Am Morgen nach dem schrecklichen Angriff auf den Berliner Weihnachtsmarkt ist eine Absage des Mainzer Weihnachtsmarktes kein Thema. „Der Weihnachtsmarkt bleibt definitiv geöffnet“, sagte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Mainzer Schausteller, Marco Sottile, am Morgen Mainz&: „Wir haben hier ein super Sicherheitskonzept im Voraus schon gehabt, ich fühle mich hier sehr sicher.“ Auch die Mainzer Schausteller trauerten um die Verstorbenen und Verletzten in Berlin, doch der Angst ergeben werde man sich nicht. Bei der Mainzer Polizei hieß es: „Klar, der Weihnachtsmarkt geht weiter.“ Die Mainzer sehen das offenbar genauso: „Der Markt ist wirklich gut gefüllt heute morgen“, berichtete Sottile.

polizei-beratung-auf-dem-weihnachtsmarkt-foto-kirschsteinAm Montagabend ist ein großer Transport-Lkw in Berlin in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast und hat zwölf Menschen getötet, rund 50 weitere wurden verletzt. Die Bundesregierung geht inzwischen von einem Anschlag aus: Offenbar hatte der Fahrer den Lkw gestohlen, dessen Fahrer getötet und dann den Truck gezielt in die Menge auf dem Weihnachtsmarkt gesteuert. „Wir denken an die Verletzten und Verstorbenen“, sagte Sottile zu Mainz&, „die Trauer ist sehr groß, das ist fürchterlich, schlimm.“ Aber jetzt in Deutschland oder gar ganz Europa die Weihnachtsmärkte abzusagen – „das ist nicht der richtige Weg“, betonte Sottile.

Die Mainzer Polizei hatte bereits im Vorfeld mit einem umfangreichen Sicherheitskonzept auf die allgemeine Bedrohungslage reagiert und ist von Beginn des Marktes an mit verstärkten Streifen in Uniform und Zivil unterwegs. Auch ein Angriff mit einem Lkw wurde geprüft – und Maßnahmen dagegen getroffen: Am Eingang zum Markt vom Höfchen aus – der einzigen direkten Zufahrt zum Markt – stehen in diesem Jahr zwei große, dezent verkleidete Blöcke, die einen Angriff auf den Markt mit einem Lkw wie im Sommer in Nizza verhindern sollen. Stadtsprecher Marc André Glöckner bestätigte Mainz& auf Nachfrage, dass es sich dabei um Blockadeblöcke handelt – der Markt ist von allen Seiten gut gesichert. „Der Mainzer Weihnachtsmarkt geht weiter“, betonte Glöckner.

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Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) kündigte zudem mehr Polizeipräsenz für die Weihnachtsmärkte im Land an. „Man musste leider mit einem solchen Angriff rechnen“, sagte Lewentz dem SWR. Die Weihnachtsmärkte im Land seien aber sicher, eine vorzeitige Beendigung kein Thema, betonte der Innenminister. Die Landesregierung ordnete Trauerbeflaggung im Gedenken an die Opfer an öffentlichen Gebäuden an.

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Der Eingang zum Mainzer Weihnachtsmarkt vom Höfchen aus ist schon seit Anfang des Marktes in diesem Jahr mit Betonblöcken gesichert – dezent mit Holz verkleidet. – Foto: gik

Lewentz sprach am Mittag von einem „feigen und hinterhältigen Angriff auf unsere freie Gesellschaft“. Die Polizeipräsenz im Land sei schon nach den Ereignissen von Paris deutlich erhöht worden und werde nun durch eine weitere Hundertschaft der Polizei sowie zusätzliche Sonderkräfte  verstärkt. „Wir haben Vorsorge getroffen, falls so ein Fall in Rheinland-Pfalz geschehen würde“, sagte Lewentz und betonte zugleich: „Ich habe keine Hinweise, dass es Angriffe auf Weihnachtsmärkte in Rheinland-Pfalz geben soll.“

