In der freistehenden Turnhalle neben dem Mombacher Schwimmbad ist am Montag die erste Corona-Ambulanz in Mainz gestartet. Die Einrichtung ist spartanisch: Einige Tische, große Trennwände – und vor allem viel Platz. Bis zu drei Ärzte können hier gleichzeitig Menschen mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion oder auch bereits Erkrankte mit leichtem Verlauf behandeln. Termine gibt es nur nach Voranmeldung, die Ambulanz soll die Hausarztpraxen und die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten. Hintergrund ist ein dramatischer Mangel an Schutzausrüstung für Ärzte und Pflegepersonal in Krankenhäusern.

In der Sporthalle am Großen Sand in Mainz-Mombach ist die Corona-Ambulanz untergebracht. - Foto: gik
In der Sporthalle am Großen Sand in Mainz-Mombach ist die Corona-Ambulanz untergebracht. – Foto: gik

Eine unscheinbare Seitentür führt unmittelbar in die altehrwürdige Turnhalle, die Patienten können an zwei Tischen warten, es gibt viel Platz zwischen allen Beteiligten. Hinter einer Trennwand sind drei spartanische Behandlungsplätze für Ärzte eingerichtet: Einfache Tische mit Stühlen hinter Trennwänden, Desinfektionsmittel, Fieberthermometer, Blutdruckmessgerät – das war’s. „Hier werden die Leute befragt und untersucht, und dann wird entschieden, wie es weiter geht“, erklärt der verantwortliche Arzt Alexander Garcia Godelmann beim Termin mit Mainz&.

Garcia Godelmann ist sonst Internist in einem medizinischen Zentrum in Mainz-Laubenheim, für die Corona-Ambulanz hat er sich freiwillig auf den Aufruf der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz hin gemeldet. Acht Ärzte stehen insgesamt zur Behandlung in der Ambulanz bereit, wie viele Patienten kommen werden – die Ärzte wissen es nicht.

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Drei Wochen nach Beginn des Shutdowns und gut acht Wochen nach dem ernsthaften Beginn der Coronapandemie in Deutschland, startete am Montag nun die erste Corona-Ambulanz in Mainz. „Wir wollen versuchen, infektiöse Patienten möglichst aus dem Regelbetrieb herauszuhalten, um die Arztpraxen nicht zu gefährden und den Regelbetrieb sicher zu stellen“, teilte die KV Ende vergangener Woche mit. Wochenlang hatten die zuständigen Stellen die Patienten aber genau dorthin geschickt: die erste Anlaufstelle sei der Hausarzt, hieß es gebetsmühlenartig – dabei fehlen den Hausärzten seit Wochen Schutzausrüstung und geeignete Schutzmasken.

Arzt Alexander Garcia Godelmann in voller Schutzausrüstung in der neu eingerichteten Corona-Ambulanz in Mainz. - Foto: gik
Arzt Alexander Garcia Godelmann in voller Schutzausrüstung in der neu eingerichteten Corona-Ambulanz in Mainz. – Foto: gik

Mangelnde Schutzausrüstung sei bei der Bekämpfung des Coronavirus nach wie vor das größte Problem in Arztpraxen, räumte die KV ein. Zwar würden seit Ende vergangener Woche nach und nach Lieferungen eintreffen, aber teilweise nur kleine Mengen, sagte KBV-Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen. Die KV arbeite weiterhin mit Hochdruck daran, genügend Schutzausrüstung für alle Praxen zu bekommen und bemühe sich auch in Eigenregie um die Beschaffung. Wie groß die Not ist, zeigte sich aber wieder an diesem Montag: Die KV hatte stolz angekündigt, man könne Mund-Nasen-Schutzmasken an die Praxen in Rheinland-Pfalz ausgeben – bereits um 12.00 Uhr mittags waren die jedoch schon wieder restlos vergeben.

Man hoffe nun, dass es dem Bundesgesundheitsministerium „bald gelingen wird, den KVen größere Mengen an Schutzausrüstungen zur Verfügung zu stellen“, hieß es am Montag auf der Homepage der KV. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte am Montag an, einen eigenen Stab im Bundeskabinett zur Beschaffung von Schutzausrüstung zu bilden – der Bund hatte es im frühen Stadium der Pandemie versäumt, umfangreiche Vorräte von Schutzmasken und Schutzausrüstung im Land zu sichern und zu bevorraten.

