Am morgigen Dienstag lädt die Stadt Mainz zu einer Bürgerbeteiligung, es geht um die Aufwertung eines wichtigen Rheinuferbereichs: Rund um die historische Caponniere am Feldbergplatz in der Mainzer Neustadt sollen Platz und Ufer neu gestaltet werden. Ziel sei „die Schaffung eines Aufenthaltsortes, der sowohl den Übergang Wasser/Rhein – Grüne Achse erlebbar macht, als auch den historischen Bezug des Ortes in Szene setzt“, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung. Der Bereich vor und neben der Caponniere soll neu geordnet werden, dabei könnte auch ein Großteil der Parkplätze verschwinden – womöglich auch die, die zum Café 7 Grad gehören. Unklar ist auch noch, wie die dort geplante Autoabsetzanlage für Binnenschiffer integriert wird.

Die denkmalgeschützte Caponniere ist ein alter Wehrturm der früheren Mainzer Befestigungsanlage. - Foto: gik
Die denkmalgeschützte Caponniere ist ein alter Wehrturm der früheren Mainzer Befestigungsanlage. – Foto: gik

Die Caponniere ist ein Turmgebäude der ehemaligen Mainzer Festungsmauer, errichtet als Wehrturm im Jahr 1887, das denkmalgeschützte Türmchen am Ende des Feldbergplatzes beherbergt seit vielen Jahren ein Café. Das Rheinufer rund um den Turm fristet indes seit Jahrzehnten ein Schattendasein: Altes Kopfsteinpflaster, Eisenbahnschienen und eine große Freitreppe zum Rhein, dazu ein großer Parkplatz rund um eine baumbestandene Wiese – bislang wirkte das Umfeld eher unaufgeräumt.

Das soll nun anders werden: Die Stadt Mainz plant mit Hilfe von Mitteln des Förderprogramms „Soziale Stadt“ die Aufwertung des Umfelds als Teilprojekt der sogenannten „Grünen Achse“ in der Mainzer Neustadt. Ein Landschaftsarchitektur-Büro wurde mit der Planung der Freiräume betraut, das Ergebnis will die Stadt am morgigen Dienstagabend den Bürgern vorstellen. Ziel sei „die Schaffung eines Aufenthaltsortes“, heißt es in der Vorlage der Stadt, die Ende 2019 dem Ortsbeirat Neustadt präsentiert wurde: Das Rheinufer und die Grüne Achse sollen erlebbar gemacht werden, zudem „eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs im Bereich um die Caponniere erfolgen, um den Blickachsen am Rhein und den besonderen Gegebenheiten vor Ort Rechnung zu tragen.“

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Das Mainzer Rheinufer vor der Caponniere am Feldvergplatz. - Foto: gik
Das Mainzer Rheinufer vor der Caponniere am Feldvergplatz. – Foto: gik

Das könnte aber auch die komplette Streichung der bisherigen Parkplätze auf dem Platz neben der Caponniere bedeuten – bislang war hier eine der wenigen Möglichkeiten für Anwohner und Besucher, ihre Autos abzustellen. Betroffen wären von einer Änderung vor allem alteingesessene Bewohner entlang der Taunusstraße und des Feldbergplatzes – die Bewohner der neuen Gebäude im Wohngebiet Zollhafen besitzen alle eigene Parkplätze in der zum Gebiet gehörenden Tiefgarage.

In dem im Dezember vorgestellten Plan der Stadt sind nun nur noch vier Parkplätze für die Caponniere eingezeichnet, was aus den übrigen Parkplätzen wird, ist unklar. Der Bereich vor der Caponniere soll breiter als heute für den Autoverkehr abgesperrt werden. Das alte Basalt-Kopfsteinpflaster soll hier ebenso erhalten bleiben wie die Eisenbahnschienen und die breite Freitreppe zum Rhein – sie gehört zur denkmalgeschützten historischen Kaimauer. Vom Rhein aus links von der Caponniere ist dem Plan zufolge ein neuer kleiner Platz vorgesehen der einen Übergang zum angrenzenden Spielplatz bietet. Ein Rasenbereich ist hier nur schmal entlang des Rheinufers eingezeichnet.

Der Parkplatz zwischen dem Rheinkai 500 und der Caponniere gehört den Mainzer Stadtwerken, hier soll eine Autoabsetzanlage für Binnenschiffer entstehen. - Foto: gik
Der Parkplatz zwischen dem Rheinkai 500 und der Caponniere gehört den Mainzer Stadtwerken, hier soll eine Autoabsetzanlage für Binnenschiffer entstehen. – Foto: gik

Laut Beschreibung der Stadt soll insgesamt ein „attraktiver Erholungs- und Aufenthaltsort angeboten werden, der das Bewusstsein und die Wahrnehmung der historischen Bezüge als auch der hochwertigen Umgebung fördert.“ Der Bereich bilde auch ein Bindeglied zwischen der aus der Innenstadt kommenden Grünanlage „mit dem noch zu entwickelnden Part in Richtung neues Quartier Zollhafen“, heißt es weiter.

