Die enorme Hitzewelle stellt auch die Wasserversorgung in Mainz vor Herausforderungen: Am Montag wurde in Mainz mit 83.000 Kubikmetern ein Rekordverbrauch an Trinkwasser in diesem Jahr gemeldet – das war nur wenig unter dem bisherigen Verbrauchsrekord von 2019. Und genau das macht den Stadtwerken Sorgen: Die Spitzenverbräuche stiegen in den vergangenen vier Jahren um die Hälfte an, auch in Mainz ruft man deshalb dazu auf, sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. Wassersperren wie in anderen Kommunen Deutschlands drohen aber nicht – noch nicht.

Der Wasserverbrauch in Mainz ist in der derzeitigen Hitzewelle rekordverdächtig hoch. - Foto: gik
Der Wasserverbrauch in Mainz ist in der derzeitigen Hitzewelle rekordverdächtig hoch. – Foto: gik

Zuständig für die Trinkwasserversorgung in Mainz sind die „Mainzer Netze“, eine Tochtergesellschaft der Mainzer Stadtwerke. „Ja, wir sind gut ausgelastet“, heißt es dort am Mittwoch zur Frage nach der Trinkwasserversorgung in Mainz – bundesweit warnten zu Wochenbeginn Stadtwerke vor Folgen eines hohen Trinkwasserverbrauchs, in manchen Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Hessen wurden gar Gartenwässern und Autowaschen verboten. In mehreren Kommunen in Hessen wurde bereits der „Trinkwassernotstand“ ausgerufen, so etwa in den Taunus-Gemeinden Grävenwiesbach, Schmitten und Weilrod, berichtet die Hessenschau.

Grund ist nicht nur die derzeitige Hitzewelle: Auch in diesem Frühjahr regnete es vielerorts viel zu wenig, und das inzwischen im dritten Jahr in Folge. 2018 begann mit dem heißen Sommer eine Dürreperiode, die bis heute anhält, auch 2019 und bisher in diesem Jahr regnete es viel zu wenig – das Rhein-Main-Gebiet kam dabei 2020 noch vergleichsweise gut weg: Hier fiel noch mehr Regen als anderswo, aber auch hier fiel nicht genug. Die Folge: Die Grundwasserspiegel sinken, in Hessen seien Ende Juli die Grundwasserstände an 60 Prozent der Messstellen unterdurchschnittlich gewesen, berichtet die Hessenschau.

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Noch sprudelt das Trinkwasser in Mainz, auch hier aber sinken die Grundwasserpegel wegen der Trockenheit. - Foto: gik
Noch sprudelt das Trinkwasser in Mainz, auch hier aber sinken die Grundwasserpegel wegen der Trockenheit. – Foto: gik

Auch in Mainz kennt man das Problem: „Die Trinkwasserversorgung stellt uns vor große Herausforderungen“, sagte schon im Frühjahr der technische Geschäftsführer der Mainzer Stadtwerke, Tobias Brosze, bei der Bilanz-Pressekonferenz der Stadtwerke. Die Pegel von Grundwasser und Rhein lägen wegen der anhaltenden Dürre niedriger als sonst – vielen ist der ausgetrocknete Rhein des Sommers 2018 noch in lebhafter Erinnerung, als die Menschen im Flussbett spazieren gingen und der Binger Mäuseturm trockenen Fußes zu erreichen war.

Vergangene Woche rief das Mainzer Umweltministerium die erste Warnstufe wegen steigender Temperaturen in den Flüssen aus: Ende Juli habe der Rhein eine Tagesmitteltemperatur von 25 Grad Celsius erreicht, durch die Hitzewelle könne das noch auf 27 Grad Celsius steigen, warnte Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Das würde Algenwachstum fördern und den Sauerstoffgehalt im Wasser senken – Fische und andere Lebewesen im Rhein wären gefährdet. Mit der Warnstufe 1 müssen nun Unternehmen, die Wasser in den Rhein einleiten, vorsorgliche Maßnahmen ergreifen.

Ausgetrockneter Rhein bei Mainz im Oktober 2018. - Foto: gik
Ausgetrockneter Rhein bei Mainz im Oktober 2018. – Foto: gik

Dazu kommt: wegen der Hitzejahre steigt gleichzeitig auch der Wasserverbrauch in der Region ständig an. An diesem Montag wurden allein in Mainz 83.000 Kubikmeter Wasser verbraucht, sagte Sprecher Michael Theurer am Mittwoch auf Mainz&-Anfrage – das liege nur knapp unter den 88.000 Kubikmetern, die am 26. Juli 2019 erreicht wurden. Das galt damals als einsamer Rekord, vor allem aber ist es erheblich mehr als in früheren Jahren, “ da hatten wir mal 60.000 Kubikmeter am Tag“, berichtet Theurer.

Die Tageshöchstwerte beim Wasserverbrauch seien in vier Jahren um 50 Prozent gestiegen, berichtete Brosze, und appellierte: „Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren, gerade an heißen Tagen behutsam mit dem kostbaren Nass umzugehen“, sagte er – zumal zu befürchten sei, dass wegen der Coronapandemie weniger Leute in Urlaub fahren würden. Das war vor den Sommerferien, und so kam es dann auch: Statt in Urlaub zu fahren, bleiben viele Mainzer zuhause – und stellten dafür in ihren Gärten Swimmingpools auf.

Gärtner wässern die städtischen Blumenbeete auf dem Liebfrauenplatz. - Foto: gik
Gärtner wässern die städtischen Blumenbeete auf dem Liebfrauenplatz. – Foto: gik

Der Wasserverbrauch liege „im extremen Bereich“, heißt es bei den Stadtwerken – kritisch sei die Lage aber noch nicht: „Mainz ist mit drei Wasserwerken gut aufgestellt“, sagte Theurer. Die Mainzer Trinkwasserversorung beruht zum Teil auch auf Uferfiltrat aus dem Rhein, dazu werden derzeit zwei neue Brunnen aus der Petersaue gebaut, die Trinkwasserleitung vom Werk Hof Schönau bei Rüsselsheim wird seit einiger Zeit erneuert und bietet dann größere Transportkapazitäten. Die Mainzer Netze baten deshalb schon im April einmal kurz die Mainzer, auf die Gartenwässerung zu verzichten – wegen der großen Dürre konnten die Wasserwerke Petersaue und Eich bei Worms nicht die sonst übliche Menge liefern.

„Der Grundbedarf ist auf jeden Fall gesichert“, betonte Brosze denn auch, dennoch gelte der Appell, mit dem frischen Nass sparsam umzugehen – und etwa nicht in der Mittagshitze den Garten zu sprengen. „Wir hoffen, dass wir nicht in eine paar Wochen gezwungen werden, Sparmaßnahmen einzuführen“, fügte Brosze hinzu.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den niedrigen Rheinpegeln im Jahr 2018 könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.  Das Umweltbundesamt empfiehlt im Übrigen, verstärkt Regenwasser im Haushalt zu nutzen (so es denn kommt…), ausführliche Tipps dazu findet Ihr hier im Internet.

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