Jetzt ist es amtlich: Nino Haase ist offizieller OB-Kandidat der Mainzer CDU. Ein Parteitag kürte am Montagabend den 35 Jahre alten, parteilosen Chemiker zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl Ende Oktober 2019. Die CDU tat das mit überwältigender Mehrheit: Haase bekam 93,18 Prozent, von 176 gültigen Stimmen votierten 164 für ihn, 12 stimmten mit Nein, zwei Parteimitglieder enthielten sich. Zuvor hatte Haase für seine Rede vor rund 200 Parteimitgliedern und Gästen im Mainzer Schloss viel Beifall und am Ende stehende Ovationen bekommen. „Mainz hat ein unglaubliches Potenzial, aber Mainz verkauft sich unter Wert“, sagte Haase: „Ich möchte, dass 2019 endlich der Grundstein gelegt wird für ein erfolgreiches Jahrzehnt in Mainz – und dafür brauche ich Sie, dafür trete ich an.“

Einen Mini-Rugbyball überreicht CDU-Kreischefin Sabine Flegel Nino Haase nach seiner erfolgten Wahl zum OB-Kandidaten der Mainzer CDU. – Foto: gik

Zu Beginn des Parteitags hatte CDU-Kreischefin Sabine Flegel noch einmal die ungewöhnliche Entscheidung ihrer Partei erklärt: Die CDU habe durchaus selbst starkes Personal, „wir sind personell gut aufgestellt“, betonte Flegel, „es wäre ein Leichtes gewesen das so zu machen, wie man es kennt: Vertraut, eingespielt, absehbar – man macht nix falsch.“ Aber genau das habe die CDU nicht tun wollen. „Es muss uns gelingen, noch mehr Menschen für die CDU zu gewinnen und zu begeistern, parteiübergreifend, aber ohne dass wir unsere eigene Identität verlieren“, betonte Flegel. Die CDU sei bereit, einen neuen Weg zu gehen und sich den Bedürfnissen der Bürger zu öffnen.

„Nino Haase verkörpert eine echte Chance“, betonte die CDU-Chefin: „Wir glauben, dass wir es schaffen, damit den Willen der Bürger abzubilden.“ Die Welt habe sich verändert, die Politikverdrossenheit zugenommen – das treffe auch die CDU. „Wir wollen mit unserem Kandidaten ein Zeichen setzen“, die CDU wolle den Mainzern einen Oberbürgermeister anbieten, „der sich auf die Arbeit für unsere Stadt konzentriert und sie professionell nach innen und außen vertritt“, sagte Flegel – und sparte nicht an weiterer Kritik an dem amtierenden Stadtoberhaupt: Ein Oberbürgermeister solle „in erster Linie einmal ein Ober-Bürger unserer Stadt sein, und nicht ein Ober-Parteimeister, der als verlängerter Arm der Partei in die Stadt hinein regiert“, kritisierte Flegel.

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Vor genau zwei Wochen hatte der CDU-Kreisvorstand völlig überraschend Haase als OB-Kandidaten vorgeschlagen, obwohl dieser kein Parteibuch hat und auch keine Politikerfahrung. Die Rückmeldungen seitdem zeigten, dass „ganz viele Menschen die Politik der Ampel und des OBs so nicht mehr wollen“, sagte Flegel: „Die Menschen wünschen sich einen Neustart.“ Die CDU wolle mit Haase „den Mief aus dem Rathaus ‚rauslassen und neuen Wind reinbringen“. Haase könne die Ziele der CDU vertreten und sei gleichzeitig für ganz viele Menschen auch außerhalb der CDU wählbar. „Wir schlagen mit ihm einen profilierten Bürger als ersten Bürger unserer Stadt vor“, sagte Flegel.

Will das Erbe Gutenbergs zur umfassenden Weltmarke für Mainz machen: OB-Kandidat Nino Haase. – Foto: gik

Der so gelobte warb danach um das Vertrauen der Partei und skizzierte, wie er seine Politik verstehe: Er wolle „die notwendige, dynamische und zukunftsorientierte Politikwende in Mainz einleiten“, sagte Haase, und das traue er sich auch zu. „Ich will Sie überzeugen, dass wir zusammen schlagkräftig genug sind, um eine Wende im Herbst einzuleiten“, sagte Haase – und das mit der Wende gelte auch schon für die Kommunalwahl Ende Mai. „Ich finde, es ist eine Chance dafür, dass Mainz entfesselt wird“, betonte Haase, in Mainz habe sich „Trägheit eingebürgert“, Mainz werde dadurch an der Verwaltungsspitze gehemmt. „Dynamisches Denken ist für mich ein Lebenselixier“, warb Haase für seine Person, und versprach: „Mainz verkauft sich unter Wert, und das haben wir, und Sie alle nicht länger verdient.“

