Mainz hat gewählt, die Kommunalwahl 2019 ist nun endgültig beendet – am Sonntag fanden in 13 der 15 Mainzer Stadtteile die Stichwahlen der Ortsvorsteher statt. Selten war eine Ortsvorsteherwahl so umkämpft: In vielen Stadtteilen kam es zu intensivem Ringen, insbesondere von Amtsinhabern gegen ihre Herausforderer. Die Kommunalwahl am 26. Mai hatte durch den großen Wahlerfolg der Grünen überraschend viele Ortsvorsteher in die Stichwahl geschickt. Entsprechend spannend wurde es am Wahlabend: In vielen Stadtteilen gab es wahre Kopf-an-Kopf-Rennen, so etwa in Bretzenheim, Ebersheim, der Oberstadt oder der Neustadt.

Neuer Ortsvorsteher der Mainzer Oberstadt: Daniel Köbler (Grüne). - Foto: Grüne
Wurde mit hauchdünnem Vorsprung neuer Ortsvorsteher der Mainzer Oberstadt: Daniel Köbler (Grüne). – Foto: Grüne

In vielen Stadtteilen wurden bisherige Amtsinhaber abgelöst, so etwa in Ebersheim, wo der Grüne Matthias Gill weichen muss. Einen Erdrutsch-Sieg schaffte Tatiana Herda-Munoz in Hechtsheim, die SPD-Kandidatin fegte Amtsinhaber Jung von der CDU mit 57,1 Prozent zu 42,9 Prozent vom Feld. In vielen Stadtteilen gab es wahre Kopf-an-Kopf-Rennen: In der Oberstadt machten gar nur 21 Stimmen den Unterschied: Der Grüne Daniel Köbler lag am Ende mit 2.623 Stimmen hauchdünn vor Myriam Lauzi (SPS), die auf 2.602 Stimmen kam.

Viele Kandidaten zitterten entsprechend: „Das ist schlimmer als Examen“, stöhnte die bisherige Bretzenheimer Ortsvorsteherin Claudia Siebner (CDU) – am Ende setzte sie sich mit 52,3 Prozent knapp gegen den grünen Herausforderer Fabian Ehmann durch. „Ich habe in den vergangenen fünf Jahren in Bretzenheim viel bewegt“, sagte Siebner, das habe sich ausgezahlt. „Ich mache nicht Parteiarbeit, sondern Projekte für den Stadtteil“, sagte sie.

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Tatiana Herda-Munoz (SPD) wird neue Ortsvorsteherin in Hechtsheim. - Foto: SPD Hechtsheim
Schaffte den Wechsel in Hechtsheim: Tatiana Herda-Munoz (SPD) wird neue Ortsvorsteherin. – Foto: SPD Hechtsheim

Die Wahlbeteiligung war dieses Mal deutlich höher als vor fünf Jahren, der Grund: Die Briefwähler. Weil es bei der Kommunalwahl vor zwei Wochen besonders viele Briefwähler gab, schlug dieser Trend auch auf die Stichwahlen durch. Viele Wähler nämlich hatten mit der Briefwahl für die Europa- und die Kommunalwahl gleich auch die Unterlagen für die Stichwahl mitbestellt und bekamen sie automatisch zugeschickt. Das erhöhte die Teilnahme an den Stichwahlen enorm – der Spitzenreiter war Ebersheim mit einer Wahlbeteiligung von 53 Prozent. Die stadtweite Wahlbeteiligung liegt noch nicht vor.

Insgesamt hatten sich in 13 Stadtteilen Kandidaten für die Ortsvorsteher zur Stichwahl stellen müssen. Lediglich zwei Ortsvorsteher hatten sich am 26. Mai im ersten Wahlgang durchgesetzt: In Drais setzte sich Amtsinhaber Norbert Solbach (CDU) mit 52,3 Prozent nach hartem Ringen gegen Herausforderer Matthias Dietz-Lenssen (SPD) durch, der auf 47,7 Prozent kam – ein grüner Kandidat war hier nicht angetreten. Und auf dem Lerchenberg wurde Amtsinhaberin Sissi Westrich (SPD) mit überwältigenden 73,9 Prozent wiedergewählt.

Bleibt Ortsvorsteher von Marienborn: Claudius Moseler, einziger Ortsvorsteher von der ÖDP. - Foto: ÖDP
Bleibt Ortsvorsteher von Marienborn: Claudius Moseler, einziger Ortsvorsteher von der ÖDP. – Foto: ÖDP

In Finthen schaffte Manfred Mahle (SPD) nach 25 Jahren den Wechsel weg von der CDU. „Wir haben mehr als 1.000 Hausbesuche gemacht“, sagte Mahle, er habe ein klares Konzept präsentiert. Profitiert habe er von Streit in der CDU, aber auch von einer veränderten Sozialstruktur des einstigen Spargel- und Obstbauern-Stadtteils: „Wir waren gerade in den Neubaugebieten viel unterwegs“, sagte Mahle – auch in Finthen gebe es Veränderungen.

„Erleichtert“, sagte auch ein glücklicher Claudius Moseler, der einzige Ortsvorsteher der ÖDP. Nachdem der Amtsinhaber überraschend in die Stichwahl gehen musste, setzte er sich am Ende deutlich mit 68,7 Prozent gegen den SPD-Kandidaten Achim Rhein (31,3 Prozent) durch. Einen Wechsel schaffte Anette Odenweller in Mainz-Ebersheim: Die CDU-Frau setzte sich nach hartem Kampf mit 53,5 Prozent gegen Amtsinhaber Matthias Gill (Grüne) durch. Gill habe „zu viele Alleingänge“ gemacht, sagte Odenweller, dazu habe sich ihre Arbeit im Stadtrat ausgezahlt.

