Das neue Konzept für modernes Einkaufen an der Ludwigsstraße stößt auf viel Zustimmung in Mainz. Von einem „Ende des Stillstands“ ist die Rede, von einem „vielversprechenden Entwurf“, der Hoffnung mache, das so lange schon relativ brach liegenden Areal endlich zu einem attraktiven Besuchermagneten zu machen. Mitten in Mainz gelegen, an der „Prachtmeile“ Ludwigsstraße, stellte das stark in die Lage gekommene Karstadt-Kaufhaus inzwischen mehr einen Schandfleck als eine Visitenkarte für Mainz dar. Am Freitag präsentierte der Bauunternehmer Gemünden überraschend ein völlig neues Einkaufskonzept – im „Boulevard LU“ soll ein modernes Einkaufserlebnis mit viel urbanem Leben, Kultur, Genuss und eben Einkaufen werden. Die Mainzer CDU begrüßte das Konzept und warf zugleich Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) einen „Affront“ gegenüber Stadtrat und Bürgerinitiative Ludwigsstraße vor: Ebling habe niemanden informiert und veröffentliche das Konzept nun „über die Köpfe“ aller hinweg.

Bisher unverändert, nun soll der Stillstand endlich ein Ende haben: das Karstadthaus an der LU mit den vorgelagerten Pavillons. – Foto: gik

Das neue Einkaufszentrum an der LU soll den Dreiklang von Shoppen, Genuss und Kultur verbinden, die Ludwigsstraße in das Gebäude hinein öffnen und so einen urbanen Aufenthaltsraum schaffen. Im Gegensatz zu früheren Plänen soll kein großer, geschlossener Baukomplex entstehen, der bis zur LU vorgezogen wird, der neue Bau soll vielmehr die alte Pavillonstruktur wiederspiegeln und eine Gestaltung mit Plätzen erlauben. Rund 15.000 Quadratmeter Einkaufen sollen insgesamt entstehen, Karstadt als Ankermieter erhalten bleiben, ein Hotel mit 150 Zimmern für weitere Frequenz sorgen. Highlights sind ferner eine riesige Dachterrasse, ein Popup Store-Konzept und ein moderner Logistik-Hub – ausführlich stellen wir Euch die Pläne hier bei Mainz& vor

Entwickelt wurde das neue Einkaufskonzept von der Boulevard LU GmbH, einer Tochterfirma der Molitor Immobilien GmbH und der Sparkasse Rhein-Nahe – hinter Molitor steckt der Ingelheimer Bauunternehmer Dirk Gemünden, der im Herbst 2017 das Karstadthaus nach jahrelangem Stillstand gekauft hatte. Im Mai 2015 hatte sich der Kaufhausentwickler ECE endgültig von dem Plan verabschiedet, an der LU eine riesige Shoppingmall zu errichten. Der Widerstand der Bürgerinitiative Ludwigsstraße, aus der Stadtpolitik, der Mainzer Altstadt, aber auch von Einzelhändlern und letztlich den Besitzern des Leuchter-Pavillons am Gutenbergplatz stoppten das Megaprojekt, von dem Kritiker immer befürchtet hatten, es werde als Investitionsruine enden – so wie das Luisenforum in Wiesbaden oder die Zeil Galerie in Frankfurt.

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Im August 2016 stellte Bauunternehmer Dirk Gemünden (rechts) erstmals seine Pläne für die neue LU vor – damals plante er noch einen großen Baukomplex. – Foto: gik

Mit Gemünden kehrte neue Hoffnung in der Mainzer Stadtspitze ein, der rührige Bauunternehmer, der schon erfolgreich die Ingelheimer „Neue Mitte“ realisiert hatte – ein attraktives Einkaufsareal mitten in Ingelheim – versprach eine Kombination aus urbanem Leben und Einkaufen. Danach kehrte erst einmal Ruhe ein an der LU – bis zu diesem Freitag. Zur Präsentation des neuen Nutzungskonzeptes lud die neu formierte Boulevard LU GmbH ein – gemeinsam mit der Stadt Mainz in Gestalt von Michael Ebling und Baudezernentin Marianne Grosse (beide SPD) – Stadträte aller Fraktionen sowie baupolitische Sprecher zeigten sich hingegen von dem Termin völlig überrascht.

Dabei hatte Grosse im Herbst 2011 explizit zugesagt, eine „ständige Informationsrunde zu informieren, sobald „wesentliche Neuerungen vorzustellen“ seien. Getagt habe diese Runde nie, stattdessen hätten die Fraktionen von den neuen Planungen aus der Zeitung erfahren, kritisierte schon im Mai 2016 der Ortsvorsteher der Mainzer Altstadt, Brian Huck (Grüne), im Mainzer Stadtrat. Nach Mainz&-Informationen sollen die notwendigen Beschlüsse nun bereits am 17. April im Mainzer Stadtrat gefasst werden und nur einen Tag vorher in einer gemeinsamen Sondersitzung mehrere Ausschüsse besprochen werden.

