Die Hitze der vergangenen Wochen machte den Ruf nach Wasser unüberhörbar, überall in der Stadt lechzten die Menschen nach Abkühlung, Experten riefen dazu auf, genug zu trinken. Doch in Deutschland ist das gar nicht so einfach: Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern oder etwa den USA sind öffentliche Trinkbrunnen hier Mangelware. In Mainz gibt es bislang genau eine Säule, die trinkfertiges Wasser liefert – die Säule der Mainzer Mobilität steht um die Ecke an den Mainzer Markthäusern. Landesumweltministerin Ulrike Höfken will das nun ändern: Sie startete am Dienstag ein Programm für mehr öffentliche Trinkbrunnen in Kommunen.

Der Trinkwasserbrunnen der Mainzer Mobilität in der Mailandsgasse, er ist der einzige in Mainz. - Foto: gik
Der Trinkwasserbrunnen der Mainzer Mobilität in der Mailandsgasse, er ist der einzige in Mainz. – Foto: gik

Das Leitungswasser in Deutschland gilt als ausgezeichnet, billiger als Wasser aus dem Supermarkt ist es sowieso – doch kaum jemand zapft Wasser aus dem Hahn zum Mitnehmen. Das liegt zum einen daran, dass Leitungswasser auf dem Tisch in Deutschland keine Tradition hat, viele bevorzugen Mineralwasser mit Kohlensäure. In Restaurants wiederum sperren sich Gastronome oft gegen den Trend zum kostenlosen Wasser aus der Leitung – sie befürchten Umsatzeinbußen.

In anderen Ländern ist es dagegen Gang und Gäbe: Kaum sitzt man, steht schon eine Karaffe frisches Leitungswasser auf dem Tisch, gerad ein südlichen Ländern oder beim Nachbarn Frankreich wäre eine Tafel ohne undenkbar. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) will nun in Deutschland ein Umdenken erreichen: Am Dienstag weihte sie in Kaiserslautern den ersten mit öffentlichen Mitteln geförderten Trinkwasserbrunnen ein. „100 öffentliche Trinkwasserspender für Rheinland-Pfalz“ heißt das dazu gehörige Förderprogramm, Kommunen im Land und deren Wasserversorgungsunternehmen können daraus mit einem Festbetrag von 4.000 Euro für die Aufstellung eines Trinkwasserbrunnens finanziell unterstützt werden.

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Leitungswasser sei „unser Lebensmittel Nummer 1“, und das habe „eine hervorragende Qualität“, sagte Höfken. Dazu stehe das Wasser aus dem Hahn „ständig frisch, in beliebiger Menge und zu niedrigen Preisen zur Verfügung“, betonte die Ministerin – abgefülltes Wasser aus dem Supermarkt sei hingegen rund 250 Mal teurer als Leitungswasser. Eine Flasche Mineralwasser könne zudem von der Quelle bis zu den Verbrauchern lange Wege zurücklegen und damit etwa 1.000 Mal mehr CO2-Emissionen verursachen als die gleiche Menge aus dem Wasserhahn.

Der Trinkwasserbrunnen der Mainzer Mobilität in der Mailandsgasse direkt am Markt. - Foto: gik
Der Trinkwasserbrunnen der Mainzer Mobilität in der Mailandsgasse direkt am Markt: Trinken, Flasche auffüllen. – Foto: gik

Mit Leitungswasser könne zudem viel Müll gespart werden, insbesondere, wenn eigene Trinkflaschen auch für unterwegs benutzt würden, argumentiert Höfken weiter, so werde Plastikmüll durch Einwegflaschen reduziert. „In Deutschland werden stündlich 1,9 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht, pro Tag sind das rund 45 Millionen Stück“, rechnete die Ministerin vor: „Mit den Trinkwasserspendern können wir Müll reduzieren.“ Dazu verschlinge die Herstellung von Plastikflaschen jährlich etwa 480.000 Tonnen Rohöl und Erdgaskondensate – wiederverwendbare Flaschen zu benutzen, sei daher erheblich ressourcenschonender und klimaschützender.

Und schließlich seien die Hitzewellen auch eine Folge des Klimawandels, und damit einher gehen müsse auch eine Veränderung im Verhalten: „In den zunehmenden Hitzeperioden sind die gesundheitlichen Belastungen für Bürger zum Teil beträchtlich“, betonte Höfken: „Wichtig ist daher, ausreichend zu trinken und dafür ein eigenes Trinkgefäß aufzufüllen, um Einwegflaschen zu vermeiden.“

In Mainz gibt es dafür bislang aber leider nur genau einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen: In der Mailandsgasse, um die Ecke der Mainzer Markthäuser, steht eine schlanke Edelstahlsäule mit dem bunten „M“ der Mainzer Mobilität darauf. Ein Knopf auf der Rückseite aktiviert den Wasserstrahl, dann heißt es Wasser marsch für die Erfrischung. Den Brunnen gebe es bereits seit einigen Jahren, heißt es bei der Mainzer Mobilität, als einziger in Mainz bisher. Vergangenes Jahr, im Hitzesommer 2018, war einmal die Rede davon, weitere Trinkwasserbrunnen aufzustellen – geschehen ist das bislang nicht. Die ÖDP hatte im August 2018 einen Hitzeaktionsplan im Stadtrat vorgestellt, eine Maßnahme: Mehr Trinkbrunnen für Mainz – der Aktionsplan wurde von den Mehrheitsfraktionen im Stadtrat abgelehnt.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Förderprogramm des Landes Rheinland-Pfalz für Trinkwasserbrunnen in Kommunen findet Ihr hier beim Land Rheinland-Pfalz. 50 Kommunen haben dort den Angaben zufolge bereits Interesse angemeldet – Mainz ist nach unserem Kenntnisstand nicht darunter. Aber wir fragen da morgen noch mal nach…

 

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