Mit tiefer Betroffenheit reagierten auch Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) auf den grausamen Terrorakt in Berlin. „Die Nachricht von dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche erschüttert mich tief“, schrieb der OB in einem Brief an den Regierenden Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD): „In Mainz empfinden wir große Trauer angesichts des Schicksals der Menschen, die bei dem Unglück getötet wurden und bangen mit Ihnen um die Verletzten, deren Überleben noch ungewiss ist.“ In dem Schmerz über das Unglück mische sich aber auch „die Überzeugung, dass wir uns von nichts und niemandem unsere Art zu leben und Weihnachten zu feiern nehmen lassen werden.“

Der Weihnachtsmarkt sei „ein offener Ort und dies soll er auch bleiben“, betonte auch Sitte: „Wir werden uns die vorweihnachtliche Stimmung und unsere offene Art zu feiern nicht zerstören lassen!“ Es sei in den vergangenen Wochen immer wieder im Gespräch gewesen, dass Weihnachtsmärkte in Europa im besonderen Focus islamistischer Anschläge stehen könnten. Deshalb sei auch in Mainz die Sicherheitsfrage immer präsent und ständig erörtert worden, die Sicherheitsbehörden hätten stets bestätigt, dass es in Mainz keine konkrete Bedrohung gebe.

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Die Polizei ist präsent auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt – das galt auch schon vor dem Anschlag von Berlin. – Foto: gik

Die Stadt habe ihre Sicherheitsvorkehrungen auf dem Weihnachtsmarkt schon im vergangenen Jahr verstärkt, betonte Sitte zudem. Bei dem umfassenden Sicherheitskonzept sei auch die Frage des unkontrollierten Zugangs mit Fahrzeugen geprüft worden. Polizei und städtischer Vollzugsdienst gingen verstärkt Streife, nachts kontrolliere ein Sicherheitsdienst, sagte Sitte weiter. Nun werde die Polizei heute ihre Präsenz rund um die Weihnachtsmärkte sichtbar erhöhen und die Einsatzkräfte nochmals verstärken. Eine 100-prozentige Sicherheit werde es nie geben können, „wir tun aber alles, was möglich ist, um das leistbare Maximum an Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt zu erreichen“, unterstrich Sitte.

Der Dezernent appellierte unterdessen an die Besucher, „sich nicht verunsichern zu lassen und den schönen, traditionellen Mainzer Weihnachtsmarkt auch in der Vorweihnachtswoche zu besuchen.“ Die Mainzer stimmten unterdessen mit den Füßen ab: „Es ist Dienstagmorgen und der Markt so gut gefüllt, wie ich es an einem Dienstag noch nie gesehen habe“, sagte Sottile Mainz&: „Die Leute sind auf dem Markt – wir ergeben uns nicht.“

Wir werden übrigens heute Abend auch auf den Mainzer Weihnachtsmarkt gehen. Jetzt erst Recht. Um der Toten und Verletzten von Berlin zu gedenken. Um Glühwein zu trinken. Um zu zeigen, dass wir uns nicht von Angst unser Leben diktieren lassen. Dass wir uns weder Weihnachten noch unsere Kultur der Weihnachtsmärkte nehmen lassen. Wer mitkommen will – herzlich gerne. Wir sehen uns!

Info& auf Mainz&: Der Schaustellerverband Rheinhessen wird heute um 18.00 Uhr eine Gedenkandacht auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt für die Opfer von Berlin abhalten. Ort: Die Krippe auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt. Das Mainzer Bistum legt für die Opfer von Berlin ab dem heutigen Dienstag 13.00 Uhr ein Kondolenzbuch vor dem Westchor des Mainzer Domes aus. Am Donnerstag, den 22. Dezember, wird es um 12.00 Uhr im Mainzer Dom einen Gedenkgottesdienst geben, zu dem der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, einlädt.

 

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