Nicht ganz pünktlich um 11.11 Uhr war es heute so weit: Das erste „Helau“ der neuen Kampagne schallte über den Schillerplatz, rund 6.000 kostümierte Narren schunkelten und feierten trotz Novermbergrau. „Jetzt darf man sich wieder als Narr fühlen“, rief der Präsident des Mainzer Carnevals-Vereins (MCV), Reinhard Urban, in die Menge – zumindest für diesen einen Tag war das der Fall. Am 11.11. lupfen die Narren traditionell den Vorhang für die neue Kampagne ein wenig, bevor die Weihnachtszeit die Regie übernimmt. So richtig beginnt die Fastnachtskampagne 2020 ja erst am 1. Januar, das Besondere in diesem Jahr: Mainz hat wieder ein Prinzenpaar!

Das Mainzer Prinzenpaar Jacqueline I. und Heinricht II. präsentieren sich am 11.11.2019 dem Narrenvolk auf dem Schillerplatz. - Foto: gik
Das Mainzer Prinzenpaar Jacqueline I. und Heinricht II. präsentieren sich am 11.11.2019 dem Narrenvolk auf dem Schillerplatz. – Foto: gik

Jacqueline Seuthe ist noch ziemlich nervös. „Es wird spannend und aufregend“, sagt die 23-Jährige, im schicken blauen Mantel und Narrenkappe auf dem Haupt steht sie auf dem Balkon des Osteiner Hofs in Mainz. Unten jubeln ihr Tausende Narren zu, Jacqueline staunt genauso wie der Mann an ihrer Seite: „“Es ist eine Riesenehre, Prinz zu sein“, sagt Heinrich Diefenbach – in der Kampagne 2020 sind Jacqueline I. und Heinrich II. das Prinzenpaar für Mainz. Am Montag hatten die beiden närrischen Majestäten ihren ersten Auftritt vor dem Narrenvolk, natürlich am 11.11., natürlich auf dem Schillerplatz. 6.000 Narren drängten sich unten, um den Start um 11.11 Uhr nicht zu verpassen, im Laufe des Tages tummelten sich nach Angaben der Mainzer Polizei insgesamt 10.000 Menschen beim Narrentreiben.

So richtig beginnt die Fastnachtskampagne 2020 ja erst am 1. Januar mit dem Neujahrsumzug der Garden, am 4. Januar steht dann die Inthronisierung von Jacqueline I. und Heinrich II. an. „Ich bin im MCC, seit ich ein kleiner Junge war“, erzählt Heinrich Diefenbach Junior, schon Vater und Großvater waren dem Verein verbunden, aktive Wagenbauer alle beide. Kein Wunder, dass der Junior heute auch beruflich mit vier Rädern zu tun hat: Der 3 x 11 Jahre alte Fastnachtsprinz arbeitet als Wirtschaftsingenieur bei einem großen Autokonzern in Stuttgart und betreibt in Mainz eine Oldtimerwerkstatt, wie er Mainz& verriet. Geboren ist Heinrich I. am Rosenmontag – wie sollte daraus kein Fastnachtsprinz werden?

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Seine Prinzessin Jacqueline wurde an Silvester geboren, auch sie ist gebürtige Mainzerin und studiert derzeit in Leipzig Wirtschaftsmathematik. „Für die Kampagne werde ich aber in Mainz sein“, versichert sie: „Das wird eine spannende Kampagne.“ Schon als Kind war Jacqueline begeisterte Teilnehmerin des Jugendmaskenzuges, arbeitete auch schon am MCC-Clubmagazin „Konfetti“ mit. Prinzenpaare sind in Mainz ja keine ständige Tradition, nur zu besonderen Gelegenheiten werden närrische Majestäten gekürt. Zuletzt war das 2014 der Fall, als die Jocus-Garde ihr 125. Bestehen feierte.

Symbolfigur des MCC: Der Till auf der Reichstagskuppel, verkörpert von Friedrich Hofmann. - Foto: gik
Symbolfigur des MCC: Der Till auf der Reichstagskuppel, verkörpert von Friedrich Hofmann. – Foto: gik

In der Kampagne ist es nun der MCC, einer der vier großen Mainzer Fastnachtsvereine, der ein großes Jubiläum feiert: 11 x 11 Jahre alt wird der Club, gegründet wurde er zur Fastnachtskampagne 1899. „Wir sind aus der Wirtschaftsfastnacht hervorgegangen“, erzählte MCC-Vizepräsident Friedrich Hofmann Mainz&. In den 1890er Jahren traf sich der „Birnbaum Club“ im Gasthaus zum Birnbaum, man hielt Sitzungen ab, es gab Büttenreden – schon damals tat sich der Club als „Rednerschule“ hervor.

Doch der Birnbaum mit seinen 250 Plätzen wurde zu klein, so siedelten die Fastnachter 1898 in den Schöfferhof über – und fusionierten mit den dort tätigen „Humoristische Derke“, den „humoristischen Türken“ von Mainz. Der neue MCC verstand sich als Club der kleinen Leute, „es war der Club der Handwerker und kleinen Beamten“, erzählt Hofmann. Die Veranstaltungen waren preisgünstig, der MCC wurde schnell zum „roten Club“, als Gegengewicht zum „schwarzen Club“ – dem großen Mainzer Carnevals-Verein (MCV).

Sind schon gespannt auf die Kampagne: Das Prinzenpaar des MCC, Prinzessin Jacqueline I. und Prinz Heinrich II. – Foto: gik

Die Rednerschule blieb ein Markenzeichen des Clubs, seine Symbolfigur ist bis heute der Till, der seit dem Jahr 2000 auf der Reichstagskuppel Platz nimmt. „Man steigt den Mächtigen aufs Dach“, sagt Hofmann schmunzelnd, das sei schließlich die Aufgabe des Narren. Seit 25 Jahren verkörpert der 63-Jährige den feinsinnigen Narren mit den geschliffenen Reimen, 2020 wird Hofmanns letzte Kampagne in dieser Rolle sein – ein Jüngerer soll künftig in das Gewand des Narren schlüpfen.

Auf Jacqueline I. und Heinrich II. warten in der Kampagne nun rund 80 Auftritte. Worauf sie sich am meisten freuen, haben wir in unserem Mainz&-Interview gefragt: „Wir freuen uns auf die vielen lieben Menschen“, sagt der Prinz, und die Prinzessin ergänzt: „Und auf die Mainzer Lebensfreude.“ Wie gut das zu dem Motto der Fastnachtskampagne 2020 passt: „Humor ist Meenzer Lebensart, mit Herz und Toleranz gepaart.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Motto der Mainzer Fastnachtskampagne und zum dazu passenden Zugplakattche lest Ihr hier bei Mainz&. Der MCC feiert sein Gründungsjubiläum schon einmal am 5. Dezember, dem Jahrestag der Gründung, mit einem Fackelumzug. Jacqueline I. und Heinrich II. werden dann am, 4. Januar im Kurfüstlichen Schloss inthronisiert – ein erstes kleines Videointerview mit Mainz& findet Ihr hier auf unserer Facebook-Seite und hier in unserem Youtube-Kanal. Die offizielle Seite des MCC findet Ihr hier im Internet.

 

 

 

 

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