Der Mainzer Rosenmontagszug wird morgen wie vorgesehen rollen. Der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) teilte am Sonntagnachmittag mit, man werde den Umzug trotz Sturmwarnungen stattfinden lassen. Die Prognosen seien „hin und her gegangen, mal Orkan, mal Sturm, mal Böe“, teilte der MCV mit. „In jedem Fall gab es bislang keine eindeutige Voraussage“, betonte MCV-Präsident Reinhard Urban. Der MCV habe deshalb gemeinsam mit Sicherheitsexperten und Meteorologen beraten und schließlich beschlossen, den Zug rollen zu lassen. Allerdings wird es wie auch in Köln Einschränkungen geben: Pferde müssen zuhause bleiben, auch Fahnen dürfen nicht mitgebracht werden.

Der 68. Mainzer Rosenmontagszug wird stattfinden, trotz Sturmwarnung soll der Umzug wie geplant rollen. – Foto: gik

Es war offenbar keine einfache Entscheidung: Seit Tagen hatten Meteorologen bereits vor einem Sturmtief über dem Atlantik gewarnt: „Bennet“ werde ausgerechnet am Rosenmontag von Westen her nach Deutschland hereinziehen, dann drohten sich abspaltende Tiefausläufer mit „verbreitet und wiederholt stürmischen Böen“ samt Schauern und Gewittern, die bis zu 100 Kilometer pro Stunde erreichen könnten, so etwa der Deutsche Wetterdienst. Das Problem: Die Vorhersagen blieben bis zuletzt reichlich unklar, vieles widersprach sich auch.

Während der Wetterdienst „Kachelmannwetter auf seinen Vorhersagekarten am Samstag für Mainz in Rheinhöhe noch von Wind bis zu 60 Stundenkilometern Stärke ausging, warnte Chef Jörg Kachelmann am Sonntagmittag auf Twitter vor Risiken: „Es ist ein Riesenscheiss, anders kann mans nicht sagen“, schrieb Kachelmann auf Twitter: „Es ist eine Frage der Bewertung.“ Die Veranstalter müssten entscheiden, ob sie ein Restrisiko tragen wollten oder nicht.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Entsprechend schwer tat sich der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) mit seiner Entscheidung: Erst um 15.40 Uhr teilte der Verein mit, der Mainzer Rosenmontagszug finde statt. Seit Tagen habe man sich in permanentem Austausch mit dem Deutschen Wetterdienst und mit den zuständigen Ämtern und Behörden befunden, hieß es vom Verein. Die Prognosen seien aber ständig hin und her gegangen. „Mal Orkan, mal Sturm, mal Böen – in jedem Fall gab es bislang keine eindeutige Voraussage“, sagte MCV-Präsident Reinhard Urban, „so dass wir nach jeder Prognose wieder neu beraten haben.“

Fahnen, Schilder und Pferde müssen allerdings in diesem Jahr zuhause bleiben beim 68. Mainzer Rosenmontagszug. – Foto: gik

Am Sonntagnachmittag dann die Entscheidung: Ja, der Zug findet statt. Um 11.11 Uhr wird er sich an der Boppstraße in Bewegung setzen, die Narren können aufatmen. „So, wie wir das einschätzen, glauben wir, dass wir den Zug durchführen können“, sagte MCV-Sprecher Michael Bonewitz gegenüber Mainz&. Der große Unterschied zur Absage 2016 sei: „Letztes Mal war Orkan gemeldet, jetzt ist Sturm angesagt, das sind andere Windstärken als 2016“, betonte Bonewitz. Auch seien vor drei Jahren gefährliche Fallwinde vorhergesagt gewesen, auch das sei dieses Mal nicht der Fall.

Für den MCV wäre eine Absage des Mainzer Rosenmontagszuges nichts weniger als eine Katastrophe gewesen: 2016 war der Umzug wegen Sturmtief Ruzicka abgesagt worden, 400.000 Euro hatte der Umzug damals gekostet – der Verein blieb auf einem Großteil des Geldes sitzen, unter anderem weil Sponsorengelder nicht flossen. 2018 geriet der MCV dann in erhebliche finanzielle Turbulenzen, der Verein schrieb drei Jahre in Folge rote Zahlen – auch wegen Missmanagement -, im Sommer 2018 drohte gar die Zahlungsunfähigkeit wegen fehlender Liquidität. Eine erneute Absage in diesem Jahr hätte dem schwer angeschlagenen Verein das Rückgrat brechen können – damit aber hätte die gesamte Mainzer Straßenfastnacht vor dem Aus gestanden.