Manfred Mahle (SPD) wird neuer Ortsvorsteher in Finthen. - Foto: gik
Holte nach 25 Jahren CDU den Stadtteil Finthen zur SPD: Manfred Mahle wird neuer Ortsvorsteher im „Bergdorf“ Finthen. – Foto: gik

Keinen Wechsel gab es in der Altstadt trotz eines hoch engagierten Wahlkampfes des SPD-Kandidaten: „Wir haben getan, was uns möglich war“, sagte Altstadt-Kandidat Andreas Behringer (SPD) nach der Wahl. Er sei „in einer grünen Hochburg wie der Altstadt gegen einen grünen Amtsinhaber bei einem grünen Bundestrend“ angetreten, „da muss man bescheiden sein“, sagte Behringer: „Immerhin haben wir den Abstand im Vergleich zur ersten Runde halbiert.“ Das Ergebnis sei ein bisschen besser als er gehofft habe, „die fünf Jahre haben sich offenbar gelohnt“, sagte der alte und neue Ortsvorsteher Brian Huck (Grüne): „Die meisten wussten, was sie mit mir hatten und haben das zu schätzen gewusst – dafür bin ich sehr dankbar.“

Auch in Gonsenheim setzte sich die Amtsinhaberin Sabine Flegel (CDU) am Ende klar mit 59,9% durch, ihr Herausforderer Markus Alvarez Gonzalez (Grüne) sagte am Abend: „Es geht weiter. Er werde jetzt sein Engagement im Ortsbeirat fortführen“. „Das Ergebnis gibt mir Kraft für die kommenden Jahre“, schrieb Sabine Flegel (CDU) am Abend auf Facebook: „Ich bin platt und kann nur sagen: Ganz herzlichen Dank für die Unterstützung.“

„Demokratie lebt von der Vielfalt, die in diesem Wahlergebnis zum Ausdruck kommt“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und dankte allen Kandidaten, aber auch den vielen Wahlhelfern im Stadtgebiet.

Und das sind die neuen Ortsvorsteher 2019-2024:

Altstadt

  • gewählt: Brian Huck (Grüne, alter/neuer Amtsinhaber, 64,8%, 2.799 Stimmen)
  • Andreas Behringer (SPD, 35,2%, 1.523 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 30,4%

Bretzenheim 

  • gewählt: Claudia Siebner (CDU, alte/neue Amtsinhaberin, 52,3%, 3.077 Stimmen)
  • Fabian Ehmann (Grüne, 47,7%, 2.806 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 39,5%

Ebersheim

  • Matthias Gill (Grüne, bisheriger Amtsinhaber, 46,5%, 1.253 Stimmen)
  • gewählt: Anette Odenweiler (CDU, 53,5%, 1.088 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 53%

Finthen

  • Uta Schmitt (CDU, 44,7%, 1.687 Stimmen)
  • gewählt: Manfred Mahle (SPD, 55,3%, 2.086 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 35,9%

Gonsenheim

  • gewählt: Sabine Flegel (CDU, alte/neue Amtsinhaberin, 59,9%, 4.225 Stimmen)
  • Markus Alvarez Gonzalez (Grüne, 40,1%, 2.832 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 38,8%

Hartenberg/Münchfeld

  • Karin Trautwein (CDU, bisherige Amtsinhaberin, 40,2%, 1.592 Stimmen)
  • gewählt: Christin Sauer (Grüne, 59,8%, 2.370 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 29,9%

Hechtsheim

  • Franz Jung (CDU, bisheriger Amtsinhaber, 42,9%, 1.921 Stimmen)
  • gewählt: Tatiana Herda-Munoz (SPD, 57,1%, 2.559 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 37,9%

Laubenheim

  • gewählt: Gerhard Strotkötter (SPD, alter/neuer Amtsinhaber, 67,8%, 1.925 Stimmen)
  • Norbert Riffel (CDU, 32,2%, 915 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 39,9%

Marienborn

  • gewählt: Claudius Moseler (ÖDP, alter/neuer Amtsinhaber, 68,7%, 813 Stimmen)
  • Achim Rhein (SPD, 31,3%, 371 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 37,8%

Mombach

  • gewählt: Christian Kanka (SPD, 67,2%, 1.666 Stimmen)
  • Ansgar Helm-Becker (Grüne, 32,8%, 815 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 26,5%

Neustadt

  • Johannes Klomann (SPD, bisheriger Amtsinhaber, 44,4%, 2.824 Stimmen)
  • gewählt: Christoph Hand (Grüne, 55,6%, 3.535 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 30,4%

Oberstadt

  • gewählt: Daniel Köbler (Grüne, 50,2%, 2.623 Stimmen)
  • Myriam Lauzi (SPD, 49,8%, 2.602 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 32,6%

Weisenau

  • gewählt: Ralf Kehrein (SPD, alter/neuer Amtsinhaber, 67,6%, 1.892 Stimmen)
  • Robert Opara (Grüne, 32,4%, 908 Stimmen)
  • Wahlbeteiligung: 31,4%

Info& auf Mainz&: Alle Ergebnisse könnt Ihr auch noch einmal im Internet bei der Stadt Mainz genau hier nachlesen.

 

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