Sommerzeit ist Schwimmbadzeit, doch nicht immer ist das Freibad ein Ort zum Wohlfühlen: Da wird auch schon mal gespannt und abgecheckt, im schlimmsten Fall sogar Fotos gemacht oder gar gegrabscht. „Flossen weg!“ heißt deshalb eine Aktion des Mainzer Frauenbüros in Zusammenarbeit mit den beiden Mainzer Schwimmbädern und der Mainzer Polizei. Die bislang im Bundesland einmalige Aktion soll für sexuelle Übergriffe in den Bädern sensibilisieren und für Respekt vor der Privatsphäre des anderen werben. Der klare Aufruf an die Besucher: keine Scham zu haben, Übergriffe zu melden.

Logo der Aktion "Flossen weg!" gegen sexuelle Übergriffe in Schwimmbädern. - Foto: gik
Logo der Aktion „Flossen weg!“ gegen sexuelle Übergriffe in Schwimmbädern. – Foto: gik

Scheinbar zufällige Berührungen, ständiges Anstarren oder Pöbeleien, gar Herunterreißen der Badekleidung – die Aktion „Flossen weg!“ will klar machen: Solche Dinge sind kein Kavaliersdelikt und schon gar kein Spaß. „Wir übermitteln ganz klar die Botschaft: Gewalt und Übergriffe jeder Art werden nicht geduldet“, sagt Martina Trojanowski vom Mainzer Frauenbüro. Das Thema sei latent immer mal wieder hochgekommen, im vergangenen Jahr fand dann das Frauenbüro ein Projekt der Stadt Recklinghausen und adaptierte es für Mainz. Mit Plakaten, Flyern und Aufklebern soll in den beiden Mainzer Schwimmbädern nun auf das Thema aufmerksam gemacht werden.

„Es kommt schon vor, dass uns jemand erzählt, da fotografiert mich jemand auf der Wiese“, sagt Torsten Traxel, Leiter des Schwimmbades in Mainz-Mombach. Eigentlich herrsche im Schwimmbad ja Fotoverbot, aber wie das durchsetzen? „Bei 8000 Besuchern haben sie nun einmal mindestens 7000 Handys im Bad“, sagt Traxel. Auch bisher schon geht der Schwimmbadchef mit seinen Leuten gegen Belästigungen sofort vor, doch die Dunkelziffer ist hoch.

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Da steht jemand in der Schlange am Kiosk zu dicht hinter einem, der Mann drei Meter weiter starrt ständig auf den Busen der Frau – wo ist da die Grenze? „Ein Spanner sitzt ja erst mal nur rum und guckt – das ist ja keine Straftat“, sagt Traxel: „Da überlegt man schon, ob man deswegen die Polizei ruft, die hat doch Wichtigeres zu tun.“ Bei der Polizei sieht man das indes ganz anders, die Beamten machten den Schwimmbadleuten klar: Bitte ruft an – lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.

Flyer der Aktion "Flossen weg!" - Foto: gik
Flyer der Aktion „Flossen weg!“ – Foto: gik

„Wichtig ist, dass wir erst mal informiert werden und tätig werden können“, sagt Benedikt Kraft von der Mainzer Kriminalpolizei. Die Beamten könnten Gegenstände oder Handys sicher stellen, eine Anzeige aufnehmen und Täter auch mal festnehmen – den Belästigern droht auch Hausverbot in den Bädern. „Flossen weg!“ soll denn auch klar machen: Es drohen Konsequenzen.

„Die Aktion ist toll“, sagt Michael Theurer, Sprecher der Mainzer Stadtbad GmbH: „Schwimmbäder sind ein sensibler Bereich, Menschen legen dort den Schutz der Kleidung freiwillig ab – da fühlt man sich nicht so geschützt wie normal.“ Die Badegäste sollen sich aber „nicht nur wohl fühlen, sondern auch sicher“, betont er. Im Rahmen der Aktion wurden deshalb die 30 bis 40 Mitarbeiter der beiden Mainzer Schwimmbäder geschult, was sie in solchen Fällen tun können.

Das Freibad in Mainz-Mombach macht mit bei der Aktion "Flossen weg!" - Foto: Schwimmbad Mombach
Sommer, Sonne, Liegewiese – auch hier gilt: Bitte die Privatsphäre respektieren und Flossen weg von fremden Menschen! – Foto: Schwimmbad Mombach

„Es geht ja auch um die Fälle, wo die Abchecker kein Unrechtsbewusstsein zeigen“, sagt  Eva Jochmann vom Mainzer Frauennotruf: „Wir glauben, die Plakate und Flyer wirken sich sehr positiv auf Frauen und Mädchen aus, die sich in den Schwimmbädern aufhalten.“ Die Aktion signalisiere eben auch den Besuchern, dass solche Übergriffe schlimm seien und dass man sich nicht schämen müsse, so etwas zu melden – und dass die Mitarbeiter im Schwimmbad für das Thema sensibilisiert sind. Es gehe um das Sicherheitsgefühl, betont Jochmann – und letztlich um den Respekt vor dem Anderen. „Ich sehe es im Rahmen der Prävention, wir betreiben ja auch viel Aufwand, damit keiner ertrinkt – bevor so etwas passiert“, sagt Traxel: „Solche Menschen wollen wir in unserem Bad nicht haben.“

Bei der Aktion dabei sind allerdings erst einmal nur das Mombacher Schwimmbad und das Taubertsbergbad, Bäder in Wiesbaden wurden bislang nicht angesprochen. „Dass die Flossen auch woanders wegbleiben sollten – gerne“, sagt Eva Weickart, Leiterin des Mainzer Frauenbüros. Man habe erst einmal schauen wollen, wie die Aktion laufe und ob die Botschaft ankomme. „Wir können uns gut eine Ausweitung vorstellen“, sagte Weickart aber auch – etwa in den vielen privaten Saunen der Region.

Info& auf Mainz&: Das Projekt „Flossen weg!“ findet Ihr auch auf dieser Internetseite der Stadt Mainz, dort gibt es auch den Flyer und Plakate zum Download.

 

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