Dass der Mainzer Rosenmontagszug nun stattfinden kann, dürfte deshalb für erhebliches Aufatmen im MCV-Haus sorgen. Allerdings beschloss der MCV, ebenso wie die Jecken in Köln, einige Einschränkungen vorzunehmen – denn Sturm ist noch immer angesagt. So wurde entschieden, auf die Mitnahme von Pferden ganz zu verzichten, in Mainz betrifft das vor allem die Prinzengarde, die traditionell mit einem großen Pferdecorps im Zug dabei ist. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagte Harald Faerber, Generalfeldmarschall und Vizepräsident der Mainzer Prinzengarde: „Wir alle, die wir am Rosenmontagszug mitreiten, haben ein enges Verhältnis zu unseren Pferden und gerade weil wir uns dem Tierwohl verpflichtet fühlen, haben wir uns einstimmig dafür entschieden, die Tiere unter diesen Rahmenbedingungen nicht mitzunehmen.“

Erleichterung in Mainz: Der Rosenmontagszug 2019 kann rollen. – Foto: gik

Pferde scheuen leicht, ein durchgehendes Pferd wegen Windböen wollten die Verantwortlichen nicht riskieren. Zuhause bleiben müssen derweil auch alle Fahnen oder größeren Schilder: „Alles, was mit Wind in Problemen geraten kann“, dürfe nicht mitgenommen werden, sagte Bonewitz. Ob dass auch für die traditionellen Schwellköppe gilt, werde am Montagmorgen entschieden. Die elf Mainzer Motivwagen mit den politischen Karikaturen werden hingegen mitrollen: Die Mainzer Konstruktionen aus Styropor und Eisenstangen sind so robust gebaut, dass ihnen bei einfachen Sturmstärken keine Gefahr drohe, sagte Bonewitz.

Standbetreiber und Techniker hätten zudem in den vergangenen Tagen die Anweisung erhalten, sämtliche Buden, Stände, Bühnen, Tribünen, Zelte, Banner und Ähnliches entsprechend wetter- und windfest zu arretieren und anzuspannen. „Wir erweitern diesen Hinweis an alle Stand- und Budenbetreiber oder auch an Privatpersonen, die Zelte oder ähnliches entlang der Strecke aufstellen wollen, auch wenn diese nicht in den Verantwortungsbereich des MCV fallen“, sagte Urban. Es sei „ein Appell der Vernunft und ein Akt der Vorsorge“, alles, was durch eine Windböe losgerissen werden könne, entsprechend sicher zu befestigen. Ganz unabhängig von der Wetterlage, so der MCV weiter, trage jeder Besucher und jede Besucherin grundsätzlich ein gewisses Maß an Eigenverantwortlichkeit, Hinweise auf etwaige Gefahrenstellen seien ausdrücklich erwünscht.

„Wir wissen, dass viele der über 8.000 Teilnehmer am Rosenmontagszug auf diesen Tag das ganz Jahr hinfiebern“, betonte Bonewitz. Ob Garden, Vereine, Musikcorps oder Tanzgruppen, der Rosenmontagszug sei „eine wunderbare Brauchtumsveranstaltung, die ein Teil der Mainzer Lebensart verkörpert.“ Man wünsche sich deshalb dass auch der 117. Rosenmontagszug seit Gründung des Mainzer Carneval-Vereins 1838 e.V. sicher und närrisch die rund sieben Kilometer lange Strecke absolvieren werde.

Info& auf Mainz&: Mehr zum 68. Mainzer Rosenmontagszug nach dem Zweiten Weltkrieg lest Ihr in Kürze hier auf Mainz&. Dass die Mainzer Zugente runderneuert mitrollen wird, das könnt Ihr hier auf Mainz& schon mal nachlesen. Mehr über die Absage des Mainzer Rosenmontagszuges im Jahr 2016 lest Ihr hier.

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein