Was für ein Rosenmontag: Mehr als 500.000 Menschen haben in Mainz friedlich und fröhlich Rosenmontag gefeiert, den großen Narrenumzug bejubelt und Stimmung und Narretei genossen – und das bei Sonnenschein. Petrus muss einfach ein Mainzer sein: Trotz Schnee und Eis in vielen Teilen des Landes lachte in Mainz doch tatsächlich die Sonne vom Himmel. Hunderttausende feierten friedlich und fröhlich die große Narrenparty zum Abschluss der Meenzer Fastnacht, bunt kostümiert. Der Mainzer Rosenmontagszug, einer der größten Deutschlands, rollte weitgehend flüssig und störungsfrei. Der Mainzer Carneval-Verein (MCV) gab am Abend die Zahl der Narren mit mehr als 500.000 Narren an. Am Morgen waren es noch weniger gewesen, doch am späten Nachmittag füllte sich die Stadt. Die meisten feierten nach Angaben der Polizei friedlich und fröhlich den Höhepunkt der Fastnachtskampagne. Zu größeren Zwischenfällen kam es bis 18.00 Uhr nicht, allerdings waren viele stark alkoholisierte Narren unterwegs.

Pünktlich um 11.11 Uhr setzte sich am Morgen der 67. Mainzer Rosenmontagszug seit dem Zweiten Weltkrieg in Bewegung, 7,2 Kilometer lang zog der närrische Lindwurm kreuz und quer durch die Innenstadt. Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch, große Zugmaschinen blockierten Zufahrtsstraßen, es galt ein Lkw-Fahrverbot in der gesamten Innenstadt. Die Polizei zeigte mit zahlreichen Einsatztruppen Präsenz entlang des Zugweges, bis 17.00 Uhr wurden bereits mehr als 300 Personen kontrolliert, darunter 265 Kinder und Jugendliche.

„113 wirkten alkoholisiert, brauchten aber keine medizinische Hilfe“, sagte ein Polizeisprecher zu dieser Zeitung, weit über 60 Liter Spirituosen wurden sicher gestellt. Bei 40 Personen wurden die Personalien aufgenommen „und sie auf ein anständiges Verhalten hingewiesen“, wie es weiter hieß. Insgesamt gebe es zwar „mehr Kontrollierte, aber weniger Straftaten und Widerstände“, betonte die Polizei.

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Der große Narrenzug verlief störungsfrei: 161 Narrenschiffe und Komitteewagen zogen durch die Straßen, auf ihnen auch viele Aktive aus den Fastnachtssitzungen. 113 Traktoren und Zugmaschinen zogen die Gefährte, auch 33 Zugpferde kmen zum Einsatz, dazu zwei Ochsen. Zu Zwischenfällen kam es im Gegensatz zum Umzug in Köln nicht, auch die insgesamt 107 Reiter kamen unfallfrei ins Ziel. „Die Vereine haben sich eigens eine eigene Reiterordnung gegeben“, sagte Zugmarschall Markus Perabo. Die Tiere seien übrigens keineswegs ruhig gestellt – die Pferde werden vielmehr im Vorfeld eigens mit Musik für den Umzug trainiert.

Mehr als 8.800 Teilnehmer nahmen am Rosenmontagszug teil, das waren rund 800 weniger als im Vorjahr. Der MCV hatte sich entschieden, einer immer größeren Ausdehnung der Narrenparade einen Riegel vorzuschieben. „Wir sind einfach an der Kapazitätsgrenze, gerade auch was den Bereich der Aufstellung angeht“, sagte Perabo dieser Zeitung: „Ein langer Zug ist schön, aber irgendwann ist es auch mal gut.“ Auch für die Zuschauer sei die Aufnahmekapazität irgendwann begrenzt.

Fünf Stunden lang dauerte der Umzug auch so schon, in der ganzen Innenstadt wurden die bunten Kostüme und die Narrenwagen bejubelt. Das Helau donnerte, Bonbons, Bälle und Süßigkeiten regneten nur so auf die Narren am Wegesrand hernieder. Für besonders viel Gelächter sorgten die 13 politischen Motivwagen des MCV: Da ragte SPD-Chef Martin Schulz als „Rohrkrepierer“ aus der rauchenden SPD-Kanone, stemmte sich die Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) verzweifelt gegen den Bibelturm am Gutenberg-Museum, den eine Bürgerinitiative zu Fall bringt. Aus dem braunen Sumpf ragte unterdessen AfD-Chef Alexander Gauland, der eine Horde Zwerge fragt: „Wollt Ihr den totalen Zwerg?“

Die närrischen Motivwagen sorgten für echte Hingucker im Rosenmontagszug. – Foto: gik

„Wir sind sehr, sehr zufrieden mit dem Verlauf des Zuges“, sagte Perabo. Zwar gab es zwischendurch immer mal wieder Lücken im Zugablauf, aber am Ende rollte alles, wie es sollte – sogar die Zugente. Die hatte ja in den vergangenen Jahren schon einmal schlapp gemacht, nach dem Zug 2017 habe sich dann ein Spezialist für Käfermotoren beim MCV gemeldet, verriet Perabo. Nun rollte das Entchen fit wie selten durch den Zug, und hatte es so eilig, dass wir nur noch einen schnellen Schnappschuss schießen konnten.

