Es ist ein permanentes Ärgernis: Die Engstelle auf der Schiersteiner Brücke von Mainz Richtung Wiesbaden ist zum dauerhaften Staupropfen für das ganze westliche Rhein-Main-Gebiet geworden. Nun verzögert sich auch der Bau der Schiersteiner Brücke noch um mehr als ein halbes Jahr: Erst im Spätsommer 2017 wird die neue Brückenhälfte neben der alten Schiersteiner Brücke fertig, räumte der Straßenbaubetrieb Hessen Mobil nun ein. Grund dafür ist auch ein neues, 120 Meter langes Brückenteilstück, das nun über den Rhein an Ort und Stelle geschoben wurde. Die Engstelle auf Mainzer Seite soll allerdings „schon“ im Frühjahr 2017 entschärft werden.

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Warten aufs Anheben: Das neue Brückenteilstück über dem Rhein an der Schiersteiner Brücke – Foto: gik

Es war eine wahrhaft spektakuläre Aktion: Ein 2.000 Tonnen schweres, komplett fertiges Brückenstück schwebte am Montag quer über den Rhein und den Mombacher Rheinarm stromauf in Richtung Schiersteiner Brücke. Es war ein 120 Meter langes Teilstück des neuen Brückenbauwerks, das vom Schiersteiner Ufer an seinen Bestimmungsort gebracht wurde. Fotos davon haben wir leider nicht – Hessen Mobil informierte die Presse leider erst am Montagvormittag, als die Brücke schon fast den Rhein überquert hatte.

„Wir mussten schnell reagieren und wussten selbst erst am Montagfrüh, dass der Transport klappt“, sagte Alexander Pilz von Hessen Mobil am Dienstag Mainz&: „Wir lagen zwei Monate mit der fertigen Brücke in Wartestellung.“ Der Grund: Wasser gefüllte Pontons trugen das Brückenteilstück über den Rhein, die Schwimmkörper ragen aber bis zu 2,50 Meter tief ins Wasser hinab, um das Gewicht der Brücke tragen zu können. Um die Pontons einsetzen zu können, brauchte es einen Mindestwasserstand von drei Metern im Rhein – und der war die vergangenen Wochen nicht gegeben. So lag die fertige Brücke zwei Monate lang in Wartestellung am Ufer, am Montag dann  passte alles – und Hessen Mobil startete die dreitägige Aktion.

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Brückenteil auf Ponton, in Position zum Einbau in die neue Schiersteiner Brücke – Foto: gik

„Wir mussten um die Rettbergsaue in den Mombacher Rheinarm fahren“, erklärte Pilz. Am Montag schwamm das komplette Brückenstück gegen die Strömung langsam in seine Position zwischen Mombacher Ufer und Rettbergsaue. „Es ging alles sehr schnell“, sagte Pilz zufrieden – bereits Dienstagfrüh lag das neue Brückenstück richtig in Position auf dem Rheinarm. Die letzten Meter wurde der Koloss von Seilen gezogen, damit könne man ihn bessern steuern, erklärte Pilz.

Auf die richtige Höhe wurde das Brückenteil auf den Pontons dann erst einmal durch Stahlelemente gebracht, die einzeln unter die Brücke geschoben wurden. „Das war wie Bierkisten unterschieben“, sagte Pilz schmunzelnd. Am Dienstagmittag übernahmen Litzenheber, riesige Stahlseilzüge, das Anheben der Brücke um weitere sechs Meter auf die Fahrbahnhöhe. Dabei hakte es zunächst – es hatten sich wohl Stahlseile an einem Punkt irgendwie verklemmt. Sobald die Litzenheber greifen, sollte das Brückenteil in 50-Zentimeter-Schritten angehoben werden, das werde einige Stunden dauern, sagte Pilz.

Danach werden beide Enden der Hohlkörper verschweißt, damit sich die Brücke selbst trägt. Dann folgt die Ausstattung der Brücke mit Fahrbahnbelag und Straßenausstattung wie Geländer, Fuß- und Radweg. Am Ende wird die neue Brücke über den Rhein drei Fahrspuren tragen, auch wenn das derzeit noch gar nicht so aussieht. Die zweimonatige Wartezeit aufs Einschwimmen habe aber maßgeblich zu der Verzögerung der Fertigstellung beigetragen, sagte Pilz. Dazu kam das Wetter: Weil es zuerst zu nass und dann zu heiß war, konnte der Korrosionsschutz nicht aufgetragen werden. Dazu hätten weitere kleinere Sachen sich in der Summe zu dem neuen Abschlussdatum summiert.

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So soll die neue Zwischenlösung aussehen: Über das Teilstück West des Herzstücks soll ab Frühjahr 2017 wieder Verkehr rollen. Das wird derzeit aber noch geprüft. Derzeit rollt der Verkehr nur über Ost. – Grafik: LBM

Die Engstelle auf rheinland-pfälzischer Seite soll aber nach Möglichkeit bereits im Frühjahr 2017 entschärft werden: Derzeit werde die Statik des mittleren „Herzstücks“ geprüft, sagte Pilz. Das war genau der Teil, der bei dem Brückenunfall im Februar 2015 abgesackt und beschädigt worden war. Seither hat der Landesbetrieb in Rheinland-Pfalz das alte marode Herzstück unterfüttert, der Verkehr rollte derzeit nur über die südliche Mainzer Hälfte. Wenn auch über den mittleren Teil des Übergangsstücks zwischen Brücke und Vorlandbrücke Verkehr rollen könnte, würde Raum gewonnen – dann könnten wieder zwei volle Fahrspuren von Gonsenheim aus Richtung Wiesbaden führen.

Info& auf Mainz&: Auf Mainz& findet Ihr eine umfangreiche Berichterstattung zur Schiersteiner Brücke und dem Bauunfall im Februar 2015, der eine ganze Region lahm legte – einfach in der Suchmaske mal „Schiersteiner“ eingeben. Einen Artikel über die Fahrspurregelung in Mombach findet Ihr hier. Den Bericht zum Gutachten über die Ursache des Bauunfalls im Februar gibt es übrigens hier, einen zu Verzögerungen auf hessischer Seite hier.  Zu den Informationen des Landesbetriebs Verkehr geht’s hier entlang.

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