Paukenschlag am Freitagabend: Die Bundesregierung hat das gesamte Land Spanien erneut zum Hochrisikogebiet der Corona-Pandemie erklärt, das betrifft auch die Balearen mit der beliebten Ferieninsel Mallorca. Das Robert-Koch-Institut setzte am Freitagabend das spanische Festland und die Balearensinseln auf die Risikoliste, ausgenommen sind nur die Kanaren. Damit erreicht die Corona-Pandemie nach dem Abflauen der vergangenen Wochen eine neue zweite heiße Phase. Derweil sind die Teststationen für Reiserückkehrer offenbar überlastet: Eine Mainzerin berichtete, Termine gebe es nur noch für Urlauber aus Risikogebieten, freiwillig Testsuchende gingen leer aus.

Lange Schlangen an der Teststation für Reiserückkehrer - reichen die Kapazitäten nicht aus? - Foto: Gesundheitsamt Mainz
Lange Schlangen an der Teststation für Reiserückkehrer – reichen die Kapazitäten nicht aus? – Foto: Gesundheitsamt Mainz

Mitten in der Urlaubssaison hat die Bundesregierung das beliebte Urlaubsland Spanien erneut zum Corona-Hochrisikogebiet erklärt: In Spanien stiegen die Neuinfektionen wieder besonders schnell an, die Behörden hätten landesweit binnen 24 Stunden fast 3.000 neue Fälle gemeldet, hieß es zur Begründung, wie unter anderem Tagesschau.de berichtet. Das Bundesgesundheitsministerium änderte daraufhin in Absprache mit anderen Behörden sowie dem RKI die Risikoeinschätzung für das Mittelmeerland. Damit sind Reiserückkehrer aus Spanien und von den Balearen nun verpflichtet, innerhalb von 72 Stunden nach ihrer Rückkehr einen Coronatest zu machen.

Seit dem 8. August gilt eine Testpflicht für Urlauber, die sich in den vergangenen 14 Tagen in einem als Risikogebiet eingestuften land aufgehalten hat, die Liste dieser Gebiete kann man hier auf der Homepage des RKI einsehen. Am 1. August verkündete Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zudem, jeder Reiserückkehrer könne sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen, das solle dabei helfen, die Ausbreitung der Corona-Infektionen durch Urlaubsreisende einzudämmen. Hunderte nutzten seither diese Möglichkeit, an der eigens neu dafür eingerichteten Teststation an der Alten Portland in Mainz-Weisenau bildeten sich sofort lange Schlangen.

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Corona-Teststation bei Bioscientia in Ingelheim, auch hier sind die Termine inzwischen knapp. - Foto: gik
Corona-Teststation bei Bioscientia in Ingelheim, auch hier sind die Termine inzwischen knapp. – Foto: gik

In Rheinland-Pfalz wurden binnen weniger Tage an den Teststationen für Reiserückkehrer nach Angaben des Mainzer Gesundheitsministeriums bereits mehr als 8.400 Tests durchgeführt, in Mainz können pro Tag rund 150 Tests an der eigens in Mainz-Weisenau eingerichteten Teststation durchgeführt werden. Doch offenbar reichen diese Kapazitäten angesichts des starken Andrangs nicht aus: Eine Mainzerin berichtete am Freitag auf ihrer Facebookseite, sie habe keine Chance, einen Testtermin zu bekommen, weil sie nicht in einem Risikoland Urlaub gemacht hatte. „Ich bin gestern Abend aus dem Urlaub in Italien zurückgekommen, heute habe ich drei Stunden in der Warteschlange der Corona-Hotline verbracht“, berichtete Barbara Lampe im Gespräch mit Mainz&.

Nach drei Stunden Wartezeit habe sie zwar eine Gesprächspartnerin bekommen – aber keinen Test: Termine an der Mainzer Teststation gebe es derzeit nur für Menschen, die aus Risikogebieten zurückgekehrt seien, erfuhr Lampe. Sie sei dann an das Ingelheimer Testlabor Bioscientia verwiesen worden, dort habe man ihr aber erst einen Termin am kommenden Montag anbieten können – damit aber könne sie die geforderte Frist von 72 Stunden nicht mehr einhalten. Ansonsten sei ihr Hausarzt zuständig, habe es geheißen, der sei aber derzeit in Urlaub, berichtet Lampe weiter. Bei der Vertretung hieß es zwar: Sie könne den Test machen lassen, das koste aber 120 Euro.

