Ein Dieselfahrverbot in Mainz ist noch nicht vom Tisch, die Debatte, wie Verkehr nach Mainz klima- und umweltschonender organisiert werden kann, läuft. Als eine Maßnahme gegen dicke Luft in der Innenstadt gelten Park and Ride-Plätze: Besucher parken am Rande der Innenstadt und fahren von dort bequem mit Bus oder Bahn in die Stadt zum Shoppen. Das Konzept fristete in Mainz bislang ein Schattendasein, einzig der Parkplatz an der Endhaltestelle der Straßenbahn  in Mainz-Hechtsheim steht für Park and Ride zur Verfügung. Das soll sich nun ändern: Ein altes Parkhaus an der Kurmainz-Kaserne könnte zu einem neuen Park and Ride-Platz werden – weitere Standorte werden gesucht.

Der Parkplatz an der Opel Arena. - Foto: gik
Der Parkplatz an der Opel Arena würde günstig am Stadtrand liegen – eine direkte ÖPNV-Anbindung hat er indes nicht. – Foto: gik

Die Kurmainz-Kaserne liegt in unmittelbarer Nähe zur Autobahnausfahrt Mainz-Hechtsheim, ganz in der Nähe, an der ersten Kreuzung links: das alte Parkhaus eines Studierendenwohnheimes an der Generaloberst-Beck-Straße. Bis zu 200 Parkplätze für Pendler könnten hier entstehen, sagt Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr auf Mainz&-Anfrage: „Wir sind dort in Verhandlungen und auf einem gutem Wege, zu einem Abschluss zu kommen.“

Die Einrichtung von Park & Ride-Plätzen am Rande der Mainzer Innenstadt ist Teil des Masterplans M3 der Stadt Mainz, mit dem Fahrverbote für Diesel-Pkws verhindert werden sollen. Gelungen ist das noch nicht: Zwar sank der Stickoxidwert in Mainz im ersten Halbjahr 2019 um fünf Mikrogramm im Vergleich zum Vorjahr – doch der Mittelwert liegt noch immer bei 42 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, und damit weiter über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm. Für diesen Fall hatte das Verwaltungsgericht Mainz eigentlich im Oktober 2018 verfügt, dass die Stadt dann ein Dieselfahrverbot zum 1. September verhängen muss – die Stadt entschied sich indes dagegen.

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Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte umgehend an, die Entscheidung der Stadt sei nicht akzeptabel. Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) wiederum verkündete, die Stadt werde intensiv an weiteren Maßnahmen zur Reduzierung der schlechten Luft in der Innenstadt arbeiten. Eine Maßnahme dafür: Park and Ride-Plätze am Stadtrand schaffen und so die Autos aus der Innenstadt zu halten. Doch das ist alles andere als einfach: Der Stadt fehlen geeignete Flächen zur Umsetzung.

Das offizielle Park and Ride-Verkehrsschild. - Foto: Wikipedia
Das offizielle Park and Ride-Verkehrsschild. – Foto: Wikipedia

2018 gab die Stadt deshalb eine Untersuchung in Auftrag, die das Potenzial für Park and Ride-Plätze eruieren sollte. Untersucht wurde allerdings nicht, wo im gesamten Stadtgebiet solche Pendlerparkplätze sinnvoll wären, vielmehr gab die Stadt drei konkrete Standorte bereits vor: ein Platz auf dem Mainzer Lerchenberg, das Mühldreieick in Mainz Hechtsheim sowie eben das Parkhaus an der Generaloberst-Beck-Straße.

Park and Ride-Anlagen machten nur dort Sinn, wo Pendler einen direkten Anschluss an den ÖPNV hätten, sagte Peterhanwahr zur Begründung, und dort schnelle Anschlüsse mit häufigem Takt vorfänden. Wenn Pendler lange auf Busse warten müssten oder die Verbindungen häufig ausfielen, werde der Platz nicht angenommen. In Mainz kamen damit in erster Linie Areale an den Straßenbahnlinien in Frage.

Potenzialanalyse Park and Ride-Plätze Mainz mit Plätzen und wichtigen Arbeitsgebieten (rot). - Foto: gik
Potenzialanalyse Park and Ride-Plätze Mainz mit möglichen Plätzen (Nummern) und wichtigen Arbeitsgebieten (rot). Die Nummer 53 ist das Parkhaus an der Kurmainz-Kaserne. – Foto: gik

Der Ausbau der Mainzelbahn machte auch den Lerchenberg interessant, gerade für Pendler aus dem Raum Rheinhessen hätten sich hier hochinteressante Anknüpfungspunkte ergeben können. Auch für Studierende aus dem Umland hätte ein Parkplatz auf dem Lerchenberg am Endpunkt der Mainzelbahn Dank direkter Anbindung zur Universität interessant sein können. Doch Verhandlungen über die notwendige Fläche platzten. Die Suche nach geeigneten Flächen gestalte sich in Sachen Verfügbarkeit entsprechender Grundstücke sowie rechtlicher Vorgaben schwierig, räumte die Stadt im Februar im Mainzer Stadtrat ein.

Das gilt auch für eines der Haupteinfallstore, die Saarstraße: Auch hier könnte die neue Mainzelbahnstrecke günstige Umsteigemöglichkeiten Richtung Innenstadt bieten, doch die Flächen rund um den Europakreisel am Stadteingang sind hochbegehrt. Die Hochschule Mainz würde sich gerne erweitern, das Gewerbegebiet Kisselberg könnte erweitert werden und auch eine Großsporthalle ist für dieses Areal immer wieder im Gespräch.

Das größte Potenzial sah die Untersuchung denn auch für Park and Ride-Anlagen am Hechtsheimer Ende der Stadt: Es gebe hier ein Nachfragepotenzial von 70 bis 110 Stellplätzen, so die Studie, und das allein mit Blick auf Arbeitspendler – Einkaufende oder Festbesucher nicht mitgerechnet. Die Stadt überlegt nun, das alte Parkhaus an der Kurmainz-Kaserne erst einmal mit einer Ebene als Park and Ride-Anlage auszubauen, um zu sehen, wie es angenommen werde.

Dazu stehe man noch „in zwei bis drei Bereichen in Verhandlung“, sagte Peterhanwahr weiter, das betreffe Gebiete, wo solche Anlagen „sinnvoll und machbar wären.“ Details wollte der Stadtsprecher aber noch nicht nennen, um die Verhandlungen nicht zu gefährden. „Wir denken da aber in alle Richtungen“, fügte er hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Problematik der Stickoxide und der Entscheidung der Stadt, kein Dieselfahrverbot zu verhängen, lest Ihr hier bei Mainz&.

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