Ein Problem bescherten den Narren aber die neuen französischen Eigentümer des Autobauers Opel: Der stellte in den vergangenen Jahren mehr als 80 Opel-Cabrios für die Kappenfahrt zur Verfügung, die traditionell am Fastnachtsdienstag das Ende der Straßenfastnacht markiert. In diesem Jahr habe Opel die Fahrzeuge nicht ausgeliehen, sagte Perabo, „die haben den Rotstift angesetzt.“ Der Kappenfahrt drohte das Aus, die Komitteeter behalfen sich schließlich anders: Neben Privatwagen wurden Winzertraktoren organisiert – und 15 Elektrocaddies eines Golfclubs.

Update: Die Mainzer Polizei zog am Dienstag Bilanz der Feiern, und die fiel ähnlich aus wie am Mittag: Viel aggressives Verhalten, sehr viel sicher gestellter Alkohol, viele Einsätze am Abend, aber weniger Platzverweise und deutlich weniger Straftaten als 2017. Das Einsatzkonzept sei aufgegangen, bilanzierte die Polizei zufrieden. So wurden etwa im Vorfeld des Rosenmontags gegen 21 Personen (2017:19) ein Aufenthalts- und Betretungsverbot erwirkt. Bei diesen wurde aufgrund ihres Verhaltens aus dem Vorjahr prognostiziert, dass sie auch in diesem Jahr durch aggressives Verhalten auffallen würden. Verstöße dagegen wurden keine festgestellt. Trotz des schönes Wetters und der tollen Stimmung kam es in den Abend- und Nachtstunden zu vielen Einsätzen der Polizei wegen Streitigkeiten und Körperverletzungen, teilte die Polizei weiter mit.

Weitgehend friedlich feierten Zehntausende noch nach Ende des Rosenmontagszuges weiter, so die Polizei. – Foto: gik

Kontrolliert wurden 758 Personen (2017: 522), davon 190 alkoholisiert wirkende Jugendliche. 75 Liter Alkohol wurden vernichtet (2017: 10), es gab 53 Platzverweise (2017: 112) und 25 Gewahrsamnahmen bei Nichtbefolgung (2017: 26). Sicherstellung erfolgten 27 Mal (2017: 28), davon 9 Anscheinswaffen, die echten Waffen zum Verwechseln ähnlich sehen, wie Pistolen, Revolver, Maschinenpistole, und ein Schwert. Herausragende Fälle: Eine alkoholisierte Person erlitt bei einer Körperverletzung eine Gehirnerschütterung und musste durch den Rettungsdienst versorgt werden.

113 Straftaten zählte die Polizei zudem (2017: 137) davon 73 Körperverletzungen (2017: 60), 9 Diebstahlsdelikte (2017: 57), 15 Widerstandshandlungen gegen Einsatzkräfte (2017: 2), und eine Beleidigung (2017: 9). Drei Einsatzkräfte erlitten leichte Verletzungen. Der Kameramann eines Fernsehteams, welches die Polizei begleitete, wurde durch einen alkoholisierten Feiernden geschlagen und beschimpft. Eine gute Nachricht hingegen: sexuelle Nötigungen wurden in keinem einzigen Fall angezeigt, 2017 hatte es fünf solcher Vorfälle gegeben.

Die Polizei Mainz hatte in diesem Jahr am Schillerplatz und in der Dagobertstraße sichtbare Polizeipunkte als Anlaufstelle für Hilfesuchende aller Art angeboten. Diese seien moderat angenommen worden, hieß es weiter. Das Vermittlungsangebot der Polizei Mainz für Beratungsgespräche durch den Frauennotruf wurde nicht in Anspruch genommen.

Bei kaltem, aber trockenem Wetter feierten mehrere zehntausend Menschen friedlich und bei guter Stimmung noch stundenlang nach Ende des Rosenmontagszuges zwischen Schillerplatz und Markt, hieß es im Polizeibericht weiter: Erst gegen 01:00 Uhr am frühen Dienstagmorgen leerte sich der Schillerplatz und die Letzten gingen nach Hause. Im Gegensatz zu dem Jahr 2017, als unmittelbar nach Ende des Rosenmontagszuges ein kalter Starkregen einsetzte, der viele Feiernde früh nach Hause trieb. Gefeiert aber wurde in diesem Jahr in Kneipen und Kellern, in den Hauptquartieren der närrischen Vereine, und einfach überall – eine große, fröhliche Narrenparty!

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