Lange wurde gerätselt, ob die Mainzer Fastnacht 2021 wohl eine Chance angesichts der Coronapandemie hat, nun stellten die Stadt Mainz und die Präsidenten der großen Fastnachtsvereine samt Mainzer Fastnachtsgenossenschaft unmissverständlich klar: Die Kampagne 2021 findet statt. Der MCV machte klar: Es wird eine Fastnachtsproklamation am 11.11 auf dem Schillerplatz geben, und auch eine Straßenfastnacht – nur wie, das steht derzeit noch nicht fest. Einen regulären Rosenmontagszug wird es sicher nicht geben können – doch andere Formate sind in der Vorbereitung. Und auch die Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz“ soll 2021 über die Fernsehschirme gehen – es wird sicher eine der ungewöhnlichsten Fastnachtskampagnen der Geschichte der Mainzer Fastnacht werden. „Das ist die Chance, ganz neue Wege zu gehen, kreativ zu sein“, betonte KCK-Präsident Dirk Loomans.

Die Mainzer Fastnachtskampagne 2021 soll trotz Coronapandemie stattfinden - auch die Straßenfastnacht. - Foto: gik
Die Mainzer Fastnachtskampagne 2021 soll trotz Coronapandemie stattfinden – auch die Straßenfastnacht. – Foto: gik

Seit Wochen hatten die Mainzer Fastnachtsverantwortlichen nun schon betont, nein, die Mainzer Fastnacht werde nicht ausfallen, ja, es werde eine Kampagne 2021 geben – doch rund um die Narrenhochburg Mainz hagelte es Absage um Absage. Viele Städte sagten die Kampagne ganz ab, auch in Mainz gibt es Vereine, die alle Sitzungen für 2021 gestrichen haben – zu unsicher stellt sich die Lage bei der Coronapandemie dar. Gerade in den vergangenen Tagen stieg die Zahl der Neuinfektionen wieder deutlich an, Experten rechnen mit einer zweiten Infektionswelle im Herbst – wie da Fastnacht gefeiert werden sollte, scheint vielen unvorstellbar.

Nein, einen klassischen Rosenmontagszug 2021 wird es in Mainz nicht geben - vielleicht aber Gruppen mit Guggemusik in der Stadt. - Foto: gik
Nein, einen klassischen Rosenmontagszug 2021 wird es in Mainz nicht geben – vielleicht aber Gruppen mit Guggemusik in der Stadt. – Foto: gik

Am Montagabend fühlte sich deshalb die Stadt Mainz genötigt, ein Zeichen zu setzen: „Wir wollen heute ein Signal setzen, das uns wichtig ist und das uns umtreibt“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz: „Und das Signal heißt: Die Kampagne 2021 wird stattfinden.“ Das sei keineswegs „eine Mission von tollkühnen Männern“, betonte Ebling zugleich, niemand wisse derzeit, wie die Infektionslage im November oder im Januar 2021 aussehen werde und welche Bedingungen dann gelten würden. „Auf vieles wird es heute noch keine detaillierte Antwort geben“, betonte Ebling denn auch.

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Dennoch wolle man nach vielfachen Gesprächen in den vergangenen Tagen heute das Signal geben, dass Mainz das möglich machen werde, was gehe. „Unser gemeinsamer Auftrag ist, Brauchtum zu pflegen und Frohsinn spenden“, betonte Ebling, das gelte gerade auch für schwierige Zeiten. Das sei Mainz als Stadt der Lebensfreude den Menschen schuldig, sagte der Oberbürgermeister. Die Mainzer Fastnacht werde in aller Welt eng mit der Stadt verbunden, und sei auch wichtig „für den Wirtschaftsstandort und die Art, wie wir leben“, sagte Ebling weiter. Doch sicher sei auch: „Wir wissen auch, dass Corona alles verändert – ganz sicher auch die Meenzer Fastnacht.“

