Ursprünglich sollte es erst später der Fall sein, nun wird die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge auf dem Layenhof bei Mainz schon im Juni geschlossen. Die Containersiedlung werde abgebaut, die derzeitigen Bewohner würden zum Monatsende in die AfA Kusel umziehen, teilte das Integrationsministerium am Montag mit. Grund sind die drastisch zurückgegangenen Flüchtlingszahlen. Die Unterkunft auf dem Layenhof war erst Anfang November 2015 eröffnet worden, als Notbehelf, sie bot rund 450 Menschen Platz. Die Mitarbeiter sollen in Ingelheim weiter beschäftigt werden.

Containerdorf Layenhof kleiner
Schön ist wahrlich anders: Das Containerdorf der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge auf dem Layenhof bei Mainz – Foto: gik

Das Land hatte im April ein Stufenkonzept für den Umgang mit den vielfach neu aus dem Boden gestampften Erstaufnahmeeinrichtungen vorgestellt und dabei angekündigt, die Standorte deutlich reduzieren zu wollen. Der Layenhof sollte ursprünglich zum 31. August geschlossen werden, allerdings wollte das Land vorher mit Stadt über eine Übernahme reden.

Die Stadt aber hatte kein Interesse – die Mainzer Einrichtungen sind deutlich zentraler gelegen und vor allem in festen Häusern. Am Freitag stellt die Stadt in der Alten Portland im ehemaligen Verwaltungsgebäude eine neue Gemeinschaftsunterkunft vor, mit der Housing Area in Gonsenheim steht zudem ein weiteres großes Areal zur Verfügung. Unklar ist noch, was aus der Kommissbrotbäckerei in der Neustadt wird: Auch hier war von einem Rückzug des Landes die Rede, konkrete Ansagen gibt es hier aber noch nicht. Auch gab es auf dem Layenhof zuletzt mehrere Schlägereien unter Flüchtlingen – es dürfte der Enge und Trostlosigkeit der Unterbringung geschuldet gewesen sein.

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Rappelvolle Kleiderkammer Layenhof kleiner
Gut gefüllt: Die Kleiderkammer auf dem Layenhof – Foto: gik

Das Land reduziert jedenfalls derzeit seine Platzzahl landesweit von ursprünglich geplanten 17.500 Plätzen – inklusive Reservekapazitäten – auf 11.600 Plätze. Sie sei „froh, dass wir mittlerweile in unseren großen Landeseinrichtungen genügend Plätze in hergerichteten Gebäuden bereithalten, wo wir die Menschen gut unterbringen und betreuen können“, betonte die neue Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne) am Montag. Betriebsbedingte Kündigungen der Mitarbeiter werde es übrigens nicht geben – die Beschäftigten sollen bei der AfA Ingelheim Jobs finden.

Die eher einfache Containersiedlung auf dem Layenhof war in der Hochphase der ankommenden Flüchtlinge aus dem Boden gestampft worden, die Container – umgeben von Zäunen – nie ein günstiges Zuhause. Allerdings blieben die Flüchtlinge hier geplant nur wenige Wochen, bevor sie auf andere Unterkünfte oder Kommunen weiter verteilt wurden. Die Mainzer reagierten auf die Masseneinrichtung großartig: Eine Welle der Hilfsbereitschaft schwappte auf den ehemaligen Militärflughafen zwischen Finthen und Wackernheim.

Eine Kleiderkammer wurde in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft, alte Fahrräder fit gemacht, Spielangebote und Ausflüge für Kinder organisiert. Es gab Deutschunterricht, Willkommensfeste, Begrüßungscafés, Solidarkonzerte – sensationell. Über die Willkommenskultur hat Mainz& mehrfach berichtet – einmal hier bei der Informationsveranstaltung, und dann noch einmal in unserer Weihnachtsgeschichte. Ein Satz hat uns besonders angerührt: „Hier kann ich fast vergessen, dass ich Flüchtling bin“, sagte uns ein junger Syrer aus Damaskus beim Besuch in der Kleiderkammer.

Nun ist die Einrichtung auf dem Layenhof schon wieder vorbei, ein bisschen wie ein Spuk – und zeigt, wie unvorhersehbar die Entwicklung ist. Mehr als 40.000 Flüchtlinge hat Rheinland-Pfalz 2015 aufgenommen, derzeit kommen nur noch wenige – die Grenzen sind dicht. Wir sind gespannt, wie es weiter geht.

 

 

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