Die Entscheidung deutete sich an, doch gesagt hatte es bislang so richtig niemand: Den großen Mainzer Rosenmontagszug wird es 2021 nicht geben. „Wir werden keine typische Straßenfastnacht haben, und machen wir uns nix vor: das gilt auch für die Umzüge“, sagte der Präsident des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), Reinhard Urban, am Mittwoch. Vor einer endgültigen Entscheidung wolle er mit den Vereinen und Garden sprechen, aber: „Es wird keinen Zug geben.“ Auch die größte Mainzer Garde, die Füsiliergarde, bekräftigte am Mittwoch: Ihre Mitglieder würden bei einem Umzug nicht mitlaufen.

Den großen Rosenmontagsumzug in Mainz wird es 2021 wegen der Coronapandemie nicht geben. - Foto: gik
Den großen Rosenmontagsumzug in Mainz wird es 2021 wegen der Coronapandemie nicht geben. – Foto: gik

Die Entscheidung ist auch die Konsequenz aus der Umfrage der Mainzer Fastnachts-Genossenschaft. Die hatte in einer Online-Umfrage gefragt, ob die Menschen überhaupt Fastnachtsveranstaltungen besuchen würden. Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Nur knapp 40 Prozent der Befragten würden an einer Präsenzveranstaltung im Freien teilnehmen wollen, im Saal waren es sogar lediglich 18,6 Prozent.

Die Umfrage ist nicht repräsentativ, jedoch beteiligten sich knapp 10.000 Interessierte an der Befragung, die vom 31. August bis zum 6. September 2020 im Internet stattfand. „15.000 Menschen klickten die Umfrage an, das hat uns gezeigt, wie groß das Interesse an dem Thema ist“, sagte Oliver Kohl vom Umfrageinstitut m-consult am Mittwoch in Mainz. Gut die Hälfte der Teilnehmer kam dabei gar nicht direkt aus Mainz, mehr als 9,500 Teilnehmer füllten den Fragebogen komplett aus.

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Erteilten Umzügen und Saalfastnacht 2021 eine Absage: MCV-Präsident Reinhard Urban (links) und Markus Perabo für die Mainzer Fastnacht eG. - Foto: gik
Erteilten Umzügen und Saalfastnacht 2021 eine Absage: MCV-Präsident Reinhard Urban (links) und Markus Perabo für die Mainzer Fastnacht eG. – Foto: gik

„Viele Vereine wissen immer noch nicht genau, wo die Reise hingehen soll – plant man oder plant man nicht?“, sagte Genossenschaftschef Markus Perabo. Hygieneregeln, Veranstaltungsgrößen, Abstandsregeln – bislang sei völlig unklar, wie sich das im Februar oder März 2021 darstelle. „Wir wollten deshalb wissen: was denkt denn die Bevölkerung? Wollen die zur Fastnacht gehen oder nicht“, sagte Perabo.

Das Ergebnis lautet: eher nicht. Schon in den vergangenen Wochen war die Stimmung in den sozialen Netzwerken gegen eine Ausrichtung von Veranstaltungen gekippt, Dutzende von Vereinen strichen Sitzungen, Bälle oder Empfänge ab. Am Mittwoch sagte die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval ihre Eröffnungs-Gala im Januar ab, auch für Feiern an Weiberfastnacht und Rosenmontag sehe es schlecht aus. Wiesbaden hatte am Wochenenden seinen Rosenmontagszug abgesagt, immerhin der größte in Hessen.

„Wir wissen im Grunde, dass 80 bis 90 Prozent der Menschen in Deutschland die Durchführung einer Kampagne ablehnen“, sagte Kohl. Weil der Begriff der „Kampagne“ aber eher schwammig sei, habe die Umfrage konkret nach Veranstaltungen gefragt. Danach würden immer hin 47 Prozent an einer Präsenzveranstaltung der Fastnacht teilnehmen, 39,9 Prozent an Events unter freiem Himmel, 33 Prozent zu einem Umzug gehen.

Einen großen Rosenmontagszug wird es 2021 in Mainz nicht geben. - Foto: gik
Einen großen Rosenmontagszug wird es 2021 in Mainz nicht geben. – Foto: gik

Allerdings sagten dabei vor allem Jüngeren Ja zur Fastnacht, 68,2 Prozent der Jugend könnten sich demnach vorstellen, zu einer privaten Fastnachtsfeier zu gehen. Nein zu einer Präsenzveranstaltung an Fastnacht sagten bei den 16- bis 20-Jährigen nur 31,3 Prozent, bei den über 40-Jährigen waren es dagegen schon 53,5 Prozent. Bei den Teilnehmern ab 70 Jahren gaben 66 bis 71,9 Prozent an, keine einzige Veranstaltung besuchen zu wollen.

Besonders deutlich fiel das Votum bei Events in geschlossenen Räumen aus: Nur 18,6 Prozent gaben an, sich den Besuch einer Fastnachtssitzung vorstellen zu können, 9,7 Prozent den Besuch eines Fastnachtsballs. Fast 88 Prozent sagten sogar Nein zur Kneipenfastnacht.

„Es wird keine generelle Absage der Fastnacht geben“, betonte Urban zugleich, „es ist die Chance und der Charme, dass wir gezwungen sind, Alternativen zu überlegen.“ So soll es nach derzeitigem Stand eine Fastnachtsposse im Theater geben – und ein Fastnachtsmotto 2021. „Ich glaube, dass in dieser besonderen Zeit ein Motto zur Fastnachtshochburg Mainz gehört“, sagte Urban, „das wird auch ein Andenken an diese besondere Kampagne sein.“

Die Mainzer Fastnachts eG empfahl hingegen ihren 26 Mitgliedern den Verzicht: „Die Ergebnisse sind eindeutig“, sagte Perabo, denkbar seien allenfalls Online-Formate – immerhin gaben 57,2 Prozent der Teilnehmer an, sich eine Online-Sitzung ansehen zu wollen – allerdings nur, wenn diese kostenlos sei. Die Fastnachts eG werde selbst „keine Präsenzveranstaltungen veranstalten, weder im Saal noch auf der Gasse“, betonte Perabo, „und wir empfehlen auch unseren Vereinen, sich so zu verhalten.“

Info& auf Mainz&: Die ganze Umfrage mit allen Ergebnissen gibt es hier zum Download im Netz. Mehr dazu, wie die Mainzer Vereine die Fastnachtskampagne 2021 planen, lest Ihr hier bei Mainz&. Ein Live-Video von der heutigen Pressekonferenz könnt Ihr hier auf unserer Mainz&-Facebookseite ansehen.

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