Auch 2020 soll es am 11.11. eine Fastnachtsproklamation auf dem Schillerplatz geben - nur mit weniger Gedränge. - Foto: gik
Auch 2020 soll es am 11.11. eine Fastnachtsproklamation auf dem Schillerplatz geben – nur mit weniger Gedränge. Hier von links: Christmann, OB Ebling (SPD), Andreas Schmitt und Reinhard Urban (MCV). – Foto: gik

Die Frage, wie die Kampagne 2021 stattfinden kann, ist denn auch weiter offen. „Das wird eine völlig andere Fastnacht werden, als wir das kennen“, sagte der Präsident des Mainzer Carnevals Vereins (MCV), Reinhard Urban, und betonte zugleich: „Wir glauben, dass wir auch Straßenfastnacht durchführen können.“ Der MCV will weiter an der Herstellung der berühmten Motivwagen festhalten, die dreidimensionalen Karikaturen nehmen traditionell jedes Jahr politische Themen aufs Korn.

Doch ob es tatsächlich Straßenumzüge oder gar einen Rosenmontagszug geben könne, das sei weiter offen, sagte Urban, und zeigte sich skeptisch: „Auch begrenzte Menschenströme sind Menschenströme“, sagte er, eine Ausrichtung von Umzügen sei abhängig von der Infektionslage Anfang 2021. „Einen klassischen Zug kann ich mir nicht vorstellen“, sagte Urban im Gespräch mit Mainz& weiter, „deshalb werden wir uns etwas Alternatives überlegen.“ Eine Idee sei „ein Rosenmontagszug der Zuschauer“, bei dem – so ein Denkmodell des MCV – Motivwagen wie schon am Fastnachtssonntag auf der Ludwigsstraße oder in Bereichen der Innenstadt aufgestellt werden – und die Narren flanieren an den Wagen dann mit Abstand und Sicherheitsvorkehrungen vorbei.

Auch 2021 soll es Motivwagen geben - vielleicht zum Vorbeiflanieren auf der LU. - Foto: gik
Auch 2021 soll es Motivwagen geben – vielleicht zum Vorbeiflanieren auf der LU. – Foto: gik

Das sei vor allem ein Modell für die dreidimensionalen Karikaturen, sagte Urban weiter, „ich glaube, die Garden kann ich dazu nicht überreden.“ Die Botschaft sei aber: „Wir planen eine Straßenfastnacht, es wird eine geben, und zwar von Donnerstag bis Dienstag – aber anders als sonst“, betonte der MCV-Präsident. So sei denkbar, einen Feierbereich vom Schillerplatz über die LU bis zum Theater abzusperren, in dem mit Einlasskontrolle und Voranmeldung vielleicht 2000 Leute feiern dürften. Auch könnten die Mainzer Garden „sicher durch die Stadt laufen, aber nicht als Umzug“, sagte Urban, sondern als Gruppen, in organisierter Form – so etwas sei durchaus denkbar.

Die Gesundheit stehe an erster Stelle, betonte Urban: „Wir wollen kein Mallorca haben und keinen Ballermann.“ Dennoch wolle die Fastnacht „in einer Zeit, in der man nicht besonders viel zu Lachen hat“ den Menschen trotzdem „Träume und Frohsinn schenken.“ Er halte das auch für wichtig und notwendig, betonte der MCV-Präsident weiter: „Es gibt Leute, die schwer getroffen sind durch die Pandemie, durch Arbeitslosigkeit oder Schiffbruch einer Firma, und auch Leute, die Menschen verloren haben durch diese Erkrankung“, sagte er, „die brauchen ein bisschen was Positives.“

Die Menge auf dem Schillerplatz wird dann sicher nicht so aussehen wie am 11.11.2019, sondern stark begrenzt werden. - Foto: gik
Die Menge auf dem Schillerplatz wird dann sicher nicht so aussehen wie am 11.11.2019, sondern stark begrenzt werden. – Foto: gik

