonte Eder, „es sollten alle wissen, dass wir uns da wehren werden.“ Behinderungen wie durch die Trigon-Baustelle am Binger Schlag „wird es nicht mehr geben“, unterstrich Ebling. So wurden eigentlich für die Rheinstraße geplante Baumaßnahmen geschoben, auch die Fahrbahnbeulen in der Kaiserstraße – entstanden durch Baumwurzeln – werden vorerst nicht beseitigt, um nicht weitere Verkehrsbehinderungen zu schaffen.

Geplante Verkehrsführung für den Umbau der Großen Langgasse ab Februar 2018. – Grafik: Stadt Mainz

Rund 3.000 Tiefbaumaßnahmen erwartet die Stadt für das Jahr 2018, dazu kommen noch rund 1.000 Hochbaumaßnahmen. Das meiste seien aber kleine Maßnahmen, die man kaum bemerke, beruhigte Ebling. Zwei Großbaustellen werden aber auch 2018 große Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt haben: Im Februar beginnt der Umbau der Großen Langgasse, die wichtige Innenstadttangente soll deutlich attraktiver werden. Nach Fastnacht soll von der Ludwigsstraße ausgehend gebaut werden, bis August soll der erste Bereich mit dem bisherigen kleinen Parkplatz umgestaltet sein. Sieben Monate soll dieser erste Bauabschnitt dauern.

Der gesamte Umbau der Großen Langgasse – unter anderem mit dem Einbau von zwei Verkehrskreiseln – wird aber bis 2020 dauern. Die Große Langgasse wird in dieser Zeit dauerhaft zur Einbahnstraße von der Großen Bleiche aus. Ebling betonte, die Umbaumaßnahme dauere so lange, weil man als Konsequenz aus dem Ärger in 2017 nun mehr Rücksicht auf die Anwohner nehmen wolle. „Es muss niemand Sorge haben, dass er nicht mehr zum Arzt oder in seine Wohnung kommt“, sagte Ebling, das verlängere aber den Umbau. Für Ärzte und Geschäftsleute soll es 2018 Flyer im Internet zum Herunterladen geben, die ausgelegt werden können und Zufahrtswege erklären. Auch wird 2018 die Residenzpassage mit dem alten Kino abgerissen, hier soll ein Neubau entstehen.

Die Fußgängerbrücke an der Saarstraße zum Kisselberg soll nun endlich kommen. – Foto: gik

Die zweite Großbaustelle für 2018 ist dann aber die Boppstraße: Ab dem Juni sollen hier die Modernisierungs- und Umbauarbeiten starten, die Boppstraße wird für Monate zur Einbahnstraße werden. Weitere große Baustellen 2018 werden zudem der weitere Umbau der Hauptstraße in Mombach sein, eine Kanalsanierung in der Oppenheimer Straße sowie Tiefbauarbeiten der Mainzer Netze An der Bruchspitze sowie in der Elbestraße und dem Eisgrubweg. In der Wallaustraße wird Fernwärme neu verlegt und die Straße verschönert, in der Rheinallee und in der Hattenbergstraße wird Fernwärme verlegt oder erneuert. Die Hattenbergstraße wird zudem größere Probleme bekommen: Hier muss eine Bahnbrücke saniert werden, die Deutsche Bahn wird hier längere Zeit eine Baustelle einrichten. In der Rheinallee wiederum wird noch die Beleuchtung erneuert und ein neuer Geh- und Radweg entlang des Zollhafens gebaut, diese Arbeiten sollen aber „verkehrsverträglich“ erfolgen.

Für Staus wird auch die Mittelleitplanke in der Pariser Straße sorgen: Die maroden Betonbarrieren wurden ja bereits abgebaut, nun muss eine neue Mittelleitplanke installiert werden – das bedeutet zwei Wochen lang nur eine Fahrspur pro Richtung. Eine gute Nachricht gibt es noch für das Wohn- und Gewerbegebiet am Kisselberg: Die lang ersehnte Fußgängerbrücke über die Saarstraße wird endlich gebaut. Allerdings bedeutet das für die Autofahrer eine neue Baustelle auf der Saarstraße, die tageweise sogar ganz gesperrt werden muss, um Tragegerüste aufstellen zu können.  Und schließlich gehen die Gleiserneuerungsarbeiten im Mainzer Straßenbahnnetz weiter: In der Hattenbergstraße, An der Bruchspitze sowie an der Ecke Kaiser-Wilhelm-Ring/ Goethestraße müssen die Gleise neu gemacht werden, das dürfte noch einmal zu Störungen im Straßenbahnnetz führen.