Fragen stellen sich da nicht nur zu den Parkplätzen: Der Plan zeichnet nämlich die vor der Caponniere geplante Autoabsetzanlage für Binnenschiffer nur rudimentär und als schmale Brücke ein – und zwar vor dem Parkplatz der Mainzer Stadtwerke direkt am Rheinufer. In den Plänen der Wasser- und Schifffahrtsdirektion, dem Bauträger des Vorhabens, hieß es bislang jedoch, hier soll ein 7,5 Meter breiter Landesteg für die Autos der Binnenschiffer gebaut werden – das wäre deutlich breiter, als in dem Plan der Stadt skizziert. Laut der offiziellen Vorentwurfszeichnung zu den Planungen lägen die Binnenschiffe damit während des Abladens zudem direkt vor der Freitreppe, und zwar in gesamter Länge.

Offizielle Vorplanung der Wasser- und Schiffahrtsdirektion für die Autoabsetzanlage vor der Caponniere. - Screenshot: gik
Offizielle Vorplanung der Wasser- und Schiffahrtsdirektion für die Autoabsetzanlage vor der Caponniere (rot markiert). – Screenshot: gik

Der Plan des Architekturbüros sieht zudem vier Parkplätze für die Binnenschiffer unmittelbar auf dem Stadtwerke-Parkplatz vor, ob der Platz hier dafür überhaupt ausreicht, und was mit dem Parkplatz ansonsten geschehen soll, bleibt offen. Bezüglich der Parkplätze zwischen Caponniere und der neuen Zollhafenbebauung mit dem „Rheinkai 500“ stellt sich zudem eine weitere Frage: Bauderzenentin Marianne Grosse (SPD) gab dazu auf eine persönliche Anfrage des Grünen-Stadtrats Ansgar Helm-Becker im Mainzer Stadtrat im Dezember bekannt, der Parkplatz gehöre mit 40 Stellplätzen zum Café 7 Grad in der Kunsthalle.

Helm-Becker hatte von der Verwaltung wissen wollen, wann sie denn die zu dem Gastronomiebetrieb notwendigen Stellplätze ausweisen wolle – bislang parken Gäste des 7 Grad meist auf dem Hafengelände selbst, direkt vor der Tür. Die überraschende Antwort der Stadt: die 40 Stellplätze gebe es längst, sie seien „auf dem Flurstück Nr. 96/2 der Flur 26 (Parkplatz am Rheinufer zwischen „Caponniere“ und Zollhafenbebauung „Rheinkai 500″) nachgewiesen und dort durch Baulast öffentlich-rechtlich gesichert.“ Diese Parkplätze seien „dadurch dauerhaft an das genannte Bauvorhaben gebunden und stehen diesem zum Nachweis der notwendigen Stellplätze zur Verfügung.“ In den Plänen des Architekturbüros ist nun aber von den Stellplätzen nichts mehr zu sehen, auch der schriftliche Teil der städtischen Vorlage schweigt sich dazu aus.

Plan der Stadt Mainz zur Gestaltung des Umfelds der Caponniere am Rheinufer neben dem Mainzer Zollhafen. - Screenshot: gik
Plan der Stadt Mainz zur Gestaltung des Umfelds der Caponniere am Rheinufer neben dem Mainzer Zollhafen. – Screenshot: gik

Konkret überplant wurde indes der Bereich vor der Caponniere und südlich in Richtung Innenstadt, als oberstes Gestaltungsprinzip wird „das Freistellen der Freiflächen vom ruhenden Verkehr“ angegeben – die Räume sollen Fußgängern und Radfahrern vorbehalten bleiben. Das erhöhe die Verkehrssicherheit, insbesondere im geplanten barrierefreien Zugangsbereich des Kinderspielplatzes, werteten gleichzeitig das Erleben am Wasser au, heißt es weiter. Auch werde dadurch „die Attraktivität der nicht in Frage stehenden Außengastronomie der „Caponniere“ gesteigert.“ Die Vorplanung diene nun „als Diskussionsgrundlage für die anstehende Bürgerbeteiligung, lässt aber noch genug Spielraum für Anpassungen“, so die Stadt. Am Dienstagabend will die Stadt nun die Meinung der Bürger dazu hören, eine weitere Bürgerbeteiligung soll folgen, sobald die Anregungen der Bürger bearbeitet wurden.

Info& auf Mainz&: Die erste Bürgerbeteiligung zur Aufwertung des Rheinufers am Feldbergplatz und dem Umfeld der Caponniere findet am Dienstag, den 28. Januar 2020 um 18.30 Uhr in der Gymnastikhalle der Feldbergschule statt. Mehr zu den geplanten Schiffsanlegern vor der Südmole des neuen Wohngebietes Zollhafen sowie zu der Autoabsetzanlage vor der Caponniere lest Ihr hier bei Mainz&.

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