So soll es denn auch am 11.11. eine Fastnachtsproklamation auf dem Schillerplatz geben, kündigte Urban an – allerdings auch die in einem deutlich kleineren und anderen Rahmen als sonst. „Den Schillerplatz kann man als geschlossenen Raum herrichten, das haben wir ja auch schon wegen des Glasverbots gemacht“, sagte Urban. Es werde zudem ein Konzept geben in Punkto Sicherheit und Gehwege, das Publikum werde sicher kleiner sein – auch auf dem Balkon des Osteiner Hofes. „Dann werden wir gucken, was wir draus machen“, sagte Urban weiter. Musik solle es schon geben, womöglich von den Musikzügen der Garden. Sicher sei indes schon jetzt: „Es wird kein Bühnenprogramm geben“, sagte Urban, das sei sicherheitstechnisch und hygienetechnisch nicht hinzubekommen.

„Das ist jetzt auch einer der Momente, für den die Fastnacht steht“, betonte der Präsident des Karnevals Clubs Kastel (KCK), Dirk Loomans – denn genau für dunkle Stunden sei die Fastnacht schließlich da. „Das soll helfen, mal zu vergessen, was uns dann fast ein Jahr lang umgetrieben hat“, sagte Loomans, „es ist eine wunderbare Gelegenheit, Mainzer Fastnacht zu feiern, als Ausklinken von einer harten, manchmal unerfreulichen und dunklen Zeit. Loomans betonte, er freue sich auf die Kampagne: „Das ist eine ganz große Chance, die sich der Fastnacht jetzt bietet“, unterstrich der KCK-Präsident: „Das ist die Chance, ganz neue Wege zu gehen, kreativ zu sein, kleinteiliger zu arbeiten.“ Stelle sich Anfang 2021 heraus, dass doch eine reguläre Kampagne stattfinden könne, „können wir auch das“, sagte Loomans: „Das haben wir über Jahrzehnte geübt, das haben wir drauf.“

Die Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz" soll auch 2021 steigen, trotz Coronapandemie. - Foto: gik
Die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ soll auch 2021 steigen, trotz Coronapandemie. – Foto: gik

Und so soll auf jeden Fall auch ein Aushängeschild der Mainzer Fastnacht 2021 steigen: Die Fernsehfastnacht „Mainz bleibt Mainz“ solle in jedem Fall 2021 stattfinden, sagte Sitzungspräsident Andreas Schmitt. Das Kurfürstliche Schloss biete einen geeigneten Rahmen, dann vielleicht eben nur mit 300 bis 400 Zuschauern, sagte Schmitt, aber das Wichtige sei doch: „Wir können millionenfach den Menschen die frohe Botschaft des Fastnachtsfeierns mit Herz vermitteln und den Menschen die Lebensfreude überbringen.“ Das sei auch dem SWR und den planenden Redakteuren für 2021 „ein Herzensanliegen.“

Sitzungspräsident Andreas Schmitt wird 2021 eine sicher ungewöhnliche Fernsehsitzung leiten. - Foto: gik
Sitzungspräsident Andreas Schmitt wird 2021 eine sicher ungewöhnliche Fernsehsitzung leiten. – Foto: gik

Die Botschaft dieses Tages gehe denn auch an die Aktiven der Mainzer Fastnacht, sagte der Präsident des Mainzer Carnevals Clubs (MCC), Horst Seitz: „Wichtig, dass wir auch den Aktien sagen: macht Euch darauf gefasst, dass es irgendwie zum Auftritt kommt“, sagte Seitz. Viele Redner fragten schon, ob es sich denn überhaupt lohne anzufangen, nun sei das Signal an die Aktiven: „Macht Euch auf den Weg“, betonte Seitz. In welcher Form, vor welcher Kamera das am Ende stattfinde, spiele noch keine Rolle. „Aber es spielt eine ganz große Rolle, dass wir hier nicht sagen: die Fastnacht wird beerdigt bis zum 11.11.2022, sondern sie wird da sein“, fügte Seitz hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Ideen der Mainzer Fastnachter zur Kampagne 2021 haben wir auch schon hier bei Mainz& aufgeschrieben.

 

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