Die Nachtkulturszene in Mainz leidet derzeit stark unter der Coronakrise, doch es ist nicht das einzige, war der Szene zu schaffen macht: Seit Jahren kämpft die lebendige Szene in Mainz mit vielen Hindernissen, zahlreiche Clubs verschwanden in den vergangenen Jahren spurlos – Mainz hat Ausgeh-Charme eingebüßt. Nun soll ein eigener Nachtkulturbeauftragter helfen: Timo Filtzinger soll als Vermittler zwischen Clubs, Anwohner und Stadt Mainz Wogen glätten und neue Impulse geben.

Der neue Mainzer Nachtkulturbeauftragte, Timo Filtzinger, bei seiner Vorstellung im Mainzer KUZ vor einem Foto der Mainzer Skyline. - Foto: gik
Der neue Mainzer Nachtkulturbeauftragte, Timo Filtzinger, bei seiner Vorstellung im Mainzer KUZ vor einem Foto der Mainzer Skyline. – Foto: gik

Er ist 35 Jahre alt, arbeitete lange im Getränkevertrieb und soll nun die Nachtkulturszene von Mainz retten: Timo Filtzinger ist seit dem 1. Juli der neue Nachtkulturbeauftragte von Mainz. Mitten in der Corona-Pandemie hatte die Landeshauptstadt Mainz die Stelle eines „Nachtkulturbeauftragten“ ausgeschrieben, wie viele Menschen sich daraufhin bewarben, verriet die Stadt nicht. Vergangene Woche präsentierte sie aber, wem sie den Posten anvertraut: Dem gebürtigen Mainzer Timo Filtzinger.

„Nachtkultur ist, was urbanes Leben prägt“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bei der Vorstellung Filtzingers im KUZ. Nachtkultur bedeute eben nicht „Party all night long“, sie sei „sozusagen das I-Tüpfelchen von Kultur“, das eine Stadt reicher mache – und doch habe sie es schwer, denn sie kollidiere mit anderen berechtigten Interessen, insbesondere der nach Nachtruhe der Anwohner. „Wir brauchen einen Mittler für die unterschiedlichen Interessen“, betonte Ebling, deshalb habe er die Stelle eines Nachtkulturbeauftragten ins Leben gerufen.

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Vorbild für die Idee ist der „Nachtbürgermeister“, den die Stadt Mannheim 2018 als erste Stadt in Deutschland ins Leben rief – nach dem Vorbild von Amsterdam. Auch der Mannheimer Nachtbürgermeister ist zumeist als Mittler zwischen Anwohnern, Stadtverwaltung und Clubbetreibern tätig, nun soll auch in Mainz ein solcher Beauftragter zwischen zwischen Partysuchenden und Nachtruhe-Bedürftigen vermitteln helfen und der Szene auch unterstützend zur Seite stehen.

Die Mainzer Nachtkulturszene hat es nicht leicht, viele Clubs sind wieder verschwunden - hier eine Party im KUZ 2013. - Foto: KUZ
Die Mainzer Nachtkulturszene hat es nicht leicht, viele Clubs sind wieder verschwunden – hier eine Party im KUZ 2013. – Foto: KUZ

Mainz habe in der Nachtszene viel kreatives Potenzial, Filtzinger solle die Szene auch sichtbarer machen, sagte Ebling – Nachtkultur bedürfe „auch der Fürsprache.“ Mit Filtzinger habe man jemanden gefunden, der die Stadt gut kenne „und der uns überzeugen konnte, dass er das mit viel Herzblut und Freude, aber auch mit konzeptionellem Ansatz macht“, sagte Ebling. Der Vertriebsexperte Filtzinger betreute acht Jahre lang für zwei verschiedene Getränkefirmen die Gastronomieszene in Mainz, Koblenz, Trier und im Saarland, war auch in Wiesbaden und Frankfurt unterwegs und lebte zeitweise in Berlin.

Sein Job sei es gewesen, Gastronomiebetriebe zu unterstützen und Potentiale zu erkennen und zu fördern, sagte Filtzinger: „Ich habe viel, viel Gastronomie gesehen und viele Kulturschaffende persönlich kennengelernt.“ Er sei stolz darauf, dass ihm seine Heimatstadt Mainz nun die Möglichkeit gebe, als Nachtkulturbeauftragter tätig zu sein. Viel Zeit bleibt ihm nicht: Filtzingers Stelle ist ein Ehrenamt, sein Job zudem auf ein halbes Jahr befristet. Es sei ein Pilotprojekt, betonte Ebling, „wir wollen es mal probieren und testen.“ Nach der Pilotphase werde man schauen, ob es eine Umwandlung in eine dauerhafte Stelle geben könne.

Timo Filtzinger will den Clubs und Bars des nächtlichen Mainz zur Seite stehen. - Foto: gik
Timo Filtzinger will den Clubs und Bars des nächtlichen Mainz zur Seite stehen. – Foto: gik

„Ich will grundsätzlich die Anwohner, die Stadtverwaltung und die Macher an einen Tisch bringen“, sagte Filtzinger. Er wolle eine offene Sprechstunde für Anwohner einrichten, „damit die nicht zwingend zum Ordnungsamt rennen müssen.“ Er wolle aber auch die Szene selbst stärker vernetzen, etwa Gastronomie-Austausch-Stammtische ausrichten. Es habe früher eine deutlich größere Auswahl an Möglichkeiten gegeben, in Mainz auszugehen, Clubs wie das 50 Grad, die Panama Bar oder der Starclub seien verschwunden, das seien echte Verluste für die Stadt, betonte er.

Beschäftigen wird den neuen Nachtkulturbeauftragten erst einmal aber wohl ein ganz anderes Thema: Filtzinger startet mitten in der Coronakrise, „in einer Zeit, in der man Nachtkultur schmerzlich vermisst“, sagte Ebling. Der neue Beauftragte könne aber vielleicht auch ein Zeichen von Zuversicht sein: Es geht darum, ein Stück Bestandsaufnahme zu leisten und so eine Basis für weitere Entscheidungen zu treffen. „Es kann auch bedeuten, einen Anlauf zu nehmen um zu sagen: Nachtkultur bekommt einen höheren Stellenwert“, fügte Ebling hinzu.

Info& auf Mainz&: Erreichen kann man den neuen Nachtkulturbeauftragten unter der Email-Adresse nachtkultur(at)stadt.mainz.de oder im Internet auf dieser Seite der Stadt Mainz.

 

 

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