Hoch geschätzter Fachmann und granteliger Klartext-Redner: Nach 14 Jahren als Dezernent hat der Stadtrat am Mittwoch Kurt Merkator in den Ruhestand verabschiedet. Oberbürgermeister Michael Elbing (SPD) würdigte den Dutzfreund als „Dezernent zum Anfassen, als Kümmerer, als bodenständiger und ehrlicher Pragmatiker, der fleißig anpackte, auch dort, wo andere sich nicht trauten. „Er war und bleib eines: ein Bürger im Amt“, sagte Ebling – und zeichnete Merkator mit dem Ehrenring der Stadt Mainz aus. Der Geehrte wünschte Stadtrat und Verwaltung „die Kraft und Energie, gute Politik zu machen – sachbezogen und ideologiefrei.“

Eine seiner letzten Aktionen: Das Open Ohr 2017 – jetzt geht Kurt Merkator in den Ruhestand. – Foto: gik

Seit 2003 lenkte der bodenständige Sozialdemokrat die Geschicke seiner Heimatstadt Mainz mit, erst als Finanzdezernent, ab 2007 als Sozialdezernent. Der gebürtige Finther war ein Sozialdemokrat alten Schlages: Zupackend, unprätentiös und sein Amt ganz in den Dienst der Menschen stellend. „Ein freundlicher Finther Dickkopf“, so nannte ihn einmal die Mainzer Rhein-Zeitung zum 50. Geburtstag, erinnerte Ebling, und genau so habe Merkator im besten Sinne gewirkt: Besonnen, bodenständig, „dabei nie eitel, sondern geprägt von ehrlichem Mainzer Understatement“, sagte der OB. Merkator sei „nie ein Freund der vielen, aber dafür der klaren Worte“ gewesen, „eine Eigenschaft, für die er geschätzt, aber auch gefürchtet war.

Das war auch 2007 so, als der Finanzdezernent urplötzlich auch das Sozialdezernat übernehmen musste – der Stadt war die designierte Sozialdezernentin kurzfristig abhanden gekommen. „Als Du als studierter und eigentlich glücklicher Zahlenmensch ins Sozialdezernat kamst, galt der Satz: Sie hatten mehr Angst vor Dir als Du vor ihnen“, sagte Ebling. Es sei in der Anfangszeit schon ein komisches Gefühl gewesen, räumte Merkator ein: „Ich wollte nicht so recht, die wollten mich auch nicht…“ Erst nach und nach sei ihm klar geworden, „dass mir da etwas Gutes widerfahren war.“

- Werbung -
Werben auf Mainz&

Vor allem die immer offenen Türen im Sozialdezernat hätten ihn damals irritiert, räumte Merkator mit einem Schmunzeln ein. Er habe dort „viele hochengagierte, ideenreiche Menschen gefunden, die dazu beitragen, dass diese Stadt funktioniert und besser wird“, betonte der scheidende Dezernent: „Ich war oft nur Mittler und Ideengeber, der Erfolg hat viele Väter und Mütter.“ Aus mancher Zusammenarbeit sei Freundschaft geworden, vermissen werde er vor allem die Menschen.

Zum Abschied ehrte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) Merkator mit dem Ehrenring der Stadt Mainz. – Foto: gik

„Du hast einige Großtaten vollbracht, die mit deinem Namen verbunden bleiben werden“, sagte Ebling und zählte auf: Ein erstes Haushaltssicherungskonzept als Finanzdezernent, aber dann vor allem die Sicherung des städtischen Altenheims, der massive Ausbau der Kitaplätze auf jetzt 8.600 und schließlich die Rettung der Wohnbau nach ihrem Zusammenbruch. „Eine Goßtat von nationalem Rang“ nannte Ebling die Bewältigung des Flüchtlingszuzugs im Jahr 2015 und 2016. „Dass Mainz das gut bewältigt hat, das verdanken wir ganz maßgeblich Kurt Merkator“, betonte der OB.