Die neue Corona-Ambulanz in Mainz soll deshalb nun die Hausarztpraxen, aber auch die Notfallambulanzen der Klinken bei der Behandlung von Corona-Patienten und -Verdachtsfällen entlasten. Auf die Frage, warum eine solche Ambulanz nicht viel früher eingerichtet worden sei, sagte ein KV-Sprecher gegenüber Mainz&, man habe das alles „ja erst einmal organisieren müssen.“ Eingerichtet wurde die Ambulanz in der derzeit still gelegten Turnhalle „Am Großen Sand“ direkt neben dem Hallen- und Freibad in Mainz-Mombach. Die Lage ist ideal, die Halle ist von einem großen Parkplatz umgeben und liegt direkt an einer Hauptstraße. Die Patienten kommen hier mit niemand anderem in Kontakt – wenn sie die Halle denn finden: Kein sichtbares Schild verweist an der Einfahrt auf die Corona-Ambulanz, von Weitem sieht die Halle leer und geschlossen aus.

Die Behandlungsabteile in der neuen Corona-Ambulanz in einer Mainzer Sporthalle. - Foto: gik
Die Behandlungsabteile in der neuen Corona-Ambulanz in einer Mainzer Sporthalle. – Foto: gik

Der Eingang zur Ambulanz liegt versteckt an der rechten Seite der Halle, weil große Hinweisschilder fehlen, landeten Patienten schon am Wochenende permanent auf der anderen Straßenseite an der Tennishalle – dort weist inzwischen ein Schild darauf hin, dass sich die Ambulanz auf der anderen Straßenseite befindet. Besucher der Ambulanz werden zudem explizit gebeten, nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern zu Fuß oder mit dem eigenen Auto zu kommen, um ein Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Die Ambulanz aufsuchen kann man zudem nur nach Voranmeldung durch den Hausarzt oder bei einer Telefonhotline – einfach vorbeikommen geht nicht. Die Corona-Ambulanz sei kein Zentrum für Coronatests, betont die KV zudem, dafür stehen mehrere Fieberambulanzen in der Region zur Verfügung. „Wir können zwar auch Tests durchführen, zu uns kann aber niemand kommen, der ausschließlich einen Test auf COVID-19 braucht“, betont auch Garcia Godelmann. Hier sollen hingegen Verdachtsfälle abgeklärt werden, wenn Patienten mit mit typischen Corona-Symptomen wie Atemnot, trockenem Husten und Fieber kommen.

„Nicht alle haben so starke Symptome, dass sie stationär behandelt werden müssen, trotzdem benötigen sie eine ärztliche Betreuung – dafür sind wir da“, betont Garcia Godelmann: „Wir untersuchen und stellen Rezepte oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aus oder veranlassen, wenn nötig, eine Einweisung ins Krankenhaus.“ Die Patienten werden zudem in Gruppen aufgeteilt zu Terminen bestellt: Verdachtsfälle mit Symptomen werden früher einbestellt, die echten Coronapatienten am späteren Nachmittag, so sollen Ansteckungen möglichst vermieden werden. Godelmann selbst ist zudem mit kompletter Schutzausrüstung ausgestattet, Gesichtsvisier inklusive. Vorerst herrsche in der Ambulanz daran auch kein Mangel versichert er: „Wir haben 100 Stück.“

Info& auf Mainz&: Die Corona-Ambulanz findet Ihr in der Turnhalle „Am Großen Sand“ in Mainz-Mombach, unmittelbar neben dem Hallen- und Freibad. Auch wenn die Halle verlassen aussieht – hier sied Ihr richtig. Der Eingang befindet sich an der rechten Seite in Richtung Erzbergerstraße. Patienten müssen zunächst einen Termin über die eigens eingerichtete Telefonnummer 06131 – 124321 vereinbaren. Die Stadt Mainz richtet ab Dienstag eine weitere Telefonnummer unter Mainz – 12-4322 ein. Beide Telefone sind von montags bis freitags von 9.00 bis 15.00 Uhr besetzt.

Zum Termin selbst müssen die Patienten lediglich ihre Versichertenkarte mitbringen. Corona-Verdachtsfälle sollen den Weg zur Ambulanz nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen, sondern zu Fuß kommen oder ihr eigenes Auto benutzen. Positive Getestete werden bei Bedarf vom Rettungsdienst abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Die Koordination erfolgt bei der telefonischen Terminvereinbarung. Was über die Lungenkrankheit Covid-19 bekannt ist, und wie Ihr die Symptome erkennen könnt, lest Ihr hier in unserem Mainz&-FAQ. Alle Informationen rund um das Coronavirus, die Pandemie und den Shutdown findet Ihr auf unserer Sonderseite „Alles zum Coronavirus“ genau hier bei Mainz&

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