Die Neugestaltung der Ludwigsstraße biete „eine große Chance, diesen Bereich der Innenstadt einer nachhaltigen Entwicklung im Bereich Handel, Gastronomie, Wohnen und Kultur zuzuführen“, betonte Ebling am Freitag: „In Mainz hatten wir stets zwei große Ziele: ein Ende des Stillstands in der Ludwigsstraße mit deren städtebaulicher Aufwertung und zum Zweiten eine Steigerung der Attraktivität des Einzelhandels in der Innenstadt an dieser Stelle.“ Das nun vorgestellte Konzept gefalle ihm sehr gut, es werde die LU „in die in die Zukunft führen und zu einem modernen Einzelhandelsstandort machen.“ Das Konzept passe zu Mainz und dem Mainzer Lebensgefühl. „Auf Basis des heute vorgestellten Nutzungskonzepts kann es nun baurechtlich weitergehen“, sagte Ebling.

Die weiter entwickelten Pläne sehen inzwischen so aus: luftiger, urbaner und mit Zitat der alten Pavillonstruktur. – Foto: gik

Der nun vorliegende Rahmenplan weise ein größeres Maß an Öffnung zur Ludwigsstraße auf das sei „sehr positiv“, sagte auch Baudezernentin Grosse. Durch das Zurückspringen des Gebäudes würden öffentliche Plätze erhalten. „Wir werden die städtischen Gremien umgehend beteiligen, um die geplanten weiteren Planungsschritte abzustimmen“, sagte Grosse. Dazu zählten die Vorbereitung der Wettbewerbsverfahren sowie des erforderlichen Baurechts – aber auch „eine umfassende Bürgerbeteiligung“ Mainzer. So werde die Stadt zu dem versprochenen Ludwigsstraßen Consilium einladen.

Die CDU-Opposition kritisierte unterdessen, dass eben diese städtischen Gremien und Mainzer Bürger nicht vor Verkündung des Konzeptes informiert worden seien. Ebling veröffentliche das Konzept, „ohne vorher den Stadtrat, den Ältestenrat oder die Bürgerinitiative Ludwigstraße darüber zu informieren, dass es fertiggestellt wurde“, kritisierte der baupolitische Sprecher der CDU, Gerd Eckhardt: „Das ist ein offener Affront.“ So werde die gute Arbeit von allen Beteiligten nicht ausreichend gewürdigt. „Der Alleingang des Oberbürgermeisters in dieser Sache ist hingegen nur ein verzweifelter Versuch, sich zu profilieren“ und sei dem Kommunalwahlkampf geschuldet, schimpfte Eckhardt.

Gute Aussichten für Mainz – so beurteilen bisher alle Reaktionen das neue Konzept des Boulevard LU. – Foto: gik

CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig stellte zugleich klar, das Konzept sei „gut und wichtig für die Entwicklung der Stadt“. Die erfreuliche Nachricht sei: „Endlich kommt Bewegung in ein Thema, das die Mainzer schon sehr lange begleitet“, sagte Schönig. Auch die CDU begrüße, dass die Entwicklung der Ludwigstraße endlich Fahrt aufnehme.  Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) sprach von einem „innovativen Konzept“ und betonte, die Pläne müssten nun schnell umgesetzt werden. „Die Entwicklung der LU mitten im Herzen der Stadt ist überaus wichtig für den Handel und für die Attraktivität der Einkaufsstadt Mainz, die Pläne sind innovativ und spannend“, sagte Matz: „Wir wollen, dass die Menschen gerne in unsere Innenstadt kommen, sich dort aufhalten und in den verschiedenen Geschäften einkaufen. Es ist deshalb wichtig, dass wir jetzt die Voraussetzungen schaffen, dass die Ideen schnell umgesetzt werden können.“

Lob gab es auch von der FDP, dem Koalitionspartner der SPD im Stadtrat: Offensichtlich hätten sich die Projektentwickler „tiefgreifende Gedanken gemacht und einen auf den ersten Blick spannenden Entwurf vorgelegt“, sagte FDP-Kreischef David Dietz: „Vor allem freuen wir uns, dass nach etlichen Monaten des Stillstandes endlich wieder Bewegung in die Neugestaltung dieser zentralen Fläche kommt.“ Die Bauten müssten sich aber auch in die Umgebung einfinden und vor allem auch Freiflächen bieten.

Die von den Projektentwicklern angeführten „unzähligen Gespräche“ mit dem könnten ein guter Grundstock für das Gelingen des Projekts sein, Parkhaussanierung und Hotel zeigten großes Potenzial. „Ganz wichtig ist aber, dass wir endlich loslegen mit der Neugestaltung und die LU weiterentwickeln“, mahnte Dietz: „Die Situation war inzwischen unhaltbar.“

Info& auf Mainz&: Ausführliche Informationen zum neuen Konzept des Boulevard LU stellen wir Euch in diesem Mainz&-Artikel vor. Mehr zur Vorgeschichte und zum Scheitern des jahrelang als „Heilsbringer“ gefeierten Investors ECE lest Ihr hier bei Mainz&. Informationen und Pläne gibt es auch auf der neuen Internetseite „LU erleben“, genau hier.

 

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