Als Beispiele nannte er die Wirtschaftspolitik der Stadt: Ihn habe nach seiner Nominierung ein IT-Unternehmer angerufen, ein gebürtiger Mainzer, der mit seinem Unternehmen zurück nach Mainz wolle, berichtete Haase. Der habe die Wirtschaftsförderungen von Wiesbaden, Frankfurt, Darmstadt und Mainz angeschrieben. „Aus Wiesbaden bekam er einen Hinweis auf die Homepage, aus Darmstadt eine standardisierte Antwortmail. Aus Frankfurt rief am nächsten Tag das Büro des Leiters der Wirtschaftsförderung an, vereinbarte ein Mittagessen, wo man ihm Optionen nannte“, so Haase weiter: „Und aus Mainz kam auch nach drei Mails keine Antwort. So gehen wir hier mit unserer Zukunft um – das ist fahrlässig.“

Die Politik in Mainz sei „ein Flickenteppich“, es gebe keine Vision für die Stadt, kein übergreifendes Verkehrskonzept, keine Strategie für Bauen und für Unternehmensansiedlung. „Wir sind Schlusslicht beim Gewerbesteueraufkommen im Rhein-Main-Gebiet“, behauptete Haase, Mainz habe „eine unterirdische Dynamik an den Tag gelegt.“ Wirtschaftsförderung bedeute im Übrigen nicht, „dass einem alle anderen Schichten in der Stadt egal sind“, betonte der Chemiker, der auch selbst schon Unternehmer war: Gewerbesteuereinnahmen seien vielmehr „der Kern, mit dem wir alle anderen Dinge aufrecht erhalten können.“

Überzeugte mit seinem Auftritt die Mitglieder der CDU: Nino Haase. – Foto: gik

Dazu gehöre auch ein flexiblerer und kostengünstigerer ÖPNV oder die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. „Mainz muss endlich Verantwortung übernehmen, Mainz darf nicht dasitzen und warten, ob irgendwoher Geld beikommt“, sagte Haase. Mainz habe ein unglaubliches Potenzial, mit seinem „Wahnsinns-Lebensgefühl“ könne man mit Sicherheit Unternehmen nach Mainz locken. Mainz solle Vorbild werden in Sachen Stadtplanung und Stadtentwicklung, führend bei einer modernen Verkehrsmobilität und bei der Ansiedlung von Zukunftstechnologien – und er wolle das Erbe Gutenbergs zu einer Marke fortentwickeln. „Wir verpassen es, das Potenzial von Gutenberg zu nutzen – wie schon damals“, sagte Haase: „Das große Geld wurde am Ende in Norditalien verdient, das will ich jetzt endlich mal abstellen.“

Die Bibelturm-Debatte vor einem Jahr habe viele Themen zutage gefördert, „die wir angehen müssen“, sagte Haase, und er selbst habe sich damals „Empathie und das Reinhören in die Bürgerschaft erarbeitet.“ Dabei habe er „wieder Energie gespürt und Vorfreude auf Politik, dieses Feuer aufs Wahljahr ist etwas, was die Menschen spüren wollen“, sagte er: „Die Menschen sehnen sich nach einer Politik, die ihre Anliegen ernst nimmt und nicht nur verwaltet.“ Genau das wolle er bieten: Er wolle ein OB sein, „der die Bürger nicht als Belästigung seines politischen Schaffens sieht“, betonte Haase, sein Interesse gelte „immer der vernünftigsten, der rationalsten Lösung.“ Und er versprach für seinen Umgang mit Ideen im Amt: „Wir würden ehrlich diskutieren, und nicht auf der Verwaltungsvorlage gucken, wer sie eingebracht hat.“

Am Ende zitierte Haase noch den Urvater der CDU, den ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik: „Konrad Adenauer sagte: das Wichtigste ist der Mut, lassen Sie uns diesen Mut heute Abend beweisen“, appellierte er an den Parteitag: „Ich will Sie, aber auch den Rest der Stadt einladen.“

Info& auf Mainz&: Wer ist der Mann, der aus dem Stand heraus Oberbürgermeister von Mainz werden will? Unser Porträt über Nino Haase lest Ihr hier bei Mainz&. darüber, wie die Zusammenarbeit zwischen Haase und der CDU zustande kam, lest Ihr hier bei Mainz&. Zur OB-Wahl 2019 haben wir Übrigens eine eigene Kategorie auf Mainz& erstellt: Unter „OB-Wahl Mainz 2019“ findet Ihr alle Berichte zu allen OB-Kandidaten, Porträts, Programme und viele Zusatznachrichten.

 

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