Besonders bemerkenswert sei dabei für ihn gewesen, dass Merkator nie zugelassen habe, dass die bedürftigen Menschen in der Stadt gegeneinander ausgespielt wurden. Und schließlich der Einsatz fürs Open Ohr, der Einsatz für die Bürger: Immer hätten die eine Antwort bekommen, ob per Mail oder Brief oder sogar mit einem Anruf. „Man erlebte ihn beim Kampf gegen die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft schon auch mal schnaubend“, sagte Ebling, ein typischer Merkator-Satz sei dieser: „Demokratie ist ein anstrengendes Geschäft, aber es lohnt sich.“ Und so habe Merkator immer das Gespräch gesucht, mit Bürgern, Mitarbeitern, Menschen – aber er habe auch immer zu seinen Überzeugungen gestanden. „Lieber Kurt, die großen Fußstapfen, die Du hinterlässt, hinterlässt Du überall in der Stadt“, unterstrich Ebling: „Eine Zeit ohne Dich für uns schwer vorstellbar.“

So kannte man ihn: Kurt Merkator engagiert, nah bei den Menschen und mit Klartext. – Foto: gik

Eine Zeit ohne Dezernentenposten sei für ihn hingegen ausgesprochen gut vorstellbar, konterte Merkator vergnügt: Keine Stapel roter Terminmappen mehr am Montagmorgen, keine Kettenanfragen zu den immer gleichen Themen, keine langen Fraktionssitzungen mehr am Montagabend – „ich kann mir vorstellen, dass ich damit zurechtkomme“, sagte er. Auch den Egoismus, der sich breit mache in der Gesellschaft und manchmal auch im Rat, werde er nicht vermissen. „Ich gehe weder triumphierend noch im Groll, und da ist keine Trauer dabei“, betonte Merkator: „Ich gehe einfach, weil ich das Alter erreicht habe, wo man in den Ruhestand geht, weil es mein Wunsch war, und weil ich auf eine gute Zeit zurückblicken kann.“

Die neuen-alten Dezernenten (v.l.) Eckard Lensch und Marianne Grosse (SPD) sowie Bürgermeister udn Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) nach ihrer Vereidigung im Mainzer Stadtrat. – Foto: gik

„Es gibt ein Leben außerhalb der Rathausgitter“, betonte Merkator, und riet seinen Kollegen eindringlich, die Nähe zu den Menschen sei draußen vor der Tür: „Ich kann jedem nur empfehlen, diese Nähe zu suchen. Man nicht immer allen helfen, das muss man wissen, aber man sollte es wenigstens versuchen.“ Die Arbeit gebe einem eine Menge zurück, sagte Merkator, und riet seinen Nachfolgern und Kollegen: „Scheuen sie sich auch nicht, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und duchzustehen – am Ende haben sie sich immer als richtig erwiesen.“

Jetzt freue er sich auf die schönen Dinge: „Konzert statt Bürgerversammlung, Weinkneipe statt Jugendhilfeausschuss, das sind so Perspektiven, die durchaus Geschmack am Ruhestand machen“, sagte Merkator. Auch habe er durchaus noch Pläne, doch aus der Politik werde er sich heraushalten. „Ich werde nicht oben in der Bürgerfragestunde sitzen, keine Leserbriefe schreiben oder in Facebook alles besser wissen“, beruhigte er – aber aktiv werde er bleiben, sagte Merkator, und fügte hinzu: „Ich bin dann mal weg, aber wir sehen uns.“

Der Stadtrat verabschiedete ihn mit lang anhaltendem Applaus. Im Anschluss wurde Merkators Nachfolger Eckart Lensch (SPD) als neuer Sozialdezernent vereidigt, ebenso die im Amt bestätigten Bürgermeister Günter Beck (Grüne) und Baudezernentin Marianne Grosse (SPD).

Info& auf Mainz&: Mehr zur Biographie und dem Wirken von Kurt Merkator findet Ihr auch in diesem Mainz&-Artikel. Lensch tritt sein Amt zum 1. Juli 2017 an, mehr zu den Plänen des Neuen findet Ihr hier bei Mainz&.

 

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein