Der Mainzer Obdachlosenarzt Gerhard Trabert unterstützt aktiv die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer: Trabert hat die ärztliche Leitung bei der Erstversorgung der Flüchtlinge auf der Sea Watch übernommen – jenem Schiff, mit dem der Privatmann Harald Höppner im Mittelmeer Flüchtlinge retten fahren will. Höppner wurde bekannt durch die Günther Jauch-Sendung am Sonntag, als er Jauch zu einer Schweigeminute vor laufenden Kameras zwang. Seither ist Höppner ein Star – und Trabert wird mit ihm ins Mittelmeer schippern.

Trabert mit Medikamenten für Sea Watch in Hamburg - Foto privat
Gerhard Trabert mit Kisten voll Medikamenten in Hamburg – Foto: privat

Bekannt ist Trabert als Erfinder des Mainzer Modells der medizinischen Versorgung für Obdachlose, der mobilen Ambulanz. Seit 20 Jahren hilft er so Menschen, die wirklich gar nichts haben, auch in der „Ambulanz ohne Grenzen“ für Menschen ohne Versicherung. Dazu ist Trabert Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden, der früheren Fachhochschule.

Trabert habe nun die Leitung und Koordination des Bereiches „Gesundheitliche Erstversorgung von Flüchtlingen“ für die Sea-Watch übernommen, teilte der Verein Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. am Dienstag in Mainz mit. Ende Mai bis Anfang Juni werde Trabert vierzehn Tage lang „mit der Sea-Watch auf See sein, um bei den Hilfsmaßnahmen persönlich mit anzupacken“, heißt es weiter. Die Sea-Watch könne auf dem Meer erste Hilfe leisten, Notrufe absetzen und Standby bleiben, bis professionelle Hilfe eintrifft. Dafür sei das entsprechende Equipment wie Rettungswesten, Rettungsinseln und so weiter an Bord. Mit einem Beiboot und einer kleinen Crew kann zudem direkt zum Flüchtlingsboot gefahren werden, sodass eine Ärztin oder ein Arzt medizinische Hilfe leisten können.

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Natürlich gehe es dabei um die ganz konkrete Hilfe für die verzweifelten Flüchtlinge, für die der Weg über das Mittelmeer die einzige Möglichkeit ist, in ein sicheres Land zu kommen. Daneben gelte es aber auch, ein Zeichen zu setzen, ein Signal an die Öffentlichkeit gegen die Ignoranz der Bundesregierung und der Europäischen Union. „Die EU-Politik bringt im Prinzip Menschen um“, sagte die Vereinsvorsitzende Gisela Bill Mainz&. Die Flüchtlingspolitik der EU müsse neu gedacht werden. „Mare Nostrum muss neu aufgelegt werden, und es muss mehr Geld in die Hand genommen werden“, fordert Bill. Es könne doch nicht sein, dass man „wartet, bis die alle ertrinken.“

Sea Watch im Hamburger Hafen - Foto privat
Die Sea Watch im Hamburger Hafen – Foto: privat

Die Beteuerungen, es müsse in den Ländern der Flüchtlinge etwas geschehen, seien soch bisher „nur Gerede, das geschieht ja eben nicht“, kritisiert Bill. Die westliche Globalisierungspolitik gehe doch zulasten genau dieser Länder, mache die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe kaputt oder zerstöre die Seegründe vor Somalia durch Überfischung. „Solche Armut begünstigt auch Bürgerkriege“, betont Bill, „wir versuchen, da ein Umdenken auf den Weg zu bringen.“

„Die Menschen, die in höchster Not hierher fliehen, müssen angenommen und nicht abgewehrt werden“, betont auch Trabert in der Mitteilung. Kriegs- und Armutsflüchtlinge hätten ein Recht, nach Europa zu kommen „und sie haben ein Recht auf ein würdevolles Leben“, betont der Arzt. Mit Unterstützung von Humedica und Apotheker ohne Grenzen hat Trabert bereits Medikamente und Hilfsmaterialien, vor allem für Notfallmedikation, nach Hamburg zur Sea Watch gebracht.

Die Sea Watch soll ab Mitte Mai im Mittelmeer nach Flüchtlingsschiffen in Not suchen. Im Gebiet nordwestlich der libyschen Küste soll ein Suchmuster abgefahren werden, die Suche erfolge per Radar, auf Sicht und mit Hilfe einer Aircam, heißt es auf der Internetseite des Projektes. Das Schiff operiert von Malta aus, kann für Tankstops und auch zum Crew-Wechsel aber auch die wesentlich näher gelegene tunesische Insel Djerba anlaufen.

Findet die Sea Watch ein Flüchtlingsboot in Not kann Erstversorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln sowie mit medizinischer Hilfe geleistet werden. Für den akuten Seenot-Fall hat das Schiff Rettungswesten und Rettungsinseln an Bord. Flüchtlinge selbst an Bord nehmen und transportieren will die Sea Watch aber nicht. Am 19. April ist die Sea Watch mit Ziel Mittelmeer ausgelaufen, es wird ernst für das Projekt.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Projekt Sea Watch findet Ihr auf sea-watch.org. Mehr zu Gerhard Trabert und dem Verein Armut und Gesundheit findet Ihr hier.

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