Symbolbild Coronatest im Labor. - Foto: Bundesgesundheitsministerium
Symbolbild Coronatest im Labor. – Foto: Bundesgesundheitsministerium

„Ich kann nachvollziehen, dass die überlastet sind, es kommen jetzt so viele aus dem Urlaub zurück“, betonte Lampe weiter. Zudem seien alle Damen an den Hotlines sehr freundlich und hilfsbereit gewesen. „Die Stadt Mainz sollte dann aber auch transparent machen, das die Leistung eines kostenlosen Tests für Menschen aus Nicht-Risikogebieten derzeit nicht möglich ist“, sagte Lampe weiter. Sie selbst werde nun „zu keinem Test gehen und hoffen, dass es okay ist.“

Seit gut zwei Wochen steigen die Corona-Infektionen in ganz Europa wieder an, Frankreich erklärte am Freitag Paris erneut zur Risikozone, zuvor waren bereits einzelne Strände in der Bretagne gesperrt, in manchen Städten wie Nizza eine Maskenpflicht auch im Freien ausgerufen worden. Die Bundesregierung hatte vor etwa zwei Wochen bereits drei spanische Regionen im Nordosten des Landes zu Risikogebieten erklärt, darunter auch Barcelona und die beliebte Urlaubsregion der Costa Brava. Für die Tourismusindustrie in Spanien sind das harte Schläge.

Der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, Lars Schade, warnte am Freitag eindringlich, die Corona-Regeln wieder stärker einzuhalten. - Screenshot: gik
Der Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, Lars Schade, warnte am Freitag eindringlich, die Corona-Regeln wieder stärker einzuhalten. – Screenshot: gik

„Diese Pandemie ist noch nicht vorbei, die Infektionsfälle weltweit steigen weiter dynamisch an“, warnte am Freitag RKI-Vizepräsident Lars Schade eindringlich auf einer Pressekonferenz. In Deutschland meldete das RKI am Donnerstag 1445 Fälle, am Freitag waren es 1449. Damit liegt seit etwa einer Woche die Zahle der Neuinfektionen stabil bei mehr als 1.000 Fällen pro Tag, Tendenz steigend. „Das ist eine ernst zu nehmende und Besorgnis erregende Entwicklung“, betonte Schade, „wir dürfen diese Entwicklung so nicht weiter laufen lassen.“

Schade warnte eindringlich vor Leichtsinn und einem Nachlassen bei den Corona-Regeln: „Wir müssen weiter unsere Kontakte einschränken, Abstand halten, Masken tragen“, mahnte er: „Verzichten Sie auf Feiern so gut wie möglich, beschränken Sie Ihre Reisen auf das Notwendigste, und schon gar nicht in Hochrisikogebiete.“ Menschenansammlungen sollten möglichst gemieden werden, besonders in geschlossenen Räumen. „Anders wird es nicht gehen“, warnte Schade, „wir drohen, die Kontrolle zu verlieren.“

Info& auf Mainz&: Fragen und Antworten zum Thema Reise und Reiserückkehrer findet Ihr hier auf der Homepage des Bundesgeusndheitsministeriums, die ganze Liste der Risikogebiete könnt Ihr hier beim RKI einsehen. Offizielle Reisewarnungen und Quarantänebestimmungen findet Ihr zudem hier beim Auswärtigen Amt. Wir haben natürlich noch versucht, eine Stellungnahme beim Gesundheitsamt Mainz-Bingen zur Frage der überlasteten Testlabors zu bekommen – allein: vergeblich. Es war niemand mehr zu erreichen. Wir versuchen es am Montag noch einmal. Wir fanden die Information aber so relevant – vor allem für alle Reiserückkehrer -, dass wir Sie Euch nicht vorenthalten wollten. Mehr zu der Teststation in Weisenau, ihren Öffnungszeiten sowie zu den Hotlines findet Ihr hier bei Mainz&.

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