Vergangenes Wochenende traf sich die Crème der deutschen Weinszene in Mainz, rund 1.600 Spitzenprodukte wurden in der Rheingoldhalle kredenzt – die Weinbörse des Verbands der Prädikatsweingüter (VDP) gehört zu den wichtigsten Terminen im Weinjahr. Zu verkosten gab es die ersten Weine des Jahrgangs 2018, vorwiegend die jüngeren Weine. Die „Großen Gewächse“, die Spitzenprodukte der VDP-Winzer, dürfen erst ab September des Folgejahres verkauft werden, also gab es auf der Weinbörse vorwiegend Gutsweine und Ortsweine, Kabinettsweine und rote Tropfen aus den Vorjahren.

Saskia Prüm und Anita Brandl vom renommierten Weingut S.A. Prüm aus Wehlen an der Mosel haben neben ihrer traditionellen Linie auch einen modernen Gutswein im Gepäck. – Foto: gik

Klar wurde dabei: 2018 ist wahrlich ein Ausnahmejahrgang: Die Weine sind rund, voller feiner Frucht, haben viel Mineralik und trotzdem genug Frische, dass sie süffig und gleichzeitig edel sind – kaum ein Jahrgang kann so viel Topweine aufweisen. Gerade die jungen Einstiegsweine sind die Visitenkarte des Winzers – und genau diese Weine aus dem Gutsweinbereich will der VDP mit einer neuen Kampagne den Kunden verstärkt nahe bringen.

„Prüm Blue“ heißt der trockene Riesling beim renommierten Weingut Prüm aus Bernkastel-Wehlen an der Mosel. „Das ist ein Easy-Drinking-Wein“, sagt Anita Brandl, „wir haben den Namen bewusst gewählt, als moderne Linie.“ Der „Prüm Blue“ ist der Einstiegswein aus dem Hause Prüm, „Gutswein“ in der Qualitätspyramide des Verbands der Prädikatsweingüter (VDP) genannt. „Der Gutswein wird vielfach unterschätzt“, sagt Brandl, „dabei zeigen wir genau damit, was wir können.“

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Der VDP ist der Verband der rund 200 Spitzenweingüter in Deutschland, 186 davon stellten vergangenes Wochenende rund 1.600 Weine auf der Weinbörse in Mainz vor. Die dreistufige Qualitätspyramide des Verbandes besteht aus Gutswein, Ortswein und Lagenweinen, bekannt sind die VDP-Winzer vor allem für ihre Großen Gewächse: Spitzenweine aus renommierten Lagen, die oft allerdings sehr komplex und mit einem Durchschnittspreis von 30,- Euro daherkommen.

Philipp Nelles vom Weingut Nelles an der Ahr hat gleich eine ganze Linie Einstiegsweine dabei – mit peppigen, modernen Etiketten. – Foto: gik

„Wir haben festgestellt, dass unser Bekanntheitsgrad in diesem Spitzensegment bei 80 Prozent liegt, im Bereich unter 10,- Euro aber deutlich niedriger liegt“, sagte VDP-Präsident Steffen Christmann im Gespräch mit Mainz&: „Wir wollen zeigen, dass VDP eben nicht nur im Bereich Großes Gewächs stattfindet, sondern auch für kleineres Geld extrem viel Authentizität und Winzerleidenschaft ins Glas bringt.“

„Den Adlerblick schärfen“ nennt der VDP seine neue Kampagne, die in diesem Sommer starten soll. Das Ziel: gerade auch am Weinregal im Handel den ganz normalen Verbraucher dazu bringen, verstärkt nach der Flasche mit dem Adler darauf zu greifen. Der Traubeadler ist das Markenzeichen des VDP, der stilisierte Adler das Wiedererkennungsmerkmal auf dem Flaschenkopf. „Wir wollen noch stärker Menschen ansprechen, die dabei sind, bessere Weine für sich zu entdecken“, sagt Christmann.

Zumal die „Brot und Butter“-Weine, wie die Einstiegsweine auch genannt werden, oft allein schon von der Menge her die Umsatzbringer in den Weingütern sind. Der Gutswein sei „die Visitenkarte eines Weinguts“, heißt es auch beim Bacharacher Weingut Jost. „Das sind unsere meistverkauften Weine, Einstiegsweine ohne Hemmschwelle“, sagt Chefin Linda Jost. Für das Weingut seien die „sehr wichtig“.

Den Blick für den Adler bei den Verbrauchern schärfen, auch im Einstiegssegment, das will der VDP in diesem Jahr in den Fokus stellen. – Foto: Carina Ullmer

Mehr als die Hälfte des Umsatzes machen sie im Weingut Nelles an der Ahr mit den Gutsweinen. Gleich eine ganze Linie aus Grauburgunder, Blanc de Noir, Rosé und Spätburgunder hat Philipp Nelles im Gepäck, die peppig-bunten Etiketten sollen am Supermarktregal den Blick des Verbrauchers einfangen. „Die Gutsweine sind für Ottonormalverbraucher der Türöffner“, sagt Nelles. Die Großen Gewächse, das seien „die Prestigeobjekte“ eines VDP-Betriebes, die Gutsweine aber die unkomplizierten Alltagsweine, in die gleichwohl fast ebensoviel Herzblut fließt: „Es sind ganz klare, saubere, elegante Vertreter unseres Weinguts, die etwas früher trinkreif sind als die großen Tropfen“, sagt Nelles.

Schlank, elegant und finessenreich, so präsentiert sich auch der neue Weinjahrgang 2018 in den Gläsern. „Wir haben sehr gute Weine mit hohem Trinkfluss, die entgegen der Erwartungen nicht breit und schwer ausgefallen sind“, sagt Christmann. 2018 war ein Jahr großer Hitze und Trockenheit, doch im Gegensatz zum Hitzesommer 2003 schafften es die Winzer dieses Mal, den Weinen die Säure und die fruchtige Vielfalt zu bewahren. Ein früher Lesezeitpunkt war oft entscheidend dafür. „Frühzeitig beginnen, die Weinberge perfekt vorlesen und dann auch zügig die gerade richtig reifen Trauben ernten, dieses Fingerspitzengefühl war 2018 besonders wichtig“, sagt Christmann.

Die VDP-Winzer schwimmen auf einer Erfolgswelle: 53 Prozent der Weingüter meldeten 2018 gestiegene Umsätze, ein weiteres Drittel stabile Verkaufszahlen – und das, obwohl die Ernte 2017 weit unterdurchschnittlich ausfiel. Über die mengenmäßig starke Ernte 2018 freuen sich die Winzer deshalb ganz besonders, auch weil der Export boomt: Verkauften die VDP-Winzer 2016 noch 18 Prozent ihrer Weine ins Ausland, so waren es 2018 schon 25 Prozent. Boommärkte sind vor allem die skandinavischen Länder. Viel Grund für gute Stimmung also, oder wie Christmann sagt: „Wir haben Wein, und der Wein ist gut.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum fantastischen Weinjahrgang 2018 lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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