Baustellenmanagement soll 2018 spürbar besser werden: Neue Struktur, mehr Personal

Die Stadt arbeite zudem intensiv an spürbaren Verbesserungen des Baustellenmanagements, man wolle Beteiligte, Händler und Pendler künftig deutlich besser informieren und einbinden, sagte Ebling weiter: „Wir haben verstanden.“ Seit dem Sommer lässt die Stadt von dem Darmstädter Unternehmen BWV ihr Baustellenmanagement intensiv prüfen, die Untersuchung kostet die Stadt rund 94.000 Euro. Das Spezialunternehmen soll die Organisationsstrukturen im Bereich Baustellen auf Herz und Nieren prüfen und optimalere Abläufe vorschlagen. Die Zahl der Baustellen stieg in den vergangenen Jahren drastisch an: 2014 waren es noch 1.800 Baustellen in Mainz, inzwischen sind es rund 4.000.

Den Baustellen-Hindernislauf in Mainz glossierte im Sommer auch unsere Karikaturistin Bianca Wagner – herrlich!

Dazu gebe es „eine Dunkelziffer von 500-600 Baustellen, die uns nicht gemeldet werden“, klagte Eder schon im Sommer. Es gebe Fälle, wo die Stadt bis heute nicht wisse, wer da gegraben habe. Firmen wie Vodafone oder die Telekom hätten in der Vergangenheit einfach Grabungen begonnen wegen Leitungsproblemen, die Stadt sei davon teilweise nur mangelhaft informiert worden. Solche Praktiken werde man nun deutlich strikter unterbinden, kündigte Eder an.

Die Organisationsuntersuchung soll im Frühjahr 2018 abgeschlossen werden, erste Erkenntnisse gebe es aber jetzt schon, sagte Ebling: So werde ein effektives Steuerungsinstrument zwingend notwendig werden, das die Koordination der Baustellen in einer Hand bei der Stadt zusammenlaufen lasse. „Es wird eine neue Struktur geben, das zeichnet sich schon ab“, sagte Ebling. Auch werde es am Ende wohl einen Baustellen-Manager für ganz Mainz geben, der die Verantwortung habe. Eine neue Software soll außerdem die Tiefbaumaßnahmen der Stadt und ihrer Töchter Mainzer Netze und Mainzer Mobilität künftig besser koordinieren. Das werde eine fünfstellige Summe kosten, sagte Ebling. Das neue EDV-System solle eine längerfristige und dynamische Abstimmung von Baumaßnahmen ermöglichen und Probleme und Kooperationsmöglichkeiten früh erkennbar machen.

Schließlich will die Stadt in Zukunft Baustellen auch direkt automatisiert an ein zentrales Mobilitätsportal für Bürger sowie an Navigationsdienste weitergeben. Grundlage dafür sei ein deutschlandweit einheitliches Daten-Format, mit dem dann Daten auch mit außerstädtischen Beteiligten über Landes- oder Bundesstraßen ausgetauscht werden können. Klar sei auch, dass es mehr Personal im Bereich Baustellen werde geben müssen, sagte Ebling zudem. Schon 2018 soll es eine zusätzliche Stelle geben, dabei werde es aber nicht bleiben: Es werde „spürbar mehr Personal an den Schaltstellen“ geben müssen, warnte Ebling den Stadtrat vor. Wieviele Stellen genau es hier künftig mehr geben soll, wolle man aber erst nach Abschluss der Organisationsuntersuchung entscheiden. Positiv sei aber, dass nach Jahren des Stillstands in Mainz weiter in die Modernisierung der Stadt investiert werden könne, betonten Ebling und Eder: „Wir machen Mainz fit für die Zukunft, auch 2018.“

Info& auf Mainz&: Die Liste der neu geplanten Baustellen für 2018 könnt Ihr Euch hier bei der Stadt Mainz herunterladen. Und wir verweisen dann auch gerne noch mal auf den interaktiven Baustellen-Stadtplan der Stadt Mainz, auf dem Ihr die aktuellen Baustellen genau ansehen könnt. Achtung: Bitte den Popup-Blocker im Browser ausschalten, sonst öffnen sich die kleinen Infofenster nicht, wenn Ihr auf das Baustellen-Symbol klickt. Und auf dieser Internetseite gibt es einen aktuellen Grabungsplan für die Stadt.

 

 

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