Was für eine Arbeit: Satte 26 Tonnen Süßigkeiten muss der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) aussortieren. Mars und Snickers in die eine Kiste, Gummibärchen, Bounty und Bonbons in andere Kisten. Der Grund: Die Rückrufaktion von Mars. Rund 50 freiwillige Helfer trafen sich dafür am Montag in der Wagenhalle des MCV. Zwischen Motivwagen und Kommiteewagen wurde sortiert und dabei fleißig gescherzt. Die übrigen Süßigkeiten sollen am 8. Mai beim Rheinhessen-Umzug geworfen werden – und für den wird es ein eigenes Zugplakettcher geben.

Sortieren am Tisch mit Hafner 2
Tonnenweise Süßigkeiten mussten sortiert werden – hier mit Stadionsprecher Klauf Hafner (vorne links) – Foto: gik

„Ich hab‘ das Plastikteil gefunden“, ruft Reinhard Urban, und hebt einen roten Plastikball hoch. Schallendes Gelächter antwortet ihm. Es war eine fidele Runde da am Montagnachmittag in der MCV-Halle. Ringsum stehen die Motivwagen der Fastnacht, auf den Tischen Kartons mit tonnenweise Süßigkeiten: Gummibärchen, Bonbons, Bounties – und jede Menge Mars und Snickers. Und genau die sind das Problem: Weil in einem Schokoriegel der Firma Mars ein Plastikteil gefunden wurde, ruft nun die Firma Mars und Snickers zurück.

„Wir sind mit unserem gesamten Material betroffen“, sagt MCV-Sprecher Michael Bonewitz. 26 Tonnen Süßigkeiten hatte der MCV für den Rosenmontagszug gekauft, rund 2,6 Tonnen davon waren Mars und Snickers. Das Problem dabei: „Wir hatten das alles richtig schön gemischt, damit nicht einer nur Mars wirft und der andere nur Gummibärchen“, stöhnt Bonewitz. Nun mussten 26 Tonnen Süßigkeiten wieder auseinander dividiert werden…

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Sortieren an Tischen von oben nah
Fleißige Hlfer packten mit an beim Sortieren in der MCV-Wagenhalle – Foto: gik

Die Narren sind aber auch wahrlich gebeutelt in diesem Jahr: Erst die Ultra-Kurzkampagne, dann die Absage des Rosenmontagszuges wegen Sturms – und eine später der Rückruf der Firma Mars. Weil in einem Schokoriegel ein Plastikteilchen gefunden wurde, ruft nun Mars Chocolate die Produkte der Marken Mars, Snickers, Milky Way und Celebrations mit dem Haltbarkeitsdatum 19/06/2016 bis 08/01/2017 zurück.

„Wir mussten erst einmal die Chargenummern prüfen“, berichtet Bonewitz, Ergebnis: Die Süßigkeiten auf den MCV-Wagen fielen voll in die Rückrufcharge. Da war es richtiggehend Glück im Unglück, dass der Rosenmontagszug wegen Sturms hatte abgesagt werden müssen, die Süßigkeiten nie geworfen wurden. Und Bonewitz sieht noch mehr Positives: Der Großhändler habe versprochen, die Süßigkeiten zurückzunehmen, „das ist bares Geld“, sagt Bonewitz zufrieden.

Rainer Steppich schmeißt Mars Riegel in Karton 2
Da fliegen die Mars-Riegel – in die Rückgabe-Kiste bei Rainer Steppich – Foto: gik

Die Fastnachter können es brauchen: Rund 400.000 Euro kostet der Rosenmontagszug pro Jahr, das Geld war in diesem Jahr im wahrsten Sinne des Wortes in den Wind geschossen. Etwa 35.000 Euro gab der MCV 2016 für Wurfmaterial aus, der Geldrückfluss ist hochwillkommen. „Das ist überhaupt nicht traurig“, sagt Bonewitz, während in der Halle die Witze hin und her fliegen, „wenn wir was machen, dann machen wir es mit Humor.“

„Das schweißt zusammen“, sagt Irene Wagner, Frau des Vereinspräsidenten fröhlich. „Wenn mir morgen einer ein Mars anbietet, der ist des Todes“, sagt Klaus Hafner, Stadionsprecher von Mainz 05. „Es ist wichtig“, erklärt Reinhard Urban, Professor für Rechtsmedizin und möglicher nächster MCV-Präsident: Kinder könnten eventuelle Plastikteile in den Schokoriegeln schlucken, dann könne es Magen- und Darmprobleme geben. „Und dafür machen wir das ja nicht“, sagt Urban: „Wenn es einem Kind schlecht ginge, das wäre ja kontraproduktiv.“

Die restlichen rund 23 Tonnen Süßigkeiten können übrigens voraussichtlich alle beim Rheinhessen-Umzug am 8. Mai geworfen werden, sagte Bonewitz. Die Vorbereitungen für den Ersatz-Rosenmontagszug laufen auf Hochtouren, rund 55 Prozent der angeschriebenen Vereine und Garden haben bereits ihre Teilnahme zugesagt. Das seien schon mehr als erwartet, sagte Bonewitz – der Umzug am 8. Mai muss deutlich kürzer ausfallen als der Rosenmontagszug. Statt 9.700 Teilnehmern werden weniger als die Hälfte teilnehmen können, die Zugstrecke wurde deutlich verkürzt und auf die Route des Gardeumzugs festgelegt.

Süßigkeiten Haufen auf Tisch
Muss alles sortiert werden – Süßigkeiten beim MCV – Foto: gik

„Viele wollen etwas besonderes machen“, sagte MCV-Marketingchef Rainer Steppich Mainz&. So werde die Prinzengarde nicht in ihren traditionellen Uniformen, sondern in Winzerkostümen marschieren, auch andere Vereine überlegten, historische Kostüme zu tragen. „Die Kreativität und die Begeisterung sind hoch“, betont Steppich, „das wird richtig gut ankommen.“

Den MCV wird das Spektakel allerdings noch einmal einen fünfstelligen Betrag kosten. Und so wird es denn tatsächlich zur Finanzierung ein eigenes Zugplakettcher für den Rheinhessen-Umzug geben, verriet Steppich Mainz& – die Entwürfe lägen schon in der Geschäftsstelle. Ende der Woche will der MCV weitere Einzelheiten zu dem Umzug 200 Jahre Rheinhessen und seinem Motto bekannt geben. „Wir haben mit dem 200. Geburtstag ja eine schöne Geschichte, die wir erzählen können“, fügte Steppich hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zum geplanten Rheinhessen-Umzug am 8. Mai lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel. Wer noch Mars oder Snickers mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen 19/06/2016 und 08/01/2017 zuhause hat, kann diese zurückgeben. Welche Chargen genau betroffen sind und was Ihr tun müsst, findet Ihr auf dieser Internetseite.

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