Es war im Herbst 2015, zum Tag der Deutschen  Einheit in Mainz, als in Mainz die neue Einsatzzentrale der Mainzer Polizei die Arbeit aufnahm, nun ist die Umstellung vollendet: In dem hochmodernen Einsatzzentrum laufen nun die Daten von Hubschraubern, Streifenwagen und Einsatzberichten zusammen. Hier werden die Notrufe der Nummer 110 für das gesamte Gebiet des Polizeipräsidiums Mainz bearbeitet – 400 Stück pro Tag im Schnitt. „Wir betreuen von hier aus jetzt 800.000 Einwohner“, sagte der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm. Es ist ein Quantensprung in Sachen Modernisierung für die Polizei, die Mainzer sind damit Vorreiter für Rheinland-Pfalz. Und die Digitalisierung geht weiter: Bis Ende 2021 sollen alle Beamte im Streifendienst mit Smartphones ausgestattet sein.

Die neue Einsatzzentrale der Mainzer Polizei mit dem digitalen Notrufmanagement. - Foto: gik
Die neue Einsatzzentrale der Mainzer Polizei mit dem digitalen Notrufmanagement. – Foto: gik

Innenminister Roger Lewentz (SPD) stellte am Donnerstag die grundlegend neu aufgestellte zentrale Einsatzleitstelle im Polizeipräsidium Mainz vor. Seit 2015 wurde hier in einem Modellprojekt das neue Notruf- und Einsatzmanagement entwickelt und installiert. „Hochkomplexe Einsatzlagen machten die Modernisierung notwendig“, sagte Lewentz, und räumte offen ein: „Wir hatten damals eine nicht mehr zeitgemäße Technik.“ Seither wurde in Mainz für rund vier Millionen Euro neue Technik angeschafft, das Notrufmanagement zentral in Mainz konzentriert – hier gehen nun die Notrufe aus dem ganzen Präsidiumsbereich zwischen Worms, Alzey, Bad Kreuznach, Bingen und Mainz ein, 400 Anrufe im Schnitt – an ruhigen Tagen.

Das berge vielfache Vorteile, betonte Lewentz: In der hochmodernen Einsatzzentrale können die Polizeibeamten genau sehen, welche Streife sich gerade wo befindet, ohne diese erst anrufen zu müssen. Kameras von Verkehrsproblempunkten – etwa dem Hechtsheimer Tunnel der A60 – sind ebenso vernetzt wie die Polizeihubschrauber. Karten- oder Bildmaterial aus der Luft kann sofort weiterverarbeitet werden, ebenso Vermisstenmeldungen, Fotos oder Berichte über sich abzeichnende Schlägereien.

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„Mit den veränderten organisatorischen Strukturen verbessert sich die Einsatzfähigkeit der Polizei“, betonte der Innenminister denn auch: „Wir haben einen schnelleren Überblick über Einsatzlagen und können so effizientere Einsatzdispositionen vornehmen.“ Die Polizei könne so viel schneller auf Vorfälle reagieren, Beamte bei Bedarf zusammenziehen, das sei „eine deutliche Verbesserung für die Sicherheit der Bürger.“

Schon seit 2015 wird in der neuen Einsatzzentrale der Mainzer Polizei gearbeitet, endgültig fertig ist sie jetzt. - Foto: gik
Schon seit 2015 wird in der neuen Einsatzzentrale der Mainzer Polizei gearbeitet, endgültig fertig ist sie jetzt. – Foto: gik

Auch Nachbarpräsidien können künftig digital bei Bedarf zugeschaltet werden – sobald sie genauso modern aufgestellt sind. Das soll nun kommen: Nach dem ausführlichen Probelauf in Mainz soll die neue Technik bis Ende 2022 im Präsidium in Koblenz installiert werden, kündigte Lewentz an. Bis 2024 soll das Polizeipräsidium Trier folgen, danach die Präsidien Rheinpfalz und Westpfalz. Bis Mitte 2025 sollen alle fünf Präsidien im Land moderne Einsatzzentralen haben. Das Land rechnet dafür mit Kosten von 20 bis 25 Millionen Euro, Umbauarbeiten in den Präsidien noch nicht eingerechnet.

Und die Digitalisierung kommt auch für die Polizisten im Einsatz: 2.321 Einsatzkräfte seien bereits mit Smartphones ausgestattet worden, bis Ende 2021 sollen 4.800 Smartphones an die Beamten im Streifendienst ausgegeben werden, dazu rund 500 Laptops. 7,5 Millionen Euro stellt das Land dafür bereit. Die Smartphones sind mit Polizei-internen Programmen ausgestattet, mit denen die Beamten vor Ort etwa ihr Fahrtenbuch führen oder Vorfälle gleich digital aufnehmen können. Auch eine Scanfunktion für Führerscheine und Personalausweise gibt es, die Kommunikation kann ganz modern via Email oder über einen Polizei-internen Messenger mit dem Namen poMMes erfolgen.

Das Smartphone hält Einzug in den Arbeitsalltag der Polizeibeamten vor Ort. - Foto: Polizei Mainz
Das Smartphone hält Einzug in den Arbeitsalltag der Polizeibeamten vor Ort. – Foto: Polizei Mainz

„Von der Amoklage über den normalen Alltag bis hin zur Vermisstensuche ist das eine erhebliche Erleichterung“, betonte Lewentz, und fügte hinzu: „Die Beamten spielen dann nicht etwa an ihrem Handy ‚rum, sondern machen mit Hilfe des Smartphones ihre Arbeit.“ So können die Polizisten vor Ort auch gleich Daten des Einwohnermeldeamtes abrufen oder Autokennzeichen mit den Daten der Kfz-Meldestellen abgleichen.

Die Nutzung der neuen digitalen Technik sei „mit einem hohen Sicherheitsanspruch verbunden“, betonte Lewentz, zum Teil seien Sicherheitsfeatures und Programme in Eigenleistung der rheinland-pfälzischen Polizei entwickelt worden. Auch die Geräte selbst seien mit hohen Sicherheitsstandards versehen, unterstrich der Minister: „Wir können ja nicht Geräte von der Stange verwenden.“

Damit wandelten sich aber auch die Arbeitsprozesse für die Beamten, „wir werden einen grundlegenden Wandel der Polizeiarbeit erleben“, sagte Daniel Gaffron von der Abteilung Technik im PP Mainz: „Wir haben jetzt beim Einsatz eine digitale Brücke in die Einsatzzentrale, die uns erlaubt, uns miteinander schnell auszutauschen.“ Das Handy als Arbeitsgerät für mobiles Arbeiten vor Ort sei einfach unabdingbar, sagte Hamm, auch aus Gründen der Arbeitszufriedenheit: „Wir sind ein sehr junges Präsidium, 80 Prozent unserer Kollegen sind unter 30 Jahre“, sagte der Polizeipräsident: „Die gehören alle zur Generation Smartphone, denen müssen wir auch etwas anbieten.“

Info& auf Mainz&: Die Mainzer Polizei hat über ihre neue digitale Arbeitswelt auch ein Video gedreht – Ihr findet es hier auf Youtube. Das Video entstand übrigens ausschließlich mit hauseigenen Polizei-Mitteln – da sagen wir: Respekt. Wenn Ihr mal schauen wollt, was bei der Polizei so täglich an Notrufen eingeht: das dokumentierte sehr genau der Twitter-Marathon der Mainzer Polizei im Jahr 2016.

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